Während ich also mit meinem Bürostuhl in feministischer Bestimmtheit zu den Kollegen im Büro zwei Meter weiter rolle, erfahre ich, dass der älteste Golfclub der Welt, die Honourable Company of Edinburgh Golfers nun das erste Mal in seiner Geschichte seit 1744 Frauen aufgenommen hat. Zwölf an der Zahl, wie ehrwürdig. In dem offiziellen Statement aus dem Hause wird im gleichen Atemzug die erstmalige Renovierung seit 1980 erwähnt und die Aufnahme von Menschen ohne Bälle in der Hose. Da bekomme ich Schnappatmung.
Ein neuer Anstrich fürs Image? Female Empowerment ist keine Renovierungsarbeit in einer ungleichberechtigten Gesellschaft, keine Modeerscheinung und auch kein (Golf)-Feldzug fürs Marketing. Gleichberechtigung ist ein Menschenrecht, denn die Würde des Menschen ist unantastbar. Und die kennt kein Geschlecht.
Vielleicht haben die feinen Herren einfach lange Angst gehabt, dass die Ladies zeigen, wo der Golfschläger hängt? Aber darum geht's doch im Sport, um Wettkampf und Teamgeist. Ich lerne in der Diskussion im Bürostuhlkreis, dass das Geschlechterverhältnis in Deutschland relativ ausbalanciert sei und dass es durchaus auch "Women only"-Clubs gäbe. Und trotzdem ist der Golfsport in seiner Gänze ein Männerclub. Gebe ich "Golf Frauenfeindlichkeit" bei Google ein, bekomme ich 56.900.000 Ergebnisse in 0,53 Sekunden. Und in Berichten über die Honourable Company of Edinburgh Golfers finde ich schnell Vermutungen, dass die Neuerung der Satzung etwas damit zu tun haben könnte, dass Muirfield 2016 aus der Open Rota entfernt wurde, weil er keine weiblichen Mitglieder zugelassen hatte. Aha!
Aber wie heißt es so schön: Das Ergebnis zählt. Also rege ich mich jetzt ab und freu mich für die erste Generation Frauen, die es aufs die schottische Edelwiese geschaffen haben.
Edith Löhle ist Chefredakteurin von Nylon Germany
