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Charl Schwartzel – Teil 2

Charl der Grosse

Von Jan Langenbein, Fotos: Mike Meyer

GP: Wenn man sich die Liste deiner Erfolge anschaut, dann drängt sich der Verdacht auf, dass dir bestimmte Golfplätze ganz besonders zusagen. Du hast viermal in Leopard Creek gewonnen und dein Sieg in Augusta kam bereits bei deinem zweiten Masters-Start. Was haben die Plätze an sich, dass du derart gut auf ihnen zurechtkommst?
CS: Ich glaube, dass es für jeden Topf den passenden Deckel gibt. Manche Plätze schmeicheln dem Auge einfach mehr als andere. Auf einigen Golfplätzen fühlt man sich dagegen schlicht nicht wohl. Nachdem man sie jahrelang gespielt hat, kommt man vielleicht dahinter, wie man sie angehen muss. Es ist aber natürlich viel angenehmer, auf einen Golfplatz zu kommen und sofort zu wissen, was gefordert wird. Die beiden genannten Golfplätze fallen für mich unter diese Kategorie. In Leopard Creek hatte ich enormen Erfolg und konnte nie genau erklären, warum eigentlich. Die einfache Antwort ist, dass er mir gefällt. Ich kann die Schläge sofort visualisieren und deshalb besser ausführen. Ich sehe aggressivere Linien als andere Spieler und kann dadurch besser scoren. Leopard Creek liegt am Rande des Kruger-Nationalparks am Crocodile River. Meine Passion ist es, in den Busch zu gehen, dort kann ich entspannen. Ich spiele also Turniergolf an einem Ort, an dem ich Urlaub machen würde. Das trägt dazu bei, dass ich dort mein bestes Golf spielen kann. In Augusta ist die Sache ähnlich: Wenn ich dort ankomme, sehe ich die Schläge, die ich spielen muss, sofort vor dem geistigen Auge. Dazu kommt die akribische Vorbereitung, die ich jedes Jahr in Augusta durchziehe. Ich reise früh an und bereite mich wahrscheinlich doppelt so intensiv vor wie auf andere Turniere.

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MAN BEKOMMT IMMER GESAGT, DASS ES EINE DAS LEBEN VERÄNDERNDE SACHE SEI, EIN MAJOR ZU GEWINNEN, UND DAS STIMMT ABSOLUT. GEWINNT MAN EIN MAJOR, DANN STEIGT MAN VON DER KATEGORIE EINES GUTEN GOLFERS IN DIE EINES GROSSARTIGEN GOLFERS AUF.
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GP: Auf der Tafel der Clubmeister hier im Maccauvlei Golf Club haben sich drei Schwartzels verewigt: dein Vater, dein Bruder und natürlich du selbst. Kannst du dich noch daran erinnern, wann du deinen Vater zum ersten Mal beim Golf geschlagen hast?
CS: Ja, da war ich 13 Jahre alt.

GP: Mit 13? Wow, wie hat er das denn verkraftet?
CS: Er konnte es nicht fassen, war aber gleichzeitig auch sehr stolz auf mich. Mein Vater war über sehr lange Zeit ein extrem guter Golfer. Mit 13 Jahren war ich bereits Scratch-Golfer und so konnte ich ihn zum ersten Mal schlagen.

GP: Wer war der Golfheld deiner Kindheit?
CS: Als Kind habe ich Nick Price sehr bewundert und mittlerweile sind wir sehr gute Freunde geworden. Ernie Els und Retief Goosen waren natürlich auch große Idole, genauso wie Tiger Woods. Wenn ich damals im Garten gespielt habe, dann immer mit fünf Bällen. Einer gehörte Nick Price, einer Ernie, einer Retief, der vierte Tiger und der fünfte mir. Am Ende habe dann immer ich gewonnen. [lacht]

Charl der Grosse
GP: Bei der Recherche zu diesem Interview bin ich auf die Webseite deiner Großwildzucht gestoßen. Kannst du einem totalen zoologischen Laien wie mir erklären, was es damit auf sich hat?
CS: Ich liebe die Natur hier in Südafrika, denn ich bin auf einer Farm aufgewachsen. Die Familie meiner Mutter bewirtschaftet seit den 30er-Jahren eine Farm. Die Wildnis zu mögen wurde mir praktisch in die Wiege gelegt. Mein Großvater besaß große Rinderherden und ich war ständig mit den Tieren zusammen. Die wilden Tiere hier im Buschland haben es mir aber bereits als Kind mehr angetan als die Rinder. Als ich genügend Geld verdient hatte, dachte ich, dass ich damit etwas tun sollte, was mir wirklich etwas bedeutet, denn ich beschäftige mich auch gerne mit Dingen, die überhaupt nichts mit Golf zu tun haben. Die Großwildzucht ist so eine Sache und daher habe ich mit einer kleinen Anzahl exotischer Tiere, Rappenantilopen, um genau zu sein, begonnen. Es begann als Hobby und hat sich mittlerweile zu einem echten Business entwickelt. Es geht mir darum, die besten genetischen Linien mit den größten Hörnern zu züchten. Da die Jäger seit Jahrzehnten hauptsächlich die großen Trophäentiere jagen, ist der Gen-Pool kleiner geworden. Ein Blick in die Rekordbücher zeigt, dass die Hörner der Trophäen heute im Vergleich zu vor 40 Jahren kleiner geworden sind. Wir versuchen daher, wieder größere Tiere zu züchten, und es macht mir großen Spaß.

GP: Es ist aber nicht nur bei den Antilopen geblieben, oder?
CS: Genau. Mittlerweile haben wir auch Oryxantilopen, verschiedene Impalarassen, eine ganze Reihe von Springböcken und natürlich die Rappenantilopen. Diese Antilopen sind für mich die beeindruckendsten Geschöpfe.

GP: Du pendelst viel zwischen Südafrika und Florida hin und her und hast zwei Wohnsitze. Was sind die größten Unterschiede im Alltag zwischen den beiden Welten?
CS: Südafrika ist meine Heimat. Hier bin ich geboren und aufgewachsen. Ich habe hier viel mehr Freunde. Ich liebe es, in den Busch zu gehen. Buschland ist in Florida nur schwierig zu finden. [lacht] Es gibt daher eine Menge Dinge, die mich immer wieder zurückkommen lassen. Zurzeit bin ich allerdings viel öfter in Amerika als hier, denn dort spiele ich das meiste Golf.

GP: Wir haben eingangs bereits kurz über das Masters gesprochen. Wie drastisch hat der Sieg 2011 dein Leben verändert?
CS: Man bekommt immer gesagt, dass es eine das Leben verändernde Sache sei, ein Major zu gewinnen, und das stimmt absolut. Gewinnt man ein Major, dann steigt man von der Kategorie eines guten Golfers in die eines großartigen Golfers auf. Das Masters ragt meiner Meinung sogar noch aus den Major-Turnieren heraus. Nicht jeder wird mir zustimmen, aber ich denke, dass die meisten meiner Kollegen das Masters als Erstes nennen würden, wenn sie eine Rangliste der Majors erstellen müssten. Das Grüne Jackett zu gewinnen war eine unglaubliche Erfahrung. Dieses Jahr bin ich knapp am zweiten Sieg vorbeigeschrammt. Seit 2011 weiß ich, wie es sich anfühlt, dieses Turnier zu gewinnen, und ich bin seither absolut entschlossen dazu, dieses Gefühl erneut zu erleben. Seit meinem Sieg arbeite ich dreimal so hart daran, es noch einmal zu schaffen. So knapp zu scheitern im April war nicht einfach zu verarbeiten.

GP: Betrachtest du den Teil deiner Karriere nach dem Major-Sieg anders als deine Zeit als Profi vor Augusta oder ist das einfach ein weiterer Sieg im Laufe deiner Profikarriere?
CS: Ja, so sehe ich das. Ich bekomme oft gesagt: "Wow, du hast ein Major gewonnen. Du hast es geschafft!" Ich habe aber realisiert, dass dieser Sieg Vergangenheit und erledigt ist. Nun geht es darum, neue Erinnerungen zu schaffen und erneut Geschichte zu schreiben. So kann ich mich motivieren. Wenn ich einmal 60 oder 70 Jahre alt bin, auf meine Karriere zurückblicke und es bei diesem Major-Sieg geblieben ist, dann wäre das immer noch eine fantastische Erinnerung. Nun ist aber nicht die Zeit, in Erinnerungen zu schwelgen.

GP: Was war die unvernünftigste Sache, die du dir nach deinem Major-Sieg gegönnt hast?
CS: Eine Antilope vielleicht? [lacht] Nein, ich habe den Hubschrauberschein gemacht. Den Pilotenschein hatte ich bereits. Flugzeuge und Helikopter fliegen zu können ist in Südafrika allerdings nicht wirklich unvernünftig. [grinst]

GP: Zum Abschluss kann es an einen Südafrikaner nur eine Frage geben: Was ist Gary Players Geheimnis? Der Mann wird einfach nicht älter.
CS: Es ist sein Spirit. Jeder, der ihn schon mal getroffen hat, wird bestätigen, dass er voller Energie steckt. Niemand, der auch nur einen kleinen Hang zum Faulenzen hat, könnte eine Arbeitsmoral aufrechterhalten, wie Gary sie pflegt. Wird man älter, ist es eigentlich ganz normal, dass man ein wenig relaxt. Gary relaxt nicht. Ich habe viel Zeit mit ihm auf seiner Farm verbracht und auch dort sprüht er vor Energie, nicht nur auf dem Golfplatz. In seinem Alter ist das phänomenal und der einzige Weg, körperlich so fit zu bleiben. Er ist ein ganz besonderer Mensch, von dem viele eine Menge lernen können.

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