»IN LA QUINTA IST DER ABSTECHER IN DEN PRO-SHOP VOR DER RUNDE OBLIGATORISCH, DENN DIESE PETE-DYEWIESEN FRESSEN BÄLLE WIE SONST NUR DIE LOKALEN SHERIFFS DONUTS.«
DREI PRÄSIDENTEN IM FLIGHT
Wie auch bei der Fahrt nach Sylt ist allein schon die Anreise mit dem Auto nach Palm Springs ein Erlebnis und macht nicht nur Erstbesuchern, sondern auch öfter Wiederkehrenden klar, dass nun eine Welt betreten wird, die nach ihrer eigenen Zeitrechnung funktioniert. Orts- unkundige können jedoch bereits hier in die erste Falle tappen, denn natürlich kann man vom internationalen Flughafen von Los Angeles aus den direkten Weg auf der Interstate in Richtung Wüste und die dort hinter den Bergen versteckten Städte nehmen. Doch das wäre in etwa so, als würde man bei einem einwöchigen Sightseeing- Trip durch Paris ausschließlich mit der Metro unter Tage und somit blind an einigen der spektakulärsten Sehenswürdigkeiten vorbeifahren. Nein, der korrekte Weg von Los Angeles nach Palm Springs führt zunächst an der Pazifikküste entlang in Richtung Süden, bis sich kurz vor San Clemente eine kleine, dubiose Strasse namens Highway 74 in Richtung der Berge emporschlängelt. Zugegeben dauert die Fahrt auf dieser Route knapp dreimal so lang, es ist jedoch verbürgt, dass sie 30-mal so viel Spaß macht. Nicht nur durchfährt man mit den Surfer-Städten am Pazifik, der Wildwestromatik in Mountain Center und schließlich der Wüstenabfahrt kurz vor Palm Springs gefühlt drei verschiedene Planeten, selbst ohne die sagenhafte Aussicht wären die Haarnadelkurven dieses Bergpasses ein wahres Fest für jeden Hobby-Vettel. Das Entrée nach Palm Desert - neben Palm Springs, Cathedral City, Rancho Mirage und La Quinta eine der Wüstenstädte, die, weil zusammenhängend, gerne als Greater Palm Springs bezeichnet werden - zeigt auch jedem Golfer sofort, dass er nun Fuß auf das gelobte Land setzt, denn der erste Blickfang nach Stunden in der menschenleeren Einöde des Hochgebirges sind die opulenten Fairways des Bighorn Golf Club am Rande der Wüste.
Hier fanden Anfang des neuen Jahrtausends auf der Spitze des neuen, von Tiger Woods ausgelösten Golf-Hypes drei landesweit am Montagabend live im Fernsehen übertragene Show-Matches statt, bei deren erster Auflage Sergio Garcia den damals übermächtigen Tiger in einem Duell Mann gegen Mann mit 1 up in die Knie zwang. Es war kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen von ABC damals dazu entschlossen, diese Show-Matches mit einem Preisgeld von 1,1 Millionen Dollar für den Sieger und 400.000 Dollar für den "Verlierer" im Großraum Palm Springs stattfinden zu lassen, fand hier doch fünf Jahre zuvor die wohl spektakulärste Runde in der Geschichte der PGA Tour statt. Im Februar 1995 legten die ehemaligen Präsidenten Gerald Ford, George Bush sen. und der damals amtierende Präsident Bill Clinton für einen Tag alle politischen Differenzen beiseite und gingen zusammen mit Bob Hope und Titelverteidiger Scott Hoch als wohl prominentester Fünfer-Flight aller Zeiten gemeinsam auf die erste Runde der Bob Hope Chrysler Classic. Es war das erste und bislang auch einzige Mal, dass ein sich im Amt befindender Präsident eine Runde Golf auf der PGA Tour spielte und die mehr als 20.000 Zuschauer auf der Anlage brachten sogar den mächtigsten Mann der Welt kurzzeitig aus dem Konzept. "Wir sind alle drei tierisch nervös", gab Clinton vor der Runde in einem NBC-Interview zu, brachte dann aber immerhin ei ne respektable 93 ins Clubhaus. Bush unterbot die Runde seines Nachfolgers mit einer 92 sogar um einen Schlag, während es Ford mit einer 100 denkbar knapp verpasste, zweistellig zu bleiben - und das, obwohl es sowohl Bush als auch Ford gelang, im Laufe des Tages Zuschauer aufs Korn zu nehmen. Kollateralschäden blieben jedoch aus.
Für Touristen und Normalsterbliche, die keine familiären Verbindungen zu Clubmitgliedern haben, bleiben die legendären Austragungsorte großer Matches wie Bighorn, Indian Wells oder auch der Thunderbird Country Club, wo 1955 Ryder Cup Matches ausgetragen wurden, verschlossen, denn spätestens der Mann mit dem Klemmbrett an der Pforte macht unmissverständlich klar: "Members only!" Doch das ist in Greater Palm Springs kein Drama, denn im Radius von gerade einmal 30 Autominuten liegen hier etwa 110 Golfplätze unter der heißen Wüstensonne, und da nur etwas mehr als die Hälfte von ihnen strikt privat sind, stehen zahlenden Gästen immer noch mehr als 50 dieser meist perfekt manikürten Spielwiesen zur Verfügung.
PETE DYE UND DIE MODS
Obwohl die Auswahl an erstklassigen Golfplätzen in der Wüste also riesig ist, liegt das Golfepizentrum für Touristen in Greater Palm Springs ganz im Süden im Megagolfkomplex PGA West. Zwischen den imposanten Santa Rosa Mountains und der offenen Wüste nennt man sich selbstbewusst The Western Home of Golf in America und übertreibt damit kein bisschen. Sechs Plätze, drei davon für die Öffentlichkeit zugänglich, bieten, um es mit einer Skifahrermetapher auszudrücken, alles von der schwarzen Piste (Pete Dyes TPC Stadium Course) bis zum halbwegs entspannten Schneepflughang (Greg Norman Course). Entworfen wurden die Plätze in diesem Golfclub der Superlative selbstverständlich ausschließlich von der Crème de la Crème des Golfsports wie Jack Nicklaus, Pete Dye, Arnold Palmer, Tom Weiskopf und Greg Norman. Zählt man dann noch die beiden ebenfalls von Pete Dye designten Plätze des nur einen Steinwurf entfernten La Quinta Resort hinzu, wird diese Anlage sogar noch gigantomanischer und reicht für sich schon absolut aus, um für mehr als eine Woche in die Parallelwelt des Championship Golf auf Plätzen von Tourkaliber abzudriften. Vor jedem erneuten Kräftemessen mit einer der Pete-Dye-Schöpfungen in La Quinta wird ein Abstecher in den Pro-Shop unvermeidlich sein, denn diese Wiesen fressen Bälle wie sonst nur der hiesige Sheriff Donuts mit Puderzucker.
WOHNEN
LA QUINTA RESORT & CLUBVon der Vision des Geschäftsmanns Walter H. Morgan eines luxuriösen Retreats in der Wüste im Stile einer Hacienda in den 20er-Jahren bis zum Hot Spot, der selbst die größten Hollywood- Stars anzog, war es kein weiter Weg. Greta Garbo und Clark Gable zählten zu den Stammgästen und auch heute ist es nichts Ungewöhnliches, trifft man Roger Federer in einem der unzähligen Pools oder Tennis-Courts. Im riesigen Spa relaxen nicht nur Golfer, sondern auch jede Menge Filmschaffen de. Und das Beste an dieser Oase des guten Geschmacks inmitten der Wüste sind nicht die drei exzellenten Restaurants, sondern die Tatsache, dass man von jedem Zimmer ganz gemütlich zu den Abschlägen der beiden Pete-Dye-Plätze schlendern kann. www.laquintaresort.com
THE SAGUARO
Bunter als der Kölner Karnevalsumzug zieht das "Saguaro" im Herzen von Palm Springs vor allem junges und hippes Partyvolk an, das tagsüber am riesigen Pool im Innenhof eifrig an der immer noch zu steigernden Bräune arbeitet, ehe es am Abend top gestylt an die Tresen der Stadt geht. Vor allem während großer Events im Valley wie dem Coachella Festival oder Splash House steppt in diesem obercoolen Hotel der Bär, und wer eines der schicken Zimmer ergattern kann, der kann sich glücklich schätzen. Lange im Voraus zu buchen ist zu diesen Zeiten in jedem Fall empfehlenswert. Wer einmal über die Schwelle des "Saguaro" getreten ist, mag es kaum für möglich halten, dass das Durchschnitts alter in Palm Springs weit jenseits der 50 liegt. www.thesaguaro.com