Am ersten Abschlag - Haariger Bluff

Am ersten Abschlag

Haariger Bluff

07.09.2016 | Von Jan Langenbein

Was sind schon 45 Millionen Dollar? Bei Donald Trumps Golfplätzen gehen solche Peanuts als Reibungsverlust zwischen Selbstdarstellung und Steuererklärung durch.

Ende der 80er-Jahre brachte MB Spiele ein Brettspiel heraus, in dem man die Gegenspieler über den Wert von Immobilien blufft und zugleich versucht, Golfplätze und anderes billig zu ersteigern. "Trump: The Game" wurde ein riesiger Flop, aber offensichtlich hat es zumindest der Namenspatron verinnerlicht. Zumindest verfährt er noch heute nach den Grundsätzen des Spiels.

Im Zuge seiner Präsidentschaftskandidatur musste Donald Trump seine Finanzen offenlegen. Der Immobilienmagnat ließ sich nicht lumpen und gab an, 8,7 Milliarden Dollar schwer zu sein. Ein paar Monate später erhöhte er die Angabe auf "mehr als zehn Milliarden Dollar", weil die Immobilienwerte in den Großstädten explodiert seien. Genauer könne er es allerdings nicht aufschlüsseln, denn das Formular "wurde nicht für einen Mann mit dem enormen Reichtum eines Herrn Trump gestaltet". Schließlich sei die maximale Wertangabe für eine Immobilie lediglich 50 Millionen Dollar oder mehr.

Doch offensichtlich kam es Trump und seinen Mitarbeitern ohnehin nicht auf die Genauigkeit seiner Angaben an. Das Wirtschaftsmagazin "Forbes" hat errechnet, dass sein tatsächlicher Reichtum "nur" 4,5 Milliarden Dollar beträgt. Und die "Washington Post" wies jüngst in einem Artikel nach, wie sehr Donald Trump nach dem Motto "Ich bin so reich, wie ich mich fühle" verfährt.

Die renommierte Zeitung nahm sich Trumps Angaben zum Wert seiner Golfplätze vor und stieß auf gravierende Widersprüche. So gab er den Wert seines Trump National Golf Club in Jupiter, Florida, mit über 50 Millionen Dollar an. Dummerweise hatten ihn Trumps Anwälte einige Monate zuvor in seiner Steuererklärung mit weniger als fünf Millionen Dollar beziffert. Kein Zufall, sondern ein Vorgehen mit Methode. Wenn es um die Außendarstellung geht, sollen gleich acht von Trumps US-Plätzen einen Wert von 50 Millionen Dollar haben. Doch wenn es darum geht, Geld für sie zu zahlen, stürzt die Angabe auf wundersame Weise ab: Der Platz in Bedminster ist nur noch 32 Millionen wert, die Anlage in West Palm Beach 17 Millionen Dollar, und wenn es nach seinen Anwälten geht, ist der Trump National Golf Club Westchester eigentlich so gut wie gar nichts mehr wert.

Strafbar macht sich Trump mit den Angaben nicht. Denn die Offenlegung der finanziellen Verhältnisse ist für Präsidentschaftskandidaten eigentlich nur eine Formalie, um mögliche Interessenkonflikte offenzulegen. Trump nutzt sie hingegen, um die Wähler mit vermeintlichen finanziellen Erfolgen zu blenden. Und natürlich haben die Manager seiner Wahlkampagne auch eine verblüffend logische Erklärung für die Diskrepanz. "Besitztümer von Mr. Trump bekommen einen zusätzlichen, immanenten Wert, weil ihm diese Immobilien gehören." Mit anderen Worten: Wenn ihr in einen Haufen Hundekacke tretet, sind eure Schuhe ruiniert. Wenn Donald Trump in einen Haufen Hundekacke tritt, verwandelt er diesen in einen Klumpen Gold.