Early Bird - Die Golf-News der Open Woche

Early Bird

Die Golf-News der Open Woche

22.07.2024 | Von Rüdiger Meyer

Eine Deutsche schreibt Geschichte, Royal Troons unglaubliche US-Serie, ein angekekster Nachrücker und unheimliche Begegnungen auf dem Golf Platz dominieren die Golf-Schlagzeilen vom 22. Juli 2024

Briemus inter pares

Als das Official World Golf Ranking eingeführt wurde, führte mit Bernhard Langer ein Deutscher es an. 25 Jahre später folgte mit Martin Kaymer ein weiterer Landsmann. Doch in der Geschichte der 2007 (für Männer) bzw. 2011 (für Frauen) eingeführten Amateur-Weltrangliste hat noch nie ein deutscher Vertreter die Spitzenposition belegt - bis letzten Montag. Weil die Engländerin Lottie Woad bei der Evian Championship spielte und den Cut verpasste, sank ihr Punkteschnitt und Helen Briem übernahm die Spitze. Die 18-jährige Nürtingerin hatte zuletzt drei Mal in Folge auf der LET Access Tour gewonnen und auch im World Amateur Golf Ranking einen Durchmarsch gemacht, der jetzt konsequenterweise mit der Übernahme der Weltranglisten-Spitze kulminiert.

Die Farbe des Geldes

Um eine halbe Million britische Pfund hat die R&A das Preisgeld für die diesjährige Open Championship angehoben. Mit umgerechnet 17 Millionen US-Dollar gehört das Major dennoch nicht zu den 25 höchstdotierten Turnieren im Herrengolf. "Das wusste ich nicht und es ist mir auch egal", lautete der lapidare Kommentar von R&A-Chef Martin Slumbers als er darauf angesprochen wurde. Damit ist er glücklicherweise nicht alleine. Während viele Profis das schnelle Geld in Saudi-Arabien suchen, sieht Titelverteidiger Brian Harman Golf nicht nur als Möglichkeit, das Bankkonto aufzubessern. Auf die Frage, ob er auch ohne das Preisgeld antreten würde, sagte der Amerikaner "Ich selber würde es. Anderen Spielern ist Geld vielleicht wichtiger als mir. (…) Wenn ich ein Turnier beende, kann ich danach nicht mal genau sagen, wieviel ich verdient habe."

G-O-L-F Golf! Golf! Golf!

Eigentlich ist Sauce Gardner ein Star in der NFL, aber bereits letzte Woche machte er golferische Schlagzeilen als er twitterte: "Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber Golf ist schwieriger als Football." Diese Woche legte der Golf-Anfänger nach und hielt seine Fans über die möglicherweise beste Runde seines Lebens auf dem Laufenden. Es begann mit zwei Pars nach zwei Löchern. Nach 12 Bahnen war er 10 über und sein Ziel erstmals unter 90 zu bleiben (auf einem Par 65) noch realistisch.


Doch auf der 14 begegnete er plötzlich einem unerwarteten Hindernis, das den Cornerback dazu veranlasste, fluchtartig den Platz zu verlassen. Es hat halt seinen Grund, dass die New York Jets seit 50 Jahren keinen Titel mehr geholt und es seit 14 Jahren nicht mal mehr in die Playoffs geschafft haben.


Warten auf das Go

Wenn man bei einem Major an erster Stelle der Nachrückerliste steht, kann man sich normalerweise darauf gefasst machen, zum Einsatz zu kommen. Man frage nur John Daly, der 1991 als neunter Nachrücker die PGA Championship gewann. Als David Duval zurückzog, schlug die Stunde des Australiers - oder auch nicht. Denn weil sich mehr als 156 Spieler qualifiziert hatten, beschloss die R&A, erst aufzufüllen, wenn diese Grenze unterschritten wird. Entsprechend angekekst war Davis: "Ich finde es keine besonders faire Behandlung von jemandem, der sich auf den Weg hierher gemacht hat, wenn ein Platz frei geworden ist." Man kann ihn verstehen, zumal nicht nur Davis benachteiligt war. Weil die R&A mitten im Feld zwei Zweierflights starten ließ, stand u.a. Marcel Siem sich die Beine in den Bauch. Hätte man zwei Spieler nachrücken lassen, hätten die ersten beiden Runden nicht eine Minute länger gedauert.

Made America Great Again

Mit Xander Schauffeles Sieg haben die US-Golfer 2024 zu einem echten Statement-Jahr gemacht. Schauffele (PGA Championship, Open), Scottie Scheffler (Masters) und Bryson DeChambeau (US Open) haben dafür gesorgt, dass in diesem Jahr alle vier Majors in US-amerikanischer Hand sind. Das hat es zuletzt vor 42 Jahren gewesen, als Tom Watson, Raymond Floyd und Craig Stadler die Stars and Stripes vertraten. Zudem hielt Troon seinen Ruf als Lieblingsspielplatz der Amerikaner(wir schrieben darüber hier). Mit Schauffeles Sieg gingen jetzt 70% aller Open-Austragungen in Troon an Teilnehmer aus den USA - lediglich Royal Birkdale und St. Andrews haben seit dem Ersten Weltkrieg sonst noch mehrheitlich US-Gewinner hervorgebracht. Insgesamt haben die US-Boys in den letzten 105 Jahren 48,42% aller Open Championships geholt.

Der Schlag des Jahrhunderts

Am vergangenen Freitag berichtete ein Augenzeuge von einem der spektakulärsten Golfschläge aller Zeiten. Bei der Clubmeisterschaft lag ein 78-Jähriger aus Florida knapp 195 Meter vor dem Grün und wusste, er muss mit zwei Schlägen einlochen, um den Titel zu holen. Also griff er zu dem Schläger, den auch durchschnittliche, 40-50 Jahre jüngere, PGA-Tour-Profis für diese Distanz nehmen, legte den Ball 2,50 Meter an die Fahne (und damit 7,50 Meter näher als der aktuell beste in der PGA-Tour-Statistik) und lochte den Putt, den nur 40 Prozent aller Profis versenken. So schwärmte John Nieporte über diese Wahnsinnsleistung. Der Mann, dem dies gelungen sein soll? Ein gewisser Donald T., der Nieportes Gehalt bezahlt und für diese unglaubwürdige Geschichte sicherlich einen großen Bonus bekommen hat.

Zahltag

Im Januar gewann Nick Dunlap als erster Amateur seit 33 Jahren ein Turnier auf der PGA Tour - und verpasste aufgrund seines Amateur-Status ein Preisgeld von 1,5 Millionen US-Dollar. Direkt im Anschluss wurde er Profi, um sich nicht noch einmal eine solche Bezahlung durch die Finger gleiten lassen und auf den Tag genau ein halbes Jahr später war es so weit. Bei der Barracuda Championship siegte Dunlap erneut und dieses Mal gingen die 720.000 Dollar Preisgeld in seine Tasche und nicht in die des Zweitplatzierten.

Tigers Comeback

Wer austeilt, muss auch einstecken können. Diese Erfahrung musste jetzt Colin Montgomerie machen. In der letzten Woche schrieben wir an dieser Stelle über den Rat des Schotten, dass Tiger doch mal langsam in Rente gehen sollte. Klar, dass Woods in seiner Pressekonferenz vor der 153. Open darauf angesprochen wurde. Seine trockene Replik. "Nun, als ehemaliger Sieger habe ich eine Spielberechtigung bis ich 60 bin. Colin nicht. Er ist kein Ex-Champion, also ist er auch nicht spielberechtigt. Deshalb hat er auch nicht die Chance, das zu entscheiden. Ich schon." Das letzte Mal, dass Woods jemanden für eine unbedachte Bemerkung so eiskalt bestrafte, war als er 2006 Stephen Ames 9&8 im Matchplay verprügelte.

Spider-Putter

Nein, hier geht es nicht, um ein neues Modell der populären Schlägerreihe sondern um ein ungewöhnliches Hindernis in Arizona. Im siebten Loch des Seven Canyons Golf Course in Sedona stieß Emily Casey auf eine Tarantel, schien das Ganze aber verhältnismäßig gelassen zu nehmen. In Arizona ist es während der Paarungszeit der Spinnen von Juli bis Oktober offenbar kein ungewöhnlicher Anblick. Sauce Gardner hätte dagegen vermutlich sofort seine Golfschläger verkauft.


Die besten Schläge der Open Championship


5. Scottie Scheffler


Worte können diesem Schlag bei diesen Wetterbedingungen nicht gerecht werden.


4. Stephan Jäger


Jäger schießt Adler.


3. Jon Rahm


Bogey im Sinn, Birdie auf der Scorekarte


2. Sami Välimäki, Open


Mehr als 140 Bälle landeten auf dem Postage Stamp im Bunker. Nur zweien gelang es, den Bunkerschlag einzulochen, darunter auch der Finne, der aus unmöglicher Lage verwandelte.


1. Si Woo Kim


Kein Spieler schaffte es, aus 91 Meter auf dem Postage Stamp einzulochen. Stattdessen gelang Si Woo Kim auf der 217 Meter langen 17 das längste Hole-in-One der Open-Geschichte


Fearsome Foursome: Das Team der Woche


Driving: Russell Henley und Billy Horschel

Die Kategorie Strokes Gained Driving ist in der Regel zugunsten derer zugeschnitten, die den Ball möglichst weit prügeln. Umso erstaunlicher, dass zwei Spieler in den Top Ten landeten, die eher in die Kategorie Kurzwürste fallen. Russell Henley war 124. von 149 in puncto Drive-Distanz, Horschel sogar nur 133. Aber sie gehörten zu gerade mal fünf Spielern im Feld, die 75 Prozent der Fairways trafen. Bei einer von Wind und Wetter dominierten Open ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Approach: Xander Schauffele

Auch wenn Scottie Scheffler am Ende in der Strokes-Gained-Wertung sogar noch einen Schlag besser war, führt kein Weg am Open Champion vorbei, der auf der Postage Stamp nur wenige Zentimeter an vier Birdies vorbeischrammte, und in der entscheidenden Phase des Turniers perfekte Schläge ins Grün machte.

Short Game: Chanette Wannasaen

Sieben Mal fand sich die Thailänderin während ihres Siegs bei der Dana Open im Grünbunker wieder. Sieben Mal rettete sie das Par. Insgesamt verfehlte sie 23 Mal das Green in Regulation, musste aber lediglich fünf Bogeys verzeichnen: eine Par-Save-Quote von fast 80 Prozent. Ihre nächste Verfolgerin musste mehr Bogeys hinnehmen, obwohl sie nicht einmal halb so viele Grüns verfehlte.

Putting: Daniel Brown

Gerade mal 23 Spieler blieben bei der Open ohne Drei-Putt, darunter die unangefochtenen Stars der Woche auf dem Putting Grün: Daniel Brown und Shane Lowry. Der Ire lochte am Wochenende gefühlt von überall ein, aber die Open-Überraschung Dan Brown war noch besser. Nicht nur war sein Strokes-Gained-Bilanz doppelt so hoch wie die von Lowry, Browns sämtliche gelochte Putts waren zusammengezählt zehn Meter länger.

Schwarz-Rot-Golf: Die deutschen Stars der Woche


  1. Nicolai von Dellinghausen

    2. Euram Bank Open (69-67-65-67) $32.300

  2. Laura Fünfstück

    13. Dutch Ladies Open (66-72-73) $4.900

  3. Velten Meyer

    5. Euram Bank Open (70-66-63-71) $12.000

  4. Marcel Siem

    72. The Open (73-71-77-77) $38.925

  5. Alex Cejka

    75. The Open (73-74-75-77) $38.525

  6. Anton Albers

    8. Euram Bank Open (66-68-70-67) $6.400

  7. Olivia Cowan

    47. Dana Open (70-69-71-72) $6.268

  8. Esther Henseleit

    47. Dana Open (68-68-71-75) $6.268

  9. Max Rottluff

    44. Barracuda Championship $13.400

  10. Maximilian Kieffer

    44. Barracuda Championship $13.400

  11. Alexandra Försterling

    53. Dana Open (71-71-69-72) $4.962

  12. Hurly Long

    53. Barracuda Championship $9.640

  13. Matti Schmid

    57. Barracuda Championship $9.240

  14. Patricia Isabel Schmidt

    47. Dutch Ladies Open (73-72-72) $1.455

  15. Marc Hammer

    39. Euram Bank Open (65-67-69-76) $1.700

  16. Tim Tillmanns

    45. Euram Bank Open (69-69-71-71) $1.400

  17. Caroline Masson

    71. Dana Open (73-69-71-73) $3.418

  18. Sandra Gal

    76. Dana Open (72-69-72-75) $3.227

  19. Sophia Popov

    77. Dana Open (70-72-75-72) $3.145

  20. Thomas Rosenmüller

    66. Price Cutter Charity (69-68-71-73) $3.960

Abgeschnitten


Barracuda Champioship

Yannik Paul MC (77-75)
Stephan Jäger MC (74-79)

Dana Open

Aline Krauter MC (75-70)
Polly Mack MC (76-72)

Dutch Ladies Open

Letitia Ras-Anderica MC (76-71)
Carolin Kauffmann MC (71-76)
Sophie Witt MC (77-72)
Leonie Harm MC (78-71)
Helen Tamy Kreuzer MC (78-73)
Verena Gimmy MC (74-77)

Barracuda Championship

Alexander Knappe MC
Marcel Schneider MC

Euram Bank Open

Michael Hirmer MC (65-75)
Philipp Katich MC (72-69)
Christian Braeunig MC (69-73)
Dominic Foos MC (71-73)
Yannick Schuetz MC (72-72)
Jonas Baumgartner MC (72-76)
Timo Vahlenkamp MC (74-75)

Price Cutter Charity (KFT)

Jeremy Paul MC (71-68)

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