Aber der flamboyante Charakter? Die herausragenden Karrierestatistiken im Test der Zeit? Die Momente des grellen Scheinwerferlichts, die epochalen Einflüsse auf das Spiel? Walter Hagen. Byron Nelsons 18-Siege-Saison. Sam Snead, der Titelhamster. Gene Sarazen und der Schlag, der auf der ganzen Welt gehört wurde. Ben Hogans Comeback. Dann Arnold Palmers Armee. The Golden Bear. Und Denny?
Der Sohn eines englischen Golflehrers wurde am 25. Oktober 1904 in Cleveland, Ohio, geboren. "Als er das Licht der Welt erblickte, bekam er von seinem Vater einen Niblick [früheste Golfschläger-Modelle, zumeist aus Holz und in der Schlagfunktion heutigen Wegdes ähnlich; Anm. d. Red.] anstatt eine Schnullers", so ein Artikel der "LA Times". Dem jungen Densmore wurde das Spiel sprichwörtlich in die Wiege gelegt. Die Vorteile liegen auf der Hand. Golf wird so natürlich wie Laufen, Reden und das Essen mit Messer und Gabel. Denny spielte Golf, bevor er Worte wie "Divot" oder "Drei-Putt" auch nur aussprechen konnte. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er in Huntington, West Virginia, unter der behutsamen Führung seines dort Golf lehrenden Vaters. Die ersten Momente in der (Golf) Öffentlichkeit dann 1923 bei den United States Amateurs. Denny, ein ruhiger in sich gekehrter Teenager, erreichte die dritte Runde. Wer war dieser hoch aufgeschossene Junge mit dem seidenweichen Schwung, so bei sich, so im Fluss, als atmete er diese Bewegung? Shute war eine regionale Größe. West Virginia State Amateur Champion - aber darüber hinaus? Nichts. Er verlor vernichtend gegen Robert A. Gardner und verschwand wieder von der Bildfläche. Bis er 1929 zu den Profis wechselte.

»Als er das Licht der Welt erblickte, bekam er von seinem Vater einen Niblick anstatt eines Schnullers.«
"Eiswasser in den Adern" Shute hielt sich nicht lange mit dem Missgeschick auf. Die Open in St. Andrews fanden nur wenige Tage später statt. Walter Hagen, sein kongenialer Match-Play-Partner über die Jahre, Ryder-Cup-Teamkollege, das Enfant terrible seiner Zeit, Suffkopp und Zocker, startete famos: 6 nach zwei Tagen. Densmore Shute: 73, 73 - Even Par. Leo Diegel und Craig Wood, ebenfalls Ryder-Cup-Spieler, lagen unter Par nach drei Runden. Denny schoss wiederum eine anständige 73. Eine vierte Par-Runde, Craig Woods 75, ein Stechen. Unaufgeregt, steady and sturdy, eine Metapher, wenn man so will, für das Wesen des Jungen aus Ohio. Densmore Shute reckte am Ende die Claret Jug gen schottischen Himmel. Das war dann auch genug der Jubelbekundung und er verabschiedete sich ins Hotel zu seiner Frau und der einjährigen Tochter Nancy Paige.
Eines seiner seltenen Statements: "Ich bin im Besonderen froh, gewonnen zu haben, fühlt es sich doch an, als büßte ich für den letzten Putt in Southport." Tatsächlich mied er das Rampenlicht so sehr, dass nicht selten seine Frau Hettie Marie Potts, die er bereits 1930 geheiratet hatte, Trophäen und Preisgeldschecks für ihn entgegennahm.


Eben dann, wenn er entschied, mal wieder auf der Tour abzuschlagen. Denn nach zehn Jahren zog sich Denny nach Ohio in den Kreis seiner Familie zurück. Sam Snead, der - zusammen mit Tiger mit 82 Siegen - Allzeitführende in den Siegerlisten, meinte einst: "Hätte Denny je den unbändigen Hunger auf Turniergolf verspürt, wäre er mit mir auf einer Stufe." Eine Einschätzung die Bände spricht. Denn selbst in seiner aktivsten Zeit spielte er nicht den vollen Kalender. Vielmehr war er stets Head- und Touring-Pro im York Temple Country Club sowie später im Brookside Country Club an der Seite seines Vaters, Golfanlagen ganz in der Nähe des Geburtsorts seiner Frau. Heimatverbundenheit, die Familie, Golf lehren, das war seine eigentliche Berufung abseits der Geschichtsbücher. Bis er 1974 mit nur 69 Jahren verstarb. Er hat der (Golf) Welt nur eine Stichprobe seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten gegönnt. Und seine Zeitgenossen wussten das: "Denny war ein sehr ruhiger, schüchterner und reservierter Mann", teilte auch Byron Nelson diese Einschätzung. "Aber ich habe ihn Golf spielen sehen. Er war viel besser, als die Menschen es realisierten."
Und 2008 dann, nach mehr als 30 Jahren, erinnerten sie sich in der World Golf Hall of Fame an Herman Densmore Shute. Er wurde in die Ruhmeshalle aufgenommen. Zusammen mit Craig Wood, seinem Gegner im Stechen in St. Andrews und Dauerrivalen, zusammen mit Herbert Warren Wind, der Edelfeder in der frühen Berichterstattung über das Spiel, die einmal schrieb: "Dies ist sicher kein Ranking der Besten, viele Veränderungen müssten vorgenommen werden und Raum an der Spitze müsste geschaffen werden für Denny Shute."
Sie feudelten den Staub von seiner Karriere und rühmten ihn als Wegbereiter, als internationalen Botschafter und als Gentleman. Als einen, der das Wesen des Spiels verkörperte, sich dem Lichte der Beachtung entzog und Raum ließ für seine Nachfolger. Der das Spiel mehr liebte als das Siegen und diese Liebe an seine Schüler weitergab. Denny war nie Advokat seiner selbst und bleibt schlussendlich gerade auch deshalb unvergessen.