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Die angenehmsten Orte der Welt – Teil 2

Rosapenna

Von Jan Langenbein, Fotos: Rosapenna Resort

Als 2018 das 125-jährige Jubiläum des Golf-Resorts gefeiert wurde, hätten die Granden des Spiels ihre einstige Wirkungsstätte selbstverständlich kaum wiedererkannt, denn
an den 18 Spielbahnen des Old Tom Morris Links verewigten sich im vergangenen Jahrhundert noch weitere Architekten, und zu Beginn des neuen Jahrtausends machte der von Pat Ruddy entworfene Sandy-Hills-Platz Rosapenna endgültig zu einer der ersten Adressen in Sachen Links-Golf - nicht nur in Irland, sondern europaweit.

Seinen Charme des obskuren Geheimtipps am Ende der Welt hat das Resort jedoch nie verloren, was der Tatsache zu verdanken ist, dass Rosapenna nie in die Fänge international agierender Investoren oder Projektentwickler geriet. 1981 kauften Frank und Hilary Casey den Golfplatz samt Hotel für eine halbe Million Pfund, obwohl beide Liegenschaften ihre besten Jahre längst hinter sich hatten. Für die in Donegal ansässige Familie war Rosapenna eine Herzensangelegenheit, schließlich arbeitete nicht nur Franks Vater ab den 40ern auf der Anlage, auch der spätere Besitzer selbst begann im Alter von 13 Jahren, für 30 Cent pro Runde als Caddie seine ersten Erfahrungen im Golfgeschäft zu sammeln. Jahr für Jahr investierten die Caseys die übersichtlichen Gewinne zurück in die Anlage und bauten das Hotel so zum heutigen Viersterne-Standard aus. Die 18-Loch-Golfanlage ist mittlerweile auf 45 Spielbahnen angewachsen, und obwohl die beiden 18-Loch-Championship-Plätze Old Tom Morris Links und Sandy Hills in direkter Nachbarschaft über dasselbe Stück Land verlaufen, unterscheiden sie sich fundamental. Während das flachere Terrain des Old Tom Morris Links vor allem auf den Back Nine beinahe an schottische Links-Plätze erinnert, gleicht der durch ungezähmte Dünen gebaute Sandy-Hills-Platz mit dramatischen Höhenunterschieden einer Achterbahnfahrt und ist somit die Quintessenz irischen Links-Golfs. Dessen ist sich auch John Casey, der gemeinsam mit seinem Bruder John jr. die zweite Generation der Besitzerfamilie bildet, bewusst: "Wenn ich mit Besuchern eine beeindruckende Runde Golf spielen und sicherstellen möchte, dass sie das spektakuläre Gelände und die tollen Aussichten erleben können, dann spielen wir Sandy Hills. Das ist ein moderner Links-Platz mit erhöhten Grüns durch hohe Dünen. Ein Turnier mit Locals oder ein Match Play mit Freunden macht mir auf dem Old Tom Morris Links mehr Spaß, da dieser Platz ein kleines bisschen einfacher zu spielen ist. Ich würde ihn als klassischen Links-Platz, bei dem die Fairways nahtlos in die Grüns übergehen, bezeichnen. Schrullige Löcher wie zum Beispiel die 13 würden heute nicht mehr gebaut werden und das macht den Charme des Old Tom Morris Links aus."

Die angenehmsten Orte der Welt: Langsames Spiel: seit Jahren in der Ansprechposition
Langsames Spiel: seit Jahren in der Ansprechposition
Als 2007 die irische Wirtschaft boomte und Finanzmärkte von einem Rekord zum nächsten eilten, kam erneut Bewegung in die endlose Dünenlandschaft an der Sheephaven Bay. Ein Finanzinvestor hatte Jack Nicklaus damit beauftragt, zwei 18-Loch-Plätze auf mehr als 150 Hektar Premium-Golfland zu entwerfen. Das in direkter Nachbarschaft gelegene Rosapenna Resort erschien in diesen Plänen wie das Relikt einer längst vergangenen Zeit. Da in jener Goldgräberzeit nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde, bot er 32 Millionen Dollar für das Lebenswerk der Caseys, um das Resort in seinen St. Patricks Links einzugliedern. Familie Casey hätte sich mit diesem Geld für immer an einen Strand zurückziehen, der nicht von Dünen, sondern von Kokospalmen gesäumt ist, und das süße Leben genießen können, doch ein Verkauf stand nie zur Debatte. Dies stellte sich kurze Zeit später als richtige Haltung heraus, denn als 2008 die Immobilienblase in den USA platzte und die Weltwirtschaft in einen Abwärtsstrudel riss, standen auch die Bagger auf dem St. Patricks Links plötzlich still.

Die angenehmsten Orte der Welt: Voraussetzungsreich: doppelte Verneinung
Voraussetzungsreich: doppelte Verneinung
2012 ergab sich dann die Gelegenheit, das brach liegende Golf-Entwicklungsland auf der anderen Seite des Zauns zu kaufen. Aus den ursprünglichen Plänen für 36 Löcher wurden wirtschaftlich weitaus vernünftigere 18 und als Platzdesigner und Businesspartner wurde Tom Doak an Bord geholt. "Mit Plätzen wie Barnbougle Dunes in Tasmanien, Tara Iti in Neuseeland, Pacific Dunes und Ballyneal in den USA hat Tom bewiesen, dass er ein Meister darin ist, Golfanlagen auf sandigem Boden entlang von Küsten zu bauen. Diese Plätze gehören alle zu den besten 100 der Welt. Es ist großartig, einen dritten Golfplatz bauen zu können! Die Umsetzung jemandem wie Tom Doak zu überlassen macht das Ganze noch viel besser", freut sich John über den baldigen Golfplatzzuwachs. Doak selbst ist sich sicher, mit St. Patricks Links die einzigartige Geschichte Rosapennas weiterschreiben zu können: "Das Resort ist schon immer ein Ort für Golfer gewesen, die sich abseits der Touristenpfade bewegen und den superteuren Anlagen aus dem Weg gehen möchten. Die Golfplätze hier waren schon immer großartig und gleichzeitig deutlich erschwinglicher als anderenorts. Tourbusse voller Golftouristen trifft man nur selten an und somit hat man immer das Gefühl, im Hinterland von Irland Urlaub zu machen."

Wenn Tom Doaks St. Patricks Links erst einmal eröffnet hat, werden die Zeiten, in denen Rosapenna als Geheimtipp unter Links-Golffanatikern gehandelt wurde, wahrscheinlich schnell vorüber sein.

Der nächste Hotspot der Golfwelt ā la Bandon Dunes oder Cabot Cliffs könnte an der irischen Sheephaven Bay liegen - und kurioserweise schon seit 127 Jahren existieren.

 

Golfplätze in der Region

Old Tom Morris Links

Old Tom Morris Links

18 Löcher, Par 70, 6.310 Meter

Greenfee: 80 Euro

Old Tom Morris begann 1893 mit der Arbeit an einem Golfplatz in Rosapenna. In den vergangenen 127 Jahren erfuhr dieses ursprüngliche Layout entlang der Sheephaven Bay zahlreiche Veränderungen. Pat Ruddy designte 2005 neun komplett neue Spielbahnen und Eric Iverson, Tom Doaks langjährige rechte Hand, verfeinerte diese Neuankömmlinge kurz darauf spürbar. Das Ergebnis ist ein unprätentiöser Links-Platz, der mehr Charme versprüht als George Clooney und über eine Back Nine verfügt, deren Magie nicht in Worte gefasst werden kann. Ein Blick von der Clubhausterrasse über das Fairway der 18. Spielbahn im Abendlicht genügt, um hier sein Herz zu verlieren.

Killerloch:
Loch 13 ist ein echtes Chamäleon. Je nach Windstärke und -richtung kann das 315 Meter kurze Par 4 auch für Durchschnittsgolfer mit dem Drive erreichbar sein. Doch rechts
des Grüns lauert der wohl fieseste Bunker der gesamten Anlage.

Sandy Hills Links

Sandy Hills Links

18 Löcher, Par 72, 6.568 Meter

Adresse:
Sheephaven Bay,
Letterkenny, Co. Donegal
F92 PN73 Irland
Tel. +353.74.915.5301
www.rosapenna.ie

Greenfee: 80 Euro

2003 eröffnete der von Pat Ruddy designte Sandy Hills Links und bewies bereits in den ersten Wochen seiner Existenz, dass diese 18 Spielbahnen durch haushohe Dünen alles andere als ein Spaziergang waren. Ein Links-Platz von Weltrang, keine Frage, doch die Stimmen wurden lauter, dass dieser Test für den durchschnittlichen Golfer ein wenig zu extrem ausfiel. 2014 entschärfte der Amerikaner Beau Welling einige Grüns, verbreiterte Drive-Landezonen und ließ Bunker verschwinden. Übrig blieb ein optisch spektakulärer und spielerisch immer noch äußerst anspruchsvoller Links-Platz, wie er besser kaum sein könnte.

Killerloch:
Loch 3 beweist, dass ein Weltklasse-Par-3 weder Bunker noch Wasserhindernisse benötigt. Eine beängstigend tiefe Schlucht zwischen Tee und Grün und ein Ozean im Hintergrund, der selbst Fototapeten schäbig wirken lässt, genügen vollkommen.

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