Das Motto der 35. Austragung der BMW International Open im Golfclub München Eichenried wurde bereits am Dienstag gesetzt. Als Bernhard Langer, der am Tag zuvor noch bei der US Seniors Open in die Verlängerung gehen musste, um 14 Uhr an das Mikrofon für die Pressekonferenz trat, wurde er von den deutschen Journalisten mit sentimentalen Fragen zu seiner unvergleichlichen Karriere gelöchert. Die Rückschau auf seine mehr als 50 Jahre andauernde Lebensleistung hatte bei dem gebürtigen Anhausener den erwarteten Effekt. Ganz verstohlen rieb Langer sich bereits hier die ersten kleinen Tränen aus den Augen. Auch, weil er zu diesem Zeitpunkt bereits von einem Coup der Veranstalter gehört hatte. Für seinen 513. und letzten Auftritt auf der DP World Tour hatte ihm die Tour zwei Zöglinge an seine Seite gestellt: Martin Kaymer, der einzige deutsche Herren-Major-Sieger neben Langer, und Marcel Siem, der in der Vorwoche gerade die Italian Open gewonnen hatte. Dass alles im Schatten dieses Abschieds stehen würde, wurde spätestens deutlich als Vorjahressieger Thriston Lawrence und der auf dem Papier beste Spieler Ryan Fox aus Neuseeland an die Mikrofone traten und vorwiegend Fragen zur Karriere von Bernhard Langer gestellt bekamen.
Die Euphorie wurde nicht gerade geringer durch die Tatsache, dass Bernhard Langer nach dem ersten Tag souverän im Cut lag - obwohl er nach seinem Achillessehnen-Riss erstmals ohne Cart unterwegs war und der Platz in Eichenried für den 66-Jährigen eigentlich zu lang ist. Wie körperlich belastend die Anstrengung war, war am Samstag deutlich zu sehen als Langers Humpeln zunahm und der Durchschwung nicht mehr ganz so flüssig kam. Umso bemerkenswerter, dass er dennoch wie ein Verbissener kämpfte, um es irgendwie in den Cut zu schaffen. Im Wissen, dass ihn nur ein Eagle an der 18 ins Wochenende bringt, griff er vom Fairway zum Driver, um das Par 5 zu attackieren. Dass der Ball im Wasser landete und der zweifache Masters-Sieger das Par notierte, fiel nicht weiter ins Gewicht. Die anschließenden Tränen galten daher auch weniger dem Resultat als dem warmherzigen Abschied, den ihm das zahlreich erschienene Publikum bescherte - auch wenn ein großer Teil davon leider bereits den Heimweg angetreten hatte, um das EM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien zu sehen.
Und so konnte es sich Ewen Ferguson leisten an der 18 defensiv zu spielen, den zweiten Schlag auf 100 Meter vorzulegen und so souverän die 18 zu beenden, dass er sogar auf die obligatorische Ehre verzichtete, als Letzter zu putten. Sein vierter Schlag blieb so hauchzart an der Lochkarte hängen, dass der Schotte vom begeisterten Publikum geradezu gedrängt wurde, zu seinem dritten Sieg auf der DP World Tour einzulochen. Und so endete die BMW International Open 2024 wie sie begonnen hatte: mit jeder Menge Tränen. Noch bevor seine Mitstreiter das Loch beendet hatten, brachen bei Ewen Ferguson alle Dämme. Der 168. der Weltrangliste hatte im Juni die European Open in Green Eagle noch aufgrund von Schwindelanfällen abbrechen müssen, sich aber bereits in den letzten Wochen mit soliden Ergebnissen zurückgemeldet. Nun hat der Mann aus Glasgow sich nicht nur die Spielberechtigung für die nächsten Jahre sondern auch die Teilnahme bei der Open Championship vor seiner eigenen Haustür in Royal Troon gesichert. Dort bekommt er am 18. Juli Gesellschaft von vier weiteren Spielern, die sich nach der BMW International Open ihren Startplatz über das Race-to-Dubai-Ranking verdienten: der Schwede Jesper Svensson, European-Open-Sieger Laurie Canter, Nacho Elvira aus Spanien und dem Italiener Matteo Manassero.