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Strokes of Genius

Justin Rose '12

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Der denkwürdigste Putt des 'Miracle at Medinah' blieb am Ende Martin Kaymer überlassen. 90 Minuten zuvor machte Justin Rose allerdings mit einer Bombe aus zwölf Metern möglich, dass an diesem Tag Geschichte geschrieben werden konnte.

Ort: Medinah, Illinois (USA)
Turnier: 39. Ryder Cup
Datum: 30. September 2012
Schläger: Putter

Ausgangssituation
Nachdem Team Europa zwei Tage lang von den Amerikanern nahezu komplett an die Wand gespielt wurde und mit vier Punkten Rückstand in die Single-Matches am Sonntag gestartet war, hatten Donald, Poulter, McIlroy und Lawrie für einen beinahe unmöglich gehaltenen 10:10-Zwischenstand gesorgt. Doch Justin Rose, der gegen Phil Mickelson die vierte Partie des Sonntags bestritt, lag nach 16 gespielten Löchern 1 down und er wusste, dass sein Punkt von Captain Olazábal fest eingeplant war.

Balllage
Mit einer Prise Kurzspiel-Magie, wie nur er sie liefern kann, hätte Mickelson auf dem bildschön gelegenen Grün der 17 den Sack beinahe zugemacht. Doch sein unglaublicher Chip aus einer höllischen Hanglage, vor dem er selbstbewusst die Fahne ziehen ließ, lippte aus und brachte die Tausenden amerikanischen Fans ringsum an den Rand eines Herzinfarkts. Um das Match noch gewinnen zu können, musste Justin einen 12,2 Meter langen Bergab-Putt mit jeder Menge Break quer über das Grün versenken.

Schlagoption
Das erste Drittel des Putts verlief leicht bergauf bis zur Kuppe eines kleinen Hügels, ab wo ein merkliches Links-rechts-Break gefolgt von einem Gefälle und somit die Schwerkraft die Arbeit bis zum Loch übernehmen würden. "Es war entscheidend, an welcher Stelle des Hügels der Ball nach rechts wegbrechen würde, und ich habe im Kopf Dutzende Linien durchgespielt", erklärte Rose später. Offenbar entschied er sich für die richtige und - boom! - schickte die Handvoll Europäer rund ums Grün ins Delirium.

Nachspiel
"Ich wäre vor Freude am liebsten in den See gesprungen, aber auf dem Weg zum 18. Abschlag war mir klar, dass dieser Monster-Putt gerade eben nur eine Bedeutung hat, wenn ich das letzte Loch auch noch gewinne." Gesagt, getan, auf dem 18. Grün lagen dann "nur" 4,5 Meter zwischen Ball, Birdie und Matchgewinn. "Diesen Ryder Cup haben wir geklaut. Dieser Sieg hätte eigentlich nicht stattfinden dürfen, aber wir als Team haben ihn möglich gemacht", stellte der Engländer sechs Jahre später grinsend klar.

Augenzeuge
In einer denkwürdigen Pressekonferenz am Ende eines historischen Golftags wurde deutlich, warum beim Ryder Cup Emotionen aufkommen, wie sie bei keinem anderen Golfturnier zu spüren sind, als ein sichtlich angeschlagener Phil Mickelson immer noch zu verstehen versuchte, was gerade geschehen war: "Auf der 17 dachte ich, ich hätte das Match gewonnen. Ich war mir sicher, dass ich gerade einchippen würde. Ich kann nicht glauben, dass der Ball das letzte Inch nicht nach rechts ins Loch gebrochen ist."

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