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High (in), Old course, St. Andrews Scotland Loch 11, Par 3, 160 Meter

Die Templates Vol. 6

Eden Hole

Von Tony Ristola, Fotos: Tony Ristola

Wenn selbst gediegene Golfjournalisten zur Zeit von 'Downton Abbey' ein Golfloch als Sandhölle bezeichnen, dann haben wir es offensichtlich mit einem echten Biest zu tun. Vorhang auf für das berühmteste Par 3 des berühmtesten Golfplatzes der Welt.

Auf unserer Bildungsreise zu den Golflöchern und ihren Eigenheiten, die der Golfplatzarchitekt Charles Blair Macdonald und sein Protegé Seth Raynor auf ihren über 80 Designs in aller Welt immer wieder anwendeten und reproduzierten, sind wir nun auf dem Old Course in St. Andrews angekommen. Denn auch dort bedienten sich die beiden bestimmter Konzepte, genauer gesagt am elften Loch mit dem Namen High (In), C.B. Macdonald und Raynor nannten diese Spielbahn jedoch stets Eden in Bezug auf den River Eden, der hinter dem Grün entlangfließt, um wenig später in die St. Andrews Bay zu münden.

1913 wurde das High (In) mit 135 Metern vermessen. Heute bringt es 160 Meter auf die Scorekarte. Sämtliche Variationen des Designs, die die beiden Architekten in allen Teilen der Vereinigten Staaten entwarfen und bauen ließen, passen in dieses Raster. Sollte man heute ein Eden Hole finden, das sich signifikant länger spielt, wurde dies nachträglich von den Mitgliedern des Clubs verlängert.

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Schließlich und endlich teilten sie das Loch mit 17 Schlägen unter dem tosenden Jubel der Zuschauer.
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LOCH 13
NATIONAL GOLF LINKS OF AMERICA
Der Hill-Bunker ist auf der linken Seite zu sehen, der Strath hat sich in zwei Hindernisse geteilt, der Shell ist wie immer vorgelagert. Hinterm Grün und rechts davon befindet sich der Bunker, der die "Sandhölle" darstellt, der damals als Eden bekannt war.

Bernhard Darwin beschrieb 1921 in "Golf Digest" die Heimtücke des Originals: "An Loch 11, dem High Hole auf dem Weg zurück, ist der Spieler am berühmtesten Short Hole der Golfwelt angekommen. [...] Das Grün neigt sich nach oben, was ein gewisser Trost ist, doch wer zu lang spielt, findet sich in einer Sandhölle namens Eden wieder. Und kommt man aus dem Eden heraus, rollt der Ball zügig das abfallende Grün hinunter, entweder in den Strath- rechts des Grüns oder in den Hill-Bunker auf der linken Seite. Wenn man dann aus einem davon herauskommt, kann der Ball schnell wieder in den Eden hinunterrollen - und so geht der fröhliche Tanz weiter und weiter. Wie Sie sicher bemerkt haben, habe ich nicht davon gesprochen, den Ball in den Strath- oder Hill-Bunker zu putten, doch das ist schmerzhaft einfach und schnell geschehen. Das Loch hat die Länge eines guten Eisenschlags und es ist der wahrhaftige Teufel."

Um die Jahrhundertwende sahen die Spieler nicht nur ihre Rettungsschläge von hinter dem Grün in die Sandlöcher namens Strath oder Hill rollen, sie putteten auch in die Bunker, so stark fiel das Gefälle des Grüns damals aus.

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LOCH 2
LIDO GOLF COURSE
Die Parallelen der zweiten Bahn des Lido-Golfplatzes zur 13 im National Golf Links sind augenscheinlich. Der Lido wurde ursprünglich 1914 durch Ausbaggern von ein paar Millionen Kubikmetern Sand vor der Küste von Long Island, New York, gebaut. Er zählt zu den großen Klassikern und existiert nicht mehr in seinem ursprünglichen Zustand, wird jedoch in der Sandwüste von Wisconsin fast originalgetreu nachgebaut.

In Dr. Mackenzies Buch über Golfarchitektur "The Spirit of St. Andrews", verfasst vor knapp 90 Jahren, führt der Autor Darwins Beschreibung der Spielbahn mit einer amüsanten Anekdote fort: "Einer meiner Freunde spielte in der Amateur Championship und lag während der dritten Runde in Führung. Am elften Loch schlug er seinen Abschlag in den Strath-Bunker rechts, während sein Gegner den Hill-Bunker auf der linken Seite traf. Eine beträchtliche Menge Zuschauer folgten der Paarung Blackwell und Hilton, die gerade das siebte Loch spielten, das Loch 11 an dieser Stelle kreuzt. Sämtliche Zuschauer verließen ihr eigentliches Match, um sich den Spaß der beiden im Bunker liegenden Spieler anzusehen. Mein Freund und sein Gegner spielten aus ihren Bunkern und landeten im Eden hinter dem Grün, von dort aus ging es das steile Gefälle hinunter zurück in die Bunker und nach 14 Schlägen fanden sich die beiden genau dort wieder, wo alles angefangen hatte, doch ihre Bälle hatten die Bunker getauscht. Mein Freund lag nun im Hill- und sein Gegner im Strath-Bunker. Schließlich und endlich teilten sie das Loch mit 17 Schlägen unter dem tosenden Jubel der Zuschauer."

Der interessanteste Aspekt von Darwins und Mackenzies alten Beschreibungen der Spielbahn ist die Schilderung der "Sandhölle" namens Eden hinter dem Grün. Heute existiert er nicht mehr und ist nun eine große Senke, die an einen zugewachsenen Bunker erinnert.

Es verwundert auch, dass Dr. Mackenzies berühmte Karte des Old Course von 1924 dieses Designelement nicht beinhaltet. Es kann jedoch in einem seltenen Buch von 1913 mit dem vielsagenden Titel "Hazards" bestaunt werden. Eine Schemazeichnung der Spielbahn beschreibt den Bereich hinter dem Grün als "raue Böschung, hohes Gras und lockerer sandiger Boden". Mit anderen Worten: Eden war kein wirklicher Bunker, es war viel schlimmer als ein Bunker! So erklärt sich auch, warum Macdonald und Raynor auf ihre Versionen der Spielbahn meist einen tiefen Bunker hinter das Grün bauten.

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LOCH 3
THE COUNTRY CLUB OF CHARLESTON
Loch 3 im Country Club of Charleston zeigt eine Abkehr von den strengeren Interpretationen des Eden Hole. Nicht weit von diesem Platz entfernt befindet sich eine ähnliche Version im Yeamans Hall Club mit ebenfalls zwei Bunkern, die den Shell-Bunker darstellen, aber kleineren und originalgetreueren Hill- und Strath-Bunkern.

Ebenfalls wurde weder von Darwin noch von Mackenzie erwähnt, wie steil und hoch die "raue Böschung" hinter dem Grün tatsächlich war. Wäre es flach gewesen oder wäre das Grün nicht massiv vom Spieler weg geneigt gewesen, hätten Annäherungsschläge von hinter dem Grün nicht ein Hundertstel der Probleme oder des Kummers verursacht.

Die Kombination aus einem stark abfallenden Grün, einer steilen Böschung hinter dem Grün, die zu sandigem Gebüsch führt, sowie den tiefen Strath- und Hill-Bunkern lässt erahnen, warum einige Golfer vor einem Jahrhundert das Loch mit einem Putter vom Abschlag aus gespielt haben.

Die meisten Versionen dieser Spielbahn in aller Welt, einschließlich jener von Macdonald und Raynor, schaffen es normalerweise nicht, die bedrohliche Neigung des Grüns nachzubilden.

Die Gefahr, die selbst bei konservativ von hinter dem Grün gespielten Schlägen lauert, und die Möglichkeit, vom Grün in einen der Bunker zu putten, sind Designmerkmale auf Messers Schneide. Die beiden Architekten entschieden wohl, dass es am besten dem Original vorbehalten bleiben soll. Richtig so, denn mit den heutigen Geschwindigkeiten, die moderne Grüns erreichen, wären viele ihrer Nachahmungen des berühmten Eden Hole unspielbar geworden.

 
Der Autor

Der Autor

Tony Ristola, ein Amerikaner mit finnischen Wurzeln, kann nicht nur Golf spielen - er war als Teaching- sowie Playing-Pro aktiv -, sondern fand in der Golfplatzarchitektur seine wahre Bestimmung. Zusammen mit Arbeitern, von denen die meisten noch nie einen Golfplatz gesehen hatten, schuf er mit Sand Valley in Polen sein erstes, international gefeiertes 18-Loch-Layout. Als einziger Golfplatzarchitekt garantiert er, jeden einzelnen Tag der Planungs- und Bauphase einer neuen Anlage vor Ort zu sein. www.tonyristola.com

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