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Irland – Teil 2

Das keltische Südfrankreich

Von Jan Langenbein, Fotos: Getty Images, Jan Langenbein, PR

Am nächsten Morgen knallt die Sonne mit beeindruckender Kraft durch die Fenster meines Doppelzimmers mit Meerblick in "Kelly's Resort Hotel & Spa" und es scheint, als hätte der Wetterbericht, der vor Abflug nach Irland noch viel zu gut aussah, als dass man ihn hätte glauben können, tatsächlich recht behalten sollte. "Das ist nicht verwunderlich", brummt unser Busfahrer Frank, der vor dem Frühstück auf dem Parkplatz noch schnell eine Zigarette raucht, "schließlich befinden wir uns im sonnigen Südosten von Irland." Was für unsere Touristenohren vom Kontinent wie blanker Sarkasmus klingt, lässt sich tatsächlich statistisch belegen, bieten Wexford und die umliegenden Counties des Sunny Southeast im Sommer mit sieben täglichen Sonnenstunden 120 Minuten mehr Sonnenschein als der Rest der Insel. "Bei all der Arbeit auf seinem Platz hat die irische Sonne Pat Ruddy sogar Hautkrebs auf die Glatze gebrannt", führt Frank trocken aus, während er den letzten Zug inhaliert. "Der Dermatologe hat ihn weggeschnitten und nun geht es ihm wieder blendend."

Mit Lichtschutzfaktor 50 bewaffnet und Kappen auf dem Kopf stellen wir uns an diesem Tag der zweiten Runde Links-Golf unseres Abstechers an die irische Riviera im Rosslare Golf Club. Erneut stört noch nicht mal ein laues Lüftchen den Ballflug und im Gegensatz zu gestern haben auf den sichtbar weniger ondulierten Grüns die Birdie-Putts auch eine Chance zu fallen. Hier ist Golf purer Genuss und kein Überlebenskampf wie noch vor 24 Stunden. Abschläge rollen auf den staubtrockenen und brettharten Fairways auf Längen, von denen man zu Hause nur träumen kann, und die Scorekarten sind daher auch nicht blutgetränkt. Reichlich Blut - Filmblut besser gesagt - floss hier lediglich am benachbarten Curracloe Beach, an dem Steven Spielberg einst die Landung der Alliierten in der Normandie für sein Epos "Saving Private Ryan" nachstellte, für das er einen Oscar gewann.

Irland: Kein Benehmen: mit schmutzigen Schuhen auf den Teppich (r.)Irland: Kein Benehmen: mit schmutzigen Schuhen auf den Teppich (r.)
Kein Benehmen: mit schmutzigen Schuhen auf den Teppich (r.)

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Auf diesem herrschaftlichen Anwesen, das der Earl of Carrick Mitte des 18. Jahrhunderts für seine Frau Juliet errichtete und nach ihr benannte, designte Jack Nicklaus in den 90er-Jahren einen 18-Loch-Championship-Platz.
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Links-Perlen wie der knapp 100 Jahre alte Old Course des Rosslare Golf Club sind das Salz in der Suppe eines jeden Irland-Urlaubs. Diese Hidden Gems tauchen zwar in keinem Ranking der besten 100 Golfplätze der Welt auf, sind jedoch in Sachen Charme und Authentizität kaum zu überbieten. Hier werden keine Heerscharen von Bagtags sammelnden Golftouristen durch die Dünen gejagt, sondern Gäste reihen sich zwischen Locals ein, die stolz sind, ihren Platz präsentieren zu dürfen, und die ihr Wissen über die kleinen versteckten Fallen ihres Links gerne teilen. All das gibt es in Rosslare zum absoluten Schnäppchenpreis, was den Besuch in diesem Golfclub mit seinem urgemütlichen Clubhaus noch angenehmer macht.

Von den knapp mehr als 300 Golfplätzen Irlands sind rund 50 waschechte Links-Plätze. Das meiste Golf wird also auch auf der Grünen Insel auf Parkland-Plätzen gespielt, und wie vorzüglich diese zum großen Teil sind, durften wir bereits zu Beginn unserer Reise bestaunen, als wir dem pompösen Powerscourt House, durch dessen riesigen Garten sich zwei vortrefflich manikürte 18-Loch-Championship-Plätze schlängeln, einen Besuch abstatteten. Leider blieb dort nur Zeit, die sattgrünen Fairways und ihr Schachbrettmuster zu bestaunen, schließlich warteten Pat Ruddy und seine 20 Spielbahnen an der Küste auf uns. Doch ein Golf-Trip nach Irland, der sich ausschließlich auf Links-Plätzen abspielt, wäre nicht repräsentativ und so statten wir zum Abschluss unserer Rückkehr nach Irland dem Mount Juliet Estate im Herzen des County Kilkenny einen Besuch ab.

Mount Juliet? War da nicht was? Genau! Auf diesem herrschaftlichen Anwesen, das der Earl of Carrick Mitte des 18. Jahrhunderts für seine Frau Juliet errichtete und nach ihr benannte, designte Jack Nicklaus in den 90er-Jahren einen 18-Loch-Championship-Platz, der höchsten internationalen Standards genügen sollte. Bereits zum Ende des vergangenen Jahrtausends duellierten sich hier Tom Watson und Fred Couples für die TV-Kameras im Rahmen von "Shell's Wonderful World of Golf" und 2002 wurde es dann ernst, als die Elite zur WGC American Express Championship nach Irland kam und Tiger Woods den Siegerscheck einkassierte. Zwei Jahre später gewann Ernie Els die WGC in Mount Juliet und dieses Jahr finden auf diesem bildschönen Platz rund um das unglaublich poshe Luxushotel erneut die Irish Open statt.

Irland: Bitte nicht: die ganz große Koalition
Bitte nicht: die ganz große Koalition
Als unser Bus in andächtiger Schrittgeschwindigkeit vorbei am 18. Grün in Richtung Hotel schleicht, sind Platzarbeiter mit einem Radlader fieberhaft damit beschäftigt, ein Golfcart auf dem riesigen See des Schlusslochs zu ziehen.

Am nächsten Morgen liegt dieser friedlich da, als wäre nichts gewesen, und auch der Starter, der uns auf die Runde schickt, setzt ein Pokerface auf: "Ich weiß nicht, wovon ihr sprecht", grinst er und fügt, nachdem unsere Drives irgendwo in der Nähe des ersten Fairways gelandet sind, hinzu: "Das war ein Privatcart eines unsere Anwohner. Er ist wohl falsch abgebogen…" Alles klar - da trifft es sich doch gut, dass wir lieber laufen, denn so lassen sich die 18 Löcher Parkland-Himmel, die nun vor uns liegen, viel besser und intensiver erleben. Was für ein Glück, dass die Insel endlich wieder geöffnet hat!

 

Golfplätze in der Region

ROSSLARE GOLF CLUB

ROSSLARE GOLF CLUB

OLD COURSE
18 Löcher, Par 72, 6.205 Meter

Adresse
Warren Middle
Rosslare, Co. Wexford
Tel. +353 53.913.2203
www.rosslaregolf.com

Greenfee
Mo. - Fr.: 55 Euro, Sa. & So.: 70 Euro

Kein Wunder, dass auf dieser malerischen Sandbank neben schicken Ferienhäusern auch 30 Golflöcher (neben dem Old Course verfügt der Rosslare GC noch über eine Zwölflochschleife) Platz gefunden haben, ist dieser Küstenabschnitt doch der sonnigste Irlands. Der 1905 gegründete Golfclub zog 1928 hierher, nachdem das Architektenduo Fred Hawtree und J.H. Taylor einen klassischen "9 in & 9 out"-Links-Kurs in die Dünen gebaut hatten. Diese fallen nicht allzu hoch aus und auch die Grünkomplexe sind äußerst fair gehalten, was Rosslare Old zu einem Erlebnis für alle Spielstärken macht. Eines der größten Schnäppchen auf der grünen Insel ist es obendrein.

Killerloch
Loch 11 ist eine dieser Bahnen, bei denen man am Abschlag sein Leben darauf verwetten würde, einem Par 5 gegenüberzustehen, um dann beim Blick auf die Scorekarte eines Besseren belehrt zu werden. Neben der schieren Länge verdeckt obendrein noch eine Düne beim kniffligen Schlag ins Punchbowl-Grün die Sicht auf die Flagge.
www.rosslaregolf.com

THE EUROPEAN CLUB

THE EUROPEAN CLUB

18 (+2) Löcher, Par 71 (77), 6.746 (7.119) Meter

Adresse
Ardanairy
Brittas Bay, Co. Wicklow
Tel. +353 404.47415
www.theeuropeanclub.com

Greenfee
Mo. - Fr.: 230 Euro, Sa. & So.: 250 Euro, Wintersaison: 120 Euro

Pat Ruddy, seines Zeichens Erschaffer und Besitzer des European Club, empfängt die Gäste mit einem Begrüßungstext im Yardage Guide, der mit den Worten "A Primeval Golf Challenge" überschrieben ist. Übersetzt für Hobby-Golfer heißt das so viel wie: "Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren", schließlich sind diese 20 Spielbahnen (ja, 20!) das in Sachen Anspruch Knackigste, was die Grüne Insel zu bieten hat. Dennoch kommt der Spaßfaktor nie zu kurz, denn diese Wiese birgt einige wahnsinnige Designdetails wie das 115 Meter lange Grün der 12.

Killerloch
Mit satten 443 Metern ist Loch 7 von den Backtees für Normalsterbliche schlicht unspielbar. Aber auch von den "vorderen" Abschlägen wartet ein Monster von einem Par 4 auf seine Opfer, das links und rechts des Fairways von Bälle fressendem Marschland flankiert wird, in dem bereits ganze Suchtrupps verschollen sind.
www.theeuropeanclub.com

MOUNT JULIET ESTATE

MOUNT JULIET ESTATE

18 Löcher, Par 72, 6.642 Meter

Adresse
Mount Juliet Estate
Thomastown, Co. Kilkenny
Tel. +353 56.777.3000
www.mountjuliet.ie

Greenfee
Mo. Fr.: 125 Euro, Sa. & So.: 160 Euro, Wintersaison: ab 85 Euro

Dieser 1991 von Jack Nicklaus und Christy O'Connorsen fertiggestellte Championship-Platz ist Parkland-Golf vom Allerfeinsten. Inmitten eines sechs Quadratkilometer großen irischen Landsitzes, dessen Geschichte bis in das Jahr 1752 zurückreicht, hat der "Golden Bear" 18 seiner besten Lochschablonen entlang majestätischer Bäume durch ein verwunschen wirkendes Tal und über sattgrüne Wiesen gelegt. 2002 und 2004 gastierten hier die Besten der Besten im Rahmen der WGC American Express Championship und nach einer erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr kehren die Irish Open 2022 nach Mount Juliet zurück.

Killerloch
Mit seinem leichten Dogleg nach rechts einen recht steilen Hang hinunter ist das Fairway von Loch 13 alles andere als einfach zu treffen. Hier den Schlag ins Grün vom kurz gemähten Gras zu spielen ist jedoch absolut essenziell, denn das von frontalem Wasser und einer imposanten Steinmauer gesäumte Grün macht selbst erfahrenen Golfern Angst.
www.mountjuliet.ie

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