Ist der Puls dann so weit gedrosselt, dass der Putt zum Par versenkt werden kann, ist hier oben keine Eile geboten, denn der Ausblick, den Loch Nummer 6 bietet, ist schlicht sagenhaft. Irgendwo dort unten im Tal liegt Andermatt, rechts bilden 3.000 Meter hohe Berggipfel die Grenze zum Tessin und die Serpentinen der Furkastrasse, die den Golfplatz durchschneiden, waren der Schauplatz von James Bonds Verfolgungsjagd im Klassiker "Goldfinger" aus dem Jahr 1964. Aufgrund ihrer mangelnden Fähigkeiten als Scharfschützin verfehlte Tilly Masterson den weiter unten im Tal Obst einkaufenden Oberschurken Auric Goldfinger komplett und trifft um ein Haar den die Szene beobachtenden 007, der mit seinem Aston Martin sofort die Verfolgung der Hobbyschützin in ihrem weißen Ford Mustang aufnimmt und - Qs Spielereien sei Dank - dabei dessen Reifen zerfetzt.


Keine zehn Kilometer sind es von Realp am Fuß des Furkapass bis nach Andermatt und am Ortseingang des 1.355-Seelen-Bergdorfs steht tatsächlich noch die "Aurora"- Tankstelle, an der Bond seine Beifahrerin Tilly Masterson einst wieder auf die Straße setzte, um mit qualmenden Reifen davonzubrausen. Nach mehreren Jahren im Dornröschenschlaf wird die Tankstelle Ende 2018 im Retrodesign wieder in Betrieb genommen und man hofft, eine weitere James-Bond-Pilgerstätte geschaffen zu haben - ganz wie das Hotel "Bergidyll" im Herzen von Andermatt, in dem 1964 nicht nur die gesamte Filmcrew um Regisseur Guy Hamilton, sondern auch Sean Connery höchstpersönlich übernachtete. Bonds Zimmer ist immer noch im Originalzustand und kann gemietet werden, entsprechend lange Vorbuchungszeit versteht sich.

70 Jahre lang war Andermatt einer der wichtigsten Stützpunkte des Schweizer Militärs und somit nicht auf Tourismus angewiesen. Mehr noch: Um der Armee nicht in die Quere zu kommen, war es schlicht unmöglich, hier oben zu bauen. Das änderte sich mit dem Ende des Kalten Kriegs und dem Teilrückzug der Soldaten, doch trotz neuer Freiheiten waren die Infrastruktur und der Servicegedanke absolut unterentwickelt; außer Freeridern, die sich über den unberührten Powder auf den Hängen rund um Andermatt freuten, fand um die Jahrtausendwende kaum ein Tourist den Weg in das Örtchen. Bis Samih Sawiris, Multimilliardär und Tourismusinvestor aus Ägypten, sich 2005 davon überzeugen ließ, unvorstellbare Summen in die Gemeinde zu investieren. Ein komplett neuer Ortsteil mit 500 Ferienwohnungen, 25 Villen und sechs Hotels mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von mehr als 1,5 Milliarden Euro befindet sich seither im Bau und die ersten fertiggestellten Baumaßnahmen dieses Megaprojekts haben ihre Tore bereits für die Gäste, die nun hier hinauf in die Zentralschweiz kommen, geöffnet. Wo einst das "Grandhotel Bellevue" stand, empfängt jetzt das "The Chedi Andermatt" seine zahlungskräftige Kundschaft und der 2016 eröffnete Andermatt Swiss Alps Championship Golf Course sorgt dafür, dass nicht nur während der Wintersaison Sportanlagen der Weltklasse in Andermatt geboten werden. Denn so spektakulär die neun Löcher am Furkapass auch sein mögen, wegen eines Par-33-Platzes würde sich kaum ein Golfer hierher verirren.


Kaum hat man einen Fuß in das "The Swiss House" genannte Clubhaus gesetzt, wird schnell klar, dass Geld bei der Ausstattung dieser Anlage nicht wirklich eine Rolle gespielt hat. Wer möchte, kann mit dem Helikopter anreisen, hinter der Driving Range wartet ein Landeplatz auf die einschwebende Kundschaft, niemand muss im schnöden "Club Car" über den Platz rollen, denn vor dem Clubhaus steht eine Flotte Nobelgolfcarts der dänischen Luxusmarke Garia, die mit allem erdenklichen Luxus von GPS-Birdiebook bis Minibar ausgestattet sind, und auf der Speisekarte steht ein Urner Kalbskotelett für 46 Schweizer Franken. Trotz all dieses Luxus wirkt nichts in diesem Golfclub übertrieben oder gar protzig. Wie überall im Land schaffen es die Schweizer auch in Andermatt, eine sportlich-legere Stimmung zu kreieren, bei der es vollkommen egal ist, ob man im Aston Martin oder im VW Polo anreist. Wer in der Lage ist, auf den neun Löchern von Realp oder den 18 Löchern von Andermatt einen guten Score zu spielen, ist im Clubhaus jederzeit willkommen, von seinen Heldentaten zu berichten.

WOHNEN
THE CHEDI ANDERMATTSeit das "The Chedi" in Andermatt wenige Tage vor Weihnachten 2013 eröffnete, hat die an Highlights nicht wirklich arme Schweizer Luxushotelszene einen weiteren Star in ihren Reihen. 300 Millionen Franken wurden hier verbaut und ergaben 106 Zimmer und Suiten, zwei Restaurants - darunter das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete "The Japanese Restaurant" - und ein gigantisches Spa. Im Winter sorgen Ski-Butler nicht nur dafür, dass die Ausrüstung immer perfekt präpariert parat steht, sondern tragen auch Sorge, dass jeden Tag die besten Pisten angesteuert werden. Im Sommer können ein Audi RS 5, ein Audi TT RS und ein Morgan 4/4 für Abenteuer auf den Passstraßen der Umgebung ausgeliehen werden und dann gibt es natürlich noch den Käse: Mitten im Hauptrestaurant thront der fünf Meter hohe "Cheese Tower", ein Humidor für Käse gefüllt mit Dutzenden der erlesensten Sorten. Alle aus der Schweiz, versteht sich. www.thechediandermatt.com
Schade eigentlich, dass die beiden Golfplätze 1964 noch nicht existierten. Schließlich hätte die Filmproduktion dann nicht nach Stoke Park ausweichen müssen, um das legendärste Golfduell der Kinogeschichte zwischen Goldfinger und Bond auf Zelluloid zu bannen. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, denn mit dem "The Chedi" und dem Andermatt Swiss Alps Golf Course stehen im Kanton Uri nun Locations zur Verfügung, die auch nach 2020 jedem James-Bond-Film zur Ehre gereichen würden. Idris Elba sollte schon mal an seinem Golfschwung arbeiten.
Golfplätze in der Region

ANDERMATT SWISS ALPS GOLF COURSE
18 Löcher, Par 72, 6.334 MeterAdresse:
The Swiss House
Reussen
CH-6490 Andermatt
Tel. +41 41.888.7447
www.andermatt-swissalps.ch
Greenfee:
79 Euro bis 122 Euro (nach Tageszeit und Saison)
Auf 1.440 Metern über dem Meeresspiegel liegt der 2016 eröffnete 18-Loch-Platz von Andermatt, der dank eines enorm abwechslungsreichen Designs von Kurt Roßknecht schon jetzt zu den besten Plätzen der Zentralschweiz gehört. Abgesehen von den Löchern 3 bis 6 und Spielbahn 13 ist diese von den imposanten Berggipfeln des Wallis umgebene Anlage allerdings topografisch gesehen flach wie ein Witz von Fips Asmussen. Einfach ist diese Wiese deshalb aber auf keinen Fall. Es gilt, zahlreiche Wasserhindernisse, das saftige Rough abseits der Spielbahnen und stark ondulierte Grüns zu meistern. Wird es dann doch mal wie auf den Bahnen 3 und 4, darf man sich auf alpines Golf vom Feinsten freuen.
Killerloch:
Obwohl nur 279 Meter lang, ist Loch Nr. 3 (Par 4) der heimliche Star der Anlage. Vom Eisen 7 bis zum Driver ist vom Tee alles denkbar, und wer es tatsächlich mit dem Drive aufs Grün schafft, hat sich das Fondue am Abend redlich verdient.
www.andermatt-swissalps.ch

GOLFCLUB ANDERMATT REALP
9 Löcher, Par 33, 2.092 MeterAdresse:
Witenwassernstrasse 1, CH-6491 Realp
Tel. +41 41.887.0162
www.golf-gotthard.ch
Greenfee:
ca. 45 Euro (9 Löcher), ca. 79 Euro (Tages-Greenfee)
1995 wurde dieser Neunlochplatz eröffnet, und wer immer die Vision hatte, einen Golfplatz auf diesem Grundstück zu bauen, der sollte einen Orden verliehen bekommen. Eine Weltcupabfahrt oder eine Skiflugschanze könnte man sich an diesem unglaublich steilen Hang vorstellen, aber einen Golfplatz? Genau das macht den Charme der neun Löcher in Realp aus. Diese Anlage ist, was Topografie, Spielspaß und spektakuläre Ausblicke angeht, einzigartig. Doch auch im Hinblick auf die Sportlichkeit wird hier einiges verlangt, denn eine Runde in Realp ist nichts anderes als eine Bergtour für Fortgeschrittene mit Golfschlägern: anspruchsvoll und atemberaubend (in doppelter Hinsicht)!
Killerloch:
Die extreme Topografie gibt jedem Loch auf diesem Platz das Potenzial, die Scorekarte zu sprengen. Ganz besonders heftig ist Bahn 6, das einzige Par 5 des Platzes. Wer das winzige Grün trifft, wird mit einem sagenhaften Ausblick belohnt.
www.golf-gotthard.ch