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Andrew Johnston – Teil 2

Houston, we have a beef!

Von Tim Southwell, Fotos: Phoebe Rourke

GP: Du bist zu einem Viertel Jamaikaner. Fühlst du dich als solcher? Wie war dein letzter Aufenthalt vor Ort?
AJ: Manchmal. Ich bin halb Engländer, viertel Jamaikaner und viertel Schotte, ein totales Durcheinander! Ich werde richtig braun, bekomme aber auch Sonnenbrand. Ich hatte lange vor, dort mal wieder hinzufliegen, und bin sehr froh, dass es nun geklappt hat. Ich besuchte meinen Onkel, den ich zum ersten Mal in meinem Leben traf.

GP: Was würdest du ändern, könntest du für einen Tag Premierminister sein?
AJ: Ich würde den Mindestlohn deutlich erhöhen. Außerdem verstehe ich nicht, wieso die Banken und Geschäfte am Sonntag geschlossen haben. Das Geld muss mehr zirkulieren, also müssen die Leute mehr verdienen und die Möglichkeit haben, dieses auch auszugeben. Aber das geht nicht, wenn man nichts verdient oder die Läden ständig zu sind. Ich hasse es, die ganzen um ihre Existenz kämpfenden armen Menschen zu sehen, obwohl es viel Geld gibt.

GP: Da muss sich das Leben auf der Tour komisch anfühlen, wo du ständig von viel Geld und Privilegien umgeben bist.
AJ: Wir sind so verwöhnt und sollten uns extrem glücklich schätzen, dass wir so leben können. Wir sind trotzdem häufig frustriert und sauer, aber das basiert eher auf den Wettbewerben, dabei haben wir eigentlich solch ein Glück. Es ist leider sehr leicht, dafür den Blick zu verlieren. Manchmal frage ich mich, worüber ich mich eigentlich aufrege, was los ist mit mir. Dann muss ich mich selber ins Gebet nehmen.

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ICH VERPASSTE ZWAR EINIGE CUTS, ABER ICH LERNTE EINE MENGE.
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GP: Wer erdet dich?
AJ: Ich war eigentlich schon immer sehr bodenständig. Als 18-Jähriger arbeitete ich im Pro-Shop und für einen Bauherrn, der in unserem Club spielte. Einmal lieferten wir Brandschutztüren und ich erinnere mich noch ganz genau, wie ich zehn davon die Treppe hochackern musste. Das motiviert mich auch heute noch, viel für den Erfolg auf dem Golfplatz zu arbeiten, um dort nie wieder hinzumüssen.

GP: Liebst du Golf noch so wie damals?
AJ: Ja! Ich spiele immer noch mit meinen Freunden, obwohl ich auch die Pausen vom Golf genieße. Über Weihnachten fasse ich einen Monat lang keinen Ball an. Danach freue ich mich dann umso mehr, wenn es wieder losgeht. Denn es ist auch Arbeit und irgendwann kommt dieser Punkt, an dem man sich auf eine Pause freut.

GP: Bist du aufgeregt, wenn es wieder losgeht?
AJ: Ja, zu 100 Prozent.

GP: Spielst du mit deinen Freunden nur zum Spaß? Tiger Woods spielt ja ebenfalls privat Golf, aber es wirkt häufig, als würde er es nur für das Geld und den Wettbewerb tun.
AJ: Wenn wir spielen, dann um fünf Pfund: fünf für die ersten neun, fünf für die letzten neun und fünf für den Gesamtsieger. Ich habe zwar immer das nächste Turnier im Hinterkopf und übe auch Sachen auf dem Platz, aber am Ende geht es darum, mit Freunden zu lachen, da ich diese auch nicht allzu häufig sehen kann.

GP: Schaust du dir Golf im Fernsehen an, wenn du nicht selber spielst?
AJ: Nicht häufig. Wenn, dann schaue ich mir meine Kumpels an, Tommy Fleetwood, Lee Slattery oder Eddie Pepperell zum Beispiel. Es interessiert mich, wie sie spielen, wenn ich selber gerade nicht spiele. Aber ich mache fast nie einfach nur so den Fernseher an, um Golf zu schauen. Dann gucke ich lieber Fußball oder Cartoons.

GP: Warst du schon mal kurz davor, deinen Bart abzurasieren?
AJ: Nee, nicht wirklich. Wenn ich ihn loswerden will, dann mache ich es einfach, und wenn nicht, dann eben nicht. Einmal wurde ich gefragt, ob ich ihn mir abrasieren würde, wenn ich anders nicht das Masters spielen dürfte. Ich antwortete: "Nein, ich würde ihn nicht abrasieren und dann lieber nicht spielen."

GP: Du hast auf der European Tour bereits gewonnen. Was sind deine Ambitionen im Golf?
AJ: Ich würde gerne unter die Top 50 der Welt kommen. Außerdem würde ich gerne an allen World Golf Championships sowie Majors teilnehmen. Ich halte es gerne simpel: Wenn man zu den Top 50 gehört, bedeutet das, dass man gut spielt und Events gewinnt. Das ist es, wo jeder hinmöchte.

GP: Was würden deine Freunde antworten, würde ich sie nach deinen besten und deinen schlechtesten Charaktereigenschaften fragen?
AJ: Ich denke, sie würden dir sagen, dass ich total tiefenentspannt und relaxt bin. Ich habe gerne Spaß. Meine schlechte Seite ist, dass ich ständig zu spät komme und mich leicht ablenken lasse. Ich weiß oft, dass ich nun das Haus verlassen müsste, um jemanden zu treffen, aber dann sehe ich etwas im Fernsehen und denke: "In 15 Minuten gehe ich los." Meistens merke ich es dann erst wieder, wenn mir Kumpels eine Nachricht schreiben: "Alter, wo bleibst du?"

Und mit diesen Worten verlassen "Beef" und sein Manager "Boyden's Kitchen", um Gordy, seinen Caddie zu treffen. Nun muss schnell gepackt werden, denn schon in wenigen Stunden geht sein Flug in die Vereinigten Staaten. Wohin es dieses Mal geht? Harbour Town, Hilton Head. Dort steht die RBC Heritage auf dem Programm, die nächste Etappe auf Andrews Eroberungsfeldzug. Viel Glück, "Beef"!

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