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Scorekarten-Killer

Loch 3 im Hofgut Georgenthal

Von Rudi Schaarschmidt

Ein Gegner, der jemandem nicht liegt, den jemand fürchtet' - so definiert der Duden den Begriff 'Angstgegner'. Auf den Fußball übertragen also so etwas wie der Ball für den Hamburger SV oder der 1. FC Kaiserslautern früher einmal für Bayern München.

"Am besten, wir schicken die Punkte gleich mit der Post", resignierte Paul Breitner in den 80ern nach einer der obligatorischen Bayern-Pleiten am Betzenberg. "An diesem Loch kannst du mir gleich einen Strich eintragen!" Diesen Spruch habe ich auf Golfplätzen bei Turnieren schon oft gehört. Ich stelle euch in diesem Jahr die härtesten Golflöcher vor, die ich kenne. Es gibt sie nämlich auch beim Golf: echte Angstgegner.

Hofgut Georgenthal, Loch 3, Par 4, 377 Meter


Ich mag diesen Platz. Er ist so anders als all die anderen Golfplätze in Deutschland. Außerdem hat jede Bahn ihren ganz eigenen Charakter und keine ähnelt der anderen. Der Spaßfaktor ist also enorm. Christian Althaus hatte auf diesem herrlichen Fleckchen Erde nur 48 Hektar zur Verfügung, was für einen 18-Loch-Golfplatz inklusive Driving Range und Dreiloch-Kurzplatz recht wenig ist. Zum anderen musste er beim Bau des Platzes in Georgenthal sowohl auf den Limes (UNESCO-Weltkulturerbe) als auch auf drei Gas-Pipelines Rücksicht nehmen, die unterirdisch auf einer Breite von 20 Metern nach Amsterdam führen. Dennoch gelang ihm ein großartiger Golfplatz. Mit einem - für jede Spielstärke - wahren Ungetüm. Hätte man den Spielbahnen im Hofgut Namen gegeben, hieße Loch 3 wohl "Lauberhorn", "Streif" oder "Kandahar". Hier hat Althaus alles reingepackt, was es für ein echtes Scheusal braucht: Länge, denn die 377 Meter von den Back Tees spielen sich wie deutlich über 400 Meter. Kein Wunder, schließlich thront das Grün unglaubliche 34 Höhenmeter über den Abschlägen. Obligatorische Schräglagen, eine kleine Drive-Landezone und ein gut verteidigtes Grün mit zwei Plateaus diagonal zur Spielbahn verstehen sich von selbst. Eine nahezu unlösbare Aufgabe. Selbst für Single- Handicapper gilt: Ein Bogey fühlt sich hier wie ein Par an, ein Par wie ein Birdie.

STATISTIK


2.043 Golfer und Golferinnen haben diese Bahn im vergangenen Jahr bei Turnieren in Angriff genommen. 609 davon hatten Handicap 11 oder besser, 252 davon Handicap 4 oder besser): Im Schnitt wurde das Loch mit 6,48 Schlägen bewältigt! Es wurden nur 3 Birdies und 157 Pars gespielt, dafür aber 435 Bogeys, 515 Doppel-Bogeys und 933 Triple -Bogeys oder schlechter. (Quelle: PC Caddie)

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Wenn ihr auch derartige Monster kennt, die nicht allein wegen ihrer schieren Länge immer wieder zum Scorekiller werden - meldet euch: redaktion@golfpunk.de

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
1) Schon der kleine See direkt vor den Abschlägen erfordert - vor allem von den hohen Handicap-Klassen - Nervenstärke. 70 Meter sind nötig, um nicht nass zu werden.

2) Selbst wer beim Drive richtig hingelangt hat, muss dieselbe Aufgabe praktisch noch mal bewältigen, nur ohne Tee und ohne Driver. 190 Meter stramm bergauf gilt es von der Mitte des Fairways in Richtung Fahne zu bewätligen.

Scorekarten-Killer: Scorekarten-Killer:
3) Rechts des Faiways wartet tiefes Rough auf einem Steinhügel, das jede Chance auf ein GIR zunichtemacht.

4) Das in einer leichten Linkskurve verlaufende Dogleg wird in der Drive-Zone links durch einen seitlichen Wassergraben begrenzt, den es aus naheliegenden Gründen in jedem Fall zu meiden gilt.

Scorekarten-Killer:
5) Das Grün selbst ist nach der überstandenen Kletterpartie alles andere als einfach, denn eine hohe Welle teilt die Puttoberfläche in zwei Plateaus und sorgt für erhöhte Dreiputt-Gefahr.

 

Das sagt der Schöpfer

"Die Mischung aus kürzeren und längeren Par-4-Bahnen macht einen Golfplatz abwechslungsreich und interessant. In Georgenthal gibt es einige kürzere Par-4-Löcher, aber die dritte Bahn ist mit Sicherheit das schwierigste Par 4, das ich je gebaut habe, und auch für Scratch-Spieler eine echte Herausforderung. Über die linke Bunker-Gruppe abkürzen zu wollen erfordert vom Tee 240 Meter carry. Für die überwältigende Mehrheit ist das Grün wegen des gewaltigen Anstiegs in zwei Schlägen nicht erreichbar. Um hier ein Par zu klauen, muss also ein präziser Pitch oder ein Super-Putt her." Christian Althaus, Golfplatz-Architekt Hofgut Georgenthal

TIPPS VOM PRO


RICHARD NÖMEIER, PGA-PRO HOFGUT GEORGENTHAL: "Den Drive auf der rechten Fairway-Seite platzieren, um den Wassergraben links aus dem Spiel zu nehmen. Schlag zwei im Idealfall über die rechte Fairway-Seite etwa 60 bis 70 Meter vorm Grün ablegen, um den dritten Schlag als hohen Pitch schlagen zu können."

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