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Henrik Stenson & Martin Kaymer – Teil 2

Men Men Men Manly Men!

Von Jan Langenbein, Fotos: ZWEI:D/TINO DERTZ

Wenigstens habt ihr keine Pullover mit einer überdimensionalen Ryder-Cup-Trophäe getragen. Als die Amerikaner in diesem Aufzug aufgelaufen sind, war doch wohl klar, dass das nichts würde...
Martin: Chubby Chandler hat an diesem Tag einen ugly Christmas-Sweater, auf den Rudolph the Raindeer gestickt war, mit der Zeile "US-Ryder-Cup-Pullover nun im Supermakt in Sonderangebot!" getweetet. [lacht] Das Teil war wirklich ausgesprochen hässlich.

Von Lothar Matthäus stammt der Spruch, während seiner Zeit in Italien habe er gelernt, dass der Gürtel immer zu den Schuhen passen muss. Was sind eure Style-Tipps für GolfPunk-Leser?
Martin: Schwarze Schuhe und weiße Socken schocken mich immer wieder. Das geht wirklich gar nicht! Wenn ich das beim Putten sehe, läuft es mir kalt den Rücken runter. Dann lieber ohne Socken.
Henrik: Der grösste Unterschied zwischen Amateurgolfern in den USA und in Europa, was das Outfit angeht, ist die Länge der Socken. Selbst in Shorts tragen viele Golfer in Europa oft lange Socken, nicht gerade eine sexy Kombination. In Amerika dagegen werden zu Shorts kurze Socken getragen. Das kommt viel besser, wie ich finde.

Ihr beide hattet in jüngerer Vergangenheit absolute Karrierehöhepunkte mit den beiden Gesamtsiegen auf der Tour und einem Sieg bei der Players Championship gefolgt von einem US-Open-Triumph. Fällt es schwer, sich nach solchen Highlights wieder neu zu motivieren?
Martin: Auf beiden Touren zu spielen ist ziemlich anstrengend. Nach meinen Erfahrungen 2010 mit dem Sieg bei der PGA Championship habe ich gelernt, dass es sehr wichtig ist, nach großen Siegen auch mal kurz innezuhalten und die Situation zu genießen. In den zwei Monaten nach meinem US-Open-Sieg letztes Jahr habe ich nicht wirklich gut gespielt, weil ich mir die Zeit genommen habe, diesen Sieg voll und ganz auszukosten. Aus solchen Genuss-Phasen kann ich sehr viel Motivation ziehen, um mich wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Ohne Pause weiterzumachen schlaucht einfach viel zu sehr.
Henrik: Wir sind nicht nur mit Reisen, Trainieren und Spielen beschäftigt, sondern haben auch eine Menge Verpflichtungen außerhalb des Golfplatzes. Während eines erfolgreichen Jahres werden Anfragen von Sponsoren, den Medien und Turnierveranstaltern zahlreicher und das frisst ganz schön Energie. Motivation ist ein wichtiger Teil unserer Leistungsfähigkeit. Wer sich ständig mit den Besten der Welt misst, der hat den Hunger auf Erfolg. Tritt der Erfolg ein, kann es auch passieren, dass man zufrieden und der Hunger erst mal gestillt ist. Bei mir sind diese Phasen aber sehr kurz und die Motivation, sich wieder neu zu beweisen, ist schnell wieder da.

Henrik Stenson & Martin Kaymer: Suchbild: Finde den Agenten vom Secret Service!
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WENN ES DRAUF ANKOMMT UND DER DRUCK WÄCHST, LAUFEN WIR OFT ZU GROSSER FORM AUF.
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Was sind eurer Meinung nach die Stärken und Schwächen des anderen auf dem Golfplatz?
Martin: Henrik ist im kurzen Spiel viel besser und vor allem konstanter als ich, kein Zweifel.
Henrik: Dein Putten ist mittlerweile zu einer echten Stärke geworden. Als du 2009 verletzt warst, konntest du ja an kaum etwas anderem arbeiten, und das hat sich sichtbar ausgezahlt.
Martin: Ist dir das wirklich aufgefallen?
Henrik: Natürlich ist mir das aufgefallen. Ich war schließlich der Typ, der in Scottsdale ständig in den Büschen hinter dem Putting-Grün herumgeschlichen ist und spioniert hat. [lacht] Uns beide zeichnet aus, denke ich, dass wir mental sehr stark sind. Wenn es wirklich drauf an ankommt und der Druck wächst, laufen wir oft zu großer Form auf.
Martin: Alle Spieler auf der Tour möchten Turniere gewinnen. Aber nicht viele können mit einer Führung am Sonntagnachmittag weiter ihr Golf spielen und den Sieg nach Hause bringen. Das ist eine wichtige Qualität. Henrik hat keine Angst davor, in Führung liegend bis zum Ende zu spielen. Wenn er oben auf dem Leaderboard steht, dann weiß man, dass es schwer wird, ihn abzufangen.

Gibt es tatsächlich Spieler, die in Führung liegend mehr Respekt einflößen als andere?
Martin: Ich hatte das beim HSBC Champions. Während der Finalrunde waren sechs oder sieben Spieler entweder in geteilter Führung oder lagen nur einen Schlag zurück. Ich wusste aber, dass nur drei von ihnen eine realistische Chance auf den Sieg hatten. Überraschungen gibt es zwar immer wieder, aber man hat mit der Zeit doch ein gewisses Gespür dafür, wer das Zeug zum Siegen hat und wer weniger.
Henrik: Wenn man auf das Leaderboard blickt, gibt es dort natürlich Namen, von denen man sich mehr bedroht fühlt, wenn sie eine Aufholjagd starten, als von anderen. Martin hat absolut Recht. Wer Toursiege, Major-Siege oder Ryder-Cup-Teilnahmen für sich verbuchen konnte, hat bewiesen, wozu er imstande ist, und man weiß auch, dass er in einer Drucksituation nicht nachlassen wird. Diese Gruppe ist in den vergangenen 15 Jahren deutlich grösser geworden. Ich denke, dass mittlerweile viel mehr Spieler auf der Tour sind, die auch Turniere gewinnen können.

Das Klischee ist, dass Schweden und Deutsche allzeit cool und fokussiert sind und wenig Emotionen zeigen...
Henrik: Du hast "gut aussehend" vergessen.

Verdammt, wie konnte ich nur! Habt ihr diesbezüglich von euren Teamkollegen beim Ryder Cup fiese Sprüche einstecken müssen?
Martin: Justin Rose' Caddie meinte, er würde sich immer wohler fühlen, wenn ein Deutscher über dem letzten Putt bei einem Ryder Cup steht, schließlich schießen die Deutschen beim Elfmeterschiessen am Ende einer Partie nur äußerst selten daneben. Über ein so positives Image kann man eigentlich froh sein. Beim Ryder Cup kommen allerdings so viele andere Faktoren ins Spiel, dass diese Analogie auch ein bisschen hinkt.

Spielen verschiedene Nationalitäten im Teamraum eine Rolle oder seid ihr in dieser Woche alle Europäer?
Martin: Unterschiede in der Kultur kann man dort auf jeden Fall erkennen.
Henrik: In dieser Woche kommen zwölf Individualisten zusammen und formen ein Team. Wir haben das in den letzten Jahren immer sehr gut hinbekommen und ich denke, die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Nationalitäten zusammengewürfelt werden, ist eine unserer großen Stärken.

Das Nordea Masters in Schweden ist für dich, Henrik, so wie für Martin die BMW International Open in Deutschland ein fester Teil des Turnierkalenders. Wie fühlt sich ein Auftritt in der Heimat an und wo liegen die Unterschiede zu Turnieren anderswo?
Martin: Für mich ist diese Woche jedes Mal die schwierigste des gesamten Jahres. Es ist nicht einfach, diese Woche zu genießen, denn man hat kaum Zeit für sich. Die einzigen halbwegs ruhigen Phasen während dieser Woche sind bezeichnenderweise die Runden vom ersten Abschlag bis zum 18. Grün. Davor und danach ist schlicht die Hölle los, denn so viele Bekannte und Freunde sind da, die man ein ganzes Jahr nicht gesehen hat.
Henrik: Ich denke, dass wir eine Verantwortung für unseren Sport während dieser Woche tragen. Ich kann mich gut daran erinnern, wie ich als Kind bei diesem Turnier im Publikum stand und die Profis aus Schweden, aber auch all die europäischen Topstars damals sehen wollte. Nun sind wir selbst in dieser Position und wollen die nächste Generation dazu ermutigen, Golf zu spielen. Es ist tatsächlich eine extrem hektische Woche und Ruhe findet man nur auf dem Platz. Aber man sollte das genießen können.
Martin: Ich versuche das wirklich. Das Schwierigste sind wohl die hohen Erwartungen.
Henrik: Das stimmt, die Erwartungen an uns sind in dieser Woche noch einmal spürbar höher. Im Gegensatz dazu hatte ich beim Nordea Masters 2014 gerade einmal 30 Minuten Zeit zu trainieren - die gesamte Woche über wohlgemerkt! Nach den Erfolgen von 2013 zum ersten Mal wieder vor heimischem Publikum zu spielen und so warm empfangen zu werden war aber phänomenal.

Martin, was war 2014 die schwierigere Aufgabe: beim Players bis zum Schluss um den Sieg zu kämpfen oder bei den US Open scheinbar ungestört zum Sieg cruisen zu können?
Martin: Definitiv die US Open. Ich hatte zwar einen komfortablen Vorsprung, aber leicht war es deshalb noch lange nicht. Bei einem Major ist das gesamte Drumherum noch einmal deutlich gesteigert. Man kommt am Sonntag vor der Runde auf dem Parkplatz an und schon sind die Kameras auf einen gerichtet. Sich in dieser Situation auf sich selbst zu konzentrieren und trotz großen Vorsprungs weiterhin den eigenen Plan zu verfolgen ist nicht einfach. Der Schwierigkeitsgrad steigt bei einem Major ohnehin um ein Vielfaches. Das gehört bei diesen Turnieren einfach dazu.

Spürst du nach dem zweiten Major-Titel eine Veränderung der Wahrnehmung von dir bei Kollegen und Fans?
Martin: Nach dem ersten Major-Sieg gab es noch einige Stimmen, die vom "One Hit Wonder" gesprochen haben. Der zweite Major-Titel und vor allem die Art und Weise, wie ich ihn erspielt habe, hat das total verändert. Das war auch für mich persönlich eine sehr wichtige Erfahrung, dass ich auch mit fünf oder sechs Schlägen Vorsprung immer weiter aggressiv gespielt habe. Ich wollte einfach wissen, wie tief ich bei einer US Open spielen kann und ob es sogar klappen kann, zweistellig unter Par das Turnier zu beenden. Ein Dreiputt-Bogey an der 16 hat das zwar verhindert, ein Ergebnis von -9 macht mich trotzdem immer noch extrem stolz.

Die Saison 2015 hat bereits begonnen. Was können wir von euch beiden in diesem Jahr erwarten?
Henrik: Die letzte Saison fühlte sich für mich wie ein Katerjahr an nach den großen Erfolgen 2013. Unzufrieden war ich dennoch nicht, immerhin habe ich das Jahr als Nummer drei der Weltrangliste begonnen und auf dem zweiten Platz beendet. Das kann sich doch sehen lassen. Meine Vorbereitung für die Saison fühlte sich optimal an, ich bin deshalb sehr optimistisch. Das Einzige, was mir in meiner Trophäensammlung noch fehlt, ist natürlich der erste Major-Titel. Das muss das Ziel für die nächsten Jahre sein. Wenn ich die Wahl hätte zwischen einem Major- Titel und Rang eins in der Weltrangliste, würde ich mich für den Major-Sieg entscheiden. Nicht jeder hier im Raum hat den Luxus, beides schon erreicht zu haben. [lacht]
Martin: Die Major-Turniere werden in diesem Jahr etwas ganz Besonderes. Bei den US Open werde ich versuchen, meinen Titel zu verteidigen. Den Platz habe ich jedoch noch nicht gesehen. Ich bin also gespannt, was da auf mich zukommt. Für die PGA Championship kann man das nicht behaupten, denn dafür geht es wieder nach Whistling Straits und daran sind meine Erinnerungen verständlicherweise sehr positiv.

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