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Costa del Sol – Teil 2

Grüne Welle

Von Jan Langenbein, Fotos: KIKE

Als der Gottvater dieser Anlage vor einigen Jahren verstarb, nahm die illustre Mitgliederschaft ihren Club selbst in die Hand; somit wurde sichergestellt, dass der legendäre Pflegezustand und die pfeilschnellen Grüns heute noch so gut sind, wie sie immer waren. Heute sorgt Clubmanager Javier Reviriego dafür, dass Valderrama seinem Ruf gerecht wird. "Wir wollen unseren Mitgliedern und Gästen Tourbedingungen bieten - an jedem einzelnen Tag des Jahres." Und wieder fällt der Vergleich mit dem Überplatz in Georgia: "Jedes Mal wenn ich mit den Kollegen in Augusta spreche, beneide ich sie: Sie schließen ihren Platz jedes Jahr für sechs Monate. Glaubt mir, es ist deutlich leichter, viereinhalb Monate im Jahr Weltklasse-Bedingungen zu garantieren, als das gesamte Jahr über." Javier ist sichtlich stolz auf das, was seine Greenkeeper Tag für Tag auf die Beine stellen. Er hat auch jedes Recht dazu, denn wir trauen uns auf den ersten Spielbahnen nicht wirklich, Divots aus diesen Fairways zu schlagen, die makelloser sind als die Grüns in vielen Golf Clubs hierzulande, und es fällt uns schwer, während der ersten Putts zu glauben, dass wir tatsächlich auf Gras putten, so treu, schnell und schlichtweg perfekt sind die Grüns in Valderrama. Es ist noch nicht einmal 24 Stunden her, da glaubten wir in Finca Cortesin, der Pflegezustand eines Golfplatzes könnte kaum besser sein, doch Valderrama spielt ohne Zweifel noch einmal in einer ganz anderen Liga.

Costa del Sol: Komischer Kauz: Vogel liebt Suppe (l.) Arrrr: Käpt'n Iglo hatte Mittagspause (r.)Costa del Sol: Komischer Kauz: Vogel liebt Suppe (l.) Arrrr: Käpt'n Iglo hatte Mittagspause (r.)
Komischer Kauz: Vogel liebt Suppe (l.) Arrrr: Käpt'n Iglo hatte Mittagspause (r.)

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GEMAHLENER MARMOR SIEHT ZWAR SPEKTAKULÄR AUS, DAS GRELLE WEISS BLENDET JEDOCH IN DER SONNE.
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Die Anmutung des Platzes und die Stimmung während der Runde sind ebenfalls eine Erfahrung, wie ich sie noch auf keinen Golfplatz gemacht habe. Tausende alte Korkeichen säumen die Fairways und verleihen diesen 18 Löchern selbst in praller Mittagssonne ein Flair wie in Tim Burtons Horrorklassiker "Sleepy Hollow", und während ich meine verzogenen Annäherungsschläge aus einigen der dunkelsten Ecken des Platzes auf die teuflischen Grüns chippe, herrscht tatsächlich ein Ambiente, als würde jeden Moment ein kopfloser Reiter aus dem Dickicht hervorschnellen und seine Axt schwingen.

MAN SPRICHT DEUTSCH


Da nicht nur das Netzwerk der netten Dame vom Golf Desk funktioniert, sondern ganz offensichtlich auch das eigene, sind wir am letzten Tag unserer Reise an die Costa del Sol mit Alex verabredet. Ein gemeinsamer Buddy in Hamburg stellte den Kontakt her mit den Worten "Ruf mal meinen Kumpel Alex an, der kümmert sich dort unten als Oberindianer um zwei Golfplätze", und gesagt, getan, empfängt uns kurze Zeit später besagter Alex auf dem Parkplatz des Atalaya Golf & Country Club mit eindeutig hanseatischem Zungenschlag und unhanseatischer Gesichtsbräune. 1962 begann Dr. Bernhard von Limburger hier mit den Planungen für den Old Course und legte damit den Grundstein für die heutige Anlage. Als 1990 mit dem New Course die zweiten 18 Löcher des Atalaya Golf Club gebaut wurden, sass Alexander nach eigenen Angaben auch einige Male selbst im Bagger und kümmerte sich um Formen von Bunkern und Teeboxen. Bemühungen, die von den Experten umgehend zunichte gemacht wurden, kaum war Alex außer Sichtweite. Wie es sich für zwei Golfplätze aus zwei unterschiedlichen Dekaden gehört, unterscheiden sich Old und New Course in Atalaya grundsätzlich. Während auf dem Old Course das Motto "What you see is what you get" lautet, braucht es auf dem kürzeren New Course deutlich mehr Platzkenntnis, denn hier sind die Fairways schmal, die Höhenunterschiede drastischer und die Doglegs schärfer. Der elfte Abschlag des New Course bietet einen phänomenalen Ausblick über die Anlage bis hinunter zum Meer, wo irgendwo auch das zum Atalaya Golf & Country Club gehörende Hotel steht.

Costa del Sol: Vergnügen für die oberen 10.000: Fahrschule auf extra ausgerolltem Teppich
Vergnügen für die oberen 10.000: Fahrschule auf extra ausgerolltem Teppich
Abgesehen davon, dass er immer wieder dem Greenkeeper jovial auf die Schultern klopft und uns begeistert von der korrekten Zusammensetzung des optimalen Bunkersands ("Gemahlener Marmor sieht zwar spektakulär aus, das grelle Weiß blendet jedoch in der Sonne; es muss also die richtige Menge gewöhnlicher Bausand dazugemischt werden") fachsimpelt, entsteht nicht der Eindruck, dass hier der Chef persönlich über die Anlage tuckert. Im Vergleich zu den beiden vorangegangenen Tagen ist hier im Atalaya Golf Club alles entspannter und etwas mehr casual als in den zuvor besuchten Edelwiesen und es ist eine wohltuende Abwechslung, dass man sich hier nicht dazu genötigt fühlt, an jedem zweiten Abschlag zu kontrollieren, ob das Hemd noch korrekt in der Hose steckt.

Costa del Sol: Swilcan Burn? Fehlanzeige
Swilcan Burn? Fehlanzeige
"So muss Golf!", sage ich zu Kike, als ich meinen Ball aus dem Loch der 18 auf dem Old Course fische, und der nickt zustimmend. Denn nach Besuchen in Finca Cortesin de Valderrama, nach Posing in Marbella und Abschlägen vom Hotelstrand des "Kempinski Bahía" haben wir den angenehmsten Ort der Costa del Sol gefunden: die Tische vor dem kleinen Kiosk am ersten Loch im Atalaya Golf & Country Club. Während wir dort bei einem Feierabendbier diese Reise ausklingen lassen und die Spieler auf den letzten Bahnen beobachten, kommt sogar die Sonne heraus. Morgen müssen wir Lars Riedel folgen und wieder nach Hause fliegen. Verdammt!

 

Golfplätze in der Region

FINCA CORTESIN GOLF CLUB

FINCA CORTESIN GOLF CLUB

18 Löcher, Par 72, 6.802 m

Adresse
Ctra. de Casares
29690 Casares - Málaga
Tel. +34 952.93.78.83
www.fincacortesin.com

Greenfee
220 Euro (Hochsaison)
109 Euro (Vorsaison)

Als Cabell Robinson 2005 diesen Platz entwarf, sollte dieser nicht nur einer der besten Spaniens werden, sondern auch in puncto Umweltverträglichkeit neue Maßstäbe setzen. Deshalb wurden mehr als 50.000 Büsche und Bäume in die karge Berglandschaft oberhalb der Costa del Sol gepflanzt. Jede einzelne Spielbahn auf dieser noch recht neu anmutenden Anlage versprüht Championship-Golf-Aura, und egal wie gut das Handicap, das Bunkerspiel jedes Golfers wird gnadenlos getestet.

Killerloch
Auf Loch Nummer 15 ist Entscheidungsstärke am Tee gefragt. Es ist dir überlassen, wie weit nach links du auf das diagonal verlaufende Fairway anhältst. Der zweite Schlag wird zwar immer kürzer, je aggressiver du spielst, der Weg über zahlreiche mannstiefe Bunker jedoch auch immer weiter.
www.fincacortesin.com

CLUB DE GOLF VALDERRAMA

CLUB DE GOLF VALDERRAMA

18 Löcher, Par 72, 6.392 m

Adresse
Avda. de los Cortijos
Sotogrande
11310 Cadiz
Tel. +34 956.79.12.00
www.valderrama.com

Greenfee
320 Euro (Mo.-Fr.)
350 Euro (Sa.&So.)

Ein Ryder Cup, zwei WGC-Turniere, 16-mal Volvo Masters und zweimal Andalucía Masters - bei all den Profiturnieren, die auf diesem Platz bereits stattgefunden haben, gibt es kaum einen Helden des Spiels, der hier noch nicht sein Tee in den spanischen Boden gerammt hätte. Allein dieser Historie wegen sollte Valderrama auf der To-do-Liste jedes reisefreudigen Golfers stehen, grüner wird's nämlich ganz sicher nicht.

Killerloch
Natürlich spricht jeder, der Valderrama bereits bei einer Fernsehübertragung bestaunt hat, sofort über die 17, wer allerdings einmal einen Fuß auf diese Anlage gesetzt hat, wird sich garantiert in Loch Nummer 4 verlieben. Ebenfalls ein Par 5 ist diese Spielbahn nicht nur länger, sondern auch hübscher als der vorletzte Test.
www.valderrama.com

ATALAYA GOLF & COUNTRY CLUBNEW COURSE

ATALAYA GOLF & COUNTRY CLUBNEW COURSE

18 Löcher, Par 71, 5.142 m

Adresse
Carretera de Benahavís, km 0,7
29688 Estepona
Tel. +34 952.88.28.12
www.atalaya-golf.com

Greenfee
90 Euro (Hochsaison)
67 Euro (Zwischensaison)
56 Euro (Nebensaison)

Spürbar kürzer als der ältere Bruder ist der New Course im Atalaya Golf Club, dennoch alles andere als eine leichte Aufgabe. Schmale Fairways verlangen nach Präzision vom Tee und bei einigen Doglegs weiß man erst nach ein paar Runden hier wirklich sicher, wie weit man tatsächlich abkürzen kann. Spektakuläre Ausblicke aufs Mittelmeer und manchmal sogar bis nach Gibraltar machen diesen Platz zum Eyecatcher.

Killerloch
Wasser beim Abschlag und eine Ausgrenze beim Schlag ins Grün - auf Loch Nummer 2, einem 464 Meter langen Par 5, kommt so ziemlich alles zusammen, was dir die Scorekarte bereits zum Rundenauftakt versauen kann.
www.atalaya-golf.com

ATALAYA GOLF & COUNTRY CLUBNEW COURSE

ATALAYA GOLF & COUNTRY CLUBOLD COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.146 m

Adresse
Carretera de Benahavís, km 0,7
29688 Estepona
Tel. +34 952.88.28.12
www.atalaya-golf.com

Greenfee
90 Euro (Hochsaison)
67 Euro (Zwischensaison)
56 Euro (Nebensaison)

Der Old Course im Atalaya Golf Club trägt seinen Namen zu Recht, denn dieser vom deutschen Golfmeister von 1925 entworfene Parkland-Platz ist einer der ältesten an der Costa del Sol. Recht breite Fairways verzeihen auch ein paar wildere Schüsse vom Tee, spätestens beim Schlag ins Grün ist allerdings Vorsicht geboten, denn subtile Höhenunterschiede vereinfachen die Schlägerwahl nicht wirklich.

Killerloch
Loch Nummer 5 ist so etwas wie die Essenz dieses Golfplatzes: ein von Bäumen gesäumtes Fairway, das keine Probleme erkennen lässt. Die zeigen sich aber auf der Scorekarte: 544 Meter von den Back Tees sind kein Pappenstiel und Wasser vor dem Grün macht die Sache nicht einfacher.
www.atalaya-golf.com

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