Neues Werkzeug - Millionendeal

Neues Werkzeug

Millionendeal

29.05.2017 | Von Fritz Lüders, Foto(s): Getty Images

Hat etwa Real Madrids Präsident seine Finger im Spiel? TaylorMade angelt sich nach Woods nun auch McIlroy und wandelt damit auf den Spuren der 'Galaktischen'.

Als Vereinspräsident Florentino Pérez Anfang des Jahrtausends seine erste Amtszeit beim spanischen Hauptstadtclub absolvierte, machte er sich zur Aufgabe, jedes Jahr einen absoluten Weltstar zu verpflichten. Mit Luis Figo, Zinedine Zidane, Ronaldo, David Beckham und Michael Owen ist ihm das mehr als gelungen.

Auch die Buchhaltung von TaylorMade wird in Zukunft Gehaltsabrechnungen solcher Sphären auf dem Tisch liegen haben. Die Marke aus Carlsbad verfolgt im Golfsport nämlich eine ähnliche Philosophie, wie sie Real einst im Fußball auslebte: Go big or go home! Der ohnehin schon beeindruckende Tourkader von Taylor-Made wurde um einen weiteren Hoch karäter ergänzt: Rory McIlroy. Nordirlands vierfacher Major- Sieger spielte acht Monate nach dem Rückzug von Nike ohne festen Sponsor, ging zuletzt mit Material von Callaway und Titleist seiner Beschäftigung nach. Fortan wird der Weltranglistenzweite also TaylorMade-Equipment nutzen - für mindestens zehn Jahre. Was für ein Coup! Nachdem die Tinte unter dem Vertrag getrocknet war, freute sich McIlroy: "Ich war nach Augusta sehr frustriert und hätte nicht gedacht, dass ich nur wenige Wochen später so gut funktionierendes Equipment nutzen kann."

Erst im Januar griff die ehemalige Adidas-Tochterfirma für Tiger Woods (geschätztes jährliches Gesamteinkommen von 78 Millionen US-Dollar) tief in die Tasche. Bis auf seinen Scotty Cameron Putter und den Bridgestone-Ball wird auch der Dauerinvalide gänzlich von TaylorMade ausgestattet. Dazu halten die laut Official World Golf Ranking drei besten Spieler - Dustin Johnson, Rory McIlroy und Jason Day - TaylorMade-Produkte in die Kameras der PGA Tour. In den Top Ten sind es mit Masters-Sieger Sergio García und dem Weltranglistenachten Justin Rose sogar fünf.

Auch abseits der Kaderplanung haben die Herren aus der Chefetage ihre Hausaufgaben mit Bravour gemeistert. Nach dem Bruch mit der Adidas AG wurde jetzt ein neuer Mutterkonzern gefunden: Finanzinvestor KPS Capital Partners. Das New Yorker Unternehmen übernimmt TaylorMade, Adams Golf und Ashworth für insgesamt 425 Millionen US-Dollar (rund 390 Millionen Euro), wie sie offiziell mitteilten. Davon soll die Hälfte in bar gezahlt werden, der Rest in "Gegenleistungen" und Schuldverschreibungen. Adidas erwartet aus der Transaktion einen Verlust von möglicherweise mehr als 100 Millionen Euro. Zuvor versuchte das Unternehmen aus Herzogenaurach ein Jahr lang, die defizitäre Golfzubehör-Tochter zu verkaufen. Noch vor wenigen Jahren hatte Adidas mit Golfbekleidung und -zubehör rund 1,3 Milliarden Euro Umsatz gemacht, im vergangenen Kalenderjahr waren es nur noch 892 Millionen Euro. Laut dem "Manager Magazin" schrieb die Sparte zuletzt leicht rote Zahlen. Mit dem Verkauf an KPS Capital Partners verliert der deutsche Sportartikelhersteller 60 Prozent seines Golfgeschäfts. Schuhe und Klamotten von Adidas Golf bleiben erhalten.

Obwohl der Umsatz von TaylorMade seit 2012 stetig sinkt, wagen sie nun mit Woods und McIlroy eine erneute teure Offensive. Sollte Tiger fit sein und spielen, ist er für die Firma aus Carlsbad ohne Zweifel Gold wert. Gleiches gilt für einen erfolgreichen Rory McIlroy. Was aber, wenn diese Szenarien ausbleiben und sich die Investitionen nicht auszahlen? Für KPS bleibt der Verlust mit gut 200 Millionen US-Dollar überschaubar. Somit wird es spannend zu sehen, was der neue Mutterkonzern nun mit TaylorMade vorhat.