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Die angenehmsten Orte der Welt

Golfclub Föhr

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Stefan von Stengel/Golf Club Föhr

Auf der Insel des Dr. Gmelin werden seit 90 Jahren die Schläger geschwungen und seit wir die Überfahrt gewagt haben, sind wir uns sicher: auf einem der besten Plätze des Landes.

Wer von Golf an der Nordsee träumt, denkt automatisch an Sylt und den fantastischen Golfclub Budersand. Doch nur knapp 15 Kilometer Luftlinie entfernt hat sich in den letzten Jahren ein anderer Golfclub klammheimlich angeschickt, dem deutschen Vorzeige-Links Konkurrenz zu machen: der Golf Club Föhr - oder, wie er in seiner Anfangszeit hiess, der Privatgolfclub Nordsee-Sanatorium Südstrand Föhr.

1925 beschloss Dr. med. Karl Gmelin, bei seinen Therapien vermehrt auf Sport zu setzen. Gmelins Schwager Carl Mensendieck, der Direktor seines Sanatoriums, erinnerte sich an seine Jugendjahre in England und beschloss, einen Golfplatz zu bauen. Ein durchaus mutiges Unterfangen, denn in Schleswig-Holstein gab es zu der Zeit erst den Golf-Club Kitzeberg und den Lübeck-Travemünder Golf-Klub.

An die von Bernhard von Limburger gestalteten neun Löcher erinnert heute nur noch ein verwirrender Straßenname. Denn nachdem ich dem Taxifahrer "Am Golfplatz" zugerufen habe, sehe ich links und rechts lediglich Zäune und Wildwuchs. Der heutige Golfplatz befindet sich dagegen westlich vom Wyker Flugplatz, wo der bekannte Golfplatzarchitekt Frank Pennink neun Löcher anlegte, die am 3. September 1971 feierlich eröffnet wurden.

Die angenehmsten Orte der Welt: Up to date: Hosenmode und Bunker-TechnikDie angenehmsten Orte der Welt: Up to date: Hosenmode und Bunker-Technik
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Obwohl die startenden und landenden Kleinmaschinen während der Runde nicht groß stören, schauen an diesem Tag dennoch alle nach oben, sobald sie ein Motorengeräusch hören. Den Grund dafür erfahre ich von meinen Spielpartnern nach einigen Löchern: "Letzten Montag hat eine Maschine die Landebahn verfehlt und ist gegen einen Baum auf dem Platz geprallt." Zwar wurde niemand ernsthaft verletzt, aber die Lust auf die Flying Golf Challenge am 12. September, bei der die Teilnehmer erst neun Löcher in St. Peter-Ording spielen und anschließend nach Föhr geflogen werden, um dort die zweiten neun Löcher zu spielen, war plötzlich wie weggeblasen. Mit der Vorstellung eines Flugzeugwracks vor Augen bleibe ich dann doch lieber bei der Wyker Dampfschiffs-Reederei, die seit 125 Jahren die Gäste per Fähre zuverlässig vom Festland nach Föhr bringt. Und zu denen gehören seit spätestens 2009 auch viele Golfer.

Nachdem der Club 1990 - nach langem Kampf mit Umweltschützern, Bürgern und insbesondere dem örtlichen Pastor, der sich weigerte, das benötigte Land zu verkaufen - endlich auf 18 Löcher expandierte, wollten sich immer mehr bei einer Golfrunde die gesunde Meerluft um die Nase wehen lassen. Um dem Ansturm gerecht zu werden, baute man 2009 noch mal neun Löcher an und hatte Glück, als Architekten Christian Althaus zu bekommen. Obwohl seine Vorgänger Pennink und Donald Harradine ihre Löcher im Parkland-Stil erbaut hatten, fand Althaus, dass für eine Nordseeinsel ein links-artiger Platz angebrachter sei. Seine Vision hatte jedoch ein entscheidendes Problem: Auf Föhr gibt es so gut wie keine Dünen.

Die Folge waren immense Erdbewegungen, die dennoch neun völlig natürlich wirkende Bahnen erzeugten. Weil die neuen Löcher ein riesiger Erfolg bei Mitgliedern und Gästen waren, durfte Althaus noch einmal zurückkehren und etliche der alten Löcher aufmotzen. Hätte man nicht am falschen Ende gespart und sechs Bahnen unangetastet gelassen, wäre der Golf Club Föhr heute einer der allerbesten Plätze Deutschlands. So fragt man sich zwischendurch immer, ob man falsch abgebogen und auf einem anderen Platz gelandet ist, so sehr stechen die verbliebenen Löcher mit ihren uninspirierten Bunkern und den langweiligen Grünkomplexen negativ heraus.

Die angenehmsten Orte der Welt: Miese Teilnehmerzahlen: Montagsdemonstration auf Föhr
Miese Teilnehmerzahlen: Montagsdemonstration auf Föhr
Doch die anderen 21 gehören zur deutschen Spitzenklasse. Den ersten Wow-Effekt bekomme ich an Bahn 3 des blauen Kurses (die drei Schleifen sind nach den nordfriesischen Clubfarben Gelb, Rot und Blau benannt). Das kurze Par 4 bietet ein geteiltes Fairway, in dessen Mitte eine mit hohem Rough bewachsene Düne und ein clever platzierter Fairway-Bunker warten. Als bekennender Angsthase wähle ich mit einem perfekten Drive die sicherere Seite - und werde mit einer Lage in einem Divot belohnt. Ein Schicksal, das man hier aufgrund der hohen Anzahl Greenfee-Runden einkalkulieren muss.

Ebenso einplanen sollte man eine grosse Zahl von Drei-Putts, insbesondere auf den 2014 umgebauten Bahnen. Denn auf dem roten und speziell auf dem gelben Kurs hat Christian Althaus seine anfängliche Zurückhaltung bei der Ondulierung der riesigen Grüns aufgegeben. Ganz besonders das Doppelgrün der 1 und 7 bietet wilde Breaks, die mich bereuen lassen, bei der Kurvendiskussion im Mathematik-Unterricht nicht besser aufgepasst zu haben.

Seine grösste Schwierigkeit bezieht der Platz jedoch aus seinen umwachsenen Bunkern und natürlich von der steifen Brise. Denn hier kann es richtig wehen, wie Clubmanager Florian Gneist erzählt: Im November 2013 fielen 3.000 Bäume auf der Anlage Orkan "Christian" zum Opfer. Die Bäume blieben bei meinem Besuch zwar alle stehen, allerdings musste ich mich dann doch von einigen Bällen verabschieden, die der Wind (und zugegeben auch mein Quick Hook) in das dichte Rough bugsierte.

Da es hier ständig weht, löst sich auch die anfängliche Verwunderung über die wenig abwechslungsreiche Länge der Par-3-Löcher in Wohlgefallen aus. Auf der Scorekarte liegen alle sechs mit 133 bis 167 Metern recht nah beieinander. Da sie allerdings in alle Himmelsrichtungen ausgerichtet sind, sind die effektiven Längenunterschiede doch deutlich größer: Vom Eisen 9 bis zum langen Hybrid reicht an diesem Tag die Bandbreite der Schläger. Überhaupt die Par-3-Löcher: Sie sind die große Stärke des Platzes. Jedes von ihnen hat einen individuellen Charakter, seinen speziellen Reiz und intelligent angelegte Bunker-Landschaften - und bietet dabei dennoch Spielern höherer Handicap-Klassen eine faire Chance, sie durch strategisches Spiel zu umgehen.

Dies sollte auch Grundvoraussetzung für einen Platz sein, der viele Urlauber und damit Golfer unterschiedlicher Spielstärken anlockt. Ganz klar: Wer seine eigenen Fähigkeiten überschätzt und bei Gegenwind den heroischen Schlag aus 180 Metern über die großen Bunker-Landschaften versucht, bekommt verdientermaßen vom Platz einen Tritt in den Hintern verpasst. Aber wer sein Gehirn einschaltet, bei manchen Löchern vielleicht besser auf Bogey spielt oder den Ball neben dem Grün ablegt und auf ein Up-and-Down spekuliert, statt anzugreifen, kann hier nicht nur eine extrem unterhaltsame und abwechslungsreiche Runde Golf spielen, sondern auch einen vernünftigen Score erzielen.

Golfplätze in der Region

Golfclub Föhr

Golfclub Föhr

3x9 Löcher • je Par 36 • 3.019 m, 3.010 m & 2.954 m (blau, rot & gelb)

Adresse
Grevelingstieg 6
25938 Nieblum
Tel. +49 (0)4681.58.04.55
www.golfclubfoehr.de

Greenfee
66 Euro (April bis Oktober)
44 Euro (November bis März)

Die Nordsee ist zwar von keinem der Löcher zu sehen, ihre Präsenz fühlt man jedoch überall: durch den Wind, die salzhaltige Luft und die (künstlichen) Dünen. Die drei Neunlochschleifen haben alle ihren eigenen Charakter: Blau hat die grössten Dünen, Gelb die wildesten Grüns und Rot am meisten Wasser und Waste-Areas. So ist für jeden Geschmack etwas dabei.

Killerloch
Die Bahn 5 des blauen Kurses ist mit 412 Metern von Gelb nicht nur das längste Par 4 des Clubs, sondern wer das (recht breite) Fairway verfehlt, kann sich zudem auf einen verlorenen Ball einstellen. Wer das Grün nicht mit dem zweiten Schlag erreichen kann, muss darüber hinaus mit dem Ablegen aufpassen: Zwischen zehn und 50 Meter vor dem Grün gieren vier Mini-Düneninseln im Fairway nach Golfbällen.
www.golfclubfoehr.de

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