Turnier: PGA Championship
Datum: 09. August 2020
Schläger: Driver
Ausgangssituation
Die Atmosphäre auf der Anlage in San Francisco erinnerte zwar mehr an Clubmeisterschaft als an den Finaltag eines Majors, die gedrängte Situation an der Spitze des Leaderboards sorgte jedoch dafür, dass kein TV-Zuschauer die PGA Championship 2020 so schnell vergessen wird. Sage und schreibe sechs Spieler teilten sich die Führung, als die letzte Gruppe auf die zweiten neun Löcher des Finaltags ging, darunter auch Collin Morikawa, der 15 Monate zuvor keine zehn Kilometer Luftlinie von hier noch die Hörsäle der University of California, Berkeley, besuchte.
Balllage
Als Collin mit einer blitzsauberen Scorekarte, die nach 15 gespielten Löchern vier Birdies und keinen einzigen Schlagverlust zierte, auf den 16. Abschlag trat, hatten die Favoriten Dustin Johnson und Bryson DeChambeau bereits Federn gelassen und der 23 Jahre alte Rookie aus Las Vegas teilte sich die Spitze des Leaderboards mit Paul Casey. Nur fürs Protokoll brachte Morikawas Caddie J.J. Jackovic die Möglichkeit eines defensiven Eisen 5 vom Tee zur Sprache, doch diese wurde schnell verworfen. Die Mission auf dem 268 Meter kurzen Par 4 war klar: Attacke!
Feuer frei!
Glücklicherweise hatte CBS für die TV-Übertragung einen Launch-Monitor hinter der 16. Teebox installiert, dessen Zahlen eindrucksvoll untermauerten, wie perfekt Collin den geplanten Schlag ausführte: Sein Drive startete das Fairway mit einer Ballgeschwindigkeit von 165 mph das Fairway hinunter, erreichte eine maximale Flughöhe von 37 Metern, um dann mit einer leichten Links-rechts-Kurve von sieben Metern in Richtung Vorgrün zu faden, wo er nach 250 Metern Carry-Distanz sanft landete, in Richtung Fahne sprang und 2,10 Meter vom Loch entfernt liegen blieb.
Nachspiel
Collins Caddie wusste im Moment des Impacts, dass seinem Spieler ein großartiger Drive gelungen war. "J.J. marschierte sofort auf die Teebox und sprach wie besessen mit dem Ball in der Luft. Das macht er sonst nie", grinst Morikawa nach der Runde. Wo der Ball zum Liegen kam, konnten die beiden allerdings nicht sehen. "Ich hörte ein paar vereinzelte Leute klatschen, es war ja niemand da. Die Reaktion hätte auch bedeuten können, dass mein Ball 15 Meter von der Fahne entfernt liegt." Wenige Minuten später fiel der Putt zum Eagle und das Feld war geschlagen.
Augenzeuge
In geteilter Führung liegend stand Paul Casey auf der 17. Teebox und wartete. 20 Jahre älter als Morikawa hatte der Engländer eine realistische Chance, der drittälteste Profi aller Zeiten zu werden, dem ein erster Major-Sieg gelingt. Nachdem er gerade selbst ein Birdie auf der 16 notieren hatte dürfen, ließ Casey es sich nicht nehmen, kurz innezuhalten, sich umzudrehen und den Drive seines Konkurrenten aus der ersten Reihe zu beobachten: "Was für ein glorreicher Schlag!", schwärmte er anerkennend nach der Runde, "Collin hat den Sieg wirklich verdient."