»ICH BIN JETZT 41 UND EIN KOMPLETT ANDERER TYP ALS DER, DER SICH 2005 ZUM ERSTEN MAL MIT EUCH GETROFFEN HAT. DAMALS WAR ICH EIN UNSICHERER JUNGSPUND, DER VERSUCHT HAT, SEINEN PLATZ ZU FINDEN, UND NICHT WIRKLICH EINE AHNUNG HATTE, WAS IN DER WELT SO ABGEHT.«
Doch nun, 2017, scheint Perez endlich in der Lage zu sein, die immer gleichen Attribute, die ihm angeheftet werden, ein für allemal entkräften zu können. Endlich Golfturniere zu gewinnen hilft dabei natürlich, angeblich ist er aber auch - und ich hasse es, diesen Ausdruck zu benutzen - "erwachsen geworden". Diejenigen, die Pat wirklich kennen, also seine Crew, mit der er schon seit 20 Jahren um die Welt fliegt, würden sagen, dass der Typ, den wir nun endlich wahrnehmen, schon immer in Pat Perez steckte. Wir waren nur zu voreingenommen, dies auch zu sehen. Seine Crew würde eine komplett andere Charakterisierung von Pat Perez liefern als die des Dampfplaudernden Raubeins, wie sie in den Medien gerne gezeichnet wurde und wird. Es stimmt schon, er feiert gerne lange Partys und versucht, das Leben von der lockeren Seite zu sehen. Genau so interessiert er sich jedoch ernsthaft für die Probleme anderer und bekocht von Zeit zu Zeit sogar Rookies auf der Tour. Ist Pat Perez vielleicht der am meisten missverstandene Golfer des Planeten? Ist er vielleicht sogar ein echt netter Typ?
Das muss jeder selbst entscheiden. Wir hatten jedenfalls das Vergnügen, Pat Perez zwölf Jahre nach unserem ersten Treffen und 24 Stunden nach seinem dritten Toursieg bei der CIMB Classic in Kuala Lumpur, von wo er einen Scheck über 1,2 Millionen Dollar mit nach Hause nehmen durfte, wiederzutreffen.
GolfPunk: Wir sind gespannt: Erzähl, was hast du seit Sonntagabend gemacht? Wie, wo und mit wem hast du gefeiert?
Pat Perez: Ich war mit meinem Caddie und mit Bobby Brown, dem Caddie von Jason Kokrak, zusammen. Wir sind direkt nach der Siegerehrung zum Flughafen gefahren, um unseren Flug nach Korea zum nächsten Turnier zu erwischen. Als wir hier ankamen, gab es ein Glas Wein, ansonsten blieb aber alles ruhig. Ich möchte keine große Party schmeißen, bevor ich zu Hause bei meiner Familie bin.
GP: Fällt dir das schwer? Das war schließlich dein dritter Sieg auf der Tour und deine Feiern nach einem Triumph sind legendär...
PP: Das stimmt schon, aber ich spare mir das alles auf, bis ich zu Hause bin.
Steckbrief
Name: Pat PerezAlter: 41 Jahre
Profi seit: 1997
Wohnort: Scottsdale (AZ)
Erfolge: 2009 Bob Hope Classic, 2016 OHL Classic at Mayakoba, 2017 CIMB Classic
GP: Uns ist aufgefallen, dass sich das Team um dich herum seit vielen Jahren kaum verändert hat. Wie wichtig sind dir Loyalität und Freundschaft?
PP: Selbstverständlich ist beides sehr wichtig. Mein Caddie und ich kennen uns schon seit der High School und wir verstehen uns immer noch blendend. Wir sind wie Brüder. Es ist schon merkwürdig, aber mit der Zeit habe ich herausgefunden, wer aus welchem Grund mit dabei ist und wer sich wirklich zusammen mit mir über einen Erfolg freut. Dann gibt es noch die Typen, die sich zwar mit einem freuen, aber gleichzeitig neidisch sind. Und selbstverständlich gibt es noch die "Rumhänger", denen es eigentlich egal ist, mit wem sie sich gerade umgeben, und die keine Scheu haben, auch schlecht über dich zu reden. Ich bin jetzt 41 und ein komplett anderer Typ als der, der sich 2005 zum ersten Mal mit euch getroffen hat. Damals war ich ein unsicherer Jungspund, der versucht hat, seinen Platz zu finden, und nicht wirklich eine Ahnung hatte, was in der Welt so abgeht. Heute sehe ich die Welt um mich klarer als jemals zuvor und ich weiß nun, dass Werte wie Loyalität, Freundschaft und Familie das Wichtigste überhaupt sind. Meine Frau ist für mich natürlich die wichtigste Person und ich bin ihr unendlich dankbar. Sie ist einfach unglaublich und es ist toll, jemanden wie sie in meiner Ecke zu wissen.