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Benedict Staben

Schattenboxen

Von Fritz Lüders, Fotos: Patrick Runte

Um den Schritt ins Scheinwerferlicht des Profigolfs zu schaffen, krempelt Benedict Staben Tag für Tag die Ärmel hoch und trainiert wie Rocky Balboa auf den großen Kampf hin. Sein Ziel: raus aus dem Gegenwind und rein in den Preisgeldregen.

Ich bin verrückt", sagt er und zeichnet mit der rechten Hand eine Sinuskurve in die Luft. "Aber ich weiß auch, dass nach jedem Rückschlag irgendwann positive Dinge passieren." Es ist 14 Uhr und Benedict Staben macht gerade Mittagspause. Acht Stunden Arbeit hat er hinter sich. Wenn andere Feierabend machen, ist für ihn gerade Halbzeit. 14 Stunden investiert der Profi-Golfer täglich in seine Karriere. Anders als bei seinen berühmten Kollegen reicht das jedoch nicht für ein Leben in Saus und Braus. Es reicht nicht mal, um die Reisekosten zu den Turnieren zu decken. Bevor er vom Tisch aufsteht, um weiter zu trainieren, sagt er: "Ich bin überzeugt, dass ich das Richtige mache, und habe keinen Plan B. Sonst wäre Plan A ja nichts mehr wert."

Benedict Staben ist Golfprofi in der Nordic Golf League, der dritten europäischen Golfliga. Vor sechs Jahren gab er den Amateurstatus auf, wechselte ins Profilager. Seitdem versucht der 29-jährige Hamburger, auf die European Tour zu kommen. Wer denkt, dass Profigolf mit prall gefüllten Bankkonten und Freizeitstress gleichzusetzen ist, findet in Benedict das Gegenbeispiel.

Benedict Staben:

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VON MILCH WERDE ICH MÜDE, HAFERFLOCKEN MACHEN MICH UNKONZENTRIERT. NOCH VOR EINEM HALBEN JAHR HATTE ICH AN LOCH 11 ODER 12 IMMER EINEN TIEFPUNKT, WURDE UNKONZENTRIERT. DAS LAG AUCH AN DEM ZUCKER, AUF DEN ICH INZWISCHEN VERZICHTE.
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6:00 UHR - EIER, WIR BRAUCHEN EIER


Auf dem Küchentisch ist das Notebook aufgeklappt, daneben liegt ein Notizblock voller anstehender Termine. Vor dem Fenster geht die Sonne auf. Es wird ein heißer Tag. "Nach dem Frühstück hole ich mir an der Ecke einen Kaffee, dann geht es zum Pilates", sagt Benedict - seine Freunde nennen ihn Bene. "Anschließend fahre ich nach Green Eagle zum Trainieren, nachmittags spiele ich dort mindestens 18 Loch." Auf der rechten Seite des Tischs liegt das Motivationsbuch "Can't Hurt Me" von David Goggins. Im Hintergrund läuft Sky Sport News HD. "Ich muss ja wissen, was in der Sportwelt so abgeht."

Seit einem halben Jahr kümmert sich der 29-Jährige nicht mehr allein um das, was in seinem Leben so abgeht. Reisen, Sponsoren und Termine verwaltet jetzt Manager Dirk Schimmel. Der betreute schon Martin Kaymer und andere Topstars. "Mit ihm bin ich perfekt aufgestellt", sagt Bene, klappt seinen Computer zu und stellt sich vor den Herd.

Benedict Staben: Hat den Absprung doch noch geschafft: Bernd Knauer macht sich seine EigelbsBenedict Staben: Hat den Absprung doch noch geschafft: Bernd Knauer macht sich seine Eigelbs
Hat den Absprung doch noch geschafft: Bernd Knauer macht sich seine Eigelbs
Zum Frühstück macht er sich drei Spiegeleier auf Avocado- Toast. Fürs Getränk holt er sich von der Fensterbank eine Dose Nahrungsergänzungsmittel, die wie Fischfutter riecht. "Die hat mir der Toxikologe Harry Finneisen gegeben", erklärt er. "Der ist einer der führenden Experten in Sachen Regenerationsmedizin, hat schon Klitschko, Merkel und Obama behandelt." Finneisen untersucht die Blut- und Darmwerte seiner Patienten, um einen individuell abgestimmten Ernährungsplan aufzustellen. Für Staben bedeutet das: keine Tomaten, kein Sellerie, kein Soja, Sahne erst recht nicht. "Von Milch werde ich müde, Haferflocken machen mich unkonzentriert." Seit er seine Ernährung umgestellt hat, sei er fitter, wacher und konzentrierter, meint Bene. "Noch vor einem halben Jahr hatte ich an Loch 11 oder 12 immer einen Tiefpunkt, wurde unkonzentriert. Das lag auch an dem Zucker, auf den ich inzwischen verzichte."

Benedict Staben wohnt in einer Sportler-WG. Wie er ist auch Hockeyspieler Didi Linnekogel bereits auf den Beinen. "Du bist doch Junioren-Europameister geworden, oder?", fragt ihn Bene zur Begrüßung. "Weltmeister", raunt Didi, trinkt ein Glas Wasser und verschwindet wieder. Auf zum Training.

Benedict Staben: Kindisch: Wenn keiner abspülen will
Kindisch: Wenn keiner abspülen will

9:00 UHR - ATMEN NICHT VERGESSEN


"Plötzlich stand Tiger Woods hinter mir", erzählt der Profisportler auf dem Weg zum Pilates-Studio. "Ich war zehn Jahre alt, als ich auf der Driving Range bei der SAP Open im Gut Kaden Golf & Land Club stand. 3.000 Zuschauer waren hinter dem Zaun, um Tiger zuzuschauen. Dann durfte ich selber einen Ball schlagen." Woods unterbrach sein Training und sagte zu dem jungen Benedict: "Nice shot!", als der Ball des Halbwüchsigen 150 Meter weit flog. "Ich drehte mich damals um und meinte zu meinem Vater: 'Eines Tages will ich auch Profi sein.' Später traf ich Woods auch noch im Locker Room. Er ging halb nackt an mir vorbei und ich fragte ihn, ob er mir einen Ball schenkt. Vor Nervosität brachte ich kaum ein Wort heraus."

Mit Nervosität hat Bene inzwischen nicht mehr zu kämpfen. Um den eigenen Körper in jeder Situation unter Kontrolle zu haben, fährt er dreimal die Woche zum Pilates. "Dort trainiere ich zeitgleich meine Kontrolle, meine Stärke und meine Beweglichkeit." Auf die Geheimwaffe Pilates setzen auch Woods und Kaymer. 60 Minuten lang wird Staben von seinem Trainer in Seile gehängt, auf Bänke gelegt und zum Schwitzen gebracht. "Leider kommt Bene wegen der Turniere in Skandinavien nicht jede Woche regelmäßig hierher", sagt Tony Rockoff vom Powerhaus Hamburg. Mit ihm hat der Golfer den Deal nach Leistungsprinzip: Noch zahlt er einen Sonderpreis, doch klettert Staben irgendwann die Weltrangliste empor, erhält das Studio eine nette Prämie.

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