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Is' was?

Pat Perez

Von Tim Southwell, Fotos: Getty Images

Unter uns: Jordan Spieth, Justin Thomas und Brooks Koepka? Alles hervorragende Spieler, aber nicht gerade das, was wir unter Golfpunks verstehen. Pat Perez dagegen ist ohne Zweifel aus einem ganz anderen Holz geschnitzt...

Zwölf Jahre ist es her, da kreuzten sich die Wege von Pat Perez und GolfPunk zum ersten Mal. Während der Open Championship in St. Andrews, um genau zu sein. Er kam damals jeden - wirklich jeden - Abend im GolfPunk-Clubhaus vorbei und feierte mit Sam Torrance, mit der GolfPunk-Crew und, na ja, eigentlich mit allen. Er war damals ein schnoddriger und ungeschliffener junger Tour-Pro, dem es offensichtlich leicht fiel, mit einem dahergeredeten Kommentar, den er am Ende des Tags wahrscheinlich noch nicht einmal so meinte, eine Menge Leute auf die Palme zu bringen. Für uns war die Hauptsache allerdings, dass er da war, mit den GolfPunk-Lesern abhing, völlig Fremden das Bier bezahlte und jedem, der in sein Blickfeld trat, einen Spruch mit auf den Weg gab. Keiner fiel während dieser Nächte mehr auf als Pat Perez. Jeder konnte mit ihm über jedes beliebige Thema sprechen, solange es nichts mit Golf zu tun hatte. Politik, Musik, Bier... zu allem hatte er eine Meinung. Nur Golf war tabu und wir liebten das. Schließlich lernt man Tourspieler vor allem dann richtig kennen, wenn man das Thema gekonnt von der letzten Schwungumstellung oder einem unglücklichen Dreiputt wegbekommt.

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ICH BIN JETZT 41 UND EIN KOMPLETT ANDERER TYP ALS DER, DER SICH 2005 ZUM ERSTEN MAL MIT EUCH GETROFFEN HAT. DAMALS WAR ICH EIN UNSICHERER JUNGSPUND, DER VERSUCHT HAT, SEINEN PLATZ ZU FINDEN, UND NICHT WIRKLICH EINE AHNUNG HATTE, WAS IN DER WELT SO ABGEHT.
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Pat Perez musste sich in den vergangenen Jahren jede Menge Kritik gefallen lassen. Das ist der Preis dafür, wenn man mit seiner Meinung nur selten hinterm Berg hält. Es ist der Preis dafür, wenn man in Pebble Beach vor laufender Kamera seine Wut über einen ins Meer gehookten Abschlag nicht im Griff hat, und es ist ebenfalls der Preis dafür, wenn man lieber mit Caddies seine Freizeit verbringt, als den "richtigen" Leuten im Clubhaus die Hand zu schütteln. Man könnte sagen: Es ist der Preis dafür, ein echter Charakter zu sein. Während seiner Zeit als Amateur an der Arizona State University hießen Pats Gegner unter anderem Phil Mickelson und Tiger Woods und es gelang ihm tatsächlich, gegen diese Übergolfer einige Siege einzufahren. Er war ganz offensichtlich bereit, während einer langen Profikarriere Großes zu leisten. Doch seit seinem Wechsel ins Profilager umweht Perez ständig der Hauch von vergebenen Chancen und verschwendetem Talent. Seine leichtfertige Einstellung gegenüber seinem Beruf und der damit verbundenen Etikette lag des Öfteren über Kreuz mit der sensiblen, auf Ernährung und Fitness achtenden Yogamentalität seiner Profikollegen. Während der mittlerweile 15 Jahre in der höchsten Spielklasse war er nie in Gefahr, seine Tourkarte zu verlieren, doch die Fragen werden wohl niemals verstummen: Fiel Golf Pat Perez zu Beginn seiner Karriere zu leicht? Hat er die richtige Einstellung, um ganz oben mitspielen zu können?

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Doch nun, 2017, scheint Perez endlich in der Lage zu sein, die immer gleichen Attribute, die ihm angeheftet werden, ein für allemal entkräften zu können. Endlich Golfturniere zu gewinnen hilft dabei natürlich, angeblich ist er aber auch - und ich hasse es, diesen Ausdruck zu benutzen - "erwachsen geworden". Diejenigen, die Pat wirklich kennen, also seine Crew, mit der er schon seit 20 Jahren um die Welt fliegt, würden sagen, dass der Typ, den wir nun endlich wahrnehmen, schon immer in Pat Perez steckte. Wir waren nur zu voreingenommen, dies auch zu sehen. Seine Crew würde eine komplett andere Charakterisierung von Pat Perez liefern als die des Dampfplaudernden Raubeins, wie sie in den Medien gerne gezeichnet wurde und wird. Es stimmt schon, er feiert gerne lange Partys und versucht, das Leben von der lockeren Seite zu sehen. Genau so interessiert er sich jedoch ernsthaft für die Probleme anderer und bekocht von Zeit zu Zeit sogar Rookies auf der Tour. Ist Pat Perez vielleicht der am meisten missverstandene Golfer des Planeten? Ist er vielleicht sogar ein echt netter Typ?

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Das muss jeder selbst entscheiden. Wir hatten jedenfalls das Vergnügen, Pat Perez zwölf Jahre nach unserem ersten Treffen und 24 Stunden nach seinem dritten Toursieg bei der CIMB Classic in Kuala Lumpur, von wo er einen Scheck über 1,2 Millionen Dollar mit nach Hause nehmen durfte, wiederzutreffen.

GolfPunk: Wir sind gespannt: Erzähl, was hast du seit Sonntagabend gemacht? Wie, wo und mit wem hast du gefeiert?
Pat Perez: Ich war mit meinem Caddie und mit Bobby Brown, dem Caddie von Jason Kokrak, zusammen. Wir sind direkt nach der Siegerehrung zum Flughafen gefahren, um unseren Flug nach Korea zum nächsten Turnier zu erwischen. Als wir hier ankamen, gab es ein Glas Wein, ansonsten blieb aber alles ruhig. Ich möchte keine große Party schmeißen, bevor ich zu Hause bei meiner Familie bin.

GP: Fällt dir das schwer? Das war schließlich dein dritter Sieg auf der Tour und deine Feiern nach einem Triumph sind legendär...
PP: Das stimmt schon, aber ich spare mir das alles auf, bis ich zu Hause bin.

 

Steckbrief

Name: Pat Perez
Alter: 41 Jahre
Profi seit: 1997
Wohnort: Scottsdale (AZ)
Erfolge: 2009 Bob Hope Classic, 2016 OHL Classic at Mayakoba, 2017 CIMB Classic

GP: Uns ist aufgefallen, dass sich das Team um dich herum seit vielen Jahren kaum verändert hat. Wie wichtig sind dir Loyalität und Freundschaft?
PP: Selbstverständlich ist beides sehr wichtig. Mein Caddie und ich kennen uns schon seit der High School und wir verstehen uns immer noch blendend. Wir sind wie Brüder. Es ist schon merkwürdig, aber mit der Zeit habe ich herausgefunden, wer aus welchem Grund mit dabei ist und wer sich wirklich zusammen mit mir über einen Erfolg freut. Dann gibt es noch die Typen, die sich zwar mit einem freuen, aber gleichzeitig neidisch sind. Und selbstverständlich gibt es noch die "Rumhänger", denen es eigentlich egal ist, mit wem sie sich gerade umgeben, und die keine Scheu haben, auch schlecht über dich zu reden. Ich bin jetzt 41 und ein komplett anderer Typ als der, der sich 2005 zum ersten Mal mit euch getroffen hat. Damals war ich ein unsicherer Jungspund, der versucht hat, seinen Platz zu finden, und nicht wirklich eine Ahnung hatte, was in der Welt so abgeht. Heute sehe ich die Welt um mich klarer als jemals zuvor und ich weiß nun, dass Werte wie Loyalität, Freundschaft und Familie das Wichtigste überhaupt sind. Meine Frau ist für mich natürlich die wichtigste Person und ich bin ihr unendlich dankbar. Sie ist einfach unglaublich und es ist toll, jemanden wie sie in meiner Ecke zu wissen.

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