World Handicap - Lass mal später machen

World Handicap

Lass mal später machen

04.06.2019 | Von Jan Langenbein

Normalerweise treten zurzeit die USA bei internationalen Abkommen auf die Bremse. Beim World Handicap sind nun wir Deutsche das unbewegliche Hemmnis.

Das weltweite Handicap-System, das unter Federführung der USGA und des R&A erstmals in der Geschichte des Golfsports die Stammvorgaben aller Golfer des Planeten Erde auf dieselbe Art und Weise berechnen soll, wird zur nächsten Saison wie geplant eingeführt - nur in Deutschland nicht, wie der DGV Anfang Mai mitteilte. Warum sich Handicap-Jäger hierzulande noch gedulden müssen, begründet Alexander Klose, Vorstand Recht und Service im DGV, so: "Dass erstmals ein weltweit einheitliches Handicap-System eingeführt werden soll, ist zu begrüßen. Bei der Einführung muss jedoch Sorgfalt vor Schnelligkeit gehen, denn erst seit Kurzem sind uns die geplanten Inhalte und Rahmenbedingungen für die Anwendung eines weltweiten Handicap-Systems bekannt."

Ein Datum, wann sich der DGV dem weltweiten System anschließen wird, ist aus Wiesbaden noch nicht zu erfahren. Der DGV weist lediglich darauf hin, dass Details zur Einführung im Laufe des Jahres 2020 bekannt gegeben werden. Bisher sind weltweit sechs verschiedene Berechnungsweisen für ein Handicap im Amateurgolf etabliert. Von weltweit 16 Millionen Golfern mit Handicap spielen zehn Millionen nach den Vorgaben der USGA. In Großbritannien und Irland ist es der Council of National Golf Unions (CONGU), der das Handicap errechnet. Hierzulande, im Rest Europas und in großen Teilen Asiens wird nach einer Variante der European Golf Association gespielt. Auf der Südhalbkugel gibt es drei weitere Systeme. Damit dieses Wirrwarr beendet wird, haben sich USGA und R&A bereits vor Jahren an einen Tisch gesetzt und nach umfangreichen Forschungen in insgesamt 15 Ländern ein einheitliches globales Handicap-System entwickelt. Dieses wird am 01. Januar 2020 weltweit eingeführt und ähnelt in seiner Charakteristik stark dem jetzigen Handicap-System der USGA.

Zur Berechnung des World Handicap werden die besten acht Scores der letzten 20 Runden einer Spielerin oder eines Spieler berücksichtigt. Der Schwierigkeitsgrad und Slope des Platzes spielt weiterhin eine Rolle in der Berechnung sowie die äußeren Umstände während einer Runde. In Deutschland ist eine Handicap-Skala bis -54 längst ein alter Hut. Dieser Maximalwert kommt nun auch für das World Handicap zum Tragen. Entscheidend beim World Handicap System ist, dass der höchste Score, den Spieler verbuchen dürfen, ein Netto-Double-Bogey ist und das Handicap jedes Golfers noch am gleichen Tag der gespielten Runde geupdatet wird. "Das World Handicap System ist das jüngste Beispiel unserer Anstrengungen, Golf einfacher zugänglich zu gestalten. Golfer in aller Welt können dann gleichwertig gegeneinander spielen und ihre Erfolge messen", fasste USGA-CEO Mike Davies die Absichten der Verbände Ende April zusammen und stellte klar, dass sich am Zeitplan der Einführung nichts ändert. Die Verzögerung hierzulande passt dabei nicht wirklich ins Bild. Es geht offenbar ums Kleingedruckte. "Natürlich wird ein weltweites System auch auf regionale Gewohnheiten Rücksicht nehmen müssen. Dies versucht das World Handicap System, indem es den Nationen an verschiedenen Stellen bei der inhaltlichen Umsetzung Optionen einräumt, zum Beispiel dazu, ab welchem Handicap-Index ein Spieler trotz einer schlechten Runde nicht heraufgesetzt wird", erklärt Klose. Es wird also nach Möglichkeiten gesucht, dem System nationale Alternativen zu entlocken.

Bis dahin rät der DGV, während der Übergangszeit die Spielzeiten 2019 und 2020 zu nutzen und möglichst viele vorgabewirksame Runden zu spielen, damit zum Zeitpunkt der Umstellung das aktuelle Spielpotenzial auch realistisch eingeschätzt wird.