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Die angenehmsten Orte der Welt

Darum lieben wir die Algarve

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images, Dom Pedro Golf

Zwölf Monate Golfsaison, ein Platz, der selbst gestandene Tour-Pros ins Schwitzen bringt, und ein Tuk-Tuk-Fahrer, der jeden Abend das passende Restaurant parat hat - dies sind nur drei von Dutzenden Gründen, an die Algarve zu fliegen, während bei uns der Winter wütet.

Stell dir Folgendes vor: Nach einer Flugreise und einer kurzen Mietwagenfahrt hast du in ein über jeden Zweifel erhabenes Fünfsternehotel eingecheckt und nun stehen deine Mitreisenden - die ebenfalls nur schnell Koffer und Golfbag auf die Zimmer gebracht haben - und du mit einem Gin Tonic in der Hand auf der Terrasse der Hotelbar. In der Ferne macht sich die Sonne bereit unterzugehen und direkt vor euch, nur ein knackiges Eisen 6 entfernt, entfaltet sich im weichen Abendlicht ein Golfwunderland, das du bereits unzählige Male bei Fernsehübertragungen eines mit vielen Millionen Euro dotierten Profiturniers bestaunt hast. Putting-Grün und Driving Range sind längst verlassen und auf der 18 kämpfen die letzten Flights des Tages darum, den Score halbwegs erträglich zu gestalten. Kitschig, keine Frage, aber auf eine anrührende Weise, die nur Golfer verstehen können, auch perfekt, denn für diese Spielwiese ist für den morgigen Tag um 9:30 Uhr eine Startzeit reserviert.

Die angenehmsten Orte der Welt: Fehlende Zivilcourage: Einer schlägt zu, keiner tut was dagegen
Fehlende Zivilcourage: Einer schlägt zu, keiner tut was dagegen
Zugegeben, diese Szene könnte sich in gut einem Dutzend Golf-Resorts wie zum Beispiel Pebble Beach oder Fancourt überall auf der Welt abspielen. Soll die Anreise an einen solchen Sehnsuchtsort jedoch unter vier Stunden betragen und die Rechnung nach einem Golfwochenende mit den Buddys nicht der eines Neuwagenkaufs gleichen, dann schrumpft die Anzahl der Möglichkeiten, aus dieser Fantasiereise ein reales Erlebnis zu machen, beträchtlich. Das neue Anantara Resort in Vilamoura an der Algarve zählt dazu. Von Frankfurt dauert es nur knapp mehr als drei Stunden, bis der Flieger im portugiesischen Faro aufsetzt, und in nur einer halben Stunde erreicht man den von Arnold Palmer designten Victoria Course, auf den eine Vielzahl der Zimmer und selbstverständlich auch die Hotelbar einen phänomenalen Ausblick bieten. Allerdings schleicht sich ein latent mulmiges Gefühl in die Vorfreude, während man staunend seinen Gin Tonic schlürft: Der Blick auf die Furcht einflößende Schlussbahn des Victoria-Platzes lässt schon am Vorabend einer Runde erahnen, dass dies ein ausgewachsener Championship-Platz mit einem knüppelharten Finish ist und nicht unbedingt der Ort, der eine persönliche Bestleistung erlaubt. Mit einem Budget von 18 Millionen Euro zum Seen-Ausbaggern, Hügellandschaften-mit-dem-Bulldozer-Zurechtschieben und Bäumepflanzen machte sich Arnold Palmer hier einst ans Werk und eröffnete 2004 einen Golfplatz, der von Beginn an als Austragungsort für Profiturniere der höchsten Kategorie gedacht war. Die ließen auch nicht lange auf sich warten, denn bereits ein Jahr nach der Eröffnung gewannen Steven Dodd und Bradley Dredge für ihre Heimat Wales hier den WGC World Cup. Seit 2007 wird auf diesem Platz jedes Jahr das Portugal Masters ausgetragen, das in seiner elfjährigen Geschichte Sieger wie Lee Westwood, Álvaro Quirós und Padraig Harrington hervorgebracht hat. Der Ire beendete in Vilamoura mit seinem Sieg beim Portugal Masters 2016 eine acht Jahre andauernde Durststrecke seit seinem Triumph bei der PGA Championship 2008.

Es liegt in der Natur der Sache, dass neue Golfplätze nach ihrer Eröffnung einige Jahre benötigen, bis alle Kinderkrankheiten beseitigt sind und alles so wächst, wie es soll. Diese Phase hat der Victoria Course bereits seit einigen Jahren hinter sich gelassen und darum kommen nicht nur die Profis der European Tour während ihrer Woche hierher, sondern auch Amateurgolfer aus aller Welt beinahe das gesamte Jahr über in den Genuss, perfekte Bedingungen auf Tourniveau vorzufinden. Nach einem keineswegs einfachen, aber doch recht entspannten Auftakt zeigt der Platz an Loch 7 zum ersten Mal so richtig seine Zähne, denn ein Drive von knapp 200 Metern carry ist nötig, um ein riesiges Wasserhindernis zu überqueren und das Fairway zu erreichen. Diese Mutprobe ist jedoch nur ein Vorgeschmack auf das, was jeden Spieler auf den zweiten neun erwartet, denn Arnold Palmer hat zum Ende der Runde eines der härtesten Finishes der European Tour erschaffen. Wer wie Padraig Harrington während seiner Finalrunde 2016 mit eins unter Par über die letzten beiden Löcher kommt, muss sich bezüglich der nächsten Clubmeisterschaften sicherlich keine Sorgen machen. Sollte ein Match nach der 18 noch nicht entschieden und die Frage, wer die Drinks bezahlen muss, damit noch offen sein, eignet sich das mit 2.500 Quadratmetern absolut gigantische Putting-Grün vor der Clubhausterrasse für ein improvisiertes Stechen. Das kühle Sagres wird währenddessen sicherlich schon gezapft.

Die angenehmsten Orte der Welt: Streng nach den Regeln: Steine im Bunker dürfen nicht bewegt werden
Streng nach den Regeln: Steine im Bunker dürfen nicht bewegt werden
Während der Sommermonate pulsiert das Leben speziell rund um den Jachthafen von Vilamoura, der mit seinen unzähligen Bars und Restaurants sowie dem großen Kasino nicht nur Bootseignern, sondern auch dem kleinbürgerlich mit der Linienmaschine angereisten Fußvolk jede Menge Amüsement bietet. Wer es etwas ruhiger mag, kommt im Restaurant "Forte Novo" am gleichnamigen Strand auf seine Kosten, wo sich ein Sprung ins Meer optimal mit dem letzten Snack des Tages verbinden lässt.

Wie in so vielen Küstenorten in Portugal und Spanien werden auch in Vilamoura nach der turbulenten Hochsaison die Bürgersteige hochgeklappt, denn ein Großteil der Sommertouristen hat längst das Weite gesucht. Übrig bleiben die glücklichen Pensionäre, die dieses nette Fleckchen Erde zu ihrer neuen Heimat gemacht haben, und natürlich die Golfer, die zwischen Oktober und April hierherkommen, um der heimischen Tristesse bestehend aus Bodenfrost, Dauerregen und Wintergrüns zu entkommen. Insgesamt sechs Golfplätze warten in Vilamoura auf diese Golfflüchtlinge. Fünf dieser Anlagen wurden bis 2016 von der Oceânico Group betrieben, bevor sie ein Konsortium aus dem englischen Investor Keith Cousins, der sein Geld unter anderem als Spielerberater von Stars wie Chelsea- Legende John Terry verdient hat, und der Dom-Pedro-Hotelgruppe aufkaufte. Unbestätigten Berichten zufolge mussten für die fünf Golfplätze knapp 68 Millionen Euro überwiesen werden, was Greenfee-Gästen insofern zugutekommt, als dass der Pflegezustand und das Serviceangebot auf allen fünf Dom-Pedro-Golfplätzen seit 2016 spürbar besser geworden sind. Ganz egal ob man sich für den Victoria-, den Millennium-, den Pinhal-, den Lagunaoder den Old-Course (der für viele regelmäßig Wiederkehrende immer noch der beste Golfplatz des Resorts ist) entscheidet, man kann schlicht nichts falsch machen.

 
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ANANTARA VILAMOURA RESORT

Direkt über dem Victoria Course thront das im April 2017 eröffnete Anantara Resort. Das Fünfsterne-Resort ist die erste Anlage der thailändischen Anantara-Gruppe in Europa, die darüber hinaus mehr als zwei Dutzend Luxus-Resorts im Indischen Ozean, in Asien, Afrika sowie im Mittleren Osten betreibt. Kein Wunder also, dass sich subtile Elemente der asiatischen Eigentümer nicht nur in der Einrichtung, sondern auch in der Küche und im Spa des Anantara Vilamoura finden lassen. Von keinem der 280 Zimmer und Suiten dauert es mehr als fünf Minuten zu Fuß bis aufs erste Tee des Victoria-Golfplatzes und besonders der Blick vom Pool des Spas im dritten Stock über Arnold Palmers Kreation steigert die Lust auf eine Runde Golf dort ins Unermessliche, ganz egal wie angenehm die Massage auch sein mag. Drei Restaurants und drei Bars lassen keine kulinarischen Wünsche offen. Vor allem das auf Fine Dining spezialisierte "Emo"-Restaurant mit seiner modern interpretierten portugiesischen Küche ist ein echtes Highlight. Für alle golfbezogenen Wünsche, seien es Tee-Times, ein Fitting oder Trainerstunden, steht der Golf-Guru des Anantara jederzeit zur Verfügung. www.anantara.com

Ist die Golfrunde dann am späten Nachmittag beendet, müssen sich Gäste des Anantara für ihren Weg zur Marina oder zum Abendessen kein schnödes Taxi bestellen, denn um seinen asiatischen Wurzeln auch in Europa treu zu bleiben, hat das Management keine Kosten und Mühen gescheut, ein knallgelbes Tuk Tuk anzuschaffen, das den Gästen zur Verfügung steht und dessen Fahrer garantiert jedes Restaurant der Umgebung kennt. Wer jetzt an Zweitaktgeknatter und stinkende Abgase denkt, kann sich beruhigen: Das Anantara Tuk Tuk fährt ausschließlich elektrisch. Schließlich leben wir im Jahr 2018.

Golfplätze in der Region

PINHAL COURSE

PINHAL COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.353 Meter

Adresse:
Rua da Torre d'Água
8125-467, Vilamoura
Portugal
Tel. +351 289.310390
www.dompedrogolf.com

Greenfee:
ab 75 Euro

Der 1976 eröffnete Pinhal Course bekam bereits 1985 ein Facelift von keinem Geringeren als Robert Trent Jones sen. verliehen und verläuft heute mitten durch Vilamoura. Natürlich ist das Layout aufgrund seines Alters nicht ganz so spektakulär wie das des Victoria Course. Trotzdem sollte jeder Golfer, der hier Urlaub macht, mindestens einmal diesen Golfplatz spielen, fühlt sich eine Runde doch an wie eine Reise mit der Zeitmaschine zurück in eine Ära, in der zwei Bunker in der Drive-Landezone und zwei Bunker links und rechts des Grüns genug waren, um einen interessanten Golfplatz zu schaffen.

Killerloch:
Die 4 ist zwar nicht das schwerste Loch des Platzes, im Hinblick auf Strategie und Taktik aber auf jeden Fall das beste. Von einem schnurgeraden langen Eisen bis zum mutigen Draw mit dem Driver ist vom Tee alles möglich, sicher ist hier nur eins: Rechts vom Fairway möchte niemand landen.
www.dompedrogolf.com

MILLENNIUM COURSE

MILLENNIUM COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.176 Meter

Adresse:
Caminho da Fonte do Ulme
8125-406, Vilamoura
Portugal
Tel. +351 289.310188
www.dompedrogolf.com

Greenfee:
ab 79 Euro

Der Name des Millennium Course kommt nicht von ungefähr, schließlich wurde der von Martin Hawtree entworfene Golfplatz im Jahr 2000 für den Spielbetrieb eröffnet. Insbesondere auf den Front Nine - auf den Löchern 3 bis 7, um genau zu sein - versprüht dieser Platz seinen Charme, denn die Spielbahnen verlaufen durch einen dichten Pinienwald entlang an einigen der nettesten Ferienhäuser von Vilamoura. Ab Loch 8 werden die Chancen, einen guten Score zu schießen, dann spürbar häufiger. Wer auf die Back Nine sein bestes Golf mitbringt, hat definitiv die Chance, sein Handicap zu unterbieten.

Killerloch:
Selbst von den gelben Tees ist Loch Nummer 5 (Par 4) noch satte 390 Meter lang und ohne eine Bombe von einem Abschlag ist es schlichtweg ausgeschlossen, das Grün mit dem zweiten Schlag zu treffen, denn erst ab etwa 210 Metern vom Tee öffnet sich das Dogleg in Richtung Grün.
ww.dompedrogolf.com

VICTORIA COURSE

VICTORIA COURSE

18 Löcher, Par 72, 6.651 Meter

Adresse:
Caminho da Fonte do Ulme
8125-406, Vilamoura
Portugal
Tel. +351 289.320100
www.dompedrogolf.com

Greenfee:
ab 129 Euro

Kein Geringerer als Arnold Palmer zeichnete zu Beginn des aktuellen Jahrtausends für den Bau dieser Golfanlage verantwortlich und daher wundert es nicht, dass der Victoria Course an vielen Ecken stark an Anlagen in Florida erinnert. Auf den ersten neun Löchern ist Länge definitiv mehr gefragt als Präzision, doch kaum ist das Halfway-Haus passiert, potenziert sich der Schwierigkeitsgrad dieses Golfplatzes. Auf sechs Löchern der zweiten Hälfte spielen riesige Wasserhindernisse eine dominierende Rolle, spätestens ab Loch 11 sollte man den Driver daher besser im Griff haben, denn taktisch zu spielen hilft hier wenig.

Killerloch:
Auf der 18 ist jeder Schlag eine Nervenprobe. Acht Bunker rechts der Spielbahn und Wasser vom Abschlag bis zum Grün auf der linken Seite lassen einen Fairwaytreffer alternativlos erscheinen. Geknackt ist diese harte Nuss dann aber noch lange nicht, denn ein Par 4 mit 432 Metern Länge verlangt weit mehr als nur einen guten Abschlag.

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