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Dänemark

Beidseitiges Wasser

Von Jan Langenbein, Fotos: Rüdiger Meyer

Wenn im Hochsommer die Dänen ihr Land verlassen und Urlaub machen, liegen unzählige Golfanlagen bester Güteklasse beinahe brach. Höchste Zeit, dem Nachbarland im Norden einen Besuch abzustatten und nach Spielwiesen entlang der Küsten zu suchen.

Bent Kyndegaard, Vorstand des Stensballegaard Golfklub, muss schmunzeln, als er uns die Eigenheiten seiner Golfanlage erklärt: "Wir haben drei Neunlochschleifen und ihr beginnt auf dem Guldbjerg-Platz. Wenn ihr auf dem neunten Abschlag angekommen seid, dann habt ihr den Berg erklommen und könnt die Aussicht genießen." Wir blicken wohl etwas mitleidig drein, denn er schiebt noch schnell hinterher: "Nun ja, es ist ein dänischer Berg."

Während der ersten - wie erwartet relativ flachen - Spielbahnen in Stensballegaard klärt uns eine oberflächliche Google-Suche darüber auf, dass der höchste "Berg" Dänemarks Møllehøj heißt und mit 170,86 Metern Höhe geologisch nicht als Berg, sondern lediglich als Erhebung gilt. Die imposante Møllehøj liegt allerdings Luftlinie keine 20 Kilometer von Stensballegaard entfernt, was unsere Hoffnung auf die versprochene fabelhafte Aussicht vom Gipfel des Guldbjergs am Leben erhält.

Während äußerst laienhafter Gespräche über die Topografie Dänemarks bleibt uns jedoch nicht verborgen, dass wir gerade einen wirklich guten Golfplatz spielen. Die einzelnen Spielbahnen verlaufen über die seichten Hügel eines Geländes, das wie geschaffen für einen Golfplatz am Ufer des Horsens Fjord liegt. Knietiefes Fescue-Gras säumt die Fairways und sorgt mit seiner bräunlich-rötlichen Färbung für einen optisch reizvollen Rahmen der einzelnen Golflöcher. Die Architekten des Designbüros Von Hagge, Smelek & Baril widerstanden glücklicherweise der Versuchung, hier einen falschen Links-Platz zu bauen und künstliche Dünen aufzuschieben, sondern passten die 27 Spielbahnen perfekt dem vorgefundenen Gelände an. Auf fünf Spielbahnen verteidigen zwar jede Menge Topfbunker die Drive-Landezonen und Grüns, doch da dieses Stilmittel so maßvoll eingesetzt wird, fügen sich auch diese Sandfallen harmonisch in den Golfplatz ein.

Ein kurzer Spaziergang durch dichten Wald ist nötig, um Abschlag Nummer 7 des Guldbjerg-Platzes zu erreichen, und macht deutlich, dass auch ein dänischer "Berg" herausfordernd sein kann - sicher nicht für Alpinisten, für Golf aber allemal. Auf der steil bergauf verlaufenden siebten Spielbahn (Par 4) sind dann auch nicht die läppischen 283 Meter von den Backtees die eigentliche Schwierigkeit. Diese besteht darin, den durch den knackigen Anstieg in die Höhe geschossenen Puls wieder in den Griff zu bekommen.

Dänemark: Kopf nicht hängen lassen: Auch der Holzweg führt zum Grün
Kopf nicht hängen lassen: Auch der Holzweg führt zum Grün

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VON HIER OBEN LÄSST SICH GEFÜHLT HALB JÜTLAND ÜBERBLICKEN UND DAS FAIRWAY DIESES SPEKTAKULÄREN PAR 5 WÜRDE SOGAR IN GARMISCH-PARTENKIRCHEN ALS AMTLICHE SKIPISTE DURCHGEHEN, DIE SELBST SHORTHITTERN BEI RICHTIGER LINIENWAHL DIE FREUDE EINES 250-METER-ABSCHLAGS ERMÖGLICHEN KANN.
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Auf dem neunten Abschlag ist der Guldbjerg dann endlich erklommen und Bent hat nicht übertrieben. Von hier oben lässt sich gefühlt halb Jütland überblicken und das Fairway dieses spektakulären Par 5 würde sogar in Garmisch-Partenkirchen als amtliche Skipiste durchgehen, die selbst Shorthittern bei richtiger Linienwahl die Freude eines 250-Meter-Abschlags ermöglichen kann.

Nach dieser kurzen Bergtour wechselt den Platz in Stensballegaard wieder in eine Topografie, wie wir sie in Dänemark erwarten, was jedoch keineswegs eintönig ist, denn dem Architektenteam ist es mit smart platzierten Bunker-Landschaften an den Fairways und einigen Doglegs gelungen, Golfer beinahe jeder Spielstärke bei ihren Drives vor eine Entscheidung zu stellen: Wie aggressiv soll die Bunkerkante oder das Dogleg angegangen werden? Die Strafen für ein Scheitern sind in den wenigsten Fällen fatal, dennoch aber oft schmerzhaft - ein Merkmal guten Golfplatzdesigns.

Zurück im Clubhaus erklärt Bent, dass diese schicken Bunker aber auch ein Problem darstellen: "Die Pflege ist aufwendig. Wir sind auf Freiwillige aus dem Club angewiesen, die das Greenkeeper-Team dabei unterstützen, alles in Schuss zu halten. Zum Glück folgen 70 unserer Mitglieder diesem Aufruf regelmäßig." Braucht es ein besseres Beispiel für den oft propagierten entspannten und gesünderen Umgang der Aktiven mit dem Thema Golf in Skandinavien? Man stelle sich vor, die Greenkeeper einer beliebigen deutschen Golfanlage würden Mitglieder bitten, sie bei der Arbeit zu unterstützen. Die Rückmeldung wäre spärlicher.

Doch auch bei unseren nördlichen Nachbarn ist in Sachen Golf beileibe nicht alles eine Wolke, denn zum Abschied gibt uns Bent noch mit auf den Weg: "Während der Sommerferien machen Dänen Urlaub und verlassen meist das Land. Die Golfanlagen sind daher fast wie ausgestorben, was zu einem ruinösen Greenfee-Dumping führt. Was für uns Anlagenbetreiber schwierig ist, ist ein Segen für alle Gäste, denn in den Sommermonaten könnt ihr auf vielen Anlagen in Dänemark beinahe für umsonst spielen."

Dänemark: Schauen sich manche freiwillig an: einen HafenDänemark: Schauen sich manche freiwillig an: einen Hafen
Schauen sich manche freiwillig an: einen Hafen

BACK TO THE ROOTS


Unser Trip nach Dänemark begann 24 Stunden zuvor auf der kleinen Nordseeinsel Fanø. Ein logischer Ausgangspunkt, denn als wir uns entschlossen, im Sommer 2019 ein paar Golfplatzperlen entlang der dänischen Küste zu spielen, machte ein Blick in den Golfatlas des Landes schnell deutlich, dass die Auswahl an Plätzen mit Meerblick geradezu ausufernd ist. Fanø Golf Links nimmt dabei aber eine unbestreitbare Sonderstellung ein, denn nicht nur ist dieser Golfplatz der älteste, sondern auch der einzige echte Links-Platz des Landes. Doch damit nicht genug, denn auf der Insel mitten im Wattenmeer gibt es Golfhistoriker, die die allgemeingültige Geschichtsschreibung anfechten. Dieser zufolge waren die French Open 1906 die erste offene Golfmeisterschaft, die jemals auf dem europäischen Festland ausgetragen wurde; auf Fanø indes ist man sich sicher, dass Robert Dunlop, Architekt des Platzes, an genau dieser Stelle zur Eröffnung 1901, also fünf Jahre vor dem Turnier in Frankreich, die erste Open auf dem Kontinent gewann.

Wie dem auch sei, jedem Golfer, den es heute nach Fanø verschlägt, wird bereits auf dem ersten Grün bewusst, dass sich seit der Pionierzeit zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auf diesem Golfplatz nicht viel verändert hat. Mit gerade einmal 5.100 Metern Länge verlangen diese 18 Löcher nicht nach dicken Oberarmen, sondern nach Köpfchen und Vorstellungsvermögen, denn wie der Ball auf den Fairways, die oft Waschbrettern gleichen, springen wird, wissen meist nur die Golfgötter. Wer auf perfekt manikürte Anlagen mit klaren Konturen steht, Drives gerne so hoch und so weit wie möglich in Richtung Fahne prügelt oder sich vorzugsweise auf Driving Ranges aufwärmt, die Tourniveau entsprechen, wird hier bitter enttäuscht. Reisende allerdings, die bereit sind, ihren golferischen Horizont zu erweitern und im Urlaub gerne auch mal eine Runde in einem Open-Air-Museum drehen, sollten eine Visite auf die beliebte Ferieninsel einplanen. Zwar schlägt man auf jedem Loch von einer Matte ab, Bunker gibt es keinen einzigen und der Pflegezustand lässt an vielen Ecken doch stark zu wünschen übrig, dennoch ist die Landschaft schlichtweg einzigartig.

Auf der lediglich 15 Minuten dauernden Fährfahrt zurück aufs Festland wird uns beim Einlaufen in den Hafen von Esbjerg eindrücklich vor Augen geführt, welche Multimilliarden-Euro-Industrie die Windkraft mittlerweile ist. Denn von hier aus legen die Wartungsschiffe der Offshore-Windanlagen ab und wirken selbst an der Kaimauer wie schlummernde Statisten eines Science-Fiction-Spektakels. Wie stark der Wind dort draußen auf hoher See blasen kann, haben wir in den vergangenen Stunden am eigenen Leib erlebt und diese Erfahrung mit jeder Menge verschollener Bälle bezahlen müssen.

Dänemark: Gegen die Etikette: blau und 'ne Fahne
Gegen die Etikette: blau und 'ne Fahne
 
Wohnen

Wohnen

LÜBKER GOLF RESORT
Die Appartements des Lübker Golf Resort sind das perfekte Basislager für Vierer-Flights, die hierher in die dänische Provinz kommen, um gemeinsame Tage zu erleben, die aus Golf, Golf und noch einmal Golf bestehen. Nach der Golfrunde steht ein 3.500 Quadratmeter großes Spa zur Verfügung, in dem nicht nur Golfer entspannen, sondern auch die Familie ihren Spaß haben kann. Noch mehr Action bietet das in direkter Nachbarschaft angesiedelte "Djurs Sommerland", ein Freizeitpark mit Achterbahnen und Wasserpark.
www.lubker.com

GREAT NORTHERN
15 spektakuläre Doppelzimmer, die höhlenartig in Dünen versteckt sind, stehen in Great Northern allen zur Verfügung, die ihren Aufenthalt in Dänemarks neuer Vorzeigeanlage verlängern wollen. Vor den riesigen Terrassen dieser spektakulären Unterkünfte liegen anspruchsvolle Halbinselgrüns des Golfplatzes - für Entertainment ist also gesorgt, auch wenn der Fernseher ausbleibt. Seit dieser Saison verfügt die Anlage zudem über ein Spa, das keine Wünsche offen lässt.
www.greatnorthern.dk

GROSSE NAMEN


Der Unterschied zwischen einer schrulligen Wiese wie dem Fanø Golf Links und einem Robert-Trent-Jones-Design, wie wir es an Tag drei unseres Dänemark-Abenteuers im Lübker Golf Resort vorfinden, könnte größer kaum sein. Bereits auf dem zweiten Loch unserer Runde entsteht der Eindruck, es könnte uns nach Kanada verschlagen haben, so dicht ist der Wald rechts und links des Fairways.

Nach fünf Jahren Planungs- und Bauphase eröffnete diese Anlage 2008 für eine betuchte Klientel, denn alles im Lübker Golf Resort - Golfplatz, Immobilien und Gastronomie - entsprach dem höchstmöglichen Standard. Das Timing stellte sich jedoch umgehend als äußerst problematisch heraus, denn nur wenige Wochen, nachdem hier die ersten Bälle geflogen waren, kollabierte an der Wall Street eine 158 Jahre alte Investment Bank und riss die Weltwirtschaft in einen Abwärtsstrudel. Auch in der dänischen Provinz saß das Geld in Folge der Lehman-Pleite nicht mehr ganz so locker und das Konzept einer exklusiven High-End-Anlage geriet bald ins Wanken.

Golfplätze in der Region

STENSBALLEGAARD GOLFKLUB

STENSBALLEGAARD GOLFKLUB

3x9 Löcher, je Par 36, 3.594, 3.456 & 3.324 Meter

Adresse:
Bygaden 70
DK-8700 Horsens
Tel. +45 75.6580.18
www.stensballegaardgolf.dk

Greenfee:
ab 33,50 Euro (18 Löcher)

Zwischen dem aus dem 17. Jahrhundert stammenden feudalen Landsitz der Familie Ahlefeldt-Laurvig und dem Horsens Fjord liegt ein Stück Land wie gemacht für eine erstklassige Golfanlage, das 2009 endlich seiner wirklichen Bestimmung zugeführt wurde. Damals wurden nämlich die drei Neunlochschleifen mit den Namen Brakør, Elbæk und Guldbjerg eröffnet. Von den adäquaten Teeboxen können sowohl höhere Handicaps als auch Scratch-Golfer nicht nur jede Menge Spaß haben, sondern auch eine echte sportliche Herausforderung finden und danach von der Clubhausterrasse eine sagenhafte Aussicht bei einem kühlen Carlsberg genießen.

Killerloch:
Sage und schreibe 20 Topfbunker säumen das Fairway und das Grün der ersten Bahn (Par 5) des Brakør-Platzes. Die Fairways in Stensballegaard mögen zwar breit sein, irgendwann erwischt eine dieser Fallen jedoch jeden - garantiert!
www.stensballegaardgolf.dk

FANØ GOLF LINKS

FANØ GOLF LINKS

18 Löcher, Par 70, 5.100 Meter

Adresse:
Golfvejen 5
DK-6720 Fanø
Tel. +45 76.6600.77
www.fano-golf-links.dk

Greenfee:
ca. 47 Euro (Tageskarte)

Diese knochige Wiese ist nicht nur der einzige echte Links-Platz Dänemarks, sondern auch der älteste Golfplatz des Landes. Über dem Eingangsportal des stilechten Clubhauses steht zwar die Jahreszahl 1898, doch Golf gespielt wird hier seit 1901. Viel hat sich seit diesen Pionierzeiten nicht geändert, denn die 18 Löcher von Fanø verlaufen immer noch auf einem von der Natur geschaffenen Routing durch die wilde Dünenlandschaft und stellen jeden Golfer vor Herausforderungen, die es in dieser Form nirgendwo auf dem europäischen Festland zu meistern gilt. Ein High-End-Platz ist Fanø sicherlich nicht, ein Erlebnis dafür auf jeden Fall.

Killerloch:
Spätestens auf Loch 5 dürfte jedem Golfer klar werden, dass er hier nicht auf einem "normalen" Golfplatz seinem Hobby nachgeht. Das Grün des 164 Meter langen Par 3 liegt wie in einer Suppenschüssel zwischen hohen Dünen versteckt. Hit and hope!
www.fano-golf-links.dk

LÜBKER GOLF RESORT

LÜBKER GOLF RESORT

3 x 9 Löcher, je Par 36, 2.982, 3.119 & 2.766 Meter

Adresse:
Trent Jones Allé 3
DK-8581 Nimtofte
Tel. +45 38.4080.50
www.lubker.com

Greenfee:
ca. 54 Euro (Mo.- Fr.), ca. 80 Euro (Sa. & So.)

Robert Trent Jones II schnitzte 2008 27 anspruchsvolle Spielbahnen in den Wald der dänischen Halbinsel Djursland und schuf damit eine absolute Premiumanlage keine zweieinhalb Autostunden von der deutsch-dänischen Grenze entfernt. Die Sand, Sky und Forest getauften Schleifen bieten exzessive Bunker-Landschaften, anspruchsvolle und hervorragende gepflegte Grüns und ständig wechselnde Anforderungen an das eigene Golfspiel. Der aus den Plätzen Sand und Sky zusammengesetzte 18-Loch-Platz gehört ohne Zweifel zu den besten Wiesen des Landes, während die neun Forest-Spielbahnen aufgrund ihrer geringeren Länge zum Durchatmen geeignet sind.

Killerloch:
Unmengen an Sand, dichter Wald und famose Grüns machen beinahe jede Spielbahn im Lübker Golf Resort zum potenziellen Scorekartenkiller. Bahn 5 des Sand-Loops (Par 5) ist mit ihren satten 579 Metern von den Backtees jedoch selbst für Pros ein echtes Monster.
www.lubker.com

LÜBKER GOLF RESORT

GREAT NORTHERN

18 Löcher, je Par 72, 6.775 Meter

Adresse:
Great Northern Avenue 1
DK-5300 Kerteminde
Tel. +45 33.3377.11
www.greatnorthern.dk

Greenfee:
ca. 120 Euro (Mo.- Fr.), ca. 160 Euro (Sa. & So.)

2017 wurde dieser von Jack Nicklaus entworfene High-End-Platz eröffnet, und bereits als der erste Ball geschlagen wurde, war klar, dass Dänemarks Golfszene mit dem Great Northern einen ernsthaften Anwärter auf den Titel "bester Golfplatz des Landes" geschenkt bekommen hatte. Sieben riesige Seen, kunstvoll modellierte Bunker-Landschaften sowie Grüns, deren Ondulierung jeder Beschreibung spotten, machen diesen Golfplatz zu einem einzigartigen Erlebnis. In Verbindung mit einem nahezu perfekten Pflegezustand und einem ultramodernen Clubhaus, das zu den großartigsten der Welt zählen dürfte, ist diese Anlage schon heute eine Pilgerstätte für jeden anspruchsvollen Golfer.

Killerloch:
Ins Hirn eines jeden Golfers werden sich jedoch die Bahn 15 mit ihrem einzigartigen Wasserhindernis und das Schlussloch, ein Par 5 mit einem nervenaufreibenden Inselgrün, einbrennen.
www.greatnorthern.dk

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