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Die schlimmsten Ryder-Cup-Outfits

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Ins Ryder-Cup-Team berufen zu werden ist die größte Ehre, die der Golfsport zu bieten hat. Doch danach folgt die Anprobe der Mannschaftsuniformen und das Elend nimmt seinen Lauf. Wir präsentieren: die zehn größten Fashion-Sünden der Ryder-Cup-Geschichte.

10: VOLLER DURCHBLICK – TEAM USA, HAZELTINE NATIONAL 2016
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VOLLER DURCHBLICK

TEAM USA, HAZELTINE NATIONAL 2016

Das Gruselkabinett der Modesünden ist vollgestopft mit scheußlichen Team- Outfits aus der mittlerweile 97-jährigen Geschichte des Ryder Cup. Glücklicherweise haben die Ausstatter auf beiden Seiten des Atlantiks in den letzten zehn Jahren eine Menge dazugelernt, was den Kontinentalwettstreit nicht nur sportlich, sondern auch optisch zum Pflichtprogramm eines jeden Golffans macht. An der Teamkleidung der Amerikaner vor zwei Jahren im Hazeltine National Golf Club gibt es daher kaum etwas auszusetzen. Die in den amerikanischen Landesfarben gehaltenen Outfits waren mindestens so solide wie das Spiel der US-Boys; lediglich die weißen Hosen, die Davis Loves Jungs am Samstag trugen, gerieten ein klein wenig zu durchsichtig. Schließlich wollen die Fans die Schwünge von Patrick Reed und Jordan Spieth sehen und nicht die Machart ihrer Unterwäsche.

09: SCHLAMMPACKUNG – TEAM EUROPA, THE BELFRY 2002
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SCHLAMMPACKUNG

TEAM EUROPA, THE BELFRY 2002

Es braucht keinen Modeexperten, um eine Kombination aus schlammbraunen Hosen und einem senfbraunen Strickpullover als suboptimal zu entlarven. Beim Ryder Cup 2002 im englischen The Belfry entschied sich das europäische Team trotzdem für diese Symphonie der Unvorteilhaftigkeit und selbst Colin Montgomerie und Bernhard Langer konnten mit berauschendem Golf und 2,5 Punkten aus drei gespielten Vierer-Matches nicht verbergen, dass sie dabei aussehen, als wären sie in einen der zahlreichen Teiche auf dem Golfplatz gefallen.

08: KOPFSACHE – HAL SUTTON, OAKLAND HILLS 2004
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GROSSKARIERT

TEAM USA, PGA NATIONAL 1983

Als Uli Stielike 1998 zu seiner offiziellen Vorstellung als Assistent des neuen Bundestrainers Erich Ribbeck in einer toxischen Kombination aus groß kariertem XXL-Sakko und Krawatte aus der Altkleidersammlung der Hölle erschien, war ihm auf Lebzeiten der Spott der gesamten Republik sicher. Dabei hätte der dreimalige deutsche Fußballmeister beim Blick in die Golfgeschichtsbücher schnell lernen können, dass groß kariertes Auftreten selten eine gute Idee ist. Zugegeben, der Ryder Cup 1983 fand in Florida statt, aber dass die Männer um Captain Jack Nicklaus deshalb gleich in astreiner Koks-Dealer- und Zuhälter-Berufskleidung zur Eröffnungsfeier erscheinen mussten, war doch ein wenig zu viel des Guten. Fuzzy Zoellers Sonnenbrille, die wirkt, als wäre sie direkt von Don Johnsons Man Cave stibitzt, sollte jedoch lobend erwähnt werden und ist der Beweis, dass nicht alles schlecht war in den 80ern.

07: KOPFSACHE – HAL SUTTON, OAKLAND HILLS 2004
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KOPFSACHE

HAL SUTTON, OAKLAND HILLS 2004

Da einzelne Teammitglieder beim Ryder Cup kein Mitspracherecht haben, was die Modefrage angeht, trifft es auch Spieler mit einem sonst über jeden Zweifel erhabenen Stilbewusstsein oft unvorbereitet und ihnen bleibt nichts anderes übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen und die bereitgelegten Scheußlichkeiten zu tragen. Das gilt für alle außer den Captain, der Kraft seines Amtes einen gewissen Freiraum genießt, was Accessoires angeht. Wer würde sich schließlich trauen, den Skipper zu kritisieren? Der gebürtige Texaner Hal Sutton nutzte diesen Freiraum äußerst selbstbewusst aus, als er am Freitagmorgen des 35. Ryder Cup mit einem Cowboyhut auf dem Kopf aufkreuzte und voller Überzeugung verkündete: "Die Welt hat nur darauf gewartet, Tiger und Phil zusammen spielen zu sehen." Am Abend hatte sich sein vermeintliches Dream Team zwei Packungen abgeholt und Hal Sutton musste kleinlaut in den Sonnenuntergang reiten.

06: DIE ZARTESTE VERSUCHUNG – TEAM USA, CELTIC MANOR 2010
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DIE ZARTESTE VERSUCHUNG

TEAM USA, CELTIC MANOR 2010

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Tiger Woods' Reaktion wohl ausfiel, als ihm die lilafarbenen ärmellosen Cardigans präsentiert wurden, die er und seine elf Kollegen bei den klassischen Vierer-Matches in Wales 2010 tragen sollten. Mit den Nationalfarben Rot, Weiß und Blau haben die Amerikaner rein modisch gesehen einen nennenswerten Vorteil gegenüber ihrem Gegner aus Europa, umso unverständlicher ist es daher, dass Captain Corey Pavin und seine Handlanger es für eine gute Idee hielten, ihre Spieler verkleidet wie eine Herde Milka-Kühe auf die Weide zu treiben. Zu allem Überfluss hatten die Verantwortlichen die tiefen Temperaturen im herbstlichen Wales komplett unterschätzt, was ihren Superstar dazu zwang, ein langärmliges schwarzes Shirt unter seiner Team-Uniform mit kurzen Ärmeln zu tragen. Absolut gruselig.

05: GRÖSSENWAHN – TEAM EUROPA, OAK HILL 1995
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GRÖSSENWAHN

TEAM EUROPA, OAK HILL 1995

Übergroße Jacketts samt Schulterpolster und riesige Bundfaltenhosen waren eigentlich ein Relikt des vorherigen Jahrzehnts, doch in den hohen Hallen der europäischen Golf-Administration schien dieser Trend erst Mitte der 90er angekommen zu sein. Also wurden die Mannen um Kapitän Bernard Gallacher in unglaublich überdimensionierten Festtagsuniformen nach Amerika geschickt, deren Herstellung die gesamte englische Tuchindustrie für Monate lahmgelegt haben muss. Um es auch dem letzten Zweifler unmissverständlich unter die Nase zu reiben, dass Golf zu dieser Zeit ein äußerst spießiger Zeitvertreib für reiche weiße Männer war, waren die Jacketts selbstverständlich zweireihig und mit goldenen Knöpfen versehen. Selbst Don King wäre sich für diese Kluft zu schade gewesen.

04: STRICKLIESELN – WAGS TEAM EUROPA, THE BELFRY 1993
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STRICKLIESELN

WAGS TEAM EUROPA, THE BELFRY 1993

Zugegeben, bis Instagram und damit die ungenierte Selbstdarstellung überhaupt erfunden wurde, sollten noch 17 Jahre vergehen, und auch die Begrifflichkeit "WAGs" (kurz für "Wifes and Girlfriends") als ernsthafte Berufsbezeichnung im Profifußball-Zirkus war noch reine Zukunftsmusik, schließlich besuchten Cathy Hummels und Lena Gercke 1993 noch den Kindergarten. Trotzdem gibt es absolut keine Entschuldigung für die mit grober Hand gestrickten Wollabscheulichkeiten, in denen die europäischen Ehefrauen und Freundinnen ihre Partner anfeuerten. Es steckte offenbar Methode hinter diesem Wahnsinn, denn die hier abgebildeten Ryder-Cup-Pullover waren nur die Spitze des Eisbergs. Einen Tag später paradierten die Europäerinnen in nicht weniger furchtbaren und ebenfalls grotesk zu großen, breit karierten rosa Cosby-Pullovern entlang der Fairways von The Belfry.

03: WASSERSCHADEN – TEAM USA, CELTIC MANOR 2010
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WASSERSCHADEN

TEAM USA, CELTIC MANOR 2010

Lila Cardigans waren bei Weitem nicht der einzige Fauxpas, den sich die Amerikaner 2010 leisteten. Als noch schlimmer erwiesen sich ihre Regenjacken, die löchriger waren als Schweizer Käse und dem walisischen Regen nicht einmal 60 Minuten standhielten. Bereits am Freitag beschwerten sich die Spieler derart heftig über die miese Regenkleidung, dass den Teamoffiziellen nichts anderes übrig blieb, als im Merchandising-Zelt mehr als 5.500 Euro für neue Funktionsklamotten auszugeben, die als Gipfel der Demütigung vom Ausstatter des europäischen Teams geliefert wurden. Auf Seiten der Amerikaner konnte sich jedoch niemand beschweren, nicht gewarnt worden zu sein. Zwei Jahre zuvor bei der Siegerehrung im Valhalla Golf Club orakelte Nick Faldo: "See you in Wales in two years and don't forget your waterproofs." Es spricht Bände über den Kampfgeist des amerikanischen Teams von 2010, dass der Wettstreit bis zum finalen Match am Montagvormittag spannend blieb.

02: KAPITALVERSAGEN – TEAM USA & TEAM EUROPA, K CLUB 2006
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KAPITALVERSAGEN

TEAM USA & TEAM EUROPA, K CLUB 2006

2006 waren es nicht die Spiel-Outfits, in denen sich die 24 Profis in Irland duellierten, sondern die Fetzen, die während der Eröffnungs- und der Schlusszeremonie über die Bühne paradiert wurden, die dem Fass den Boden ausschlugen. Bei ihrer Ankunft in Irland sah das amerikanische Team aus wie eine edwardianische Jagdgesellschaft und bei ihrer Abreise vermittelten sie den traurigen Anblick einer Horde Budweiser-Außendienstmitarbeiter auf ihrer alljährlichen Sause. Noch übler griffen allerdings die Europäer daneben. Mit ihren dunkelbraunen Wildlederjacken vermittelten die Europäer bei ihrer Ankunft den Eindruck, auf dem Weg zum Angeltrip für frisch geschiedene Mittvierziger zu sein, absolut unglaublich waren allerdings die weißen Rollkragenpullover kombiniert mit lachsfarbenen Kalbslederjacketts (!), die während der rauschenden Siegesfeier der schockierten Öffentlichkeit präsentiert wurden und der Feier einen Hauch von 80er-Jahre- Fondue-Party verliehen. Selbst usbekische Teilnehmer am Eurovision Song Contest trauen sich so etwas nicht.

01: AUS DEM RAHMEN GEFALLEN – TEAM USA, BROOKLINE 1999
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AUS DEM RAHMEN GEFALLEN

TEAM USA, BROOKLINE 1999

Auf "The Shirt" angesprochen, verziehen selbst Mitglieder des siegreichen US-Teams von 1999 heute noch das Gesicht, denn es ist klar, dass damit nur die burgunderrote Monstrosität gemeint sein kann, mit der Payne Stewart & Co. einen schon verloren geglaubten Ryder Cup während der Singles Matches noch umbogen. Oft und zu Recht wird im Rückblick auf 1999 lediglich die infantile und unsportliche Jubelorgie nach Justin Leonards versenktem 13,7-Meter-Putt auf dem 17. Grün kritisiert, dabei wurde das wahre Verbrechen an diesem Sonntag am guten Geschmack begangen. "Wir werden die Größen der Vergangenheit ehren, während wir selbst Geschichte schreiben", rechtfertigte Team-Captain Ben Crenshaw einst seine Schöpfung, die mit zahllosen vergilbten Fotografien siegreicher amerikanischer Ryder-Cup-Teams überzogen war. Tiger Woods, der in jenem Jahr sein Ryder-Cup-Debüt gab und "The Shirt" ebenfalls tragen musste, hatte dazu eine ganz andere Meinung. Jahre später auf den Verbleib seines Hemds angesprochen, antwortete er: "Ich habe es während der Weihnachtsfeiertage in den Kamin geworfen und verbrannt. Es war einfach zu hässlich."

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