Am ersten Abschlag - Alles richtig gemacht

Am ersten Abschlag

Alles richtig gemacht

12.09.2017 | Von Jan Langenbein, Foto(s): Mike Meyer, Getty Images

Drei Jahre und ein gutes Dutzend zweite Plätze ließ sich Stacy Lewis Zeit, nur um im exakt richtigen Moment den wichtigsten Sieg ihrer Karriere zu feiern.

Es gibt Geschichten, die würde man sofort als Kitsch oder Hollywood- Blödsinn abtun, würden sie als Blockbuster über die Leinwand flimmern, und Stacy Lewis' Sieg bei der Portland Classic fällt ohne Zweifel in diese Kategorie. Als Player of the Year 2012 und 2014 stand Lewis bereits an der Spitze der LPGA Tour - kein Wunder bei zehn Siegen auf der Tour in dieser Zeit, darunter ein Major-Titel bei der Women's British Open 2013. Doch nach ihrem Triumph bei der Walmart NW Arkansas Championship im Juni 2014 stellte die bis dahin unaufhaltsam wirkende Seriensiegern plötzlich das Gewinnen ein. Von einer Formkrise oder schlechtem Spiel in den Jahren 2015 und 2016 kann keine Rede sein, denn Stacy verpasste auf der LPGA Tour nur einen einzigen Cut, erspielte sage und schreibe 22 Top-Ten-Ergebnisse, wurde geteilte Vierte bei den Olympischen Spielen in Rio und gewann mit Team USA zweimal den Solheim Cup.

Ende August traf dann Hurrikan "Harvey" die Küste von Texas, allen voran die Metropole Houston, mit voller Wucht und Lewis kündigte umgehend auf Twitter an, ihr gesamtes Preisgeld, das sie während der in dieser Woche stattfindenden Portland Classic einspielt, umgehend an Hilfsorganisationen, die sich um die Opfer von Harvey kümmern, spenden zu wollen. Stacey stammt zwar aus Ohio, wuchs allerdings in The Woodlands 45 Kilometer außerhalb von Houston auf und lebt gemeinsam mit ihrem Ehemann, der als Golf Coach an der University of Houston arbeitet, noch immer im Einzugsgebiet der fünftgrößten amerikanischen Stadt.

43 sieglose Monate und 83 Turnierstarts ohne eine Trophäe am Ende der Woche waren seit Juni 2014 ins Land gezogen, doch plötzlich spielte Lewis wieder wie eine Reinkarnation ihres Ich von vor drei Jahren. Nach drei gespielten Runden in Portland führte sie mit drei Schlägen Vorsprung vor Moriya Jutanugarn und dem Rest des Felds, als es Lewis klar wurde, was am morgigen Sonntag für sie und ihre Heimat auf dem Spiel stand. Morgen für Houston zu gewinnen "wäre sicherlich so bedeutend wie ein Major-Sieg", orakelte sie am Vorabend der Finalrunde. "Es wäre ohne Zweifel ein ganz besonderer Sieg, wenn ich für die Menschen in Texas gewinnen könnte." Am Sonntag begann Lewis dann in der Manier einer echten Siegerin mit zwei Birdies auf den ersten beiden Löchern. Doch keine ihrer Gegnerinnen wollte Lewis den Sieg in Portland kampflos überlassen und es brauchte einen Zauberschlag aus einem Fairwaybunker auf der 18. Spielbahn ins Herz des letzten Grüns und zwei sichere Putts, um den ersten Sieg der ehemaligen Weltranglisten ersten mit einem Schlag Vorsprung vor In Gee Chun zu besiegeln. Der fette Preisgeldscheck über 195.000 Dollar wurde umgehend an Hilfsorganisationen in Houston übergeben und auch Stacys Hauptsponsor KPMG ließ sich nicht lumpen und verdoppelte die Summe auf 390.000 Dollar. Das Schlusswort einer bewegenden Woche gebührt natürlich Stacy Lewis: "Mit dem Geld werden wir Menschen helfen können, zurück in ihre Heimat zu kommen und ihr Häuser wieder aufzubauen. Das ist weit wichtiger als jeder Sieg."