NUMMER 42
Ross Bridge ist mit seinen 18 Löchern der jüngste Zuwachs des Trails. Hier vor den Toren Birminghams wurde Robert Trent Jones' Designphilosophie vom harten Par, aber einfachen Bogey perfekt umgesetzt. Die Anzahl der Signature Holes auf dieser Anlage ist ohne Zweifel zweistellig, und obwohl während unserer Runde das Motto eher "erkämpftes Bogey, vermiedenes Doppelbogey" lautet, haben wir auf diesem Parkland-Platz der Superlative einen großartigen Tag. Denn nicht nur die Szenerie, sondern auch die Buffalo Wings, die im Clubhaus zum Mittagssnack serviert werden, hauen uns aus den Schuhen.
»AUS INSGESAMT 468 SPIELBAHNEN BESTEHT DER TRAIL INZWISCHEN. VON DEN BACK TEES ERGIBT DAS EINE GESAMTLÄNGE VON 157,7 KILOMETERN.«
Um den Sporttag rund zu machen, schauen wir noch in der Alabama Sports Hall of Fame vorbei, wo wir auf Charley Boswells Exponate stoßen, der einst ein gefeierter Footballheld an der University of Alabama war, im Zweiten Weltkrieg aber beim Versuch, verwundete Kollegen aus einem Sherman-Panzer zu retten, schwer verwundet wurde und erblindete. Zurück in der Heimat nahm er zum ersten Mal in seinem Leben einen Golfschläger in die Hand und wurde bereits 1946 Zweiter bei der nationalen Meisterschaft der blinden Golfer. 16 nationale und elf internationale Titel sollten folgen und nicht nur wurde Boswell 1972 in die Hall of Fame Alabamas aufgenommen, auch Bob Hope forderte ihn zu einem Match heraus. "Um dieses Match fair zu machen, müssten wir um Mitternacht abschlagen", lautete seine Antwort auf die Herausforderung und trat trotzdem gegen Hope an - bei Tageslicht.
GIFTIGE RIVALITÄT
Auburn und das dort gelegene Grand National Resort ist die letzte Station unserer Tour entlang des Robert Trent Jones Trail. 2015 fand hier mit der Barbasol Championship das erste PGA Tour Event in Alabama seit der PGA Championship 1990 in Shoal Creek statt. Auch abseits der Golfplätze ist diese Kleinstadt, die praktisch zur Hälfte aus der Auburn University und somit zum großen Teil aus Studenten besteht, voll auf Sport gepolt. Leider ist die Footballsaison bereits vorbei, als wir nach Auburn kommen, und so müssen wir uns mit einem Basketballspiel der Frauen abfinden. Doch schon dieses Event, bei dem die heimischen Tigers vom zweitbesten Team der gesamten USA deutlich die Grenzen aufgezeigt bekommen, lässt erahnen, was hier losgewesen sein muss, als das Football-Team angeführt vom Star-Quarterback Cam Newton 2011 die nationale Meisterschaft gewann. Seit Newton in der NFL spielt, haben die verhassten Rivalen der University of Alabama im Prestigeduell der beiden Unis die Oberhand und dominieren den College-Football wie der FC Bayern die Bundesliga. Niemandem in Auburn schmeckt die Dominanz der Rivalen aus Tuscaloosa und die Tatsache, dass Alabama wenige Tage vor unserer Ankunft die dritte Meisterschaft in Folge gewonnen hat, macht die generelle Laune in der Stadt nicht besser. Einen Tiefpunkt erreichte die Rivalität der beiden Unis, gegen die ein Derby zwischen Schalke und dem BVB wie ein Kindergeburtstag anmutet, als ein 62 Jahre alter Alabama-Fan namens Harvey Updyke jr. bei einem Radiosender anrief und damit prahlte, die Eichen an der Toomer's Corner in Auburn vergiftet zu haben. Diese 1937 gepflanzten Eichen waren so etwas wie der Heilige Gral der Auburn University und seit den 70ern ist es Tradition in Auburn, nach einem Sieg des Football-Teams diese Eichen mit Toilettenpapier zu "dekorieren". Oft feierten mehrere Tausend Tigers-Fans rund um die Eichen, doch von Updykes Giftanschlag erholten sie sich nicht und wurden 2013 nach erfolglosen Rettungsversuchen gefällt. Updyke wanderte für sechs Monate in den Knast und das Verhältnis zwischen den beiden Universitäten ist seither toxisch.
Als wir in der "Sky Bar", eine Studentenkneipe mitten in Auburn, unseren ersten Trip nach Alabama ausklingen lassen, haben wir insgesamt 126 Golflöcher gespielt. Es braucht keinen der Mathe-Studenten vom Nebentisch um auszurechnen, dass wir damit noch 342 Spielbahnen des Robert Trent Jones Trail vor uns haben. Grund genug, während der nächsten Footballsaison wiederzukommen, denn nirgendwo haben wir bisher solch grandiose öffentliche Golfplätze zu solchen Spottpreisen gespielt und die Geschichten, die hier in Alabama am Straßenrand liegen, sind sowieso unbezahlbar. Alabama? Alabama!!!
Golfplätze in der Region
The Shoals Fighting Joe Course
18 Löcher, Par 72, 7.399 MeterAdresse
990 Sunbelt Parkway
Muscle Shoals, AL 35661
Tel. +1 256.446.51.11
www.rtjgolf.com
Greenfee
Ab 70 Euro (saisonabhängig)
Joseph Wheeler, ein General der Konföderierten im amerikanischen Bürgerkrieg, gab diesem mehr als 8.000 Yards langen Monster seinen passenden Namen. Selbst Dustin Johnson hätte hier von den Back Tees zu kämpfen. Unsereins sollte sein Ego im Zaum halten und von den Front Tees spielen, dann ist dieser Golfplatz mit einem spektakulären Finish am Wilson Lake ein Traum.
Killerloch
Auf Loch 12 (Par 5) schafften wir es von den schwarzen Tees noch nicht einmal bis zum Fairway. Noch Fragen?
www.rtjgolf.com
Hampton Cove River Course
18 Löcher, Par 72, 7.011 MeterAdresse
450 Old Highway
431 South, Owens Cross Roads, AL 35763
Tel. +1 256.551.18.18
www.rtjgolf.com
Greenfee
Ab 70 Euro (saisonabhängig)
Sandphobie? Dann ist das hier genau dein Golfplatz, denn zum ersten und einzigen Mal in seiner Karriere hat Robert Trent Jones auf 18 Löchern keinen einzigen Bunker verbaut. Aber nicht zu früh freuen: An 16 Löchern kommt Wasser ins Spiel, von den riesigen Eichen ganz zu schweigen. Der River Course ist eine Hommage an längst vergangene Golfplatzdesign-Zeiten. Ein bisschen Erde zusammenschieben, um Tees und Grüns zu modellieren, fertig!
Killerloch
Auf seinen 572 Metern Länge bietet Loch 8 (Par 5) mehr Möglichkeiten, die Scorekarte zu zerstören, als Wernher von Brauns Saturn-V-Rakete PS unterm Hintern hat.
www.rtjgolf.com
The Shoals Schoolmaster Course
18 Löcher, Par 72, 7.288 MeterAdresse
990 Sunbelt Parkway
Muscle Shoals, AL 35661
Tel. +1 256.446.51.11
www.rtjgolf.com
Greenfee
Ab 70 Euro (saisonabhängig)
Der zweite Platz in Muscle Shoals öffnete 2005 und wurde nach Präsident Woodrow Wilson benannt, der seinen Politikerkollegen gegenüber gerne den Oberlehrer gab. Mit den zweiten Neun taucht der Schoolmaster-Platz in die tiefen Wälder Alabamas ein, was die heftige Sommerhitze zwar ein wenig abmildert, leichter wird der Platz dadurch aber kein bisschen.
Killerloch
Die 14 ist zwar nicht das schwerste, dafür aber das schönste Loch des Platzes. Kirchturmhohe Bäume und ein See, der sich vom Tee bis zum Grün erstreckt, ergeben eine Postkarte von einer Spielbahn.
www.rtjgolf.com
Ross Bridge RTJ Course
18 Löcher, Par 72, 7.489 MeterAdresse
4000 Grand Avenue
Birmingham, AL 35226
Tel. +1 205.949.30.85
www.rtjgolf.com
Greenfee
Ab 70 Euro (saisonabhängig)
Beim Bau des jüngsten Platzes des Robert Trent Jones Golf Trail wurde nicht mit Land gegeizt. Ross Bridge vor den Toren von Birmingham ist so groß und weitläufig, dass man zu jeder Zeit den Eindruck hat, durch die holografische Projektion einer Fernsehübertragung der PGA Tour zu wandeln. Es fehlen lediglich die Zuschauer. Diese 18 Löcher sind gigantomanisches Resort-Golf vom Allerfeinsten und natürlich darf auch ein 25 Meter hoher Wasserfall zwischen dem 9. und dem 18. Grün nicht fehlen.
Killerloch
Am 15. Abschlag zeigt sich, wer das Alphatier im Flight ist, denn der diagonal zur Spiellinie liegende See überlässt es jedem Spieler wie viel er vom 443 Meter langen Dogleg abkürzen möchte.
www.rtjgolf.com
Grand National Courses
Adresse3000 Robert Trent Jones Trail
Opelika, AL 36801
Tel. +1 334.749.90.42
www.rtjgolf.com
Greenfee
Ab 70 Euro (saisonabhängig)
Lakes Course
18 Löcher, Par 72, 6.537 Meter
Einen Steinwurf von der Auburn University entfernt erinnert die Landschaft verdächtig an "Forrest Gump". Und das, obwohl dieser für die Erzrivalen der University of Alabama Football spielte. Der Platz schlängelt sich bildhübsch um den Sougahatchee Lake, weshalb man es an lauen Sommerabenden nicht nur mit Doppelbogeys, sondern auch mit jeder Menge Mücken aufnehmen muss.
Killerloch
Das Inselgrün der 15 (Par 3) ist das schönste Loch des Trails - zumindest auf den Plätzen, die wir auf diesem Trip gespielt haben.
www.rtjgolf.com
Links Course
18 Löcher, Par 72, 6.658 MeterNatürlich hat dieser Platz mit St. Andrews, Troon oder Dornoch so viel gemein wie ein Hamburger mit Haggis und auch Topfbunker sucht man vergeblich. Dafür gibt es jede Menge Sumpfland und dichtes Unterholz, das mindestens genauso viele Bälle frisst wie Schilf und Ginster. Aus der Sicht eines Scratch-Golfers mit Faible für Platzarchitektur könnten diese 18 Löcher die besten des Trails sein.
Killerloch
Wer auf Loch Nummer 6 (Par 5) mit dem zweiten Schlag das Grün angreifen möchte, ist selbst schuld. Wir haben dich gewarnt...