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Saarland

Drei-Putts und Kalorienbomben

Von Rudi Schaarschmidt, Fotos: Alexander M. Groß, GolfPark Weiherhof, Lukas Hueneke, Frank Reichert, PR

Im Südwesten der Republik schlummert, solange Jan Böhmermann keine Inzestwitze reißt, ein medial oftmals unbeachtetes Bundesland beschaulich vor sich hin. Wir sind trotzdem hingefahren und mussten lernen, dass auch die Speisekarte das Signature Hole einer Golfanlage sein kann.

Wenn man auf Reisen die Sprache der Menschen nicht versteht, überkommen einen automatisch Urlaubsgefühle. In Corona-Zeiten ein beinahe schon verloren gegangenes Empfinden. Wir stehen im Golfpark Weiherhof im schönen Saarland am ersten Tee und schauen zwei Mitgliedern im Seniorenalter zu, die noch vor uns abschlagen. "Ei, lohinnerimmischter", raunt der gemütlich rund Aussehende seinem groß gewachsenen, kräftigen Spielpartner nach dessen Abschlag zu. Aha. Auf Nachfrage werde ich aufgeklärt. Das war Moselfränkisch, einer der zahlreichen Dialekte, die im Saarland gesprochen werden, und bedeutet: "Irgendwo da hinten muss er reingegangen sein." Das "Ei" wird häufig vorangestellt, wobei eine Übersetzung nicht möglich ist. Als beide davontrotten, stichelt der Beleibte noch (ins Hochdeutsche bereinigt): "Da hast du ja früher den Hammer weiter geworfen." Was nicht stimmt, denn der Baum, in den der Ball gekracht ist, steht in ungefähr 170 Metern Entfernung auf halbem Wege zum Grün im Knick dieses tückischen Doglegs. Der Adressat der Frotzelei war Clubmitglied Edwin Klein. Der mittlerweile 72-Jährige war zweimal deutscher Meister im Hammerwerfen und 1972 Olympiateilnehmer in München sowie vier Jahre später in Montreal.

Saarland: Dumm gelaufen, Werner: Das Schiff über den Berg zu schleppen war gar nicht notwendig
Dumm gelaufen, Werner: Das Schiff über den Berg zu schleppen war gar nicht notwendig

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Man kann an der Volkshochschule Saarbrücken tatsächlich das Fach Golf belegen und wird dort in Theorie und Praxis zur Platzreife geführt.
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Es gab einiges, was uns bei den Recherchen zum Saarland überrascht hat, und weil Lesen bekanntlich bilden soll, gibt's jetzt die besten Perlen davon: Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte das Saarland erst zur französischen Besatzungszone und wurde 1947 mit einer eigenen Verfassung zum autonomen Staatsgebilde. Bei den Olympischen Sommerspielen 1952 in Helsinki und der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1954 nahm das Saarland mit einer eigenen Mannschaft teil. Man stelle sich vor, die Bundesrepublik Deutschland hätte die beiden Qualifikationsspiele gegen das Saarland nicht gewonnen - das "Wunder von Bern" hätte es nie gegeben! Erst seit 1957 gehört das Saarland nach einer Volksabstimmung wieder offiziell zur Bundesrepublik Deutschland. Zwei weitere Jahre vergingen, bevor der Franc durch die D-Mark als Zahlungsmittel abgelöst wurde. Wer weiß denn so was? Oder dass die Lottozahlen in einem Studio in Saarbrücken gezogen werden? Und: Mit der höchsten Auto-pro-Kopf- und Eigenheimdichte hält das Saarland weitere Landesrekorde, obwohl der Strukturwandel deutlich spürbar ist. 2012 wurde mit dem Bergwerk Saar der letzte Kohleförderbetrieb stillgelegt. Die Türme und Hochöfen sind nur noch Relikte aus der ehemaligen Blütezeit des Bergbaus und der Stahlindustrie.

MAHLZEIT!

An Horst Wintrich, dem Clubpatron im Golfpark Weiherhof, der als Unternehmer in der Verpackungsindustrie den einen oder anderen Euro erwirtschaftet und die komplette Anlage vor langer Zeit erworben hat, ist das spurlos vorübergegangen. Seine 81 Jahre sieht man ihm nicht an und er kümmert sich vor Ort noch selbst um alles. Mit Thomas Himmel hat er einen namhaften Architekten engagiert, der den Platz auf dem für Golf bestens geeigneten sandigen Boden sukzessive auf einen großartigen Standard gehoben hat. Vor allem die Grüns und ihre unmittelbare Umgebung zeugen davon, dass hier jemand am Werk war, der weiß, worum es bei diesem Sport geht. Kleine Warnung an alle Kurzatmigen: Der C-Kurs erweist sich als veritable Bergziege. Und wer will, kann die Tatsache, dass vor allem der A-Kurs recht kurz ist, von den weißen Tees einigermaßen ausgleichen.

Saarland: Weithin sichtbar: Reggae-Festival auf dem LandSaarland: Weithin sichtbar: Reggae-Festival auf dem Land
Weithin sichtbar: Reggae-Festival auf dem Land
Nach unserer Runde bittet uns der Präsident zum Essen auf die Clubterrasse und wir werden mit der obersten Philosophie des Saarlands vertraut gemacht: "Hauptsach gudd gess!" Denn obwohl das Saarland - abgesehen von den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin - das flächenmäßig kleinste Bundesland ist, hat es die bundesweit größte Dichte an Sterne-Restaurants. Und gleich zwei Drei-Sterne-Läden gibt es in Deutschland ansonsten nur noch in Bayern, das 27-mal so groß ist! Durch die Nähe zu Frankreich und durch dessen kulinarische Einflüsse kann man im Südwesten unserer Republik bedenkenlos in nahezu jedes Restaurant gehen, da sich der Saarländer mit durchschnittlicher Küche nicht zufriedengibt.

Nach diesem gelungenen Auftakt geht es weiter auf unserer Tour durch das Saarland, in dem mit knapp einer Million Einwohnern weniger Menschen wohnen als beispielsweise in Köln. Von dort und anderen Ballungsgebieten bin ich es gewohnt, dass jedes Kaff seine eigene Autobahnausfahrt hat - nicht so im Saarland, wo die automobile Fortbewegung fast ausschließlich über Landstraßen und somit auch durch Städtchen und Dörfer führt. Ist schön, weil 40 Prozent der gesamten Fläche von Wald bedeckt ist, dauert halt nur etwas länger. Wir spielen einen herrlichen Sundowner im altehrwürdigen Golfclub Saarbrücken, auf dem seit 1975 auf 18 Löchern gegolft wird. 1985 hatte Bernhard Langer kurz nach seinem ersten Masters-Triumph zum 25-jährigen Vereinsjubiläum seine Aufwartung gemacht. Der Herrennachmittag mit über 60 Teilnehmern ist gerade beendet und die Mitglieder stehen nach ihrer Runde mit einem Bierchen in der Hand beim großen Grill zusammen, tauschen Golferlatein aus und freuen sich auf das bevorstehende Pokalhalbfinale ihres 1. FC Saarbrücken gegen Bayer Leverkusen. Die großen Fußballzeiten in der Landeshauptstadt sind lange vorbei. Der ehemalige Bundesligaclub ist gerade erst von der vierten in die dritte Liga zurückgekehrt. Der Platz bietet vor allem auf den hügeligeren Front Nine einige außergewöhnlichen Bahnen, auf denen man die Landepunkte des Balls kennen sollte, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Da wir den Platz zum ersten Mal spielen, trösten wir uns mit den herrlichen Panoramablicken auf das Saartal, den Hunsrück und bis nach Lothringen hinein. Eine halbe Stunde entfernt liegt der Aussichtspunkt Cloef bei Orscholz, von dem aus man den besten Blick auf die Saarschleife hat, das Wahrzeichen des Saarlands.

Saarland:
 
Wohnen Angel's - das Hotel am Golfpark

Wohnen Angel's - das Hotel am Golfpark

Das moderne Hotelgebäude (Baujahr 2008) mit viel Glas und Holz in idyllischer Lage am Ortsrand von St. Wendel ist das ideale Basislager für einen Golftrip ins Saarland. Der Blick von der Terrasse oder den Balkonen der 46 klimatisierten Zimmer auf den Golfplatz ist großartig. Parken, WLAN und Frühstück sind für Gäste kostenlos. Ein offener Kamin, eine gut sortierte Bar und eine Lounge (Sky-Sport-TV), Sauna- und Wellnessbereich sowie Zimmerservice runden das Top-Angebot des Viersternehauses ab. Achtung Fettnapf: Die familiengeführte Unterkunft wird nicht wie der englische Engel ausgesprochen, sondern wie das Fischfanggerät.
www.angels-dashotel.de

Golfplätze in der Region

Golfpark Weiherhof

Golfpark Weiherhof

27 Löcher:
A-Kurs Par 35, 2.527 Meter
B-Kurs Par 36, 2.892 Meter
C-Kurs Par 36, 3.083 Meter

Adresse:
In den Weihern 21
66687 Wadern-Nunkirchen
Tel. +49 6874.186980
www.golfpark-weiherhof.com

Greenfee:
50 Euro (Mo.-Fr.),
60 Euro (Sa., So. & Feiertag)

Tolle Golfanlage, die seit ihrer Eröffnung als Neunlochanlage 1989 sukzessive vergrößert wurde: 2011 auf 18 Löcher, seit 2019 gibt es eine dritte Neunlochschleife in hügeligem Gelände. Die nagelneuen, schicken Apartments direkt am Golfplatz machen die Anlage auch für größere Golfgruppen sowie Wander- und Radtouristen extrem attraktiv.

Killerloch:
Laut Scorekarte sollte Bahn A2 das schwierigste Loch des Platzes sein - nicht wirklich. C8 mit seiner komplett humorlosen Drive-Landzone machte uns viel mehr Schwierigkeiten.

GolfClub Katharinenhof

GolfClub Katharinenhof

18 Löcher, Par 71, 4.641-5.600 Meter

Adresse:
Katharinenhof 1
66453 Gersheim-Rubenheim
Tel. +49 6843.8797
www.golfclub-katharinenhof.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.-Fr.),
80 Euro (Sa., So. & Feiertage)

Ein unprätentiöser Platz, von dessen Bahnen sich einem zwischen Wiesen und Wäldern immer wieder wunderbare Ausblicke bis nach Frankeich eröffnen. Nicht lang, nicht eng: Longhitter können den Platz an einem guten Tag durchaus auseinandernehmen - vorausgesetzt, sie beherrschen Schräglagen.

Killerloch:
Ohne Platzkenntnis ist Bahn 5, ein kurzes Par 5, ein echter Test, bei dem ein Baum mittig vor dem Visier den Drive stört und rechts oder links vorbeizwingt, wo aber jeweils Ausgrenzen drohen.

Golfclub Saarbrücken

Golfclub Saarbrücken

18 Löcher, Par 72, 5.971 Meter

Adresse:
Oberlimberger Weg
66798 Wallerfangen
Tel. +49 6837.444800
www.golfclub-saarbruecken.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.-Fr.),
70 Euro (Sa., So. & Feiertag)

Im nächsten Jahr feiert der älteste Club des Saarlands 60-jähriges Jubiläum. Auf einem Plateau über dem Saargau hat Donald Harradine einen altehrwürdigen Parkland-Kurs geschaffen. Die ersten neun sind enger und verlangen mehr Präzision. Vielleicht kommen einem deshalb die Back Nine deutlich länger vor, obwohl sie auf den Meter genau gleich lang sind.

Killerloch:
Weniger ein spezielles Loch stellt die größte der vielen Herausforderungen dar, vielmehr fordert das Finish über die letzten vier Löcher insgesamt noch mal alle Konzentration und Kräfte.

Golfclub Saarbrücken

Golfclub Homburg

18 Löcher, Par 72, 4.874-5.863 Meter

Adresse:
Römerstraße 94, Websweiler Hof
66424 Homburg/Saar
Tel. +49 6841.777760
www.golfsaar.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.-Fr.),
70 Euro (Sa., So. & Feiertage)

Welcher andere Club kann von sich behaupten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar zu sein? Der Golfplatz hat eine eigene Bushaltestelle. Und jeder, der gerne einen guten Score spielen möchte, ist hier richtig - zumindest bei Windstille. Auch der Sechsloch-Kurzplatz für Anfänger (Pay & Play) sowie die angeschlossene 18-Loch-Fußballgolf-Anlage mit Bahnen zwischen 34 und 172 Metern (Par 72) erfreuen sich großer Beliebtheit.

Killerloch:
Loch 4 ist ein 524 Meter langes Par 5, dessen doppeltes Dogleg der Bahn die Gestalt eines Seepferdchens verleiht. Longhitter werden beim zweiten Schlag in ein von Bäumen und Bunkern verteidigtes Grün zur Tiger Line verleitet, was in etwa so aussichtsreich ist wie die Meisterschaftsambitionen des FC Schalke 04.

Golfclub St. Wendel

Golfclub St. Wendel

27 Löcher, Par 72, 5.022-6.265 Meter

Adresse:
Golfparkallee 1
66606 St. Wendel
Tel. +49 6851.979800
www.golf-absolute.de

Greenfee:
60 Euro (Mo.-Fr.),
80 Euro (Sa., So. & Feiertag)

Ein Golf-Resort, das alles bietet, was man sich wünscht: 27 großartige Golfbahnen, tolle Trainingsmöglichkeiten inklusive eines top gepflegten Kurzplatzes und ein modernes Hotel direkt am Platz mit wunderschöner Terrasse, einer guten Küche und einer langen und gut bestückten Bar.

Killerloch:
Die 9 ist ein 518 Meter langes Par 5 und bietet ausnahmslos Herausforderungen: Der Abschlag aus einer schräg zur Spielbahn angelegten Waldlichtung heraus ist schon knifflig und vor dem Grün liegt dann auch noch ein Bälle fressender See.

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