Klatsch. Mit einer Mischung aus Wut und Unverständnis lächle ich seine Schuldzuweisungen weg. Dass ich ihn tagelang auf genau dieses Szenario hinwies, mache ich ihm nicht noch einmal deutlich. "Übrigens rosten Golfschläger recht schnell, wenn sie mit Salzwasser in Berührung kommen", gebe ich in die Runde zu bedenken und lache innerlich herzhaft bei der Vorstellung, wie heute Abend allesamt ihre Eisen in der Badewanne polieren werden. Rache ist süß!
Max, der sich die linke Reling als Sitz aussucht, ist von Kopf bis Fuß nass. Weil die kleinen Wasserberge nun im Sekundenabstand in den Kahn schwappen, kippt die Stimmung sofort ins Negative. Als hätte es ihnen niemand gesagt, meckert die versammelte Mannschaft über die unkomfortablen Gegebenheiten. Nur einer sitzt dort wie ein Fels in der Brandung: der geschundene Max. In heroischer Haltung reagiert er auf den Nässeangriff noch nicht mal mit einem Augenzwinkern. Es scheint ihm total gleichgültig zu sein, dass Pulli, Hose und Schuhe vor Feuchtigkeit triefen. Wieder einmal zeigt sich: Ein guter Golfer ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen.
»WIR WÜRDEN JEDERZEIT WIEDER DAS SCHLAUCHBOOT NEHMEN.«
Mitten im Wattenmeer, weit und breit kein Festland in Sicht, stranden wir mit unserem Boot voller Golf-Equipment. "Da möt wi op de Floot warten", analysiert Chris die Lage fachgerecht im feinsten Norddeutsch. Und während wir um 14:30 Uhr eigentlich am ersten Abschlag in Budersand aufteen sollten, blicken wir hilfesuchend in eine karge Matschlandschaft.
CHAMPAGNERLICHT
Als wir unsere Fahrt dank des steigenden Wasserpegels endlich fortsetzten können, ist das Ziel bereits gesteckt: Nicht Budersand, sondern zunächst mal der Imbiss am Strand von Hörnum ist nun der Ort unserer Begierde. Schließlich hat die Überfahrt nun etwas über drei Stunden gedauert, als das Boot endlich auf Sylt festmacht. An der Strafe für Fritz, der ein viel zu kleines Boot besorgt hat, wird zu diesem Zeitpunkt bereits gefeilt.
"Wohin wird dein nächster Abschlag gleich fliegen?", will Patrick, unser Fotograf, von Max wissen, während wir unsere Currywürste verschlingen. Mit seinem Handicap 2 ist Max schließlich der Einzige in unserer Gruppe, der eine halbwegs verlässliche Kontrolle über seinen Ball für sich beanspruchen kann. "Weit nach rechts", lautet seine Antwort und seine Stimme klingt dabei nicht nur kraftlos, sondern geradezu desillusioniert. Die letzten drei Stunden im gnadenlosen Spritzwasser der Nordsee haben die Lebensgeister aus seinem Körper gesaugt. "Ich bin steif gefroren und meine Hände fühlen sich an, als wäre ich in den Alpen einen Tag lang Ski gefahren - ohne Handschuhe."
Als wir unsere Blicke über die Szenerie am ersten Abschlag in Budersand schweifen lassen, wird uns allen schlagartig warm ums Herz. Es ist 16:15 Uhr und die Spätnachmittagssonne taucht den sich vor uns liegenden Golfplatz in das berühmte Sylter Champagnerlicht. Makellose Fairways liegen wie Teppiche in einer Mondlandschaft aus haushohen Dünen und werden von goldgelbem, sich in der leichten Brise wiegendem Dünengras flankiert. Das Allerbeste ist jedoch: Wir sind die einzigen Golfer weit und breit. Vor uns liegt eine Runde Milliardärsgolf, denn Budersand ist hier und heute ganz offensichtlich unser Privatplatz. Max greift zum Eisen 2 und puncht seinen Pro V1 das Fairway hinunter, wo er nach etwa 200 Metern landet und satte 30 Meter ausrollt. "Deshalb liebe ich Links-Golf", grinst er. Die Lebensgeister scheinen zurückgekehrt.
Beseelt von der Tatsache, heute bereits die zweite Traumgolfrunde spielen zu können, schaffen wir die 18 Löcher von Budersand in knapp drei Stunden und sind uns, nachdem der letzte Putt gefallen ist, uneinig, welcher dieser beiden super Plätze nun der Bessere ist. Hat man einen Tag Zeit, um hier oben im Norden Golf zu spielen, sollte man auf jeden Fall beide spielen. Dass dieses Vorhaben auf keinen Fall eine Mission Impossible ist, haben wir heute schließlich bewiesen.
Nimmt man von Föhr die Fähre zurück aufs Festland und fährt dann mit dem Auto über den Hindenburgdamm bis nach Budersand, dauert dies übrigens auch etwa drei Stunden. Den Waschgang im Wattenmeer hätten wir uns also auch sparen können, denn jeder Zeitvorteil wurde von Untiefen und Sandbänken zunichte gemacht. Aber wir sind GolfPunk und nicht der örtliche Kegelverein. Wir würden jederzeit wieder das Schlauchboot nehmen.
Golfplätze in der Region
Golf Club Föhr
3x9 Löcher - je Par 36 - 3.001, 3.017 & 2.877 MeterAdresse:
Grevelingstieg 6
25938 Nieblum
Tel. 04681.580455
www.golfclubfoehr.de
Old-School-Parkland, klassischer Links und zeitgenössisch naturbelassenes Design - der Golf Club Föhr bietet auf 27 Löchern nahezu alles, was die Palette des Golfplatzdesigns zu bieten hat. Trotz diesen Füllhorns an unterschiedlichen Designphilosophien wirkt die Anlage kein bisschen inhomogen. Ganz im Gegenteil: Föhr bietet von allem schlicht das Beste und sollte ein Wallfahrtsort für Architektur-Nerds werden.
Greenfee:
69 Euro (18 Löcher)
Killerloch:
Spielbahn 3 des blauen Platzes ist bei Weitem nicht das schwerste Loch dieser Anlage, dafür aber das coolste. Verschiedene Spieloptionen und bildschöne Bunker machen dieses Loch zur Wucht.
www.golfclubfoehr.de
Golfclub Budersand
18 Löcher - Par 72 - 6.020 mAdresse:
Fernsicht 1
25997 Hörnum
Tel. 04651.4492710
www.budersand.de
Greenfee:
70 bis 100 Euro (je nach Tageszeit)
Über den Golfclub Budersand wurde mit Sicherheit schon alles gesagt, weshalb es sich mittlerweile schon bis nach Garmisch-Partenkirchen rumgesprochen hat, dass hier oben auf Sylt einer der besten Golfplätze Deutschlands auf Gäste wartet. Kaum hat man den ersten Abschlag zwischen die Dünen geschlagen, stellt sich sofort Schottland-Feeling ein, wie es nur echte Links-Plätze erzeugen können.
Killerloch:
Loch 14 ist ein 391 Meter langes Par-4-Monster, das sich nicht nur leicht bergauf spielt, sondern auch entlang einer haushohen Düne verläuft, deren knietiefes Rough Bälle verschlingt wie Reiner Calmund Bratwürste.
www.budersand.de