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Spanien

Das Arizona Europas

Von Rudi Schaarschmidt

Im Südosten Spaniens ist während der Finanzkrise ein ambitioniertes Projekt grandios gescheitert. Geblieben sind jede Menge Bärenspuren, die sich zu einem famosen Spielplatz für Golfer summieren.

Wir sind auf der Jagd nach dem "Goldenen Bären" beziehungsweise auf dessen Spuren in Form von Golfplätzen. Denn: Es war einmal eine Golf-Investment-Firma - nennen wir sie Polaris World -, die hatte Anfang dieses Jahrhunderts die ehrgeizige Idee, südlich von Murcia neun Golfanlagen mit dem Gütesiegel der Jack Nicklaus Design Company samt den dazugehörigen Resorts zu bauen. Das Flaggschiff davon sollte stolzer Gastgeber eines European-Tour-Events werden. Die Rede war vom Arizona Europas, das in dieser recht kargen und vom Tourismus bis dahin nicht unbedingt überrannten Gegend entstehen sollte. Die Geschichte beginnt zwar wie ein Märchen, hat jedoch kein Happy End. Die Finanzkrise führte zum Bankrott. "Así es la vida", sagt Chris Ahern, selbst PGA Professional und für uns so etwas wie der Organisator vor Ort. "So ist das Leben."

Bis zum Konkurs waren bereits sechs Golf-Resorts fertiggestellt worden, die dann in den Besitz dreier Bankinstitute übergingen. So besteht der Jack-Nicklaus- Trail südlich der siebtgrößten Stadt Spaniens heute aus jenen sechs Plätzen im Umkreis von 25 Kilometern. Die Costa Calida (übersetzt: warme Küste) zählt zu den trockensten und wärmsten Regionen Europas. Die Sommer sind extrem heiß und die Winter mild. Selbst der Dezember und Januar bieten mit durchschnittlich 11 Grad angenehme Bedingungen und eine größere Wettersicherheit als in den südlicher gelegenen Regionen. Mit anderen Worten: Die Region Murcia ist ein echtes Golf-Eldorado. Denn neben den sechs Nicklaus-Kursen gibt es noch knapp 20 weitere 18-Loch-Plätze in unmittelbarer Umgebung. Doch auch hier gilt Darwins Gesetz der natürlichen Auslese: Mit La Peraleja (Seve Ballesteros), Corvera (José María Olazábal), Tres Molinos (Greg Norman) und Mosa Trajectum (Connelly & Hoogcarspel) mussten in jüngster Vergangenheit einige ebenfalls von renommierten Namen erbaute Golfanlagen dieser Region ihren Betrieb einstellen.

Jack Nicklaus ist der erfolgreichste Golfer dieses Planeten und hat auch als Golfplatzarchitekt längst seinen Platz in der ersten Liga inne, wenngleich dort einige andere Namen um den Titel streiten. Und der Chef ist auch nicht für jeden Kurs persönlich verantwortlich, dem das Etikett der Jack Nicklaus Design Company anhaftet. Grundsätzlich gilt: Je mehr Nicklaus persönlich in ein Projekt involviert ist, desto teurer wird die Chose für den Betreiber. Plätze, die von der Planung bis zur Umsetzung in Jacks höchsteigener Hand liegen, tragen am Ende das Gütesiegel "Signature Course". Es gibt auch Projekte, bei denen er beratend zur Seite steht, die Umsetzung aber von angestellten Architekten übernommen wird. Und es gibt Plätze, die nur von jenen Mitarbeitern entworfen und gebaut werden. Alle segeln sie unter der Nicklaus-Design-Flagge. "Kennst du einen, kennst du alle", gilt somit keineswegs für die sechs Kurse des Trails, wenngleich sie naturgemäß ähnliche Design- Elemente aufweisen.

Spanien: Netter Vorgarten: Schöner Wohnen auf SpanischSpanien: Netter Vorgarten: Schöner Wohnen auf Spanisch
Netter Vorgarten: Schöner Wohnen auf Spanisch

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DIE COSTA CALIDA ZÄHLT ZU DEN TROCKENSTEN UND WÄRMSTEN REGIONEN EUROPAS. DIE SOMMER SIND EXTREM HEISS UND DIE WINTER MILD.
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HOCH KONZENTRIERT


Wir sprechen von einer weltweit einzigartigen Konzentration an Plätzen, die von der Jack Nicklaus Design Company gebaut wurden. Zum Vergleich: In Deutschland (Gut Lärchenhof), Österreich (Gut Altentann), der Schweiz (Crans-sur-Sierre), in Italien (Le Robinie und Arzaga Golf) und Frankreich (Paris International) gibt es zusammengezählt ebenfalls sechs Plätze des "Golden Bear". Mittlerweile haben zwei Golf- Managementfirmen den Banken das halbe Dutzend wieder abgekauft. UGolf Enterprises besitzt Mar Menor und Saurines, GNK Golf die restlichen vier Kurse. Ein Splitting, das weder dem Trail als Ganzem noch dessen Vermarktung guttut. Bislang aber noch ohne negative Folgen, denn insgesamt 190.000 Greenfees im vergangenen Jahr lassen die Betreiber frohlocken.

Typisch für jede der Anlagen ist, dass sie die Herzstücke ihres jeweils eigenen Resorts sind. In diesen eigenen umzäunten Universen mit einer Infrastruktur, die ein Verlassen dieser Welt theoretisch unnötig macht, genießen viele Briten, Skandinavier oder auch Deutsche ihren Ruhestand oder haben ihren Zweitwohnsitz. Gemeinsam ist diesen gepflegten Siedlungen, dass immer noch so manche der deutlich zu viel gebauten Immobilien leer stehen. Ein gefundenes Fressen für Schnäppchenjäger, die für ein 60 bis 80 Quadratmeter großes, modernes Apartment selten mehr als 70.000 Euro hinblättern müssen. Vielleicht ändert sich das bald, denn Spanien hat sein Äquivalent zum deutschen BER-Fiasko zu einem guten Ende gebracht. Bislang muss aus Deutschland noch das eine Autostunde entfernte Alicante an der Costa Brava angeflogen werden, wo die Ankömmlinge (Jungs wie Mädels, Rechts- wie Linkshänder) direkt im Flughafen- Terminal Bags mit den neuesten Schlägern für 70 Euro pro Woche mieten können. In Zukunft soll der mit nur sechs Jahren Verspätung vor wenigen Wochen eröffnete Flughafen Murcia-Corvera (RMU) zu einem neuen Drehkreuz des Landes mit jährlich vier Millionen Passagieren werden.

Spanien:
Wir haben an drei Tagen alle sechs Plätze gespielt, überall unseren Spaß gehabt und unser eigenes Ranking erstellt. Deutlich auf dem letzten Platz: Mar Menor. Wegen der hochklassigen Unterkünfte rund um den Golfplatz paradoxerweise mit 45.000 Greenfees im Jahr stets rammelvoll und somit die Cashcow des Sextetts. Weil in spanischen Urlaubsdestinationen nur höchst selten nach einem Clubausweis, geschweige denn nach einem Handicap gefragt wird, tummeln sich Krethi und Plethi mit einem Durchschnittsalter jenseits der 60 und einem gefühlten Durchschnitts-Handicap nahe der Platzreife auf den verstopften Spielbahnen, die auch in puncto Pflegezustand unsere Bewertung bestätigen. Nicht selten sorgen hohe Fangnetze entlang der Bahnen dafür, dass Krethi vom Platz aus nicht Plethi auf der Terrasse seines Bungalows erschießt, was zwar gut für Plethi, für den optischen Eindruck allerdings schlecht ist. Der ist am schönsten auf "Amen Corner", den Bahnen 13 bis 15. Von Apartmenthäusern wie ein Amphitheater eingerahmt, umrunden diese Bahnen einen großen See, der massenhaft Lake Balls produziert. Angesichts der überschaubaren spielerischen Qualität der Golfspieler wäre es auch interessant zu erfahren, wie viele Dramen sich seit der Eröffnung 2009 hinter dem 18. Grün abgespielt haben. Das letzte Grün wird nämlich von einem kniehohen Mäuerchen begrenzt, hinter dem direkt der große Swimmingpool des angrenzenden Luxushotels glänzt und in den sich garantiert schon so manch missglückter Annäherungsschlag verirrt hat.

Ebenso beliebt beim betagteren und sportlich nicht ganz so ambitionierten Golfpublikum ist La Torre. Der kürzeste Spross der Nicklaus-Design-Familie ist ebenso problemlos zu Fuß zu bewältigen, aber schon deutlich lohnenswerter. Highlight ist das neunte Loch. Ein Par 3 über 145 Meter (180 Meter von Weiß, 131 Meter für Damen), die es carry über einen See auf ein zwar breites, aber nicht besonders tiefes Grün zu schlagen gilt. Der Nervenkitzel beginnt jedoch erst so richtig, wenn man den Abschlag einen Tick zu weit in den Bunker geschlagen hat und daraus zurück Richtung Fahne schlagen muss, jetzt mit dem Gewässer direkt dahinter.

Spanien: Suchbild: Finde die 10.000 Bälle auf diesem Foto
Suchbild: Finde die 10.000 Bälle auf diesem Foto

VON HIER AN AUFWÄRTS


Von nun an sind wir in den Sphären echter Spitzenplätze angekommen, deren Pflegezustand und Layout für uneingeschränkte Spielfreude sorgen. Für Handicaps jenseits der 30 möchte ich für das Wort "uneingeschränkt" keine Verantwortung übernehmen. Der gemeine deutsche Clubgolfer muss seine mentale Herangehensweise auf diesen Kursen anpassen. Wer glaubt, auf dem Trail dieselben Scores wie zu Hause auf die Scorekarte bringen zu können, der irrt gewaltig. Diese Plätze sind weitaus kniffliger. Es gilt, sich an Bermudagras zu gewöhnen, was auf den Fairways zwar keinen großen Unterschied ausmacht, beim kurzen Spiel rund ums Grün allerdings schon. Vor allem wenn man gegen den Grain chippen muss. Bentgras (Agrostis) oder Paspalum beherrschen die Grüns, die deutlich schneller und ondulierter sind als hierzulande üblich und gnadenloser verteidigt werden.

 
WOHNEN

WOHNEN

Angesichts der hohen Golfplatzdichte überrascht der Mangel an entsprechenden Hotels. Lediglich zwei der Resorts bieten mit dem "InterContinental Mar Menor Golf Resort & Spa" und den dazugehörigen Apartments "The Residences at Mar Menor" sowie dem "Double-Tree by Hilton La Torre Golf & Spa Resort" Luxusunterkünfte direkt am Golfplatz an. Ansonsten ist das Hotelangebot in Golfplatznähe eher mau. Allerdings kann man in allen Resorts auch Ferienwohnungen mieten.

Golfplätze in der Region

EL VALLE GOLF

EL VALLE GOLF

18 Löcher, Par 71, 4.466 bis 6.355 Meter

Adresse:
Autovia Murcia - San Javier km. 4
E-30155 Baños y Mendigo, Murcia, Spanien
Tel. +34 968.033.002
www.gnkgolf.com

Greenfee:
Februar bis Mai, Oktober, November: 74 Euro,
Dezember, Januar, Juni bis September: 64 Euro

Optisch der malerischste Platz des Trails mit einigen alleinstehenden Felsformationen. Nur im letzten Drittel kommt Wasser ins Spiel. Von den weißen Tees über 700 Meter länger und ein echtes Brett. Einer der beliebtesten Kurse des Trails.

Killerloch:
Auf der 13. Bahn (331 Meter, Par 4) muss der Abschlag platziert werden. Links oder zu lang bedeutet Wasser. Rechts lauert ein langer Bunker. Der Schlag ins schmale Grün bietet auch keinen Raum für Fehler - Bunker und Wasser lauern auf Fehlschläge.
www.gnkgolf.com

HACIENDA RIQUELME GOLF

HACIENDA RIQUELME GOLF

18 Löcher, Par 72, 5.084 bis 6.356 Meter

Adresse:
Carretera MU-301, km 15
E-30590 Sucina, Murcia, Spanien
Tel. +34 968.038.051
www.gnkgolf.com

Greenfee:
Februar bis Mai, Oktober, November: 74 Euro,
Dezember, Januar, Juni bis September: 64 Euro

Ein guter Resort-Platz in gutem Zustand mit vielen bis zu drei Meter tiefen Fairway- und Grünbunkern, großen Seen und Olivenbäumen. Die breiten Fairways täuschen oft über die kniffligen Landezonen hinweg. Die Grüns sind gnadenlos verteidigt. Auch wenn sich die Back Nine etwas leichter spielen als die Front Nine - die härteste Nuss des Trails.

Killerloch:
Die dritte Bahn (Par 4) ist zwar nur 336 Meter lang, spielt sich bergauf allerdings deutlich länger. Wer beim Driven von den Fairway-Bunkern verschont bleibt, hat mit dem Anspielen des kleinen, von monströsen Bunkern verteidigten Grün mit einer teuflischen False Front eine der härtesten Aufgaben vor sich, die der Golfsport parat halten kann.
www.gnkgolf.com

LA TORRE GOLF

LA TORRE GOLF

18 Löcher, Par 68, 3.884 - 5.403 Meter

Adresse:
C/ Atún Nº 6, Autovía Murcia - San Javier,
Salida 10
E-30709 Torre Pacheco, Spanien
Tel. +34 968.032.378
www.gnkgolf.com

Greenfee:
Februar bis Mai, Oktober, November 74 Euro,
Dezember, Januar, Juni bis September: 64 Euro

Der zweitälteste der sechs Kurse. Par 68 (auf Front Nine und Back Nine gibt es jeweils drei Par 3 und ein Par 5) klingt gemütlich, jedoch kommen drei Seen an sieben Löchern ins Spiel und auch 550.000 Quadratmeter Bunker sprechen eine deutliche Sprache.

Killerloch:
Die zweite Bahn ist mit 383 Metern (von den Herren-Tees) das längste Par 4 des Platzes. Ein Dogleg nach rechts, bei dem auch noch das Fairway von links nach rechts fällt, wo ein großer Fairway-Bunker verschmitzt lächelnd wartet. Auch das Grün wird von ausreichend Sand verteidigt.
www.gnkgolf.com

LA TORRE GOLF

MAR MENOR GOLF RESORT

18 Löcher, Par 72, 5.101-6.153 Meter

Adresse:
Finca Las Conquetas, Ctr. Pozo Aledo
E-30700 Torre Pacheco, Murcia, Spanien
Tel. +34 968.041.765
www.ugolfiberia.eu

Greenfee:
Vor Ort: 95 Euro (Hochsaison),
90 Euro (Nebensaison), online: 57 Euro

Die älteste (2005) der sechs Anlagen ist in puncto Design und Zustand definitiv die schwächste Wiese des Trails, paradoxerweise aber - wohl wegen des Hotels - die meistfrequentierte. Die ersten neun Löcher stammen aus der Feder von Dave Thomas, ehe der Platz von Jack Nicklaus Design auf 18 Löcher erweitert und 2009 eröffnet wurde.

Killerloch:
416 Meter stellen für ein Par 4 auch für gute Golfer eine amtliche Länge dar. In Kombination mit einem strategisch platzierten Wasserhindernis ist die dritte Spielbahn deshalb ein echter Härtetest.
www.ugolfiberia.eu

SAURINES DE LA TORRE GOLF

SAURINES DE LA TORRE GOLF

18 Löcher, Par 72, 4.914- 6.473 Meter

Adresse:
Ctra. Roldán - Balsicas
E-30709 Torre Pacheco, Murcia, Spanien
Tel. +34 638.612.797
www.ugolfiberia.eu

Greenfee:
Vor Ort: 95 Euro (Hochsaison),
90 Euro (Nebensaison), online: 57 Euro

In Stil, Charakter und Optik unterscheidet sich dieser Platz deutlich von den anderen und dürfte einzigartig in Europa sein. Keine Fairway-Bunker, dafür gigantische, sandige Brachflächen mit kleinen Büschen. Der unterschätzteste Platz dieses Sextetts, den man auf jedem Fall spielen sollte.

Killerloch:
An fünf Bahnen kommt Wasser ins Spiel. Die längste Wasserkante kommt an der 15 ins Spiel, nämlich entlang des kompletten, 382 Meter langen, nicht besonders breiten Fairways. Auch die Fahne ist auf dem diagonal angelegten Grün übers Wasser anzuspielen.
www.ugolfiberia.eu

ALHAMA SIGNATURE GOLF

ALHAMA SIGNATURE GOLF

18 Löcher, Par 72, 5.034 bis 6.884 Meter

Adresse:
Condado de Alhama Golf Resort
E-30849 Alhama, Murcia, Spanien
Tel. +34 968.328.008
www.gnkgolf.com

Greenfee:
Februar bis Mai, Oktober, November: 74 Euro,
Dezember, Januar, Juni bis September: 64 Euro

Der Platz hält, was man sich von einem Signature-Course verspricht. Man spürt, dass hier für die Tour geplant wurde. Dafür liegt er deutlich ab vom Schuss in einem überdimensional geplanten Resort, dem irgendwann der Stecker gezogen wurde. Dadurch trüben die hemdsärmeligen Rahmenbedingungen den Gesamteindruck sehr.

Killerloch:
Es gibt keine einfache Bahn, dafür viele richtig knifflige und drei teuflisch schwierige. Das Par 5 der Neun mit dem Grünanspiel über Wasser, das Par 3 der Elf (160 Meter carry über Wasser) und das Par 5 der 16 (501 Meter) bieten unzählige Möglichkeiten, sich den Score zu versauen.
www.gnkgolf.com

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