In Las Vegas und Dubai ist Topgolf längst eine veritable Touristenattraktion und fixer Bestandteil des riesigen Unterhaltungsangebots beider Wüstenstädte. In Oberhausen soll es ab 2022 ganz genau so ablaufen, wenn Topgolf die erste Anlage in Kontinentaleuropa in Betrieb nehmen wird. Es ist eine symbolträchtige Veranstaltung für den tiefgreifenden Wandel im Pott, denn CDU-Mann Schranz gelang es 2015, ins Rathaus der Arbeiterstadt Oberhausen einzuziehen, einer standhaften SPD-Bastion über beinahe 60 Jahre, und nun sollen hier, wo einst Stahl gekocht wurde, bald Golfbälle fliegen.
Ein Blick vom ersten Stock des Rohbaus, wo später einige der insgesamt 102 "Hitting Bays" ihren Platz finden werden, über das mehr als 20.000 Quadratmeter große Außenfeld vermittelt schnell einen imposanten Eindruck, wie groß dieser zukünftige Entertainment- Komplex tatsächlich ist. Die Bezeichnung "Driving Range" ist für eine Topgolf-Anlage in etwa so zutreffend wie der Begriff "Auto" für einen Koenigsegg - faktisch zwar richtig, aber dennoch verfehlt es den Kern der Sache. 150.000 Tonnen Beton wurden hier bereits gegossen, 70 Kilometer Kabel gezogen und bald wird auch das 50 Meter hohe Außennetz installiert sein und dafür sorgen, dass Topgolf Oberhausen selbst von Bottrop aus zu sehen sein wird.
Aber warum gerade Oberhausen? Wer kommt warum auf die Idee, auf einer jahrzehntelang vor sich hinschlummernden Industriebrache - lediglich die Rollings Stones rissen dieses Gelände 2003 im Rahmen ihrer "Licks World Tour" kurz aus seinem Winterschlaf - die stolze Summe von knapp 50 Millionen Euro zu investieren, um einen gigantischen Golf- und Unterhaltungskomplex aus dem Boden zu stampfen?
"Mehrere Gründe gaben den Ausschlag für Oberhausen", erklärt David Speiser. "Da wäre zum einen die Einwohnerdichte, was für uns sehr wichtig ist, denn viele Tagesgäste kommen natürlich aus der nahen Umgebung. Dazu kommt das riesige Einkaufszentrum CentrO in direkter Nachbarschaft als Publikumsmagnet. Die einfache verkehrstechnische Zugänglichkeit spielt natürlich ebenfalls eine Rolle. Des Weiteren zeichnet sich die gesamte Region durch eine große Affinität zu US-Konzepten aus: Amerikanische Restaurantketten sind sehr beliebt und auch die NFL hat hier eine große Fanbase. Somit passen wir mit Topgolf perfekt zu diesem Standort." Der Schweizer, dessen Unternehmen Greenreb nicht nur Topgolf Oberhausen verantwortet, sondern darüber hinaus die Franchiserechte für Deutschland, Österreich, Schweiz und Italien hält, hat nicht jahrelang mit amerikanischen Anwälten verhandelt, um sich dann mit einer Anlage im Ruhrgebiet zufriedenzugeben. Seine Vision ist ambitioniert: Ein gutes Dutzend Topgolf-Standorte sollen in den nächsten Jahren in Zentraleuropa entstehen. Dass solche hochfliegenden Pläne keine Luftschlösser sind, beweist die Erfolgsgeschichte von Topgolf weltweit, denn das Unternehmen steuert vom Hauptquartier in Dallas zurzeit mehr als 70 Anlagen.