»WIR WERDEN AUFS HERZLICHSTE VON ZWEI HERREN BEGRÜSST, DEREN NAMEN IM VERGLEICH ZU FRITZ MÜLLER ODER STEFAN SCHMIDT WIE SINFONIEN KLINGEN.«
Wie zum Beispiel im Estela Golf Club, wo der Robert- Trent-Jones-Schüler Duarte Sotto-Mayor 1988 eine knappe halbe Stunde nördlich des Flughafens einen grandiosen Links-Platz mitten in die Dünen an der Minho-Küste gezaubert hat. Nur zwei Jahre nach der Eröffnung war er Austragungsort der Portuguese Open. Wir werden aufs Herzlichste von zwei Herren begrüßt, deren Namen im Vergleich zu Fritz Müller oder Stefan Schmidt wie Sinfonien klingen: Alexandre Quintas e Sousa ist der Präsident, Joćo Barbosa da Silva sein Vize, beide sind echte Gentlemen und gute Golfer. Gerne nehmen wir die Herausforderung an, die 18 Löcher mit ihnen und gegen sie zu spielen. Gut, dass mein Fotograf Frank ein veritabler Golfer ist, auch wenn er das zu Beginn dieses Duells bis an die Grenze zur Peinlichkeit zu verbergen versteht. Seine Begründung ist so einfach wie logisch. Er traut sich auf diesem edlen Geläuf und im Beisein der Clubgranden nicht, bei seinen Probeschwüngen wie sonst üblich Divots in Scorekartengröße herauszukloppen, und toppt daher in der ersten halbe Stunde jeden Ball, bevor er sich genug geschämt hat und anschließend richtig aufdreht. So steht am Ende ein knapper Sieg für Team Germany nach zuvor vier Stunden Spaß auf einem wunderschönen, top gepflegten und extrem fordernden Links-Kurs, jedoch auf ganz und gar unschottischem Bermudagras. "Golf Digest" hat diese Perle 2016 zum fünftbesten Platz Portugals gekürt und ich überlege noch, welche vier anderen Wiesen des Landes ich besser finden soll. Nach der Runde genießen wir ein gemeinsames Essen mit unseren neuen Freunden auf einer gemütlichen Clubterrasse, die von ihrem erhöhten Standort Blicke auf das Meer hinter den Dünen eröffnet, die genauso großartig sind wie die einheimischen Spezialitäten auf unseren Tellern und in unseren Gläsern.
Es geht weiter gen Norden nach Ponte de Lima, wo außerhalb des pittoresken Städtchens ein nettes Hotel, ein schnuckeliges Clubhaus mit feinem Restaurant sowie ein hochinteressanter Golfplatz warten. Vor dem ersten Abschlag weckt der Blick auf die Scorekarte angesichts von elf Spielbahnen, die nicht länger als 335 Meter sind, die Hoffnung auf einen grandiosen Score. Der Platz lehrt einen, was eine Illusion ist. Die ersten neun Bahnen - man könnte auch sagen Doglegs - führen durch die mit Eichen- und Kastanienbäumen bewaldeten Berge und bieten tolle Blicke ins Lima Valley. Wer hier keinen geraden Ball schlägt, wer kein Target-Golf spielen kann, den zerreißt der Platz. So wie mich an einem meiner schwärzesten Golftage, die in der für inzwischen unmöglich gehaltenen Dreistelligkeit endeten. Und nicht mal knapp, obwohl die Back Nine nicht mehr ganz so tricky und deutlich flacher sind. Das hat wenigstens den angenehmen Nebeneffekt, dass ich eines Tages wiederkommen muss, um Revanche zu nehmen und mein Seelenheil wiederherzustellen.
WOHNEN
Vila Galé Porto HotelDie Idee ist nicht neu, aber gut umgesetzt: Kino-Blockbuster-Motive schmücken das gesamte 19-stöckige Stadthotel mit 292 Zimmern, das 2014 komplett renoviert wurde. Ideal im Herzen der Stadt gelegen, sind deren Hot Spots nahezu alle fußläufig erreichbar. Im obersten Stockwerk wartet neben Gym- und Spa-Bereich ein Indoor-Pool, der grandiose Blicke über die Stadt bietet.
www.vilagale.com
Vidago Palace Hotel
Wer sich mal wichtig fühlen oder einfach nur fürstlich verwöhnen lassen möchte, ist hier genau richtig. Fünfsterneluxus, der sich auch im Service widerspiegelt. 70 Zimmer und Suiten stehen zur Verfügung, ebenso eine exquisit ausgestattete Wein-Kellerbar und ein Spa-Bereich mit 20 Behandlungszimmern, der sich das Prädikat "Weltklasse" verdient.
www.vidagopalace.com
Axis Golfe Ponte de Lima Hotel
Ein moderner zweistöckiger Flachdachbau in herrlicher Umgebung mit insgesamt 80 komfortablen Zimmern und tollen Ausblicken. Vor allem in Kombination mit dem Golfplatz werden sensationell günstige Deals angeboten. Alle, die vor oder nach der Golfrunde noch Bewegungsdrang verspüren, können sich im Indoor-Pool, im Fitnessraum oder auf dem Tennisplatz austoben.
www.axishoteis.com
Diese Reise wurde unterstützt von visitportoandnorth.travel
In einem weiteren malerischen Städtchen namens Amarante begrüßt uns Joćo Silva, der Head-Pro des dortigen Golfclubs, der sich als ebenso einzigartig herausstellen soll wie seine Vorgänger. 5.030 Meter von den Back Tees klingen nach zweiter Liga, allerdings trügt auch hier der Schein. Jorge Santana da Silva hat es bei seinem ersten eigenen Golfprojekt geschafft, 18 unterschiedliche Bahnen in ein topografisch anspruchsvolles Gelände zu schnitzen, in dem einem enge Waldschneisen, tiefe Abhänge, steile Anstiege und einige Seen den Garaus machen können, was auf unseren Spielkameraden Joćo irgendwie nicht zutrifft. Der spielt, wie es sich für einen Pro gehört, und scheint uns genau der richtige Mann für die intensive Jugendförderung, die in Amarante betrieben wird.
Golfplätze in der Region
VIDAGO PALACE GOLF COURSE
18 Löcher, Par 72, 6.308 MeterAdresse:
Parque de Vidago
P-5425-307 Vidago
Tel. +351 276.990900
www.vidagopalace.com
Greenfee:
75 Euro
Als Manuel II. abdankte und damit 1910 das Ende der Monarchie besiegelte, wurde aus dem Königshaus ein Fünfsternehotel mit dem besten Spa-Bereich des Landes. Hier im Hinterland nahe der spanischen Grenze residieren Cristiano Ronaldo und Konsorten, wenn sie in der Nähe Fußball spielen müssen. Oder Golfurlauber, die den 2011 eröffneten Platz spielen wollen. Ein Parkland vom Feinsten, der teilweise wie ein amerikanischer Resort-Kurs anmutet. Der beste Platz des Nordens, der die weite Anfahrt belohnt.
Killerloch:
Auf den Schlussbahnen wird der zuvor eher flache Platz dann doch noch hügelig und damit automatisch kniffliger. Die 16 (365 Meter, Par 4) ist ein 90-Grad-Dogleg bergauf, das einen präzise gesetzten Teeshot verlangt. Und beim Grünanspiel sollte man wissen, auf welchem Plateau die Fahne steht. Jedem Bergab-Putt kann man indes nur gute Reise und viel Glück wünschen.
www.vidagopalace.com
AXIS GOLFE PONTE DE LIMA
18 Löcher, Par 71, 6.005 MeterAdresse:
Quinta de Pias, Fornelos
P-4990 Ponte de Lima
Tel. +351 258.743414
www.axishoteisegolfe.com
Tages-Greenfee:
60 Euro (attraktive Angebote in Verbindung mit Übernachtung)
Etwas ab vom Schuss gelegen, aber in jedem Fall die Anreise wert. Ein Platz, der sich kaum mit anderen vergleichen lässt. Nicht lang, aber unglaublich tricky und für Fußgänger ein brutaler Konditionstest. Extrem hügelig mit vielen Doglegs, oftmals sehr eng, sodass verzweifelt, wer nicht gerade bleibt. Wer den Kurs ein zweites Mal spielt, bringt garantiert einen besseren Score ins Clubhaus.
Killerloch:
Die 3 (Par 5) ist mit 622 Metern die längste Spielbahn des Landes, die aber bergab verläuft und dadurch ihren Schrecken etwas verliert. Deutlich schwieriger ist die 5: Das Dogleg über mehr als 400 Meter bergauf dürften selbst die meisten Single-Handicapper nur selten in Par (4) spielen.
www.axishoteisegolfe.com
GOLFE AMARANTE
18 Löcher, Par 68, 5.030 MeterAdresse:
Quinta da Deveza, Fregim
P-4600-593 Amarante
Tel. +351 255.446060
www.golfedeamarante.com
Greenfee:
43 Euro
Mit sieben Par-3-Bahnen bei drei Par-5-Löchern kein richtiger Championship-Kurs, von den hintersten Abschlägen aber trotzdem höchst interessant zu spielen. Zwei ehemalige Farmgelände, eines offener, das andere bewaldet, wurden in einen topografisch anspruchsvollen Golfplatz verwandelt, bei dem keine Bahn der anderen gleicht.
Killerloch:
Die vierte Bahn ("Der Vulkan") fordert regelmäßig ihre Opfer. Den Annäherungsschlag aus knapp 100 Metern auf dem mikroskopisch kleinen Grün, dem Plateau auf einem steilen Hügel, zum Liegen zu bringen, ist eine echte Kunst. Wer es verfehlt, läuft Gefahr, es immer wieder von der jeweils gegenüberliegenden Seite aufs Neue probieren zu müssen. Hier haben schon Pros zweistellige Ergebnisse gezaubert.
www.golfedeamarante.com
ESTELA GOLF CLUB
18 Löcher, Par 72, 6.155 MeterAdresse:
Lugar Rio Alto, Estela
P-4490 Póvoa de Varzim,
Costa Verde
Tel. +351 252.601814
www.estelagolf.pt
Greenfee:
75 Euro
Wer glaubt, gute Links-Plätze gäbe es nur auf der Insel, der irrt. Eine halbe Autostunde nördlich von Porto liegt diese echte Links-Perle. Duarte Sotto-Mayor hat die 18 Bahnen über drei Kilometer Länge in zwei Reihen direkt am Atlantik entlanggezeichnet. Inklusive wechselnder Windrichtungen bietet der Kurs alles, was das Herz eines Links-Golfers begehrt. Und anschließend lassen sich auf der Clubterrasse der atemberaubende Ausblick und die hervorragende Küche genießen.
Killerloch:
Je nach Windrichtung variiert das. Objektiv, also bei Windstille, ist die dritte Bahn die härteste Nuss: ein Par 4 mit über 400 Metern Länge über ein nicht besonders breites Fairway, an deren Rändern unglaublich schwierig zu spielender weicher und zerfurchter Dünensand lauert.
www.estelagolf.pt
OPORTO GOLF CLUB
18 Löcher, Par 71, 5.640 MeterAdresse:
Lugar do Sisto-Paramos
P-4500 Espinho, Costa Verda
Tel. +351 227.342008
www.oportogolfclub.com
Greenfee:
50 Euro (wochentags), 80 Euro (Wochenende & Feiertage)
25 Kilometer südlich des Stadtzentrums liegt der älteste Platz der Iberischen Halbinsel direkt am Meer. 1890 von englischen Kaufleuten gegründet und 1934 zum ersten 18-Loch-Platz Portugals erweitert, darf man trotz vereinzelter Bäume und Wasserhindernisse wohl von einem Links-Kurs sprechen. Heute zählen die führenden Winzer der Region zu den Mitgliedern und fungieren regelmäßig als Turniersponsoren.
Killerloch:
Das meiste taktische Kalkül verlangt die 13. Bahn. Mit 336 Metern nicht lang, aber der Abschlag sollte tigerline über mit hohen Sträuchern bewachsene Dünen auf das nicht einsehbare Fairway gedroschen werden. Und die Architektur und Beschaffenheit des Grüns machen statt einer offensiven Herangehensweise eine Ablage in dessen Eingangsbereich ratsam.
www.oportogolfclub.com