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Kleine Pause! – Teil 2

Tom Lewis

Von Tim Southwell, Fotos: Mike Meyer & Getty Images

Die selbst auferlegte Auszeit trug schnell Früchte und Toms Neubeginn klappte bereits im darauffolgenden Jahr, in dem sich Lewis erneut die Spielberechtigung für die European Tour erspielen konnte. Und nicht nur das, denn er gewann 2018 auch wieder in Portugal. Trotzdem - es blieben Fragen zu diesen "verlorenen Jahren". Wie bei so vielen Nachwuchshoffnungen drehte sich Tom Lewis' Jugend nur um ein Thema: Golf. An der Schwelle zum Erwachsenwerden feierte er bereits große Erfolge, fand jedoch nicht die Zeit zu reflektieren, wie es dazu überhaupt gekommen war. Sein Leben fühlte sich fremdbestimmt an, er selbst war nur der Passagier.

"Es stellte sich als Problem heraus, dass ich auf jeder einzelnen Stufe meiner Karriere gewinnen konnte. Ich war es nicht gewohnt, auch mal zu versagen. Und dann war ich plötzlich auf der Tour und versagte auf ganzer Linie", erklärt er heute. "Ich dachte nur noch: ,Ich möchte das hier nicht mehr tun.' Also änderte ich meinen gesamten Lifestyle komplett. Das musste ich auch, schließlich spielte ich zu diesem Zeitpunkt keine Turniere mehr. Plötzlich hatte ich wieder mehr Zeit zu trainieren, mehr Zeit zu reflektieren und an mir selbst zu arbeiten. Das war wirklich wichtig, denn zuvor habe ich eine Menge Dinge getan, nur weil sie andere von mir erwartet haben. Ich war wirklich unglücklich."

Der Neustart tat Tom gut. Nicht nur, weil er sich mittlerweile wieder häufiger am wünschenswerten Ende des Leaderboards wiederfindet (das Turnier in Dubai beendete er nach unserem Treffen als Dritter), auch in Amerika sorgte er mit einem Kantersieg bei der Korn Ferry Tour Championship für einen echte Paukenschlag, der ihm die PGA-Tourkarte für 2020 sicherte.

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Ich war es nicht gewohnt, auch mal zu versagen. Und dann war ich plötzlich auf der Tour und versagte auf ganzer Linie.
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"Ich wusste schon zu Beginn der Woche, dass ich mir mit einem Platz unter den ersten sechs die PGA-Tourkarte sichern würde, und mir war klar, dass ich das schaffen kann. Am Ende habe ich mit fünf Schlägen Vorsprung gewonnen. Das war einfach mein Tag: Auf der 16 habe ich den Flaggenstock getroffen. Wie oft gelingt einem das schon - insbesondere wenn nur noch zwei Löcher zu spielen sind?"

Allerdings ist eine Tourkarte in Amerika noch keine Garantie, das ganze Jahr dort Startplätze zu bekommen. Das hat Tom Lewis zu Beginn der Saison am eigenen Leib erfahren: "Es ist merkwürdig. Ich habe zwar eine Tourkarte, aber im Moment komme ich damit einfach nichts ins Starterfeld. Zu Beginn der Saison verfügte ich über eine gute Kategorie, doch dann gab es ein ReRanking. Ich verpasste ein paar Cuts und rutschte vom fünften Platz im Ranking auf Nummer 47 ab. Niemand möchte Mister 47 sein. Ich werde also rüberfliegen und auf Einladungen hoffen. Vielleicht kann ich die WGC-Turniere und die Majors spielen. Ich bin jetzt 29 Jahre alt und nun geht es für mich ausschließlich darum zu gewinnen, ganz egal ob auf der European oder auf der PGA Tour."

Toms Wiederauferstehung ist zwar noch nicht zu 100 Prozent abgeschlossen, aber im Zeitplan. Seiner guten Leistung in dieser Saison sei Dank hat er es zum ersten Mal in die Top 50 der Weltrangliste geschafft, was Startberechtigungen bei den größten Events des Golfsports mit sich bringt.

"Besonders das Masters und die Open Championship stehen ganz oben auf meiner Wunschliste. Aber das würde wohl je der Profigolfer sagen. Ich bin Brite und daher wäre ein Sieg bei der Open in Royal St. George's das Allergrößte. An diesen Platz habe ich großartige Erinnerungen, schließlich habe ich dort schon einmal die Open angeführt und als Jugendlicher auch schon gewonnen. Vielleicht sind es dieses Mal ja die richtige Open und die Claret Jug."

Es ist deutlich spürbar, dass Tom Lewis mittlerweile wieder Spaß an seinem Beruf gefunden hat. Er hat sein Leben und sein Golfspiel zurück und scheint beides in vollen Zügen zu genießen. Sollte ein Wunder geschehen und 2020 die Open Championship tatsächlich auf einem seiner Lieblingsgolfplätze ausgetragen werden, wäre die erste Top-Ten-Platzierung bei einem Major absolut keine Überraschung.

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