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Ort: John's Island Club, Vero Beach, Florida (USA), Turnier: 2015 US Mid-Amateur, Datum: 08. Oktober 2015, Schläger: Drive

Strokes of Genius

Sammy Schmitz '15

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Wie hoch stehen die Chancen auf ein Hole-in-one an einem Par 4? Schlechter als auf einen Sechser im Lotto. Die Chancen, mit einem solchen Sonntagsschuss eines der größten Amateurturniere der USA zu gewinnen, müssten dann wohl bei exakt 0,0 liegen. Falsch!

Ausgangssituation


Das Finalturnier der US Mid-Am Championship für Spieler mit einem Handicap von 2,4 oder besser und einem Alter von 25 Jahren oder mehr ist ein echter Marathon: Elf Sudden-Death-Match-Play-Runden verteilt über acht Tage enden in einem Final-Match über 36 Löcher. Zu Beginn hatte niemand den 35 Jahre alten Sales Manager eines Medizinzulieferers aus Minnesota auf der Rechnung, der an der St. John University zwar gutes College-Golf gespielt hatte, seither jedoch auf Rang 3.724 der Amateur-Golf-Weltrangliste abgerutscht war und eigentlich nur noch zum Spaß die Schläger aus der Garage holte.

Balllage


Ähnlich wie der DFB-Pokal im Fußball hat im Golf bekanntlich auch das Match Play seine eigenen Gesetze. Sammy Schmitz gewann seine ersten beiden Matches souverän und der Außenseiter fing an, die Sache etwas ernster zu nehmen: "Mein Putter war wirklich heiß und nach den ersten Partien fühlte ich mich richtig gut." Im Finale sah er sich Marc Dull, einem Caddie aus Streamsong, gegenüber, dominierte die ersten 18 Löcher und konnte sogar einen vorübergehenden Einbruch mit drei kurz aufeinanderfolgenden Lochverlusten kompensieren. Als die beiden Finalisten das 33. Loch erreichten, führte Schmitz 2 auf.

Schlagoption


Loch 15 des West Course im John's Island Club ist ein 265 Meter kurzes Par 4, das als Dogleg links bergauf verläuft. Schmitz hatte 240 Meter auf direkter Linie zur Fahne und griff zum Driver, da er diese Bahn die vergangenen Tage gut gespielt hatte. Sein perfekter Fade schraubte sich hoch in den blauen Himmel über Florida, landete wenige Meter vor dem Grün und rollte am Loch vorbei eine Welle hinauf, um kurz vor ihrem höchsten Punkt kehrtzumachen und Sekunden später im Loch zu verschwinden. Sammy war ein Ass auf einem Par 4 gelungen, um das Match dormie auf die drittletzte Bahn zu schicken.

Nachspiel


Mit einem Par am folgenden Par 3 machte Schmitz den Sack zu und sicherte sich nicht nur den Titel, sondern auch eine Einladung nach Augusta zum Masters 2016. Um die hohen Kosten zu decken, die mit einem Start an der Magnolia Lane und all den nötigen Trainingsrunden dort verbunden sind, startete der 35-Jährige eine GoFundMe-Kampagne, die über 25.000 Dollar zusammenbrachte und die Reise für Sammy, seine Frau Natalie, die beiden Kids und die Großeltern finanzierte. An der Seite von Mike Weir und Cam Smith spielte er dann die ersten beiden Runden (81 & 75) und verpasste den Cut.

Augenzeuge


Als Sammys Kumpel Jesse Polk auf der heimischen Couch realisierte, dass sein Buddy Chancen hatte, die US Mid-Am zu gewinnen, suchte er hektisch nach Flügen Richtung Florida. Gemeinsam mit Sammys Frau und einem weiteren Freund flog das Trio nach Atlanta, um nach einem nächtlichen Roadtrip rechtzeitig zum Final-Match anzukommen. "Als er den Abschlag auf der 15 spielte, stand ich mit etwa 250 Zuschauern hinter dem Grün. Das Gebrüll und die Aufregung waren ohrenbetäubend. Als Sammy auftauchte, und den Ball aus dem Loch fischte, wirkte er völlig schockiert und ungläubig."

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