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Strokes of Genius

Ernie Els '02

Von Jan Langenbein

Mit nach eigenen Angaben 'hässlichem Golf', aber grandiosen Bunkerschlägen krönte sich Ernie Els 2002 zum Champion Golfer of the Year. Kein Moment dieser denkwürdigen Open fasst diesen Arbeitssieg besser zusammen als Els' Geniestreich auf der 13.

Ort: Muirfield Golf Links, Gullane (Schottland)
Turnier: 131. Open Championship
Datum: 21. Juli 2002
Schläger: Sand Wedge

Ausgangssituation

Mit zwei Schlägen Vorsprung startete Ernie Els als Favorit in die Finalrunde der 131. Open Championship. Seine zahlreichen Verfolger, darunter Søren Hansen, Justin Rose und Thomas Bjørn, schöpften Hoffnung, als der Südafrikaner mit einem Bogey auf Bahn 1 den Tag denkbar schlecht begann. "Doch obwohl ich sehr nervös begonnen hatte, fühlte ich mich gut und hatte Kontrolle über meinen Schwung", erinnert sich Els. Birdies auf den Löchern 3, 9, 10 und 12 ließen den Vorsprung zwischenzeitlich auf komfortable vier Schläge anwachsen, doch dann trat "The Big Easy" auf den 13. Abschlag.

Balllage

Fünf tiefe Topfbunker, zwei links und drei rechts, verteidigen das nierenförmige Grün der 175 Meter langen 13. Spielbahn (Par 3) in Muirfield und Els wusste genau, wo sein Eisen 6 nicht landen durfte: "Links vom Grün ist schlimm und glaube mir, ich habe fünf Meter rechts der Fahne angehalten. Doch wie aus dem Nichts tauchte der ,Over the top'-Schwung auf, mit dem ich meine ganze Karriere zu kämpfen hatte, und der Ball bog nach links ab." Im tiefsten Bunker der Spielbahn, sein Ball lag nahe einer fast zwei Meter hohen Wand, sah sich Els einer enormen Prüfung ausgesetzt.

Schlagoption

"Der Bunker erinnerte mich an den Road Hole Bunker in St. Andrews. Die Lage war nicht gut, aber glücklicherweise hatte ich einen Stand und musste das Wedge dann nur noch so hart schwingen wie nur möglich." Gesagt, getan! Gefolgt von einer Sandwolke, wie George Lucas sie nicht imposanter hätte inszenieren können, segelte Ernies Ball majestätisch aus dem mannstiefen Hindernis, erwischte das Break von links nach rechts im Grün, machte sogar kurz Anstalten, zum Birdie zu fallen, und blieb schließlich unter frenetischem Jubel der Zuschauer 40 Zentimeter hinter dem Loch liegen.

Nachspiel

Es schien, als hätte der zweifache US Open Champion seine Reifeprüfung für den Claret Jug bestanden. Doch ein hässlich dünn getroffenes Lob Wedge führte zu einem furchtbaren Doppel-Bogey auf Loch 16 und Els schien den sicher geglaubten Sieg noch wegzuwerfen. Am Ende eines zermürbenden Tages brauchte es ein Vier-Mann-Stechen über fünf Löcher, um Els als Sieger zu ermitteln. "Auch im Play-off habe ich nicht gut gespielt, aber es irgendwie überstanden. Es war eine Menge hässliches Golf in dieser Woche, aber ich kämpfte von ganzem Herzen und wurde am Ende dafür belohnt."

Augenzeuge

Søren Hansen, Els' Spielpartner im Final-Flight der Open 2002, lag mit zwei Birdies und keinem einzigen Schlagverlust noch aussichtsreich im Rennen, hatte mit einem soliden Eisenschlag das Grün der 13 getroffen und bereitete sich auf seinen Birdie-Putt vor, als Ernie in den Bunker stieg. "Es war eine ekelhafte Lage", erinnerte sich der Däne Jahre später, "und ich unterbrach kurz meine Routine beim Lesen des Birdie-Putts, um ihm zu applaudieren, denn angesichts des Drucks in der Finalrunde einer Open war es einer der beeindruckendsten Bunkerschläge, die ich jemals mit ansehen durfte."

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