Featured StoriesFeatured Stories

Scorekarten-Killer

Loch 12 im Golfpark Schloss Wilkendorf

Von Rudi Schaarschmidt

Der Golfsport ist eine Aneinanderreihung von Herausforderungen. Für das Gehirn gleichermaßen wie für den restlichen Körper. Und wie heißt es so schön: Man wächst an seinen Aufgaben!

Aber gilt das auch für Golfer? Schließlich gibt es nicht den Golfer. Da sind 14-Jährige, die eine Schlägerkopfgeschwindigkeit entwickeln, dass einem schwindlig wird, und die den Ball damit 270 Meter auf die Mitte des Fairways zimmern. Anschließend wird mit dem Gestus der arroganten Beiläufigkeit das Bag geschultert und losgezogen. Aber selbst für diese Cracks sind die Löcher, die ich euch in dieser Serie vorstelle, extrem harte Nüsse. Für alle Normalo-Spieler gilt: Für ein Par sollte man sich anschließend auf jeden Fall auf der Clubterrasse in flüssiger Form selbst belohnen.

Golfpark Schloss Wilkendorf, Loch 12, Par 4, 402 Meter


Unsere "Schwarzen Löcher" finden bei Thomas Schumann Anklang. "Ist eine coole Serie", so der Clubmanager im Golfpark Schloss Wilkendorf gut 40 Kilometer östlich von Berlin. Dorthin hat es uns verschlagen, weil die 12 auf dem Sandy-Lyle-Platz ein geeigneter Kandidat ist. Es ist der weltweit einzige Golfkurs, für den der zweifache Major-Sieger (British Open 1985 und US Masters 1988) verantwortlich zeichnet. Lyle, von dem die wenigsten wissen, dass er eigentlich Alexander Walter mit Vornamen heißt, ist heute noch als 61-Jähriger auf der Champions Tour erfolgreich unterwegs und eigentlich kein Golfplatzarchitekt. Trotzdem hat die Golflegende nicht nur seinen Namen für das 1995 fertig gestellte Projekt nahe unserer Hauptstadt hergegeben. Der Schotte war für das golfsportliche Design des Platzes verantwortlich, anhand dessen der Architekt Ross McMurray dann die Rohzeichnung angefertigt hat. So auch für die zwölfte Bahn, deren Tücken abgesehen von der offensichtlichen Länge in vielen subtileren Details stecken, die sich den meisten nicht auf den ersten Blick offenbaren. Zwar erscheint die Landezone für den Abschlag durchaus großzügig, doch wer das Fairway verfehlt, hat mehr als nur ein Längenproblem. Zur dann ekelhaften Balllage gesellt sich auf der linken Seite noch eine leichte Hanglage. Die größte Schwierigkeit jedoch ist das Grünanspiel. Dabei ist der Bunker davor noch das kleinste Problem. Als deutlich schwieriger erweisen sich bei dem schräg angelegten Grün seine geringe Tiefe, die False Front und vor dem Hang am hinteren Ende noch eine fiese Mulde, in die viele Bälle hineinrollen. Von dort, nicht selten aus einer Bergablage, durch das Muldental zurück aufs Grün hinauf ein Up & Down zu spielen ist selbst für Pros keine Selbstverständlichkeit.

STATISTIK


Im Jahr 2018 haben 914 Spieler und Spielerinnen dieses Loch bei Amateurturnieren gespielt (188 davon hatten Handicap 11 oder besser). Es wurden nur 2 Birdies, 59 Pars, 250 Bogeys, 277 Doppel-Bogeys und 326 schlechtere Scores gespielt. Der Durchschnittscore betrug 6,11. (Quelle: PC Caddie)

E-MAIL-SEELSORGE


Wenn ihr auch derartige Monster kennt, die nicht allein wegen ihrer schieren Länge immer wieder zum Scorekiller werden - meldet euch: redaktion@golfpunk.de

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
1) Der Anblick vom Tee ist nicht sonderlich Furcht einflößend. Es geht leicht bergab in ein sanftes Dogleg. Das kniehohe Rough links und rechts scheint weit weg.

2) Das Rough ist praktisch gleichbedeutend mit einem Strafschlag. Mehr als den Ball rauszuhacken ist nicht drin. Und wer das Fairway auf der linken Seite verfehlt, steht beim Schlag zudem bergab.

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
3) Kaum besser als das Rough ist der First Cut. In diesem fiesen und festen Zeug ist es fast unmöglich, den tief versackten Ball sauber zu treffen, geschweige denn aufs Grün zu bringen.

4) Selbst nach einem gelungenen Drive aufs Fairway bleibt ein langer zweiter Schlag. Je nach Fahnenposition über einen Bunker, in jedem Fall aber auf ein vorne und hinten abschüssiges Grün.

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
5) Vor dem Grün lauert ein Bunker, aus dem man die Grünfläche nicht einsehen kann. Ein Sand Save ist auch für gute Bunker-Spieler eine echte Challenge.

6) Ist der zweite Schlag zu kurz geraten, folgt der dritte auf ein erhöhtes Grün. Ist der Chip kurz, rollt er dir wieder vor die Füße. Ist er zu lang, rollt er in eine Mulde hinter dem Grün.

 

Das sagt der Schöpfer

"Der Tee-Shot bergab in ein leicht in ein flaches Tal abknickendes Fairway bietet eine Risk-and-Reward-Option: Der Spieler muss entscheiden, wie viel Rough er carry überspielen will - je mehr, desto größer die Belohnung in Form einer einfacheren Annäherung. Der einzige Bunker führt zur Grünmitte und diktiert die beste Linie für den zweiten Schlag. Für die meisten dürften aber ein Lay-up und die Hoffnung auf einen Chip und einen Putt zum Par die bessere Option sein." Ross McMurray, Architekt Sandy-Lyle-Platz im Golfpark Schloss Wilkendorf

TIPPS VOM PRO


SEBASTIAN MEINECKE, PGAPRO: "Selbst Golfer, die mit der Länge an sich kein Problem haben, müssen den Drive aufs Fairway legen, weil vom angrenzenden Hard Rough aus kaum noch die Chance auf ein Green in Regulation besteht. Der Durchschnittsgolfer sollte seinen zweiten Schlag auf seine Lieblingsdistanz ablegen, um das Grün hoch anspielen zu können."

Featured Stories