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Irland und Nordirland – Teil 2

Das Links-Golfparadies

Von Jan Langenbein, Fotos: Michael Schütze

Gedanklich sind wir allerdings schon in Ballyliffin, denn während des Jahrhundertsommers 2018 triggerten nicht nur die perfekt knusprig gebackenen Fairways von Carnoustie, während die Open Championship im Fernsehen übertragen wurde, unbändige Lust auf Links-Golf bei solch einmaligen Bedingungen. Auch der Glashedy Course des Ballyliffin Golf Club zeigte sich während der Übertragungen der Irish Open zwei Wochen vor der Open Championship in absoluter Bestform. Als wir dann endlich im nördlichsten Golfclub Irlands ankommen, ist schon auf dem ersten Grün noch spürbar, dass hier vor einigen Wochen ein Profiturnier ausgetragen wurde, denn die Puttoberfläche ist immer noch beängstigend schnell und absolut makellos. Auch dieser Platz stammt aus der Feder von Pat Ruddy, dem Erbauer des legendären European Club, und ist wie sein Artgenosse in Rosapenna ein echter Härtetest. Sandy Hills wurde in den vergangenen 15 Jahren allerdings mehrfach von verschiedenen Platzbauern spürbar entschärft, um den weit gereisten Gästen wenigstens ein bisschen Spaß zu erlauben. Ballyliffin dagegen ist immer noch echter Ruddy-Sadismus und somit eine echte Erfahrung, sofern man dazu in der Lage ist, sowohl Ego als auch die Hoffnung auf einen akzeptablen Score im Clubhaus zurückzulassen. "Freut auch auf Loch 13", gab uns Head-Pro Garreth mit auf den Weg. "Ein Bild dieser Bahn ist mein Bildschirmschoner." Als wir dort ankommen, stellt sich heraus, dass dieses Par 5 optisch tatsächlich in einer Liga mit Giselle Bündchen spielt, gleichzeitig aber genauso unnahbar ist, wie der kombinierte Score unseres Dreier-Flights von 9 über Par auf dieser einzigen Bahn beweist.

Irland und Nordirland:

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WENN SCHOTTLAND DAS HOME OF GOLF IST, DANN IST IRLAND DER VORGARTEN.
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GRENZVERKEHR
Erst als der Tankwart mit BP-Logo auf der Brust pikiert unsere Euro-Scheine ablehnt, wird uns klar, dass wir seit unserem Aufbruch im stockdunklen Ballyliffin bereits die Grenze nach Nordirland überquert haben müssen. Nun machen die erbosten Lichthupen im Rückspiegel endlich Sinn, schließlich wird hier nicht nur in Pfund bezahlt, sondern auch werden die Geschwindigkeitsbegrenzungen in Meilen angegeben.

Das unbestrittene Highlight unserer Wallfahrt zu den nördlichsten Links-Plätzen der Grünen Insel haben wir uns für das große Finale aufgespart, denn morgen haben wir eine Startzeit auf dem Dunluce Course des Royal Portrush Golf Club, Austragungsort der Open Championship 2019. Dieser Platz zählt bereits seit mehr als 70 Jahren zu den besten Links-Plätzen der Welt mit nur einem kleinen Makel: Die beiden Schlusslöcher 17 und 18 konnten den zuvor von ihren 16 Vorgängern aufgebauten Spannungsbogen nicht wirklich halten. 2014 wurde deshalb Martin Ebert damit beauftragt, den Platz mit zwei neuen Löchern in noch höhere Sphären zu katapultieren, und mit einem bildhübschen Par 5 - nun Loch 7 - und einem darauf folgenden, äußerst dramatischen Par 4 ist ihm dies auch gelungen. Seit die beiden mittelmäßigen Schlusslöcher in den Ruhestand verabschiedet wurden und der Dunluce Course auf dem ehemaligen 16. Grün sein spektakuläres Ende findet, ist der Platz ein heißer neuer Anwärter für den Titel "bester Open-Austragungsort" und absoluter Pflichtstopp für jeden ernsthaften Golfreisenden.

Irland und Nordirland: Peinlich: die Krankmeldung falsch datiertIrland und Nordirland: Peinlich: die Krankmeldung falsch datiert
Peinlich: die Krankmeldung falsch datiert
Am nächsten Morgen vor der Runde beim obligatorischen Memorabilia-Shopping im üppig ausgestatteten Pro- Shop liegt ein für diese Örtlichkeiten unüblicher Geruch in der Luft. Diese Note stellt sich als "Day & Night", das Eau de Toilette von Darren Clarke, heraus, das hier erworben werden kann, sein berühmter Namensgeber wohnt schließlich nur wenige Hundert Meter Luftlinie entfernt. Noch mehr irritiert uns allerdings, dass ein etwa 20 Jahre altes Ebenbild des Open-Siegers von 2011 uns die Greenfee-Tickets aushändigt. Es ist Darrens Sohn Tyrone, der hier im Pro-Shop seiner Arbeit nachgeht.

Einen Open-Platz wenige Monate vor der Austragung eines Major-Turniers zu spielen ist wahrlich ein erhebendes Gefühl. Auf jedem Loch drängen sich Fragen auf: "Wie weit wird Rory hier wohl seinen Drive schlagen?" oder "Wie weit kann Dustin Johnson dieses Dogleg abkürzen?" - in acht Monaten werden wir unsere Drives vergleichen können. Um das Mega-Event ausrichten zu können, wurde nicht nur ein für die Zuschauer unsichtbarer Tunnel von mehr als 70 Metern Länge für die Spieler gebaut, sondern auch Dutzende Kilometer an Fernsehkabel wurden verlegt und Freiflächen für Tribünen geschaffen. Royal Portrush ist bereit für die Open; ob die vielerorts einspurigen Zubringerstraßen es auch sind, wird sich im kommenden Juli zeigen.

Irland und Nordirland: Schön hier: Der Bodensee macht wirklich was her
Schön hier: Der Bodensee macht wirklich was her
Mit einem zwölf Jahre alten Whiskey der Hausmarke stoßen wir am Ende einer unvergesslichen Reise an der Bar des "Bushmills Inn" an und es ist deutlich zu sehen, dass sechs Runden Links-Golf in vier Tagen ihre Spuren hinterlassen haben. Um Golfcarts haben wir selbstverständlich einen weiten Bogen gemacht, denn Golfplätze dieser Güteklasse wollen erlaufen werden. Die wenig schmeichelhaften Scores sind längst verdrängt und in unseren Gehirnen durch unauslöschliche Bilder sagenhafter Dünenformationen und in der Abendsonne schimmernder Fairways ersetzt. Wenn Schottland das Home of Golf ist, dann ist Irland der Vorgarten und hier oben im Norden ist er am grünsten.

 

Golfplätze in der Region

BALLYLIFFIN GOLF CLUB

BALLYLIFFIN GOLF CLUB

Adresse:
Ballyliffin, Inishowen, Co. Donegal
Tel. +353 74.9376119
www.ballyliffingolfclub.com

OLD LINKS
18 Löcher, Par 72, 6.343 Meter

Greenfee:
140 Euro

Die Fairways dieses altehrwürdigen, knochigen Links-Platzes ähneln allesamt Waschbrettern, weshalb man sich einer guten Balllage auf diesem Platz niemals sicher sein kann. Wer hier mit Hickory-Schlägern ans Tee tritt, darf sich auf das vielleicht authentischste Links-Erlebnis Irlands freuen.

Killerloch:
Die 5 ist ein mittellanges Par 3 und wird "The Tank" genannt. Jeder Golfer in Irland sollte "den Panzer" mindestens einmal im Leben gespielt haben, darin sind sich alle in Ballyliffin einig.

GLASHEDY LINKS
18 Löcher, Par 72, 6.601 Meter

Greenfee:
160 Euro

Das moderne Links-Meisterwerk aus der Feder von Architektur-Impressario Pat Ruddy bietet den perfekten Kontrast zum spröden Old Links und jedem Golfer, der hierherkommt, sei angeraten, das Smartphone gar nicht erst in die Golftasche zu packen, sonst wird die Kamera bei all diesen gigantischen Ausblicken im Dauereinsatz sein.

Killerloch:
Mit 522 Metern ist die 13 ein knackiges Par 5, das zu allem Übel auch noch bergauf verläuft. Weht hier der Wind von vorne, sollte eigentlich "Par 6" auf der Scorekarte stehen.
www.ballyliffingolfclub.com

ROSAPENNA GOLF RESORT

ROSAPENNA GOLF RESORT

Adresse:
Sheephaven Bay, Letterkenny, Co.
Donegal
F92 PN73 Irland
Tel. +353 74.915.5301
www.rosapenna.ie

SANDY HILLS LINKS
18 Löcher, Par 72, 6.568 Meter

Greenfee:
80 Euro

Rosapenna war bereits vor der Jahrtausendwende eine Reise wert, doch seit Pat Ruddys Sandy Hills Links 2003 eröffnete, ist dieses famose Golf Resort ohne Zweifel eine der ersten Adresse Irlands. Inmitten majestätischer Dünen ist Sandy Hills selbst für Profis ein echter Härtetest und fordert besonders vom Tee absolute Präzision.

Killerloch:
Loch Nummer 5 ist der feuchte Traum eines jeden Links-Enthusiasten: Einem blinden Abschlag auf ein schwindelerregend hohes Plateau folgt ein spektakulärer Annäherungsschlag mit Postkartenaussicht.

OLD TOM MORRIS LINKS
18 Löcher, Par 70, 6.310 Meter

Greenfee:
80 Euro

1893 steckte Old Tom Morris 18 Löcher entlang der Sheephaven Bay, und obwohl dieses Layout in den vergangenen 125 Jahren einige Veränderungen erfuhr, weht einem hier ständig der Hauch der Golfgeschichte entgegen. Wer nach dem neunten Grün vorbei am Clubhaus in Richtung Back Nine marschiert, wird schnell merken, dass dieser Platz zum Besten gehört, was Irland zu bieten hat.

Killerloch:
Die Länge ist auf Loch 14, einem übersichtlichen Par 3, nicht die Problematik, das Grün allerdings gleicht einer umgedrehten Suppenschüssel - die mit einer Schrotflinte malträtiert wurde.
www.rosapenna.ie

PORTSALON GOLF CLUB

PORTSALON GOLF CLUB

Adresse:
Fanad Way, Croaghross
Fanad, Co. Donegal, Irland
Tel. +353 74.915.9459
www.portsalongolfclub.ie

Greenfee:
80 Euro

Umgeben von weltberühmten Nachbarplätzen fliegt der Portsalon Golf Club für viele Golftouristen noch weit unterhalb des Radars. Vollkommen zu Unrecht, denn dieser spektakulär an der Ballymastocker Bay gelegene Club war 1981 eines der neun Gründungsmitglieder der irischen Golfunion und bietet seither Links-Golf vom Feinsten.

Killerloch:
Loch 2, ein knapp 400 Meter langes Par 4, dürfte bei einer Wahl zum atemberaubendsten Abschlag in Irland ganz weit vorne landen. Wasser, Sandstrand und Rough gilt es zu überwinden, um das weit entfernte Fairway zu erreichen.
www.portsalongolfclub.ie

PORTSALON GOLF CLUB

ROYAL PORTRUSH GOLF CLUB

Adresse:
Dunluce Rd., Portrush BT56 8JQ
Nordirland
Tel. +44 28.7082.2311

DUNLUCE LINKS
18 Löcher, Par 72, 6.690 Meter

Greenfee:
ca. 233 Euro

Als der R & A 2014 bekanntgab, dass die Open Championship 2019 nach 67 Jahren auf dieses Harry-Colt-Design zurückkehren wird, setzten sich im Clubhaus die Verantwortlichen zusammen und beschlossen, zwei neue Löcher zu bauen, um ihren ohnehin schon grandiosen Golfplatz absolut perfekt zu machen. Mission accomplished!

Killerloch
"White Rocks" lautet der Name von Loch Nummer 5 und es bietet nicht nur einen sensationellen Drive, sondern auch ein Grün, dessen hintere Grenze von einem 25 Meter hohen Kliff markiert wird. Zu lange Annäherungsschläge landen unweigerlich im Atlantik.

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