Masters 2025 - Bernhard Langers bittersüßer Masters-Abschied

Masters 2025

Bernhard Langers bittersüßer Masters-Abschied

12.04.2025 | Von Rüdiger Meyer, Foto(s): Imago

Nur Millimeter haben Bernhard Langer gefehlt, um sich bei seinem Abschied vom Masters noch einmal in den Geschichtsbüchern zu verewigen. Doch auch wenn er den Cut um einen Schlag verpasste, hat der Anhausener seiner Legende noch einmal ein eindrucksvolles Kapitel hinzugefügt.

Kein Geringerer als Augusta Nationals Chairman Fred Ridley war der Erste, der Bernhard Langer nach seiner letzten Masters-Runde an der 18 in Empfang nahm und und ihn herzlich umarmte. Auch in Augusta weiß man, dass der Deutsche seinen Anteil dazu beigetragen hat, das Masters zu dem zu machen, was es heute ist. Nicht nur hat Langer 1985 und 1993 zwei Mal das Grüne Jackett gewonnen: vier Jahrzehnte lang war er beim Masters eine Institution, die mit 24 Jahren genauso wie mit 67 immer um den Einzug ins Wochenende gespielt hat. Auf vielfache Weise schloss sich mit seinen beiden letzten Wettkampfrunden in Augusta National ein Kreis. Sein erstes Birdie beim Masters erzielte der Deutsche 1982 auf Loch 3. 43 Jahre später gelang ihm dieses Kunststück genau dort zwei weitere Male. Und am Ende verpasste er den Cut wie bei seinem Masters-Debüt nur um einen einzigen Schlag.

Damals wurden ihm die ungewohnten Grüns mit elf Drei-Putts zum Verhängnis, wie er uns im Interview erzählte. In diesem Jahr hatte Langer nicht einen einzigen Drei-Putt und absolvierte seine letzten 36 Löcher mit aller Routine und Cleverness, die er sich in den letzten Jahrzehnten angeeignet hat. Natürlich ist dem 67-Jährigen der Platz heute viel zu lang geworden, aber er taktierte sich mit absoluter Brillanz über die Spielbahnen von Augusta National. An der brutal schwierigen 11 beispielsweise, die auch für Langer mit 33 Bogeys und sieben Doppelbogeys immer sein anspruchsvollste Masters-Loch war, wehrte er sich gegen die Länge, indem er vom Fairway den Driver zog und in beiden Runden das Par schaffte.

Gleich mit seinem ersten Abschlag am Donnerstag war jedem Zuschauer klar, dass Langer in diesem Jahr ein Mann mit einer Mission ist. Auf seinen weniger geliebten Front 9 blieb er in beiden Runden unter Par - etwas, was ihm in seinen vorherigen drei Masters-Starts nicht mehr gelungen ist. Seine finale 73 war seine zweitbeste zweite Runde seit 2014, und bis kurz vor Schluss sah es so aus, als sollte sich Langer einen Rekord zurückholen, den ihm Fred Couples 2023 weggeschnappt hatte: den des ältesten Spielers im Masters-Wochenende. Woran es am Ende scheiterte, ist eine müßige Diskussion. War es der kurze verschobene Putt an der 12 in Runde 1? Die beiden Wasserbälle an der 13 in der ersten oder an der 15 in der zweiten Runde? Oder doch das allerletzte Bogey an der 18, wo Langer unter dem Druck von Standing Ovations der Patrons ein höchst anspruchsvolles Up-and-Down versuchte, bei dem der 2,5-Meter-Putt am Ende sogar noch leicht auslippte? Ganz egal!

Es gab maximal eine Sache, die Langers Abschied etwas trübte: die Ungewissheit. "Als ich vom Grün ging, wusste ich nicht, ob es wirklich meine letzte Runde ist, oder ob ich morgen doch noch einmal antreten darf", verriet Langer, der deshalb auch anders als bei seinem Abschied in München auf dem Platz nicht von Gefühlen übermannt wurde. Wären vier Spieler auf ihren letzten Löchern noch eingebrochen, hätte sich der Cut auf 3 über Par verschieben und Langer zurück ins Wochenende bringen können. Am Ende kam es nicht dazu. Aber wer weiß, ob es nicht zum Besseren ist. Der Freitag gehörte ganz Langer, der für seine unglaublichen Leistungen würdig verabschiedet wurde und mit der Gewissheit geht, zu einem Zeitpunkt abzutreten, an dem er immer noch konkurrenzfähig ist. Am Sonntag hätte sich dagegen alles auf den Kampf um das Grüne Jackett konzentriert und Langer vielleicht nicht eine 73 als seine letzte offizielle Masters-Runde gehabt. Und wer mit 67 Jahren schlaggleich mit Dustin Johnson aus einem Turnier geht sowie Major-Sieger wie Sergio Garcia, Brooks Koepka, Adam Scott oder Cameron Smith hinter sich gelassen hat, kann mit mehr als nur einem erhobenen Kopf von der Major-Bühne gehen. In diesem Sinne: Danke für vier Jahrzehnte unglaublichen Sport auf höchstem Niveau, Bernhard!

Teilen: