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Okzitanien – Teil 2

Der Wonne entgegen

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Oliver Heuft

Es geht weiter nach Montpellier, wo wir nicht nur Golf gespielt haben - wir haben uns auch in die Stadt verliebt. Wer am Abend durch den Triumphbogen hindurch gen Altstadt schlendert und in das quirlige Treiben in den engen Gassen mit ihren vielen architektonischen Highlights eintaucht, spürt das pure Leben, das Savoir-vivre. Zwischen stylishen Boutiquen, Eisdielen, Bistros, Bars und Cafés verstecken sich schnuckelige Restaurants und lauschige Hinterhöfe. Montpellier ist als Städtetrip ein grandioser Geheimtipp. Für den Absacker nach der Runde empfehlen wir einen Dark'n'Stormy im "Aperture": Die Cocktail-Bar ist mehrfach ausgezeichnet und eine der besten des Planeten, mit Julien arbeitet hier auch ein prämierter Weltmeister als Bartender.

Okzitanien:
Ach ja, und vier 18-Loch-Plätze gibt es in der mit 290.000 Einwohnern siebtgrößten Stadt Frankreichs. Im Vorort Juvignac findet sich das Golf-Resort Fontcaude, in dem Clubdirektor Olivier Rentet um einen hohen Standard bemüht ist. Er begleitet uns auf den Front Nine und zeigt uns, wie man den hügeligen, abwechslungsreichen Platz zu spielen hat, der sich in ein kleines Tal vor dem Hotel erstreckt und auf dem keine Bahn der anderen gleicht. Wir genießen auch noch die Back Nine dieses anspruchsvollen Kurses und erleben dabei eine Skurrilität: Ein verzweifelter Tierheger kann ein bockiges Lama (!) an der Leine nicht zum Überqueren eines Cartwegs bewegen.

Okzitanien: Repräsentativ: Bogen ohne LampeOkzitanien: Repräsentativ: Bogen ohne Lampe
Repräsentativ: Bogen ohne Lampe
Wir sind zwar Golf-Nerds, jedoch gibt es auch außerhalb von Golfplätzen Dinge, die so schön sind, dass man sie mal gesehen haben muss. Dazu zählt die Pont du Gard 25 Kilometer außerhalb der schönen Stadt Nîmes. Dieses dreistöckige, 275 Meter lange Aquädukt aus der Antike über den Fluss Gardon ist nicht das einzige spektakuläre Bauwerk aus der Römerzeit. Mitten im Stadtzentrum steht mit dem 2.000 Jahre alten Amphitheater eine beeindruckende Arena im Stil des Kolosseums. So gut erhalten, dass dort heute noch regelmäßig Stierkämpfe oder Konzerte (u.a. Metallica, Rammstein, Sting) vor rund 13.000 Zuschauern stattfinden. Wer sich davor oder danach kulinarisch köstlich verwöhnen möchte: Nur ein kurzes Eisen entfernt ist das Bistro "Le Cheval Blanc" dafür die perfekte Adresse.

Der Golf Club de Nîmes Campagne ist die feudalste Adresse auf unserer Reise. In dem 1969 eröffneten und damit ältesten Club Okzitaniens inmitten einer sanft gewellten Landschaft eines stark bewaldeten Anwesens sind die Mitglieder definitiv in der glücklichen Lage, sich über einen misslungenen Golfschlag mehr aufregen zu dürfen als über die aktuellen Spritpreise. Ein echter Country Club mit Swimmingpool, vier Tenniscourts und einem unglaublichen Clubhaus, das dem Golfplatz im ersten Moment die Show stiehlt: ein kolossaler Nachbau des Weißen Hauses, um den herum Léonard Morandi und Donald Harradine erst viel später einen prächtigen Parkland-Platz angelegt haben. Ein klassischer Golfplatz, nicht lang, aber tricky. "Ganz so, wie ein alter Golfplatz sein muss", erklärt uns Kommunikationschefin Ghislaine Reeve. Von 1976 bis 1983 wurde hier die Open Cacharel ausgetragen, eine Weltmeisterschaft für Spieler unter 25 Jahren, in deren Siegerliste sich unter anderem Ian Woosnam, Nick Faldo, Greg Norman, José María Olazábal und Bernhard Langer eingetragen haben. Letzterer hält mit einer 65 bis heute den Platzrekord.

Okzitanien: Bühnentauglich: Mittagstisch für Narzisten
Bühnentauglich: Mittagstisch für Narzisten
Obwohl das Gesamterlebnis dieses Ambiente großartig ist, sollte man auch die zweite Golfperle in Nîmes nicht links liegen lassen. Vacquerolles heißt das gute Stück und ist der deutlich modernere, sportlichere Platz, der auch Ansprüchen für große Turniere heutigen Standards gerecht würde. Dort nutzen wir das sinnlich belebende Gefühl, das von einem wärmenden Tagesgestirn ausgeht, für unsere Abschlussrunde. 18 Träume in Grün, zum Anschauen so schön wie zum Spielen. 1990 hat Harold Baker im Nordwesten der Stadt einen grandiosen Golfplatz gebaut, der einem körperlich, technisch und strategisch alles abverlangt. Auf den Back Nine überrascht uns ein Rudel Rehe, das es sich ohne große Scheu am Rande der Fairways gut gehen lässt.

Um eine echte Golf-Destination wie beispielsweise die Costa del Sol zu sein oder zu werden, dafür ist die Golfplatzdichte an der Küste Okzitaniens zu gering. Vielleicht ist das auch ganz gut so, denn es gibt in dieser faszinierenden Region so viele andere Dinge zu sehen und zu genießen, dass es einerseits eigentlich schade wäre, dort lediglich Golf spielen zu wollen. Andererseits: Wer bei einem Trip in diese wunderschöne Gegend sein Golfbag dabeihat, kann seinen vielfältigen Erlebnissen damit jederzeit noch ein Krönchen aufsetzen.

 

Golfplätze in der Region

GOLF CLUB DE NÎMES CAMPAGNE

GOLF CLUB DE NÎMES CAMPAGNE

18 Löcher, Par 72,
4.920 bis 6.038 Meter

Adresse
1 360 Chemin du
Mas de Campagne
30900 Nîmes
Tel. +33 4 6670 1737
golfnimescampagne.com

Greenfee
75 Euro

Zwischen dem Languedoc und der Provence, den Cevennen und dem Mittelmeer liegt der älteste Golfclub der Region in unmittelbarer Nähe des Flughafens. Das pompöse Clubhaus im Stile des Weißen Hauses ist ein absoluter Blickfang. Auf diesem altehrwürdigen Parkland-Kurs atmet man den Duft der Golftradition.

Killerloch
Die Schlussbahn (Par 4, 323 Meter) hat es in sich. In Drive-Länge lauern zwei Bachläufe und die Bahn knickt nach links ab. Der Schlag ins Grün verzeiht keinen Fehler: zur Linken ein fieser Hang und ein Bunker, zur Rechten mündet der Bachlauf in einen See.
www.golfnimescampagne.com

GOLF DE CARCASSONNE

GOLF DE CARCASSONNE

18 Löcher, Par 71,
4.885 bis 5.758 Meter

Adresse
Route de Saint Hilaire
11000 Carcassonne
Tel. +33 4.6872.5730
golf-de-carcassonne.com

Greenfee
60 Euro (Januar bis März, November bis Dezember), 70 Euro (April bis Oktober)

Vor den Toren von Carcassonne, einer Märchenstadt aus einer anderen Zeit, hat die Familie Rigaudis in den 1980er-Jahren den Weinbau drangegeben und stattdessen in einem Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert ein Luxushotel inklusive Sterne-Restaurant und einen spannenden Golfplatz mit fantastischen Ausblicken auf den Weg gebracht.

Killerloch
Die 11 (Par 4) ist ein Dogleg, lang und richtig schwierig - auch wegen des auf kurz gesteckten Fahnenpositionen unspielbaren Grüns. Aber uns hat die neunte Bahn (Par 3) noch mehr geflasht: 114 Meter tief hinab auf ein handtuchgroßes Grün, vor dem ein beeindruckendes Wasserhindernis lauert und hinter dem der Platz zu Ende ist - wow!
www.golf-de-carcassonne.com

GOLF RESORT MONTPELLIER FONTCAUDE

GOLF RESORT MONTPELLIER FONTCAUDE

18 Löcher, Par 72,
4.593 bis 6.098 Meter

Adresse
38 Avenue des Hameaux
du Golf
34990 Juvignac
Tel. +33 4.6745.9010
golfhotelmontpellier.com

Greenfee
68 Euro

Im Nordwesten von Montpellier liegt die Gemeinde Juvignac. Dort gibt es ein Golfhotel mit 86 Zimmern und einem 18-Loch-Platz vor der Tür. Der abwechslungsreiche Kurs aus der Feder des Neuseeländers Chris Pittman schlängelt sich wunderbar durch die Hügellandschaft. Auch der Neunloch-Par-3-Kurs ist empfehlenswert. Und wenn der HSC Montpellier ein Heimspiel hat, lässt einen der "Roar" aus dem Luftlinie gerade mal zwei Drive-Längen entfernten Fußballstadion am Spielverlauf teilhaben.

Killerloch
Der Drive auf der 13 (Par 4, 334 Meter) muss in knapp 200 Metern Entfernung an einem Bunker zur Linken und einem hohen Baum zur Rechten wie durch ein Nadelöhr gespielt werden, um einen nicht weniger kniffligen Schlag in ein schmales, von Bäumen flankiertes Grün zu haben.
www.golfhotelmontpellier.com

GOLF RESORT MONTPELLIER FONTCAUDE

GOLF SAINT THOMAS

18 Löcher, Par 72,
4.644 bis 6.027 Meter

Adresse
Route de Bessan
34500 Béziers
Tel. +33 4.6739.0309
golfsaintthomas.com

Greenfee
69 Euro (März bis Oktober), 64 Euro (November bis Februar)

Keine 15 Kilometer vom Mittelmeer entfernt liegt die malerische Stadt Béziers (80.000 Einwohner) am Canal du Midi mit einer beeindruckenden Kathedrale und: einem Golfplatz! Uns ist weltweit kein weiterer Platz bekannt, den der Architekt Patrice Lambert erschaffen hat, außer jenem in dieser typisch mediterranen Landschaft.

Killerloch
Die 9 (Par 5) ist zwar nicht lang, dennoch auch für Longhitter nicht mit zwei Schlägen zu erreichen. Auf den letzten 100 Metern knickt die Spielbahn nach einem flankierenden Wald rechtwinklig ab. Dann geht es mächtig bergauf zu einem stark ansteigenden Grün, auf dem man nicht bergab putten möchte.
www.golfsaintthomas.com

LE CAP D'AGDE GOLF INTERNATIONAL

LE CAP D'AGDE GOLF INTERNATIONAL

18 Löcher, Par 72,
5.084 bis 6.330 Meter

Adresse
4 Avenue des Alizés
34300 Cap d'Agde
Tel. +33 4.6726.5440
golfcapdagde.com

Greenfee
70 Euro (Januar bis März, November bis Dezember), 77 Euro (April bis Oktober)

Tolle Anlage mit schönem Golfhotel direkt am Platz. Der Classic Course besteht aus den beiden flachen Neunloch-Schleifen "Azur" und "Alizés" von Ronald Fream und ist der, den es zu spielen gilt. Vor neun Jahren hat Alain Prat mit "Volcan" neun hügelige Löcher im Western- oder Desert-Style hinzugefügt, von denen man tolle Ausblicke aufs Mittelmeer hat.

Killerloch
Schon die zweite Bahn (Par 5, 502 Meter) kann einem den Zahn ziehen, erst recht bei Gegenwind. Vor allem der Schlag in das auf einem steilen Hügel gelegene Grün ist knifflig. Drum herum: nur abschüssiges Gelände und jede Menge Bäume.
www.golfcapdagde.com

GOLF DE NÎMES VACQUEROLLES

GOLF DE NÎMES VACQUEROLLES

18 Löcher, Par 72,
4.995 bis 6.185 Meter

Adresse
1075 Chemin du Golf
30900 Nîmes
Tel. +33 4.6623 3333
golf-nimes.com

Greenfee
75 Euro (März bis Nov.), 60 Euro (Dez. bis Feb.)

Das Logo des Clubs stilisiert die gerade einmal eine halbe Stunde entfernte Pont du Gard, ein beeindruckendes 2.000 Jahre altes Aquädukt, das einen Besuch genauso lohnt wie der Golfplatz. Neben dem erstklassigen Championship Course gibt es noch einen Neunloch-Pitch&Putt-Platz. Genial: Auf der Homepage gibt es die Ondulierungen und Topografien der Grüns in digitaler Form.

Killerloch
Wenn ein 316 Meter langes Par 4 (Bahn 8) den Handicap-Index 1 bekommt, weiß der Golfer, dass es um Präzision und nicht um Länge geht. Das schmale Dogleg wird von hohen Bäume flankiert und hält alle Möglichkeiten für ein Desaster auf der Scorekarte parat.
www.golf-nimes.com

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