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US Open 2018

Härtetest vom Feinsten

Von Rüdiger Meyer & Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Tiger Woods macht sich keine Illusionen: Natürlich wissen wir, was uns erwartet. Aber wie bereitet man sich auf einen Schlag ins Gesicht vor? Herzlich willkommen bei der US Open 2018!

Wenn am Donnerstag, dem 14. Juni, der erste Drive der 118. US Open im Shinnecock Hills Golf Club in Richtung Fairway geschlagen wird, landet er auf historischem Gelände. Nach 1896, 1986, 1995 und 2004 wird das härteste aller Major-Turniere in diesem Sommer zum fünften Mal im offiziell ältesten Golfclub der Vereinigten Staaten - gegründet 1881 - stattfinden. Shinnecock kann somit als einziger Golfclub von sich behaupten, die US Open in drei verschiedenen Jahrhunderten ausgetragen zu haben. Damit sind die historischen Superlative allerdings noch lange nicht erschöpft, denn Shinnecock Hills ist auch Heimat des ältesten Clubhauses der USA und des zweitältesten Golfplatzes des Landes. Dieser Soßenfleck in der Clubgeschichte ist dem Umstand geschuldet, dass zwölf Spielbahnen in Shinnecock seit 1882 bespielt wurden, der Ausbau auf 18 Löcher allerdings erst 1894 erfolgte. Zu diesem Zeitpunkt wurde im Chicago Golf Club bereits seit einer Saison auf 18 Löchern Golf gespielt, weshalb der älteste Golfclub zwar auf Long Island zu finden ist, der älteste 18-Loch-Platz jedoch in Illinois. In Zeiten der #metoo-Debatte sei auch erwähnt, dass kein Golfclub in den Vereinigten Staaten länger Frauen als Mitglieder aufnimmt als Shinnecock Hills. Hier durften die Damen der Gesellschaft bereits am Eröffnungstag ins Clubhaus und auf den Platz. Der Grund, auf dem sich die 18 majestätischen Spielbahnen schlängeln, ist allerdings nicht nur historisch, sondern auch praktisch mit Gold aufzuwiegen. Dass im benachbarten Southampton gerne die Schönen und Reichen die Sommerferien verbringen, weiß man nicht erst, seit Leonardo DiCaprio in "The Great Gatsby" ausufernde Partys schmiss. Die Immobilienpreise in Southampton sind seither förmlich explodiert und so steht in der sagenumwobenen Meadow Lane, eine der exklusivsten Wohnlagen der USA, gerade ein Grundstück von 14 Hektar Größe zum Verkauf, für das der Fantasiepreis von 128.755.000 Euro aufgerufen wird. Der Fairness halber sei erwähnt, dass sich ein Anwesen mit 16 Schlaf- und 21 Badezimmern samt zwei Golfgrüns auf dem Grund stück befindet. Man kann also nur schätzen, wie viel das 32-Hektar-Grundstück des Shinnecock Hills Golf Club, für das die Clubgründer William K. Vanderbilt, Edward Meade und Duncan Cryder 1890 schlappe 2.100 Dollar bezahlten, heute wert sein muss. Die Aufnahmegebühr des Clubs im 19. Jahrhundert betrug übrigens 100 Dollar. Heute gibt es für diesen Betrag im Clubhaus einen halbwegs akzeptablen Rotwein. Falls man eingelassen wird, denn selbstverständlich gilt im Shinnecock Hills Golf Club: Members only! Unter all den klassischen US-Open-Austragungsorten hatte Shinnecock Hills schon immer einen Sonderstatus, denn der auf sandigem Boden gebaute und dem oft heftigen Seewind ausgesetzte Platz erinnert in seiner Optik und dem Spielcharakter mehr an einen Open-Championship- denn einen US-Open-Platz. Exzessive Umbaumaßnahmen seit Retief Goosens Sieg 2004 haben diesen Links-Charakter noch verstärkt, denn nicht nur wurden zahllose Bäume gefällt, um die Spielbahnen noch mehr dem Wind auszusetzen, sondern auch an vielen Stellen des Platzes ballfressender Ginster gepflanzt. Mit einer Gesamtlänge von 6.808 Metern ist die Runde um satte 411 Meter länger geworden. "Dies ist heiliges Golfland und wir behandeln es mit Respekt", stellte der Turniervorsitzende und Shinnecock-Hills-Mitglied Jack Curtin bei der ersten Präsentation des renovierten und umgebauten Platzes Ende 2017 fest. Ob der Platz auch genauso respektvoll mit den Scores der Pros umgehen wird, darf bezweifelt werden.

WAS BISHER GESCHAH

Drei Jahrhunderte, vier Sieger und die Inflation - die Geschichte der US Open in Shinnecock Hills.

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2. US Open 1896
Im Jahr zuvor bei der ersten US Open der Golfgeschichte wurde der in Schottland geborene Golf-Pro James Foulis noch Dritter. 1896 hatte Foulis dann das Glück, dass Top-Favorit Willie Park jr. erst am Tag des Turniers in Amerika ankam und so seine Startzeit verpasste. Foulis gewann auf dem damals 4.044 Meter langen Platz und durfte sich über ein Preisgeld von 200 Dollar freuen.

86. US Open 1986
Es dauerte 90 Jahre, bis die US Open nach Shinnecock Hills zurückkehrte. Auf einem komplett überarbeiteten Golfplatz, der mittlerweile auf 6.320 Meter angewachsen war, erwischte der damals 43 Jahre alte Raymond Floyd einen Sonntag nach Maß und stürmte mit einer sagenhaften 66 das Leaderboard hinauf, um nicht nur einen Scheck über 115.000 Dollar, sondern auch seinen vierten Major-Titel mit nach Hause zu nehmen.

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95. US Open 1995
100 Jahre nach der ersten US Open schaffte es 1995 in Shinnecock niemand, nach vier Runden ein Ergebnis unter Par ins Clubhaus zu bringen. Corey Pavin kam mit den knüppelharten Bedingungen am besten zurecht und schlug seinen Ball mit dem Holz 4 am letzten Loch anderthalb Meter an die Fahne, um mit zwei Schlägen Vorsprung vor Greg Norman zu gewinnen. Als amtierender US Amateur Champion trat auch ein gewisser Tiger Woods an, gab jedoch nach zwei Runden wegen einer Handgelenksverletzung auf.

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104. US Open 2004
Die Geschichte dieser Open und von Phil Mickelsons unglaublichem Drei-Putt hast du vier Seiten weiter vorne ja bereits gelesen. Am Ende dieses Schlachtfests war Retief Goosen der "last man standing" und durfte sich über 936.644 Euro Preisgeld freuen.

 

DATEN & FAKTEN

ORT
Shinnecock Hills Golf Club (Par 70, 6.808 Meter)

DATUM
11. Juni - 13. Juni 2018 (Trainingsrunden)
14. Juni - 17. Juni 2018 (Turnierrunden)

TITELVERTEIDIGER
Brooks Koepka (USA)

STECHEN
Sollte es nach 72 Löchern einen Gleichstand an der Spitze geben, wird ein Play-off über zwei Löcher zwischen den Führenden ausgetragen. Sollte danach noch kein Sieger feststehen, wird im Sudden-Death-Format über jeweils ein weiteres Loch weitergespielt.

PREISGELD
12.000.000 Dollar

TICKETS
Eintrittskarten für Donnerstag (125 Dollar), Freitag, Samstag und Sonntag (je 145 Dollar) sind unter www.usopen.com erhältlich.

TV-ZEITEN
Sky zeigt die US Open live.

Donnerstag: 17:30 - 1:30 Uhr Sky Sport 2 HD
Freitag: 17:30 - 1:30 Uhr Sky Sport 2 HD
Samstag: 17:30 - 1:30 Uhr Sky Sport 2 HD
Sonntag: 17:30 - 1:00 Uhr Sky Sport 2 HD

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