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Indischer Ozean – Teil 2

Willkommen im Golfparadies

Von Jan Langenbein, Fotos: Tino Dertz & Mike Meyer

Am Tag darauf steht der von Bernhard Langer entworfene Platz auf der Île aux Cerfs auf unserem Programm. Es gibt wohl kaum einen Golfplatz auf der Welt, der mit einer exklusiveren Lage auftrumpfen könnte, denn eine kurze Bootsfahrt ist nötig, um den auf einer kleinen Insel vor der Küste liegenden Platz zu erreichen. Einst war die Wiese selbst für Clubmeister nahezu unspielbar schwer, aber zahlreiche Umbaumaßnamen, zu denen auch ein neues 18. Grün zählt, haben aus dieser ehemaligen Folterkammer mittlerweile einen immer noch sehr anspruchsvollen, aber eben spielbaren und unglaublich spektakulären Golfplatz gemacht.

Indischer Ozean:

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200 MILLIONEN DOLLAR WURDEN HIER IM SAND VERBUDDELT.
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Zum Abschluss der Mauritius-Etappe zeigt uns Michael Usendorff dann golferisch die Grenzen auf, denn der neue Golfmanager des Four Seasons Golf Club at Anahita ist nicht nur so freundlich, uns auf die Runde zu begleiten, sondern auch uns konsequent auf jedem Loch gefühlte 100 Meter auszudriven, und so geben an diesem Abend zwei sichtlich desillusionierte GolfPunk-Mitarbeiter einen nun noch etwas mehr verbeulten Mitsubishi am internationalen Flughafen von Mauritius zurück. Der Zustand des Wagens interessiert den gelangweilt dreinschauenden Angestellten des Mietwagenkonzerns glücklicherweise kein bisschen und er quittiert wortlos den Empfang. Das Boarding in Richtung Malediven hat zu diesem Zeitpunkt bereits begonnen.

MALEDIVEN


Der Flug auf die Malediven erinnert ein wenig an eine Autofahrt nach Las Vegas. Nach zwei Stunden lebensfeindlicher Umgebung erscheint plötzlich wie eine Fata Morgana eine Stadt am Horizont, die inmitten des absoluten Nichts zu existieren scheint. Für Piloten muss der Anblick des Flughafens von Male beim Anflug dem eines Flugzeugträgers gleichen. Die Hitze wirkt hier noch erbarmungsloser als auf den Seychellen und von unserem endgültigen Ziel Velaa Private Island trennen uns noch 45 Minuten mit dem Wasserflugzeug, denn für Landebahnen sind die meisten der knapp 1.200 Inselchen der Malediven viel zu klein.

Kurz vor der Landung vor Velaa Private Island kann ich aus dem winzigen Flugzeugfenster einen Blick auf die schildkrötenförmige Insel erhaschen und die deutlich zu erkennende Driving Range in ihrem Inneren verdeutlicht, wie klein dieses Eiland sein muss. Von hier oben hat es den Anschein, als würde die Golfanlage beinahe ein Viertel der Insel bedecken. Kaum hat unser Flugzeug am Steg festgemacht, empfängt uns ein Spalier blütenweiß gekleideter Angestellter, die uns nacheinander mit vornehmem Lächeln kalte Erfrischungstücher, exakt temperierten Willkommenschampagner und die Schlüsselkarten zu unseren Strandvillen überreichen. Hier draußen auf einem Steg inmitten des tiefblauen Indischen Ozeans unter einer unerbittlichen Sonne entfaltet selbst ein dezent eingeschenktes Glas Champagner sofort seine betörende Wirkung. Amid, der sich als mein Butler (ja, auf Velaa Private Island hat jede Villa ihren eigenen Butler) vorstellt, versteht sofort und bittet mich in ein Golfcart, um die 300 Meter zur eigenen Villa so stressfrei wie möglich zu gestalten.

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Harte Zeiten: Selbst Rickie Fowler braucht heutzutage einen Nebenjob (l.) Gender Correctness: Neptun auf Hindi
Velaa Private Island ist das Hobby von Jiri Smejc, einem 45 Jahre alten Selfmade-Milliardär aus Tschechien, der gemeinsam mit seiner Frau seit den frühen 2000er-Jahren regelmäßig auf den Malediven Urlaub machte.

Wenige Jahre später bot sich die Pachtmöglichkeit einer etwa 25 Fußballfelder großen Insel namens Velaa und Smejc schlug zu. 200 Millionen Dollar wurden im maledivischen Sand verbuddelt und im Dezember 2013 eröffnete mit Velaa Private Island eine Enklave des Hyperluxus und die wohl exklusivste Adresse der ohnehin nicht gerade für Mittelmäßigkeit bekannten Malediven.

Es fällt mir schwer, den Mund geschlossen zu halten, als Amid mir eine Tour durch meine Strandvilla gibt, die ich für die nächsten drei Tage bewohnen werde. Eigener Pool, eigene Outdoor-Badewanne, eigenes Outdoor-Bett unter Palmen und natürlich ein eigener Teil des Traumstrands - so etwas habe ich bisher noch nicht einmal im Fernsehen gesehen. Bedenkt man, dass die Strandvilla mit einem Preis von 2.560 Euro pro Nacht die preisgünstigste Möglichkeit ist, auf Velaa Private Island zu übernachten, kann man sich vorstellen, wie unglaublich die vier Residenzen nur wenige Meter den Strand hinunter wohl sein mögen.

Indischer Ozean:
Amid merkt an, ein kurzer Anruf würde genügen und schon stünde er mit einem Golfcart parat, mich überall auf der Insel hinzubringen, doch dieses Angebot klingt bei der "Größe" dieser Insel beinahe komisch. Außerdem gehören zu jeder Villa Fat Tire Bikes, das ideale Fortbewegungsmittel für Strände und Sandwege. Per Fahrrad geht es also noch am ersten Abend die wenigen Hundert Meter zur von José María Olazábal entworfenen Golfanlage, einer genialen Mischung aus Driving Range und Kurzplatz. Chris, der hier stationierte Golf-Pro, erklärt mir als Erstes, dass es auf Velaa durchaus üblich sei, barfuß auf die Runde zu gehen, um dann klarzustellen, dass der Spielmodus hier nicht mit dem in einem normalen Golfclub zu vergleichen sei. In der Olazábal Golf Academy gibt es keine Startzeiten, sondern jeder Golfer kann die Anlage stundenweise mieten, vergleichbar mit einem Tennisplatz. Die Wahl liegt dann ganz beim Golfer, ob er diese scheinbar mit der Nagelschere gepflegte Anlage als geradezu obszön luxuriöse Driving Range nutzen oder sich aus den insgesamt neun Teeboxen und sechs Grüns seine eigenen Par-3-Löcher zusammenstellen möchte. Der spanische Held von Medinah hat mit einem cleveren Design dafür gesorgt, dass von jedem Abschlag mindestens drei Grüns angespielt werden können, eine leichte, eine mittelschwere oder eine knifflige Spielsituation kann somit von jedem Tee aus angegangen werden.

Zwischen den Golfstunden auf dieser unglaublichen Spielwiese, die nicht wenige der zahlungskräftigen Kunden wahrscheinlich nach dem Besuch auf den Malediven auch in ihrem eigenen Garten installieren ließen, versuche ich, von Chris, dem Golf-Pro, Amid, dem Butler, Maria, der PR-Frau und einer Menge der anderen hier Angestellten herauszufinden, wer aus der Riege der gekrönten Häupter und A-List-Celebrities dieser Welt in den vergangenen Monaten dieser Insel bereits einen Besuch abgestattet hat, doch es ist kein Sterbenswörtchen zu erfahren. Hat Prinz Harry hier schon Partys gefeiert? George Clooney sich vom Blitzlichtgewitter erholt? Oder Mario Balotelli seine letzten Millionen verprasst? Velaa Private Island wäre der richte Ort dafür, denn auch hier liegt der Vergleich zu Las Vegas nahe: "What happens on Velaa stays on Velaa."

Als mein letzter Tag im Paradies anbricht, spiele ich tatsächlich mit dem Gedanken, heute auf die Sonnencreme zu verzichten. Der glühende Feuerball am Himmel würde in kongenialer Partnerschaft mit dem schneeweißen Sand dafür sorgen, dass ich mich in wenigen Minuten in ein krebsrotes, mitleiderregendes Häufchen Elend verwandeln würde. Der schlimmste Sonnenbrand meines Lebens erscheint mir in dieser Situation als einzige Möglichkeit, beim morgigen Gang ins Büro nicht nur Hass und Missgunst, sondern unter Umständen auch ein klein wenig Mitgefühl zu ernten. Dass selbst ich mit meinem unbestrittenen Traumjob eine solche Reise höchstens einmal im Leben mache, wird mir ja doch keiner glauben.

 

Golfplätze in der Region

LÉMURIA Golf Course

LÉMURIA Golf Course

18 Löcher - Par 70 - 5.580 m

Adresse
Anse Kerlan Praslin, Seychellen
Tel. +248 4 281281
www.lemuriaresort.com

Greefee
für Resortgäste gratis

Es gibt nur wenige Golfplätze auf diesem Planeten, die in puncto Optik und Spektakel mit den 18 Löchern im Lémuria Resort auf den Seychellen mithalten können. Während die ersten zwölf Löcher noch relativ gemächlich starten, beginnt ab Loch 13 eine Achterbahnfahrt ohnegleichen. Abschläge in 50 Meter tiefe Schluchten, Urwälder mit bernhardinergroßen Kokosnüssen und Cartwege kurviger als die Rallye Monte Carlo - all das gibt es auf den Seychellen.

Killerloch
Keine Frage: Loch Nummer 15 zählt zu den spektakulärsten Par 3s der Welt. Wer immer schon mal im Paradies ein Gap Wedge 150 Meter weit schlagen wollte, ist hier an der richtigen Adresse.
www.lemuriaresort.com

BELLE MARE PLAGE The Legend

BELLE MARE PLAGE The Legend

18 Löcher - Par 72 - 6.018 m

Adresse
Belle Mare
Poste de Flacq, Mauritius
Tel. +230 402 2600
www.bellemareplagehotel.com

Greenfee
für Hotelgäste gratis ,ca. 142 Euro (externe Gäste)
Der "The Legends" ist so etwas wie der Garten des "Belle Mare Plage" und aus den Zimmern ganz einfach per pedes zu erreichen. Dann hört die Gemütlichkeit aber auch schon auf, denn dieser Platz fordert vom ersten Loch an jedem Golfer alles ab. Schmale Fairways, kleine Grüns, viel Wasser, undurchdringlicher Urwald - was das Potenzial hat, den Score nach oben zu treiben, ist hier versammelt. Ein echter Test für jeden Golfer.

Killerloch
Loch 17 ist weit davon entfernt, das schwierigste Loch des Platzes zu sein. Wie es sich für ein ordentliches Par 3 an dieser Stelle der Scorekarte gehört, ist es optisch aber ein absoluter Augenschmaus.
www.bellemareplagehotel.com

BELLE MARE PLAGE The Links

BELLE MARE PLAGE The Links

18 Löcher - Par 71 - 5.942 m

Adresse
Belle Mare
Poste de Flacq, Mauritius
Tel. +230 402 2600
www.bellemareplagehotel.com

Greenfee
für Hotelgäste gratis, ca. 142 Euro (externe Gäste)

Wer hier aufteet, der sollte wissen, dass der Name "The Links" keineswegs bedeutet, dass dieser 2002 eröffnete Platz wie Royal Dornoch oder Ballybunion anmutet. Dünen sucht man selbstverständlich vergebens und anstelle von knochentrockenen Fairways schlängeln sich 18 saftige Spielbahnen durch tiefgrüne Vegetation. Die vielen Wellen in den Fairways und Grüns muten dann aber tatsächlich ein wenig "links-artig" an. Anstelle von wärmendem Whiskey im Flachmann braucht man hier allerdings Sonnencreme mit LSF 50.

Killerloch
Bahn Nummer 12 des "Links" in Belle Mare Plage hat zwei Wasserhindernisse, dichten Urwald auf beiden Seiten des Fairways und eine Ausgrenze links zu bieten. Wer nun immer noch mit den Schultern zuckt, der sollte wissen, dass dieses Par 4 414 Meter lang ist. Viel Spaß!
www.bellemareplagehotel.com

BELLE MARE PLAGE The Links

AVALON Golf Estate

18 Löcher - Par 72 - 6,318 m

Adresse
Bois Sec, Bois Cheri
Mauritius
Tel. +230 430 5800
www.avalongolf.mu

Greenfee
ca. 80 Euro

Das Avalon Golf Estate ist die neueste Golfanlage auf Mauritius. Zwar liegt dieser Platz fünf Kilometer Luftlinie vom Meer entfernt, den Ozean kann man dank der Lage hoch oben in den Bergen allerdings trotzdem von vielen Spielbahnen aus sehen. Noch befindet sich dieser Golfplatz im Säuglingsstadium, was an einigen Stellen abseits des Fairways noch zu spüren ist. Der Spaß leidet darunter aber kein bisschen.

Killerloch
Schon an Loch 3 geht im Avalon die Post ab. Fairway- oder Grünbunker sucht man hier zwar vergebens, mit 435 Metern ist dieses Par 4 aber trotzdem ein harter Test, denn die kurz geschorenen Konturen rund ums Grün haben es in sich.
www.avalongolf.mu

ILE AUX CERF Golf Club

ILE AUX CERF Golf Club

18 Löcher - Par 72 - 6.469 m

Adresse
Île aux Cerfs
Trou d'Eau Douce, Mauritius
Tel. +230 402 7720
www.ileauxcerfsgolfclub.com

Greenfee
180 Euro (Oktober bis April) bzw. 160 Euro (Mai bis September)

Unserer Meinung nach gehört der Île aux Cerfs auf die "Muss man einmal im Leben gespielt haben"-Liste eines jeden reisewilligen Golfers. Das Design hat an der einen oder anderen Ecke sicherlich seine Schwächen und der Platz frisst mehr Bälle als das Krümelmonster Kekse. Die Atmosphäre ist jedoch, kaum hat man das Shuttle-Boot in Richtung Île aux Cerfs bestiegen, absolut einzigartig.

Killerloch
Einfache Spielbahnen gibt es auf der Île aux Cerfs nicht, denn hier hat jedes Loch das Potenzial, die Scorekarte zu zerstören. Weht der Wind von vorne, sind jedoch die Löcher 17 und 18 ganz besondere Killer, denn der Weg aufs Fairway wird dann unendlich lang.
www.ileauxcerfsgolfclub.com

ANAHITA

ANAHITA

18 Löcher - Par 72 - 6.828 m

Adresse
Four Seasons Golf Club
Beau Camp, Grande Rivière Sud Est
Tel. +230 402 3125
www.anahita.mu/golf.aspx

Greenfee
ca. 175 Euro, Resort-Gäste spielen gratis

Ernie Els hat an der Ostküste der Insel einen Resort-Platz geschaffen, der allen Anforderungen gerecht wird. Auch Amateure mit hohen Handicaps können hier jede Menge Spaß haben - sofern sie die richtige Teebox (weit vorne!) wählen. Von den Back Tees ist der Platz selbst für Profis eine Tortur. Als 2016 die European Tour hier haltmachte, blieben tatsächlich nur zwei Spieler am Ende unter Par.

Killerloch
Loch 15 ist zwar das härteste Loch des Platzes, das wahre Killerloch ist jedoch aufgrund seiner optischen Qualitäten die 18. Das abschließende Par 5 schlängelt sich bildhübsch am Meer entlang und direkt hinter dem Grün lockt die Clubhausterrasse mit einem kühlen Bier.
www.anahita.mu/golf.aspx

VELAA PRIVATE ISLAND

VELAA PRIVATE ISLAND

6 Grüns - 9 Teeboxen

Adresse
Velaa Private Island,
Noonu-Atoll, Malediven
Tel. +960 6565.000

Greenfee
20 Minuten pro Tag im Villapreis inbegriffen, ca. 93 Euro: 1 Stunde Golf ohne Pro, ca. 279 Euro: 1 Stunde Golf mit Pro

Beim ersten Anblick dieser aufgepimpten Driving Range denkt wohl jeder: "Das muss Kunstrasen sein." Ist es aber nicht. Inmitten dieser exklusiven Privatinsel wurde eine Golfoase für all diejenigen geschaffen, die Abwechslung vom Wassersport suchen. Sechs Grüns und neun Teeboxen erlauben es, zahlreiche Par-3-Löcher aller Schwierigkeitsgrade zu generieren. Diese Wiese ist die wohl exklusivste Möglichkeit, an seinem Eisenspiel zu feilen.

Killerloch
Das voll klimatisierte, mit allem Luxus ausgestattete Abschlaghaus ist der angenehmste Ort des Platzes, wenn das Thermometer mal wieder auf über 35 Grad Celsius steigt.

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