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Quick-Interview

Marcel Siem

Von Mike Rentsch

Nach der längsten Zwangspause seiner Karriere ist Marcel Siem zurück. Trotz holprigen Comebacks hat er ein großes Ziel vor Augen: die BMW Open.

GolfPunk: Vergangenes Jahr hast du dich an der Schulter verletzt und musstest danach die längste Pause deiner Karriere erdulden. Wie kam es dazu und bist du inzwischen komplett genesen?
Marcel Siem: Es wurde im Vorfeld lange an meiner Schulter und meinem Nacken herumgedoktert, da ich Beschwerden hatte. Fast 30 Spritzen, Schocktherapien, Akupunktur, Salben und vieles mehr sollten es richten. Erst nach zwei Jahren haben wir dann die Ursache der Verletzung entdeckt: eine Verknöcherung, die wohl auch durch meine Schwungumstellung entstand. Gesundheitlich ist jetzt zum Glück alles wieder super.

GP: Wie lief der Wiedereinstieg ins Turniergolf?
MS: Ich hätte eigentlich langsam und behutsam loslegen sollen, aber darüber dachte ich leider nicht nach. Ich fühlte mich gesund, also wollte ich schnell zu viel. Im Nachhinein hätte ich länger Pause und mehr Techniktraining machen sollen. Die ganzen Backpfeifen, die ich mir anschließend abholte, waren natürlich nicht gut fürs Selbstvertrauen. Das muss ich mir jetzt erst mal wieder zurückholen. Ich weiß aber, was ich kann, und da werde ich auch wieder hinkommen.

GP: Neben Golf gilt auch Autofahren als eine deiner Leidenschaften, du fährst die AMG von Mercedes-Benz. Hand aufs Herz: Wie viele Blitzerfotos liegen in deinem Postfach?
MS: [lacht] Hoffentlich bin ich inzwischen wieder bei null Punkten in Flensburg. Ich habe die letzten drei Jahre keinen Blitzer mehr bekommen, höchstens ein paar Parktickets. In Belgien oder Frankreich fahre ich schon manchmal etwas schneller als erlaubt, aber in Deutschland bin ich einfach viel zu ängstlich vorm Führerscheinentzug. Dann dürfte ich ja die ganzen schönen AMG nicht mehr fahren. Gibt es aber keine Geschwindigkeitsbegrenzung, knacke ich auch schon mal die 300 Sachen.

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DIE GANZEN BACKPFEIFEN NACH DER VERLETZUNG WAREN NICHT GERADE GUT FÜRS SELBSTVERTRAUEN.
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GP: Auf dem Golfplatz giltst du als emotionaler Typ. Bist du das auch hinterm Steuer?
MS: Nein, das ist zu gefährlich. Gerade als Familienvater.

GP: Stichwort "Familienvater": Du hast zwei Töchter und wirst gelinde gesagt auch nicht jünger. Wie wirkt sich das auf deinen Charakter und das Golfspiel aus?
MS: Ich habe das Alter gerade beim Zurückkämpfen nach meiner Verletzung gemerkt. Noch vor zehn Jahren wäre es mir einfacher gefallen. Ebenso ist es mit der Selbstverständlichkeit, nicht so viele negative Gedanken zu haben. Ich denke natürlich inzwischen viel über die Zukunft nach und da gibt es dann auch mal negative Gedanken. So etwas hatte ich vor einigen Jahren noch nicht. Emotionen habe ich aber schon noch. Leider werden auch die Schläge langsam kürzer. Ich muss nun einen wirklich guten Tag erwischen, um alte Längen mit dem Driver zu erreichen.

GP: Im Laufe der letzten Jahre hat sich auch die European Tour verändert. Es gibt nun viel mehr deutsche Mitstreiter. Wie ist euer Verhältnis zueinander?
MS: Wir versuchen, viel zusammen zu machen. Max Kieffer kenne ich ja schon länger. Martin Kaymer sieht man kaum, da er viel in Amerika spielt. Bernd Ritthammer ist ein wirklich cooler Typ, der mir sehr gut gefällt. Auch die anderen sind klasse Charaktere, ohne jetzt hier alle aufzuzählen. Inzwischen gelte ich für die Jungs wohl schon als alter Hase. [grinst] Bei den Turnieren machen wir alle öfter mal was zusammen und es ist manchmal auch einfach schön, ein bisschen Deutsch zu reden.

 

STECKBRIEF

Alter: 36 Jahre
Wohnort: Ratingen
Profi seit: 2000
Lieblingsverein: 1. FC Köln
Erfolge:
• BMW Masters 2014
• Alstom Open de France 2012
• World Team Cup mit Bernhard Langer 2006

GP: Mit welchen Zielen gehst du bei den BMW Open an den Start und was bedeutet dir das Turnier?
MS: Eichenried [Austragungsort der BMW International Open 2017; Anm. d. Red.] ist für mich natürlich ein besonderes Highlight. Dort war ich Clubmeister und meine Eltern betrieben früher die Gastronomie. Ich möchte da auch unbedingt einmal im Leben gewinnen. Mein Spiel wird stetig wieder besser, und wenn ich mein Selbstvertrauen bei vorherigen Turnieren wiederfinde, gehe ich dort an den Start, um zu gewinnen.

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