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Angeber: Bag-Tag Barry auf Japanisch

Golfpunks dieser Welt – Teil 2

Isao Aoki

Von Janek Weiss, Fotos: Getty Images

Bob Murphy, mit dem sich Aoki später auf der Champions-Tour duellierte, war erstaunt über die Hand-Auge-Koordination seines Gegners. "Er hatte begnadete Hände und war beim Schwung immer in Bewegung." Ein Blick zur Fahne, der ganze Körper in ruhigen, aber wellenartigen Schwingungen - in der Tat erinnert der Bewegungsablauf bei Betrachtung ein wenig an das physikalische Verhalten von Quecksilber. Dieser Schwung war nicht zu fassen. Auch Nicklaus zeigte sich vom Japaner beeindruckt. Insbesondere sein Touch, gerade mit dem Pitching Wedge, beeindruckte ihn: "Und was für ein guter Putter er war!" Auf den Grüns hatte der Nippon-Golfer dabei seine ganze eigene Technik kultiviert: Die Putter-Spitze ragte beim Ansprechen steil nach oben auf. Er gewöhnte sich diese Eigenart an, da sein erster Putter zu lang war und er daher weiter vom Ball ansprechen musste. Dadurch hob sich der Kopf. Auch wenn Isao die Putter später wechselte, die Technik blieb. Eine Technik, die genauso ungewöhnlich wie erfolgreich war. Chi Chi Rodriguez, selbst auf den Grüns kein Schlechter: "Alle guten Putter hatten diese schnappende Stups-Bewegung, aber Isao war der König der Stupser."

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Feinste Balonseide: Atze Schröder war entzückt

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Mein Traum war es, die Welt zu sehen. Durch Golf habe ich das geschafft
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Letztlich sollte Hawaii der einzige Sieg auf der PGA-Tour bleiben. Was aber nicht bedeutet, dass Isao kein Gewinner war. Er siegte weltweit bei 77 Turnieren auf sechs verschiedenen Touren - eine einzigartige Leistung. Darunter waren neun Siege der Champions-Tour, auf der er von 1992 bis 2002 spielte. Dabei gelang ihm bei der Emerald Coast Classic 1997 mit -10 eine blitzsaubere 60er-Runde, was ein Rekord bei den Senioren ist. Er führte die japanische Geldrangliste insgesamt fünfmal an und reüssierte auch auf der European Tour. Dabei spielte er immer mit einem Ball, der mit einer Fünf markiert war: Die Zahl wird japanisch "Go" gesprochen und es war dazu der maximal höchste Score, den er auf die Karte bringen wollte.

Der am 31. August 1942 in Abiko in der Präfektur Chiba geborene Farmersohn hat es in der Tat weit gebracht, nachdem er mit 15 Jahren erstmals mit dem Golfsport in Berührung kam. Wie sollte es anders sein, arbeitete er damals als Caddie im Abiko Golf Club. "Als ich Arnold Palmer im Fernsehen spielen sah, habe ich mich selbst angespornt, es in die USA zu schaffen. Er war mein Idol und ich wollte die Welt sehen!" So wurde er 1964 mit 22 Jahren Profi und hatte innerhalb einer Dekade bereits zwölf Titel vorzuweisen. Um die Welt zu reisen bedeutete aber nicht, seine Herkunft zu vergessen, und so reiste er als Golf-Botschafter Japans durch die Welt stolz und mit der urjapanischen Höflichkeit und Zurückhaltung. Greg Norman, der über die Jahre ein sehr enger Freund werden sollte: "Seine Heimat zu verlassen, die kulturellen Unterschiede, die Sprache, die Geschichte, es ist wahrlich keine leichte Aufgabe. Und dann die Betten..." Gelächter bei Isaos Aufnahme in die Golf Hall of Fame 2004. "Glaubt mir, die schlafen dort auf harten Bambusmatten und nicht in so weichen Betten wie wir."

Dass es Isao als erster Japaner in die Ruhmeshalle des Golfs geschafft hat, zeigt, wie bedeutend sein Sieg und sein Auftreten für das globale Produkt Golf gewesen sind. Eine unsichtbare Barriere wurde durch ihn und seinen Sieg durchbrochen. Der Erfolg in Amerika, in einer so ganz anderen Kultur, wurde zur Inspiration für nachfolgende Generationen japanischer Topgolfer. Gerade und wegen Hiroshima, Nagasaki und Pearl Harbor. Oder um es wie der dreifache Major-Sieger Larry Nelson zurück auf den Sport zu bringen: "Er hat all jene aktuellen japanischen Golfer beeinflusst. […] Sie wurden besser und besser, als er begann, außerhalb Japans zu gewinnen."

Isao ebnete den Weg für Shigeki Maruyama, Fanliebling, der 2001 mit den Greater Milwaukee Open als Erster ein Turnier auf dem amerikanischen Festland gewann. Er inspirierte Masashi "Jumbo" Ozaki, eine weitere Legende des japanischen Golfs, der es zumeist vorzog, auf der heimischen Tour zu spielen, sich aber bei drei Majors in den Top Ten zeigte. Ihm folgten Tommy Nakajima, Ryuji Imada oder das Jahrhunderttalent Ryo Ishikawa, bis heute der jüngste Golfer in den Top 50 der Welt und 145-mal bei PGA-Turnieren am Start, Satoshi Kodaira, der 2018 die RBC Heritage gewann, und natürlich Hideki Matsuyama, mit fünf Einzeltiteln auf der Tour erfolgreichste Japaner und aktuell einer der Spitzenspieler der Welt.

Golf hat Isao Aoki um die Welt gebracht und wieder zurück. Und er hat die Golfwelt für Japaner geöffnet. "Ich habe das getan, was ich liebe seit dem Moment, in dem ich damit begann."

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