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Go East – Teil 2

Der Süden vom Osten

Von Rüdiger Schaarschmidt

Allerdings ist es auch im Osten eher die zweitbeste Idee, zur Pfingstzeit über die Autobahnen zu ruckeln.

Zwangsläufig treibt mich auf dem Weg zum Golf & Country Club Leipzig die Frage um, ob man bei Missachtung des Rechtsfahrgebots nicht vielleicht doch wieder den Pranger einführen sollte. Auch Leipzig ist eine wunderschöne Stadt, vollgepackt mit Geschichte, doch weil dort gerade das europaweit größte Gothic-Festival mit über 20.000 Anhängern der schwarzen Szene abgehalten wird und mir diese Bewegung nicht besonders nahesteht, geht es ohne Umschweife zum ersten Tee.

Vor zehn Jahren stand 20 Kilometer östlich des Stadtkerns eine lieblose Golfanlage vor dem Ruin. Dann hat sich das auf Revitalisierungsmaßnahmen spezialisierte Immobilienunternehmen Vicus AG der Sache angenommen und den Laden auf Vordermann gebracht. Entstanden ist ein 18-Loch-Golfplatz Marke Eigenbau, auf dem mit der zur Pro-Golf-Tour zählenden Leipziger Golf Open Anfang Juli schon zum zweiten Mal das einzige Profi - Event der Region ausgetragen wird. Geld scheint hier ein eher oktaviäres Problem zu sein und so verwundert es nicht, dass auf der Driving Range ein vergitterter Porsche Macan die Bälle einsammelt. Immer wenn eines der betuchten 450 Mitglieder von einer Reise zurückkehrte und dort etwas Schönes gesehen hatte, wurde diese Idee auf dem eigenen Golfplatz umgesetzt. So überquert man auf der ersten Bahn die "Swilcan Bridge" und spielt auf der 18 auf ein beplanktes Inselgrün, das jenem vom TPC Sawgrass nachempfunden wurde. Die vier Par-3-Bahnen sind praktisch identisch lang. Dass man von einigen Abschlägen den Spielbahnverlauf nicht erkennen kann und besser über Platzkenntnisse verfügt, gehört ebenso zu den kleineren architektonischen Schwächen des Platzes wie die Tatsache, dass nahezu alle Spielbahnen geradeaus verlaufen und somit die Unverwechselbarkeit etwas leidet. Unter dem Strich sind das aber nur kleine Härchen in einer insgesamt durchaus schmackhaften Suppe.

Go East: Nur eine Frage: Beißen sie heute?
Nur eine Frage: Beißen sie heute?

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UM DEM AUFTRAG DES CHEFREDAKTEURS GERECHT ZU WERDEN, LEITE ICH DAS FAZIT MEINES TRIPS MIT FRIEDRICH SCHILLER EIN: ,DER MENSCH IST NUR DA GANZ MENSCH, WO ER SPIELT.'
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In Dresden sind keine Gothic-Anhänger, weshalb wir durch die traumhafte Innenstadt mit ihren vielen Prachtbauten schlendern, bevor wir uns zum nächsten Golfplatz aufmachen - vorbei am Zwinger und an der Semperoper über den Theaterplatz zur Kathedrale und zum Residenzschloss bis hin zum Neumarkt und vorbei an der Frauenkirche. Vor deren Ruine hielt Helmut Kohl am 19. Dezember 1989 seine berühmteste Rede. Abschließend noch ein Espresso an den Brühlschen Terrassen am Elbufer; einen schöneren Spaziergang kann man sich kaum vorstellen. Es ist faszinierend zu sehen, wie die im Krieg stark zerstörte Stadt wieder aufgebaut und selbst viele der neuen Häuserfassaden im Stile des Dresdner Barock rekonstruiert wurden.

Drei Golfclubs machen aus der sächsischen Hauptstadt fast schon ein golferisches Ballungsgebiet. In Herzogswalde im Südwesten der Großstadt vegetierten lange Jahre neun ungepflegte Bahnen ohne Clubhaus vor sich hin. Reinhard Saal, ein Geschäftsmann und Immobilien-Investor aus Siegen, der sich in diversen Projekten in der Region engagiert, hat das marode Projekt 2014 übernommen und nicht gekleckert. Das Clubhaus - eine Wucht, ohne wuchtig zu wirken. Mit Begrünung auf dem Dach sowie TrackMan-Golfsimulator, Sauna, Fitnessbereich, Physiotherapie, schickem Restaurant samt Kaminlounge darunter, fügt es sich harmonisch in die hügelige Landschaft der Sächsischen Schweiz ein. Um den Golfplatz wieder aufzumotzen, wurde kein Geringerer als Christian Althaus engagiert. Althaus hat aus Föhr ein Meisterwerk gemacht, und wer bereits im Hofgut Georgenthal golfen konnte, erkennt die Handschrift des Architekten auch in Herzogswalde sofort wieder. Die neuen neun Bahnen im Vintage-Look verursachen schon beim Anblick Gänsehaut und sind - und ich wähle meine Worte mit Bedacht - schlicht grandios. Ein strategisches Köpfchen ist auf dem laienhaft als Inland-Links bezeichneten Kurs gefragter als pure Längenbolzerei. Golf at its best. Im Moment präsentieren sich dem Golfer praktisch zwei völlig verschiedene Golfwelten auf 18 Bahnen, was durchaus auch seinen Reiz hat. Irgendwann aber sollen die alten neun Parkland-Spielbahnen, die ebenfalls wieder flottgemacht worden sind, angeglichen werden. Damit nicht genug: Mit dem "Little Links" hat Althaus zusätzlich noch den seiner Meinung nach "schönsten Par-3-Kurs Deutschlands" gebaut. Nach meiner Runde dort muss ich anerkennen: Er hat recht! Mehr Liebe und Kunst wurde hierzulande in keinen anderen Neunlochplatz gesteckt, was dazu geführt hat, dass dieses malerisch gelegene Kleinod für totale Anfänger zwar zu schwierig, für alle anderen aber eine perfekte Trainingseinheit ist.

Go East: Doppel-Bogey-Blues: ein Ring, sie zu knechtenGo East: Doppel-Bogey-Blues: ein Ring, sie zu knechten
Doppel-Bogey-Blues: ein Ring, sie zu knechten
Vom Südwesten geht es in den Osten der Metropole. Die Golfanlage in Dresden-Ullersdorf feiert im nächsten Jahr ihr 25-jähriges Jubiläum und zählt damit zu den Pionierclubs in den neuen Bundesländern. Olcher Knoop hat einen wunderbaren Parkland-Platz gebaut mit altem Baumbestand, Poa-annua-Grüns und vielen Doglegs, was die Sache hier und da knifflig macht. Nicht allein wegen der amtlichen Länge von 6.265 Metern (Par 73) verrät der Slope von 132, dass man hier besser in guter Form aufläuft. "Das Angebot entspricht der Nachfrage", meint Geschäftsführer Uwe Neumann, angesprochen auf die magere Anzahl der Golfplätze in den neuen Bundesländern. Er freut sich über die 800 Mitglieder und das rege Treiben auf seiner Anlage, hat jedoch berechtigte Zweifel daran, dass mehr Anlagen in dieser Region im Umkehrschluss dann auch mehr Golfer generieren würden.

Auf Halle an der Saale trifft das nicht zu. Keine fünf Kilometer sind es aus der südlichen Innenstadt bis zum jüngsten Golfprojekt des Landes und die Hallenser freuen sich über die neuen Möglichkeiten. Bis in die 60er-Jahre wurden hier Braunkohle und Kies abgebaut. Der 70 Hektar große See in Form eines Hufeisens ist ein Relikt dieser Zeit. In den letzten Jahren ist hier ein Naherholungsgebiet mit Wanderwegen, Bademöglichkeiten, zwei Fußballgolfanlagen und eben dem Golfclub Halle entstanden. Seit 2017 sind die 18 Löcher des Meisterschaftsplatzes von Christoph Städler bespielbar. Bis 2021 sollen weitere neun folgen. Der Kurs ist flach und die Vegetation noch spärlich, was den Platz windanfällig macht. Die Front Nine spielen sich recht einfach, die Back Nine sind etwas anspruchsvoller, aber ein Slope von 118 verrät, dass man hier oftmals besser scoren kann als anderswo. Der erste optische Eindruck haut einen nicht um, was sich aber auf den Schlussbahnen ändert. Die 16 ist für mich eine der schönsten Par-4-Bahnen des Landes und an der 17 (Par 3) gilt es, 150 Meter carry über einen See aufs Grün zu schlagen, den man dann über einen schmalen Steg überquert. Abgerundet wird das Finish im stylish eingerichteten Clubrestaurant mit Dachterrasse.

Go East:
Ob es die Ost- oder Nordseeinseln sind, der Schwarzwald, die bayerische Seen- und Bergwelt oder eine andere Region - Deutschland ist wunderschön. Auch oder erst recht in den neuen Bundesländern. Und um dem Auftrag des Chefredakteurs gerecht zu werden, leite ich das Fazit meines Trips mit Friedrich Schiller ein: "Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt." Auch wenn es dafür im Süden vom Osten unserer Republik bereits viele schöne Ansätze gibt, dürfte es aus des Golfers Sicht ruhig noch "menschlicher" werden.

 

Golfplätze in der Region

GOLFRESORT WEIMARER LAND GOETHE-COURSE

GOLFRESORT WEIMARER LAND GOETHE-COURSE

18 Löcher, Par 72, 5.086 bis 5.971 Meter

Adresse:
Weimarer Straße 60
99444 Blankenhain
Tel. 036459.61641000
www.golfresort-weimarerland.de

Greenfee:
80 Euro (Mo.- Fr.), 90 Euro (Sa./So.)

Das 2013 eröffnete Resort bietet neben einem Dreiloch-Kurzplatz mit dem Goethe-Course und dem Feininger-Course zwei ausgewachsene 18-Loch-Plätze an, von denen der Goethe-Course der landschaftlich schönere und etwas anspruchsvollere ist. Zu ausgewählten Zeiten oder Turnieren wird der "Bobby Jones Champion-Course" gespielt, eine Mischung aus beiden Plätzen.

Killerloch:
Die sechste Bahn (Par 4) hat es in sich. Da einem der Wind hier meist von vorne entgegenbläst, spielen sich die 367 Meter ohnehin deutlich länger. Dazu hängt das Fairway von rechts nach links und die letzten 120 sich zu einem schmalen Grün zugang verengenden Meter werden zur Linken von einem See begleitet.
www.golfresort-weimarerland.de

GOLF & COUNTRY CLUB LEIPZIG

GOLF & COUNTRY CLUB LEIPZIG

18 Löcher, Par 72, 4.857 bis 5.979 Meter

Adresse:
Pehritzscher Weg
04827 Machern
Tel. 034292.632241
www.gcc-leipzig.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 80 Euro (Sa./So.)

Ein interessanter Platz Marke Eigenbau. Dass hier kein gelernter Golfplatzarchitekt am Werk war, wird nur Fachleuten auffallen und tut der Spielfreude kaum Abbruch. Nette Gimmicks sind die aus St. Andrews nachempfundene "Swilcan Bridge" und das bepfahlte Inselgrün vom TPC Sawgrass.

Killerloch:
Das Beste kommt bekanntlich zum Schluss. 348 Meter (Par 4) lesen sich erst einmal geschmeidig, aber jeder weiß selbst, wie weit er bei Gegenwind abschlägt. Danach gilt es, die Restdistanz auf ein Inselgrün direkt vor der nach Wasserbällen geifernden Meute auf der Clubterrasse zu schlagen.
www.gcc-leipzig.de

GOLFCLUB HALLE IM GOLFPARK HUFEISENSEE

GOLFCLUB HALLE IM GOLFPARK HUFEISENSEE

18 Löcher, Par 71, 5.022 bis 5.973 Meter

Adresse:
Krienitzweg 16
06112 Halle (Saale)
Tel. 034638.612797
www.halle.golf

Greenfee:
48 Euro (Mo.- D o.), 64 Euro (Fr.- So.)

Ein junges Projekt direkt vor den Toren von Halle an der Saale. In einem ehemaligen Tagebau-Areal wurde der Golfpark Hufeisensee angelegt. Mit zwei 18-Loch-Fußballgolfplätzen und einer Golfanlage, die neben Driving Range und Sechsloch-Kurzplatz über einen Meisterschaftsplatz verfügt, der in naher Zukunft von aktuell 18 auf 27 Löcher erweitert wird.

Killerloch:
Die 16 schlängelt sich wunderschön um einen See. Das Par 4 ist mit 308 Metern nicht lang, aber hier ist zweimal absolute Präzision gefragt: Den Driver sollte man stecken lassen, gilt es doch, eine sich verengende Landezone im Idealfall in 150 bis 180 Metern Entfernung zu treffen, um dann ein deutlich erhöhtes und gut bewachtes Grün anzuspielen - ein Traumloch!
www.halle.golf

GOLFCLUB HALLE IM GOLFPARK HUFEISENSEE

GOLFANLAGE DRESDEN-ULLERSDORF

18 Löcher, Par 73, 5.536 bis 6.265 Meter

Adresse:
Am Golfplatz 1
01454 Ullersdorf
Tel. 03528.48060
www.golfanlage-ullersdorf.de

Greenfee:
50 Euro (Mo.), 60 Euro (Di.- Fr.), 80 Euro (Sa./So./Feiertag)

Im kommenden Jahr feiert man in Ullersdorf 25-jähriges Jubiläum, was den schönen Parkland-Platz im Südosten Dresdens zu einem der golferischen Urgesteine Ostdeutschlands macht. Aktuell wird noch an einem Neunloch-Kurzplatz gebaut, der spätestens zu Beginn der nächsten Saison fertig sein soll.

Killerloch:
Die 15 (361 Meter, Par 4) ist ein klassisches Risk-and-Reward-Loch. Das Risiko eines langen Abschlags trotz Ausgrenze links und See rechts auf ein sich verengendes Fairway wird im Erfolgsfall damit belohnt, beim Schlag ins Grün nicht noch 150 Meter (oder mehr) carry über einen See vor sich zu haben.
www.golfanlage-ullersdorf.de

GOLF CLUB HERZOGSWALDE

GOLF CLUB HERZOGSWALDE

18 Löcher, Par 72, 5.075 bis 5.905 Meter

Adresse:
Am Golfplatz 1
01723 Wilsdruff
Tel. 035209.310590
www.golfclub-herzogswalde.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.- Fr.), 65 Euro (Sa./So./Feiertag)

Eine grandiose Anlage mit einem großen und modernen Clubhaus, das trotzdem wunderbar natürlich in die Landschaft integriert wirkt. Neben einem der schönsten Neunloch-Kurzplätze der Nation (unbedingt spielen!) bieten zwei völlig unterschiedliche Neunlochschleifen
Golfgenuss auf höchstem Niveau.

Killerloch:
Wer glaubt, er habe es fast geschafft, der muss erst noch die 18 bewältigen: ein 511 Meter langes Par 5, das mit einem Abschlag übers Wasser beginnt und bei entsprechender Fahnenposition mit einer Annäherung übers Wasser endet.
www.golfclub-herzogswalde.de

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