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Interview

Alex Cejka

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images

Kaum ein Golfprofi hat die Zwangspause so effektiv genutzt wie Tourveteran Alex Cejka. mit jeder Menge Spielpraxis im Gepäck kann seine Saison nun gerne wieder losgehen, sein Blick ist jedoch längst auf einen runden Geburtstag und das Jahr 2021 gerichtet.

Du lebst in Las Vegas. Wie hast du den Shutdown dort erlebt?
Nach den Absagen der Turniere auf der PGA Tour und der Korn Ferry Tour bin ich zurück nach Las Vegas geflogen, wo zuerst alles ganz normal schien. Es ging dann aber sehr schnell und man konnte innerhalb weniger Tage spüren, wie immer weniger Menschen auf den Straßen unterwegs waren und sogar Kasinos schlossen. Einige Golfplätze hatten noch geöffnet, darunter auch mein Heimatplatz, der TPC. Ich konnte also noch trainieren. Als der vollständige Shutdown dann kam, wurde auch dieser Platz geschlossen und wir blieben zuerst einige Tage in Vegas, haben dann aber erfahren, dass die Golfplätze in Arizona weiterhin bespielbar sind. Also haben wir unsere Sachen gepackt und sind mittlerweile seit mehr als fünf Wochen hier in Phoenix.

Wie kam der Gedanke auf, es statt einer Pause auf der Tour mit Turnieren auf Minitouren zu versuchen?
Ich habe in Arizona gemeinsam mit Gary Hallberg trainiert, einem Freund, der früher ebenfalls auf der PGA und danach auf der Champions Tour spielte. Er nahm mich zu einigen Money Matches mit, die in Arizona zweimal pro Woche auf öffentlichen Plätzen stattfinden, bei denen ich mitspielte. Garys Sohn erzählte mir dann von der Outlaw Tour, einer Minitour in Arizona. Also schaute ich mir den Turnierplan an und sah, dass bereits wenige Tage später ein Event unweit unseres temporären Wohnorts angesetzt war. Ich habe mich einfach angemeldet und bin Sechster geworden. Eine Woche später fand dann erneut ein Turnier in der Nähe statt. Ich habe wieder mitgespielt und gewonnen.

Du hattest also einen passenden Zeitvertreib gefunden und bist drangeblieben?
Zwei Wochen nach dem Sieg auf der Outlaw Tour fanden die Parker Open, ein etwas größerer Minitour-Event, statt. Der Austragungsort lag am Colorado River etwa zwei Stunden von Phoenix entfernt, also zogen wir los und haben dort direkt am Fluss eine Woche lang unsere Zelte aufgeschlagen. So kam es, dass ich plötzlich drei Turniere auf Minitouren gespielt habe.

Und bei den Parker Open ein unglaubliches Finish hingelegt hast mit Birdie auf der 13, Hole-in-One auf der 14, einem weiteren Birdie auf der 15 und einem Eagle auf der 16, um ein Play-off zu erzwingen...
Ja, es war ein unglaubliches Turnier auf einem tollen Golfplatz und mit Sicherheit eines meiner besten Comebacks auf den Back Nine einer Schlussrunde, um das Turnier noch zu gewinnen.

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Nach viel Trainingsarbeit vor dem Saisonstart möchte man einfach wissen, wo das eigene Spiel steht, und das geht nur unter Wettkampfbedingungen.
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Wie fiel die Reaktion der Spieler aus, die regelmäßig auf der Outlaw Tour oder Golden State Tour spielen?
Das war völlig problemlos und ich glaube, dass viele der Teilnehmer mich überhaupt nicht kannten. Ich habe ein kleines Bag ohne Namen drauf und die Proberunde spielte ich drei Tage vor dem Turnier allein. Auf der Startliste habe ich noch mehr Namen entdeckt, die normalerweise ebenfalls auf der Korn Ferry Tour antreten. Es kann schon sein, dass manche Spieler nicht erwartet haben, auf Gegner anderer Touren zu treffen, aber hey, that's life.

Wie kann man solche Turnierstarts einordnen? Ist das reiner Zeitvertreib, um der Quarantäne zu entgehen, oder ist die Spielpraxis mit Einsätzen auf der PGA und der Korn Ferry Tour vergleichbar?
Ein bisschen von beidem. Nach viel Trainingsarbeit vor dem Saisonstart möchte man einfach wissen, wo das eigene Spiel steht, und das geht nur unter Wettkampfbedingungen. Ich wollte für den Fall, dass die großen Touren wieder losgehen, wissen, woran ich noch arbeiten muss.

Und was waren deine Erkenntnisse? Wo steht dein Spiel im Moment?
Ich war recht überrascht, wie gut es lief, denn vor diesen drei Turnieren war ich wie alle anderen auch vier Wochen doch relativ faul gewesen. Natürlich ist es einfacher, auf Country-Club-Plätzen gutes Golf zu spielen, deren Setup wie auch das Niveau der Gegner nicht mit der PGA Tour vergleichbar ist. Aber ich war mit einigen Schlägen sehr zufrieden und diese beiden Siege waren vor allem für den Kopf sehr gut.

Wie planst du den Rest einer Saison, die eigentlich unplanbar scheint?
Die provisorischen Pläne der PGA und der Korn Ferry Tour sehen vor, dass es im Juni wieder losgeht. Für mich wird es bei den ersten beiden Turnieren schwierig werden, ins Feld zu kommen, da nach der langen Pause natürlich alle heiß sind und antreten wollen. Ich bereite mich deshalb vor, die ersten beiden Wochen auf der Korn Ferry Tour Wettkampfpraxis zu sammeln, um dann hoffentlich bei der 3M Championship und der John Deere Classic antreten zu können. Aber wer kann schon wissen, wie es in drei Wochen aussieht? Im Dezember werde ich 50 und fokussiere mich deshalb schon jetzt auf die Champions Tour, auf der ich im nächsten Jahr spielen werde.

 
Alex Cejka

Alex Cejka

ALTER: 49 Jahre
GEBURTSORT: Marienbad (CZ)
PROFI SEIT: 1989
LIEBLINGSVEREIN: FC Bayern München
ERFOLGE (AUSZUG): 1995 Hohe Brücke Open (European Tour), 1995 Volvo Masters (European Tour), 2002 Trophée Lancôme (European Tour), 2014 Pacific Rubiales Colombia Champ (Korn Ferry Tour), 2015 Puerto Rico Open (PGA Tour)

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