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Top Ten

Geschlossene Gesellschaft

Von Rüdiger Meyer, Fotos: Getty Images

Geisterspiele, abgesagte Olympische Spiele und insolvente Bundesligisten - das Virus hinterlässt auch in der Sportwelt eine Schneise der Verwüstung. Auch wir Golffans müssen uns auf ungewohnte Bilder im TV einstellen. Diese zehn Turniere würden unter der neuen Einsamkeit am meisten leiden.

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The Masters

Das Masters ist vermutlich das einzige Turnier, das ohne Zu- schauer sogar noch an Reiz gewinnen könnte. Schließlich ist die gesamte Veranstaltung auf einen Zen-Charakter angelegt. Die Zuschauer dürfen weder rennen noch schreien, die Titelmusik für die TV-Übertragung könnte auch auf einer CD für progressive Muskelentspannung spielen und die größte Sorge der Veranstalter ist, dass irgendetwas auf den Boden fallen könnte, was nicht so grün wie die Fairways ist. Zudem ist Augusta National mit seinem anscheinend unbegrenzten Budget noch am ehesten in der Lage, alles ganz normal wirken zu lassen. Denn dass am Grün der 12 und 13 keine Zuschauer stehen, hat bisher auch niemanden gestört. Rein optisch wird der Indian Summer die Azaleenblüte trefflich ersetzen und vermutlich wird Chairman Fred Ridley überall Lautsprecher in den Bäumen aufhängen, um den Masters-Roar bei einem Hole-in-One per Knopfdruck zu simulieren.

09: PGA Championship – Regel 15.2: Bewegliche Hemmnisse dürfen straffrei
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PGA Championship

Regel 15.2: Bewegliche Hemmnisse dürfen straffrei

Die PGA Championship hat es nicht leicht. Als letztes Major des Jahres war sie bisher immer das Stiefkind unter den Grand-Slam-Events. Weder der Slogan "Glory's Last Shot" noch ein großes Marketingbudget konnten daran etwas ändern. Doch dann kam das Coronavirus und plötzlich ist die PGA Championship das erste Major des Jahres. Unglücklicherweise ist es damit auch am wahrscheinlichsten, dass ausgerechnet dieses Major ohne Publikum ausgetragen wird. Ob mit oder ohne Corona: Die PGA Championship bleibt einfach immer das ungeliebte Geschwisterchen.

08: Shriners Hospitals for Children Open –
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Alfred Dunhill Championship

So weit vorbildlich: jetzt bloß nicht husten

Noch immer ist nicht hundertprozentig geklärt, wie sich Covid-19 beim Kontakt zwischen Mensch und Tier verhält. Wie also würde Social Distancing in Leopard Creek aussehen? Denn mitten im Kruger-Nationalpark sind nicht nur Menschen Zuschauer. Auch Antilopen, Giraffen, Affen und Nilpferde schauen dem golferischen Treiben regelmäßig zu. Aus diesem Grund haben wir jede Menge Fragen an die Veranstalter: Würde den Tieren auch der Zutritt verboten? Wie viel Abstand müssen Giraffen voneinander halten? Und wie bindet man einem Nilpferd eine Maske um?

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Shriners Hospitals for Children Open

Das jährliche Turnier in Las Vegas ist in puncto Covid-19 eine Veranstaltung der Extreme. Auf der einen Seite kommen die Einnahmen einer wohltätigen medizinischen Einrichtung zugute. Auf der anderen Seite findet das Turnier in Sin City statt, deren Bürgermeisterin im Fernsehen ernsthaft vorschlug, ihre Bevölkerung als Versuchskaninchen zu benutzen, um festzustellen, wie tödlich eine sofortige Öffnung der Wirtschaft wäre. Man hätte also die Wahl zwischen einem Turnier ohne Zuschau- er und dadurch fehlende Einnahmen für die Shriners Hospitals oder einem Turnier mit Zuschauern, das womöglich das Shriners Hospital auf ewig mit einer neuen Coronawelle verbinden würde.

06: US Open – Früher war alles besser: als das
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US Open

Früher war alles besser: als das

Die US Open rühmt sich damit, das härteste Turnier der Welt zu sein. Ein Faktor, der den Veranstaltern dabei immer wieder in die Quere kommt, sind die Zuschauer. Sie treten das mühsam mit Dünger zum Urwald hochgezüchtete Rough platt, leiten mit ihren Dickschädeln verschlagene Bälle zurück ins Spiel und helfen beim Suchen von Bällen. Hinzu kommt, dass die Tribünen für Profis keine Hindernisse sind, sondern Möglichkeiten, aus aussichtslosen Lagen einen Free Drop zu bekommen. Aus diesem Grund könnte die USGA die Open in Winged Foot ohne Zuschauer zu einem metaphorischen Überlebenskampf machen.

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Tiger vs. Phil II

Der erste Showdown zwischen Phil Mickelson und Tiger Woods im Jahr 2018 war ein Desaster. Das golferische Niveau war bescheiden, die Pay-per-View-Übertragung scheiterte spektakulär und die beiden Superstars schwiegen lieber vor sich hin, als den Zuschauern ein unterhaltsames Spektakel zu bieten. Das Highlight des Events war, als ein Zuschauer während des Matches Mickelson zurief, die beiden könnten doch am Abend gemeinsam in einen Stripclub gehen. Würde diese Interaktion bei der Neuauflage ebenfalls noch eliminiert, könnte man auch einem Jungsenioren-Flight im heimischen Golfclub zuschauen. Da hilft es auch nichts, dass beim zweiten Match die Quarterbacks Tom Brady (Handicap 8) und Peyton Manning (Handicap 3,5) für mehr Würze in dem Duell sorgen sollen.

04: Dunhill Links Championship – Keine Menschenseele bis Norwegen: Social Distancing à la Kingsbarns
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Dunhill Links Championship

Keine Menschenseele bis Norwegen: Social Distancing à la Kingsbarns

Den meisten Turnieren dürfte es leichtfallen, sie ohne Zuschauer austragen. Aber die Turniere in Großbritannien bilden eine Ausnahme. Schließlich liegen viele von ihnen mitten in der Stadt und werden von öffentlichen Wegen umgeben oder gar gekreuzt. Die Dunhill Links Championship, die in Kingsbarns, Carnoustie und auf dem Old Course von St. Andrews ausgetragen wird, ist so ein Fall. So führt in Kingsbarns eine öffentliche Straße quer über den Platz zum Strand und der Old Course ist bekanntermaßen öffentliches Gelände, bei dem die 18 von Grannie Clark's Wynd gekreuzt wird und genau wie das Road Hole direkt an einer Straße entlangführt. Dies alles komplett zu sperren wäre unvorstellbar.

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The Memorial

Das Turnier von Jack Nicklaus ist für alle Spieler ein Highlight im jährlichen Turnierkalender. Zum einen ist es ein Einladungsturnier mit reduziertem Feld, wodurch bereits die Teilnahme eine Ehre ist, zum anderen ist es eines der am höchsten dotierten Turniere des Jahres. Aber vor allen Dingen gibt es einen Preis, der sich mit Geld nicht bezahlen lässt: der unter tosendem Applaus der Zu- schauer stattfindende Siegerhandschlag von Jack Nicklaus. Würde das Ganze unter Corona-Bedingungen ausgetragen, erwartete den Gewinner an der 18 ein einsames kleines Männchen mit blondem Haar, der mit einem Elbow-Bump gratuliert.

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Waste Management Phoenix Open

Mehr als 700.000 Zuschauer strömen jedes Jahr zur Phoenix Open, die meisten von ihnen tummeln sich auf engstem Raum auf dem zum Ministadion umfunktionierten 16. Loch. Für die Veranstalter wäre es ein Desaster, dieses Event ohne Zuschauer auszutragen. Nicht nur weil ihnen Millionen-Einnahmen entgehen würden, eine Austragung ohne Publikum würde den Ruf des Turniers nachhaltig ruinieren. Denn ohne Tribünen würde jeder Fernsehzuschauer sehen, dass die gehypte 16 in Wirklichkeit ein langweilig designtes Wald-und-Wiesen-Loch ist.

01: Ryder Cup – Ekstase in der Waldorfschule: Gruppenunterricht beim Namentanzen
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Ryder Cup

Ekstase in der Waldorfschule: Gruppenunterricht beim Namentanzen

"Olé, olé, olé, olé!" und "USA! USA! USA!" gehören zum Ryder Cup wie die enttäuschten Gesichter der amerikanischen Spieler am Sonntag. Aus diesem Grund machen sich bereits jetzt einige Profis wie Rory McIlroy dafür stark, den Ryder Cup lieber ins Jahr 2021 zu verschieben, als ihn ohne Zuschauer stattfinden zu lassen. Aufgrund der wenigen Gruppen auf dem Platz ist es beim Ryder Cup unmöglich, auch nur annähernd Social-Distancing-Maßnahmen zu befolgen. Und für die Veranstalter würde die Rechnung ohne Zuschauer, die Hunderte Dollar im Merchandise-Shop lassen, plötzlich nicht mehr aufgehen. Schließlich muss der veranstaltende Club, in diesem Fall Whistling Straits, für entgangene Greenfee-Einnahmen entschädigt werden. Da aufgrund der fehlenden Majors auch die Qualifikationskriterien fragwürdig sind, gibt es keinen Grund, den Ryder Cup 2020 auszutragen - obwohl es der ultimative Heimvorteil für die Amerikaner wäre, wenn Europäer nicht in die USA reisen dürften.

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