Featured StoriesFeatured Stories

Nova Scotia – Teil 2

Schottland ohne Schotten

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Evan Schiller

ENDLICH: CABOT!

Weiter im Norden liegt Cape Breton Island mit zahlreichen Hiking-Trails. Auf einem davon sind uns tatsächlich Elche begegnet. Im Frühjahr und Sommer kann man auch Wale beobachten. Cape Breton Island ist wegen der gewaltigen Natur das populärste Touristenziel des Landes und gleichzeitig Heimat einiger Spitzen-Golfplätze, darunter die beiden Sehnsuchtsplätze Cabot Links und Cabot Cliffs, die mich letztendlich hergelockt hatten. Hier vereinen sich optische Genüsse mit architektonischer Finesse und so verwundert es nicht, dass beide Kurse bei "Golf Digest" in den Top 100 der Welt auftauchen. Die Architektur von Clubhaus, Restaurant und Hotel im Holzbungalow-Style wurde mehrfach prämiert. Vor deren Türen liegt der 2012 eröffnete Links Course, der es problemlos mit jedem seiner deutlich älteren und berühmteren britischen Pendants aufnehmen kann. Von jedem Punkt aus ist der Ozean zu sehen. Links-Golf, wie es sein muss: Die Ondulierungen der harten Fairways, auf denen der Ball rollt und rollt, erfordern ebenso eine spezielle Vorstellungskraft und Fantasie wie Anspiel und Bewältigung der großen Grüns - Golf in seiner vermeintlichen Urform, gebaut für Spieler, die Zeitreisen zum Ursprung der Seele dieses Spiels lieben. Mit außergewöhnlichen Löchern wie zum Beispiel der sechsten Bahn, die sich zur kleinen Marina von Inverness schlängelt, oder dem Par 3 der 14 (93 Meter), das die kleine Schwester der berühmten 7 von Pebble Beach sein könnte.

Nova Scotia: Doppel-Arrrrrr: Der Captain hatte zu viel Bier geholtNova Scotia: Doppel-Arrrrrr: Der Captain hatte zu viel Bier geholt
Doppel-Arrrrrr: Der Captain hatte zu viel Bier geholt

»
'ICH WAR AUCH SCHON MAL IN SCHOTTLAND. SEHR SCHÖN DORT.' IST KLAR.
«

Der Cliffs Course wurde 2015 an derselben Küste nur einige Drive-Längen nördlicher eröffnet. Obwohl er mit demselben Fescue-Turf-Mix angelegt wurde, haben Coore & Crenshaw dem Kurs mir ihrer Konzeption einen deutlich anderen Charakter verliehen: noch spektakulärer! Dieser Platz ist schlicht atemberaubend. Jede Spielbahn wäre es wert, beschrieben und gepriesen zu werden. Sie sind alle grandios und kulminieren in einem brillanten, sagenhaften, unübertrefflichen Finish. Und die 16, da lege ich mich fest, ist das beste Par 3 auf unserem Globus. Das Greenfee ist auf beiden Plätzen gleich und das höchste in Nova Scotia. Dass man als Hotelgast rund 50 Euro davon sparen kann, rechnet sich durch den ebenfalls knackigen Zimmerpreis nicht wirklich. Dennoch fühle ich mich komplett bestätigt, denn diese Plätze sind nicht nur jeden Kanadischen Dollar wert, sie rechtfertigen auch jede Anreise.

Nova Scotia:
Eigentlich ist es für jeden Golfplatz unfair, derjenige zu sein, den man direkt nach Cabot Cliffs spielt. Aber ein Kurs steht schließlich noch auf unserem Programm, nachdem wir den Cape-Breton-Highlands-Nationalpark erforscht haben und entlang des Bras d'Or Lake wieder gen Ausgangspunkt Halifax driften. Und erstaunlicherweise sind wir kein bisschen enttäuscht. Im Gegenteil, der Platz im Dundee Resort & Golf Club erweist sich seinerseits als Prachtstück. Wer einen tollen Platz spielen und dabei dennoch den Geldbeutel schonen will, ist hier bestens aufgehoben: ein bergiger Parkland-Kurs direkt am Ufer eines wunderschönen Sees mit vielen kniffligen Spielbahnen in herrlichem Mischwald zu einem unfassbaren Tarif. Und trotz der vorangegangenen Erlebnisse beeindruckt nicht nur der famose Zustand der Grüns.

Nova Scotia:
So gilt - auch wenn das Allerbeste nicht zum Schluss kam - für diese Golfreise einmal mehr: Ende gut, alles gut. Es ist kaum anzunehmen, dass Thomas Tuchel heute immer noch Tottenham-Fan ist. Meine Liebe für Nova Scotia hat sich dagegen noch vertieft.

 

Golfplätze in der Region

CABOT CLIFFS

CABOT CLIFFS

18 Löcher, Par 72, 6.185 Meter

Adresse
15933 Central Avenue
Inverness, Nova Scotia, B0E 1N0
Tel. +1 902.258.4653
www.cabotlinks.com

Ein, um mit Barney Stinson zu sprechen, überragen... warte, es kommt gleich ...der Golfplatz. Drei Kilometer vom Links Course entfernt haben Bill Coore und Ben Crenshaw ein unglaubliches Meisterwerk erschaffen. Dieser Platz besteht aus 18 Signature-Holes. Wer ihn gespielt hat, will anschließend der ganzen Welt zurufen, er habe das Paradies gesehen. Allerdings braucht der erst 2015 eröffnete Kurs wohl noch ein bis zwei Jahre, bis die Grüns dieselbe Qualität und Geschwindigkeit wie auf dem Links Course erreichen.

Killerloch:
Ein Loch herauspicken? Unmöglich. Bahn 2 ist extrem schwierig. Die 7 nicht minder. Man könnte so weiter aufzählen, aber der Hammer trifft einen an der 16: Bei dem Par 3 über eine Schlucht direkt an den Meeresklippen stellt schon die Schlägerwahl je nach Windverhältnissen die entscheidende Herausforderung dar.
www.cabotlinks.com

CABOT LINKS

CABOT LINKS

18 Löcher, Par 70, 6.267 Meter

Adresse
15933 Central Avenue
Inverness, Nova Scotia, B0E 1N0
Tel. +1 902.258.4653
www.cabotlinks.com

Greenfee
12. Mai bis 01. Juni und 16. bis 22. Oktober: 81 Euro, 02. Juni bis 15. Oktober: 200 Euro

Jeder kosmopolitische Golfer hat im Kopf ein persönliches Ranking der besten Plätze, die er jemals gespielt hat. Wer im Westen von Cape Breton Island aufteet, wird diese Rangliste anschließend neu überdenken müssen. Der Cabot Links ist ein echter Links Course, gebaut auf einer ehemaligen Kohlenmine. Wer Kingsbarns "grandios" findet, muss hier seinen Wortschatz erweitern.

Killerloch
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. In diesem Fall das Schwierigste, denn die Schlussbahn hat es wahrlich in sich. Von den Herren- Abschlägen schlängelt sich dieses Par 4 über 413 ansteigende Meter hin zum Grün. Auf dem Weg dorthin lauern an allen neuralgischen Punkten Bunker, deren Sand das einzig Verbesserungswürdige auf diesem Traumplatz ist.
www.cabotlinks.com

FOX HARB'R RESORT

FOX HARB'R RESORT

18 Löcher, Par 72, 6.632 Meter

Adresse
1337 Fox Harbour Road
Wallace, Nova Scotia, B0K 1Y0
Tel. +1 902.257.1801
www.foxharbr.com

Greenfee
152 Euro

Graham Cooke hat (nicht nur) in Nova Scotia einige Spitzenplätze erschaffen wie etwa The Lakes oder Glen Arbour. Finanziell dürfte ihm aber wohl in Fox Harb'r der größte Schaffensraum geboten worden sein. Beim Betreten dieser komplett gusseisern umzäunten Anlage schreit Besuchern
das Wort "Luxus" förmlich entgegen. Ein typisch amerikanischer, top gepflegter Resort-Platz mit fünf Teeboxen, riesigen Grüns und makellos weißem Bunkersand in atemberaubender Landschaft.

Killerloch
Der gemeine Europäer muss sich ohnehin zunächst an die andersartigen Spieleigenschaften der in Nordamerika verwendeten Grassorten gewöhnen. Und dann trifft er schon auf Bahn 3 auf eine 410 Meter lange Par-4-Bestie, auf der gefühlt überall riesige Bunker auf die Bälle warten.
www.foxharbr.com

FOX HARB'R RESORT

WEST PUBNICO GOLF & COUNTRY CLUB

18 Löcher, Par 72, 5.580 Meter

Adresse
238 Golf Course Road
Pubnico, Nova Scotia, BOW 3SO
Tel. +1 902.762.2007
www.pubnicogolf.ca

Greenfee
22 Euro

Der südlichste Platz des Landes ist ein grandioses Beispiel dafür, dass ein unprätentiöser und günstiger Platz trotzdem großen Spaß machen kann. Es gibt keine automatische Bewässerungsanlage und wird auch nicht mit der Nagelschere manikürt. Die Fairways auf diesem landschaftlich wunderschönen Parkland-Kurs sind keine makellosen Teppiche, aber das Design ist anspruchsvoll und die Grüns sind tipptopp. Ein Platz, der fordernd ist und Spaß macht in einer liebenswert ursprünglichen Atmosphäre.

Killerloch
Die Schlussbahnen der Front Nine und Back Nine sind die anspruchsvollsten. Das Par 4 der 9 ist irgendwie schräg angelegt und lang und wird zudem in Drive-Länge schmal. Die 18 ist ein Par 5 mit doppeltem Dogleg und knifffligem Terrassengrün.
www.pubnicogolf.ca

DUNDEE RESORT & GOLF CLUB

DUNDEE RESORT & GOLF CLUB

18 Löcher, Par 72, 5.838 Meter

Adresse
2750 West Bay Highway
West Bay, Nova Scotia, B0K 3K0
Tel. +1 902.345.2649
www.dundeegolfclub.com

Greenfee
bis 12 Uhr: 37 Euro, ab 12 Uhr: 24 Euro

Ein echter Geheimtipp für kleines Geld. Der Golfplatz schlängelt sich direkt am Ufer des wunderschönen Bras d'Or Lake durch die hügelige Waldlandschaft und bietet Ausblicke, dass einem der Atem stockt. Körperlich (ein Cart ist absolut empfehlenswert) und spieltechnisch extrem fordernd mit absoluten Spitzengrüns. Eine Perle, die in Nova Scotia angesichts der vielen namhaften Plätze deutlich unter Wert gehandelt wird. Einzig das in die Jahre gekommene Hotel wirkt etwas muffig und bedarf dringend einer Renovierung - was aber schon in der Mache ist.

Killerloch
Bergauf, lang und eng - eine knifflige Addition, die es an der 16. Bahn zu bewältigen gilt. Selbst für Longhitter ist dieses 387 Meter lange Par 4 eine Herausforderung, denn neben Länge braucht es jede Menge Genauigkeit, um den Drive durch eine Waldschneise zu manövrieren.
www.dundeegolfclub.com

Featured Stories