Jefferson Knox - Der heimliche Masters-Held

Jefferson Knox

Der heimliche Masters-Held

12.04.2017 | Von Jan Langenbein, Foto(s): Getty Images, Mike Meyer

Wenn in Augusta Not am Mann ist, dann tritt Jefferson Knox auf den Plan. Noch nie gehört? Schäm dich!

Der Mann hält an der Magnolia Lane immerhin den Platzrekord von den Mitglieder-Tees. Als Kevin Na am Finaltag der Tour Championship 2016, da eine ungerade Anzahl von Spielern den Cut überstanden hatte, allein und als Erster auf die Runde ging, traf er einen Entschluss: "Das wird die schnellste Runde, die ich jemals gespielt habe!", und er nahm die Beine in die Hand. 59 Minuten und 52 Sekunden später hatte er nicht nur mit einer 70 seine beste Runde der Woche gespielt, sondern war auch Inhaber des inoffiziellen Rekords für die schnellste Runde der PGA-Tour-Geschichte. Da es in Augusta selbst den Zuschauern verboten ist zu rennen, wird sich solch eine Szene nie beim Masters zutragen. Um aber keinen Pro in Versuchung zu führen, haben die Herren in den grünen Jacketts eine Geheimwaffe im Ärmel: Jeff Knox.

Für das Masters ist Knox der Mann, der fünfe gerade sein lässt. Wann immer eine ungerade Zahl an Spielern den Cut überstanden hat, schlägt die Stunde des 54-Jährigen. Seit 14 Jahren ist das Augusta-National-Mitglied die erste Wahl als offizieller Marker des Turniers. Damals bat ihn Club-Chef "Hootie" Johnson, im ersten Flight des Tages gemeinsam mit dem ehemaligen Champion Craig Stadler auf die Runde zu gehen.

Dass die Wahl auf ihn fiel, lag auf der Hand. Mit einem Handicap von +1,0 ist Knox der beste Golfer unter den Mitgliedern. Und auch der Platzrekord von den Member Tees ist mit sagenhaften 61 Schlägen fest in seiner Hand. Doch da das Masters kein Pro-Am, sondern ein ernsthaftes Turnier ist, kann er sich den Luxus der Forward Tees dort nicht erlauben. Um eine normale Spielgeschwindigkeit zu halten und dem Einzelspieler die Illusion einer ganz normalen Runde zu geben, spielt Knox ebenfalls von den Profi-Abschlägen - was ihn allerdings nicht davon abhält, sie ab und zu vorzuführen.

Sein Faible für die große Bühne bewies Knox gleich bei seinem ersten Auftritt. Nicht nur dass er den Masters-Champion von 1982 bei beiden Runden klar hinter sich ließ, mit einem gelochten Fairway-Schlag zum Eagle auf der 8 sicherte er sich den Highlight-Schlag des Tages. Seither strickt Jeff Knox fleißig an seiner Legende.

19-mal durfte er seit 2003 bisher in Aktion treten, seine Bilanz gegen die direkten Mitspieler ist in etwa ausgeglichen. Und es war nicht etwa nur Fallobst darunter: Knox spielte dieses Jahr mit Jason Day sowie zum zweiten Mal mit Ernie Els und davor bereits mit Jim Furyk, Sergio García, Miguel Ángel Jiménez, Bubba Watson, Keegan Bradley und 2014 sogar mit Rory McIlroy.

Dieser war damals Weltranglisten-Erster, und obwohl McIlroy mit einer 71 die zehntbeste Runde des Tages hinlegte, hatte er gegen Jeff Knox doch das Nachsehen. "Er hat gespielt, als würde er ins Masters gehören", schwärmte Rory anschließend. "Ich habe noch nie jemanden die Grüns so gut putten sehen wie ihn." Knox selber schwieg zu seiner Zauberrunde - Augusta National hatte ihm einen Maulkorb verhängt. Doch der "Augusta Chronicle" konnte immerhin seinem Sohn Lee einige Worte entlocken: "Er war enthusiastisch. Ich glaube, ihm war gar nicht bewusst, wie sehr die Medien über ihn geredet haben. Ihm tat nur Rory leid, dass er so viel Feuer deswegen bekommen hat, obwohl er eine ziemlich gute 71 gespielt hat."

Dass der ehemalige Banker überhaupt im altehrwürdigen Club aufteen darf, verdankt er seinen Genen. Bereits Boone Knox, der Vater von Jefferson B.A., war Mitglied. Mittlerweile führt sein Sohnemann die familieneigene Knox Foundation und setzt den Weg seines Vaters fort. Auf dem Golfplatz macht er jedoch keine Geschenke. Weder für Rory McIlroy ("Ich dachte, er würde am letzten Loch netterweise einen Dreiputt machen") noch für Miguel Ángel Jiménez, dessen Warnung, ihn ja nicht noch mal auszudriven, er geflissentlich ignorierte. Und schon gar nicht für Sergio García.

Um die gemeinsame Schlussrunde von 2006 ranken sich in Augusta die schönsten Gerüchte. Knox selber ließ sich nur entlocken, dass er "ziemlich gut gegen Sergio" gespielt habe. Doch Insider munkeln, dass die beiden eine beträchtliche Summe Geld auf ihre Runde gesetzt hatten. Und als Knox am Ende mit einer 72 um einen Schlag vorne lag, war der Masters-Champions 2017 so angefressen, dass er sich geweigert haben soll, Knox die Hand zu schütteln. Offenbar hatte er nicht zugehört, als Jim Furyk am Vortag sagte: "Knox kann die Hälfte der Spieler, die den Cut geschafft haben, schlagen."