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Adriaküste: manchmal windiger als Irland

Planet Golf – Teil 2

The Italian Job

Von Jan Langenbein, Fotos: Fritz Lüders & Jan Langenbein

Procolo, der seit der Eröffnung des Golfplatzes 2008 als Clubmanager fungiert, ist gegen diese Note selbstverständlich längst immun und begrüßt uns mit entwaffnender italienischer Freundlichkeit. "Woher kommt ihr? Aus Milano Marittima? Ihr müsst ja sterben vor Hunger. Setzt euch!" Eigentlich wollten wir Golf spielen, aber als wenig später Tortellone al ragù, eine Art Super-Size- Ravioli in Größe einer Tageszeitung gefüllt mit Ricotta und Spinat, vor uns auf dem Tisch steht, ist jeder Gedanke an eine mögliche Runde sofort verflogen. Selbst der spektakuläre Blick über die extrem toughe erste Spielbahn des Terme di Saturnia Golf Club lässt uns kalt, denn das ist schlichtweg das beste Essen, das uns jemals in einem Golf-Clubhaus aufgetischt wurde. "Freut mich, dass es euch schmeckt. Ihr müsst wissen, dass wir keinen gelernten Koch im Clubhaus angestellt haben. Rosetta Proietto aus meinem Heimatort kocht für uns. Ich mag ihre Pasta unglaublich gerne, also kommt sie jeden Tag vorbei", klärt uns Procolo über den Ursprung dieses kulinarischen Highlights auf. "Rosetta, komm doch mal bitte hierher! Diese Deutschen möchten sich gerne für das Essen bedanken."

Planet Golf: Äußerst subversiv: Street Art made in ItalyPlanet Golf: Äußerst subversiv: Street Art made in Italy
Äußerst subversiv: Street Art made in Italy
Wer auf diesem Platz zum ersten Mal abschlägt und nur einen Funken Ahnung von Golfplatzarchitektur hat, wird schnell feststellen, dass die heutige Bahn 1 nicht als Auftaktloch konzipiert wurde. Zu knifflig ist dieses Par 5, auf dem bei jedem Schlag ein riesiges Wasserhindernis auf der linken Seite ins Spiel kommt. Designer Ronald Fream hatte eigentlich die jetzige 4, ein zahmes Par 4, als Start in die Runde vorgesehen. Da die Genehmigung für den Clubhausbau an dieser Stelle jedoch nicht wie geschmiert lief und hinter dem Abschlag der eigentlich als 16 vorgesehenen Bahn ein traumhaft schönes Bauernhaus auf eine neue Nutzung wartete, entschlossen sich Procolo und Kollegen, einfach die Reihenfolge des Platzes zu ändern. Dem Reiz dieses waschechten Championship-Platzes hat dieser Eingriff keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil. Drei Tage verbringen wir an diesem malerischen Ort und sind nicht nur begeistert von der Tatsache, dass "Startzeit" hier wohl ein Fremdwort ist - wer spielen möchte, spielt einfach los -, sondern auch davon, dass Rosettas Pasta offenbar von Tag zu Tag besser wird.

Procolo erweist sich in diesen Tagen als intimer Kenner der gesamten Toskana und empfiehlt uns für den Heimweg, noch einen Abstecher an die Mittelmeerküste zum Argentario Golf Club zu machen. "Dort arbeitet mein Kollege Ottavio Coppola, der Platz wird euch gefallen. Sagt einfach, dass ich euch geschickt habe, und ihr werdet mit offenen Armen empfangen."

Planet Golf:
ROAD TRIP? EUROPA!

Wie schon bei der Pasta hat Procolo, auch was den Argentario Golf Club angeht, nicht übertrieben, schon allein die Fahrt auf die malerische Argentario-Halbinsel im Mittelmeer lässt uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Und der Golfplatz hält, was die Landschaft verspricht. Leider ist der Pflegezustand während unseres Besuchs freundlich ausgedrückt suboptimal, doch jede der Spielbahnen zeigt, welch unglaubliches Potenzial in diesem Golfplatz steckt, sobald die Greenkeeper die Probleme in den Griff bekommen haben.

Für uns wird es nach dieser Runde Zeit, wieder in Richtung Norden zu fahren, doch nach unserem Badeausflug am Berninapass erscheint es uns wie Frevel, über den langweiligen Brenner bis nach München zu fahren. 200 Kilometer Umweg sind es von hier, möchte man das sagenhafte Stilfser Joch in die Route nach Bayern integrieren, und unser Mini mit mehr als 230 PS lässt uns keine Wahl: Wir müssen diese Straße - viele sind sich sicher, es ist die beste Passstraße Europas - benutzen.

Planet Golf: Süßes Leben: Birdie oder Badehose?
Süßes Leben: Birdie oder Badehose?
Hier oben auf 2.757 Metern über dem Meer auf der höchsten Straße Italiens wird uns, während unser Mini auf dem Parkplatz nach Luft schnappt, klar, dass es für einen anständigen Road Trip weder nach Amerika noch nach Australien gehen muss. Die besten Straßen, Golfplätze und Geschichten liegen im Herzen Europas direkt vor unserer Haustür.

 

Golfplätze in der Region

GOLF ENGADIN SAMEDAN

GOLF ENGADIN SAMEDAN

18 Löcher, Par 72, 6.217 Meter

Adresse
A l'En 14
7503 Samedan
Tel. +41 (0)81.8510466
www.engadin-golf.ch

Greenfee
ca. 100 Euro (Mo.- Fr)
ca. 110 Euro (Sa. & So.)

Blendet man das majestätische Bergpanorama, das diesen Golfplatz einrahmt, aus, könnte man fast meinen, man spiele Golf in Holland, so flach
ist das Terrain. Kaum zu glauben, dass man sich tatsächlich auf mehr als 1.700 Meter über dem Meer befindet. Die enorme Höhenlage wird klar, wenn der erste Annäherungsschlag meilenweit übers Grün segelt, denn 20 Prozent mehr Länge pro Schläger sind hier oben die Regel.

Killerloch
Da oben in den Bergen nahezu jeder zum Longhitter mutiert, ist dieser Golfplatz eine recht zahme Wiese. Killerloch? Fehlanzeige. Höchstens die 10, ein 216 Meter langes Par 3 mit recht kleinem Grün, macht regelmäßig Probleme.
www.engadin-golf.ch

GOLF ENGADIN ZUOZ-MADULAIN

GOLF ENGADIN ZUOZ-MADULAIN

18 Löcher, Par 71, 6.017 Meter

Adresse
Sur En
7524 Zuoz
Schweiz
Tel. +41 (0)81.8513580
www.engadin-golf.ch

Greenfee
ca. 92 Euro (Mo.- Fr)
ca. 100 Euro (Sa. & So.)

Auf diesem malerischen, virtuos an einen Berghang gequetschten 18-Loch-Platz sind die härtesten Höhenunter schie de zwischen Grüns und den folgen den Abschlägen zu überwinden. Beim Spielen fällt es oft überhaupt nicht auf, dass man sich in hochalpiner Umgebung befindet. Offensichtlich wird das erst, wenn man realisiert, dass 300 Meter lange Par-4-Löcher plötzlich drivebar sind.

Killerloch:
Die Landezone für den Abschlag auf Loch 17, einem 491 Meter kurzen Par 5, wirkt vom Tee schmaler als die Taille eines Supermodels. Hier den Driver zu zücken ist mindestens so mutig, wie Naomi Campbell um einen Fuffi zu bitten.
www.engadin-golf.ch

ADRIATIC GOLF CLUB CERVIA

ADRIATIC GOLF CLUB CERVIA

18 Löcher, Par 71, 6.041 Meter & 9 Löcher, Par 36, 3.234 Meter

Adresse
Via Jelenia Gora 6
48015 Cervia-Milano Marittima
Italien
Tel. +39 0544.992786
www.golfcervia.com

Greenfee
65 Euro (18 Löcher, Mo.- Fr.)
80 Euro (18 Löcher, Sa. & So.)

Nur einen Bubba-Watson-Drive vom Adriastrand in Milano Marittima liegen die 27 Löcher des Adriatic Golf Club. 1986 wurden die ersten neun Löcher (heute Kurs "Rot") eröffnet, der auch heute noch extreme Präzision erfordert, denn die Spielbahnen gleichen neun schmalen Schläuchen durch dichten Pinienwald. 1987 und 2004 kamen dann die Neunlochplätze "Blau" und "Gelb" dazu, die dank des vielen Wassers und der breiten Fairways ein wenig an Florida erinnern. Heute werden diese beiden Plätze gerne als 18-Loch-Runde gespielt.

Killerloch
Loch Nr. 7 der blauen Platzes bringt als Par 4 zwar "nur" 374 Meter auf die Waage, die Drive-Landezone wird allerdings von zwei Seen flankiert. Toleranz für ungenaue Abschläge? Null!
www.golfcervia.com

ADRIATIC GOLF CLUB CERVIA

TERME DI SATURNIA GOLF CLUB

18 Löcher, Par 72, 6.316 Meter

Adresse
Via Giuseppe Mazzini 4,
58014 Saturnia, Italien
Tel. +39 0564.600844
www.termedisaturnia.it

Greenfee
60 Euro (18 Löcher, Mo.- Fr.)
80 Euro (18 Löcher, Sa. & So.)

Die sanften Hügel der Südtoskana sind die perfekte Grundlage für richtig gute Golfplätze, und ist das Gelände derart malerisch wie rund um die historischen Thermalquellen von Saturnia, dann muss ein Golfplatzarchitekt lediglich Teeboxen und Grüns anlegen, Fairways zeichnen und fertig ist das Meisterwerk. Ein wenig mehr hat der Kalifornier Ronald Fream aber schon gemacht und einen waschechten Championship-Platz in die Toskana gebaut, der von den Back Tees selbst Profis in die Knie zwingen kann. Große Wasserhindernisse, fotogene Fairways und knifflige Grüns lassen hier keine Wünsche offen.

Killerloch
Auf Loch 13 wird es zum ersten und einzigen Mal eng auf diesem Golfplatz und die Folge ist, dass ein Par auf diesem 389 Meter langen Par 4 ein hervorragendes Ergebnis ist. Denn selbst nach einem perfekten Abschlag ist der Schlag ins Grün hart wie der Bizeps von Wladimir Klitschko.
www.termedisaturnia.it

ARGENTARIO GOLF CLUB

ARGENTARIO GOLF CLUB

18 Löcher, Par 71, 6.218 Meter

Adresse
Via Acquedotto Leopoldino
58018 Porto Ercole
Italien
Tel. +39 0564.810292
www.argentariogolfresortspa.it

Greenfee
90 Euro (Hochsaison)
70 Euro (Nebensaison)

Seinen Namen verdankt dieser Golfplatz der Argentario-Halbinsel, die über drei Nehrungen mit dem Festland verbunden ist und am höchsten Punkt mehr als 600 Meter hoch aus dem Mittelmeer ragt. Es braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie spektakulär dieses Setting ist. Felsen, azurblaues Meer und dichte Wälder - es bleiben keine Wünsche offen, denn das Layout des Platzes ist extrem abwechslungsreich. Leider hatten die Fairways vor unserem Besuch wohl sehr gelitten, denn dem super Design kann der Pflegezustand nicht folgen.

Killerloch
Die 17 ist ein 210 Meter langes Par 3 mit Wasser direkt vor dem Grün, das selbst Pete Dye nicht hätte diabolischer entwerfen können. Hier rechts vorzulegen ist selbst für Single-Handicapper keine Schande.
www.argentariogolfresortspa.it

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